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Ausgabe:

1942

Spalte:

265-266

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Hoffmann, Joachim

Titel/Untertitel:

Die spätheidnische Kultur des Memellandes 1942

Rezensent:

Harmjanz, Heinrich

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Seite 1

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gie der gänzlich undatierten älteren indischen Literatur
s o, wie sie heute vorliegt, durchaus zurecht besteht.

Von dem Oedanken einer stufenweisen Entwicklung
geht das vorliegende übersichtlich disponierte Buch v. Gla-
senapp's aus. Wie er in seinem Vorwort (S. 3) bemerkt,
hätten Jacobi und Oldenberg „die wichtige Erkenntnis,
daß die altindischen Philosophen Eigenschaften, Vorgänge
und Beziehungen ursprünglich als Substanzen auffaßten
, nicht für die Erklärung der buddhistischen ,dhar-
mas' verwendet." Unter diesen ,dharmas' hat man nämlich
die Gesamtheit der Elemente oder besser Phänomene
zu verstehen, in die die buddhistische Metaphysik
das Einzelwesen samt seiner Umwelt auflöst. Demgegenüber
glaubt nun v. ülasenapp auch im vedischen
Schrifttum „bereits Vorstufen der buddhistischen Lehre
von den Daseinsfaktoren" zu finden, also aufzeigen zu
können, wie sich „die allmähliche Ausbildung der Dhar-
ma-Theorie des Pali-Kanons" aus älteren und primitiveren
Formen vollzogen hat. „Aus der weiteren Beschäftigung
mit dem Gegenstand gewann ich dann die Uberzeugung
", so fährt er fort, „daß die alte Denkweise in
allen indischen Systemen, sogar im Nyaya-Vaisesika und
in der Karma-mlmamsa Spuren von grundlegender Bedeutung
hinterlassen hat", v. Glasenapp's Buch ist also
der erste konsequent durchgeführte Versuch, das gesamte
indoarische Denken in der Form einer geradlinigen Ent-
wickelung zu sehen, und damit kommt ihm eine besondere
wissenschaftliche Bedeutung zu, ganz abgesehen davon
, ob man seinen Ergebnissen nun zustimmt oder
nicht; denn jeder, der sich mit den Problemen auseinanderzusetzen
hat oder dieselben eingehender studieren
will, wird dieses Buch heranziehen müssen.

Das Werk gliedert sich in zwei Hauptteile. Der ersle, „Die
Vorstufen philosophischer Anschauungen im Veda" betitelt, handelt
von den Dascinsmächten, also Lebewesen, Potenzen und Gottheiten sowie
ihrem Verhältnis zu einander, dem Lehen nach dem Tode in Form
einer leihlichen Auferstehung im Himmel, einer Wiedergeburt auf Erden
usw. und dem Atman (wörtlich „Seihst"), mag man ihn nun als
(icsaiiitpersönlichkeit, Lcbenselemeut, Prinzip im Einzelwesen und Weltall
oder Individualseele ansehn. Der zweite Hauptteil beschäftigt sich
mit den philosophischen Systemen, und zwar zunächst mit dem des
Huddllismus und sodann mit denen, die eine Vielheit von Einzelwesen
anerkennen, also dem Jainismus, dem Sahkhya und Yoga, dein Nyäya
und Vaisesika sowie der Kanna-Miinainsa und endlich mit dem Vedanta
und der Philosophie der Hindusekten.

Das Werk gibt also einen unter einem Gesichtspunkt
gesehenen, wenn auch bisweilen etwas komprimierten
Überblick über das weitverzweigte Gebiet der indischen
Philosophie, und insofern bedeutet es nicht nur
für den Indologen, sondern weit mehr noch für den an
diesen Fragen interessierten Laien eine willkommene
Gabe.

Bonn W. K i r f e I

Hoffinann, Joachim: Die spätheidnische Kultur des Memel-
landes (10. - 12. Jahrh. n. d. Zw.). Königsberg i. Pr.: Ost-Europa-
Verlag 1941. (X, 189 S., 12 Bl. Abb.) gr. 8° = Schriften d. Albertus-
Univers. Oeisteswiss. Reihe, Bd. 29. RM 9.50.
Hoffmann hat sich der dankbaren Aufgaben unterzogen
, die „spätheidnische Kultur des Memellandes des
10? 12. fh." zu untersuchen. Auf Grund der Bodenfunde
sind die drei Jahrhunderte noch klar vorgeschichtliche
Zeit, die erst mit der Landnahme durch den Deutschen
Ritterorden geschichtlich wird. — Die wenigen um die
Jahrhundertwende dort durchgeführten Grabungen durch
Bezzenberger, Tischler-Lemke usw. stellen lediglich erst
einen Anfang dar; denn die Zeit des Memelgebietes unter
litauischer Herrschaft war für Grabungen nicht besonders
günstig, ist doch die vorgeschichtliche Kultur
des Memellandes nicht litauisch, sondern eher als „kurisch
" festgestellt! — Die Untersuchungen der Gra-
bungsergebnisse haben im Zusammenhang mit den neuzeitlichen
Siedlungsforschungen ergeben, daß Ende des
lü. Jahrhunderts schon die Memclkultur im Abschwellen
griffen war. Aufkommen der „Wildnis" und das Abbrechen
der großen Gräberfelder fallen unmittelbar zusammen
. — Die Funde sind sorgfältig bearbeitet und zusammengestellt
, die wissenschaftliche Beweisführung ist
klar und überzeugend. Für die Schalauer-Kurenfrage
bringt die Arbeit weiterhin wertvolle Aufschlüsse. Besonders
erfreulich ist das verständige Eingehen auf das
litauische, lettische und polnische Schrifttum.
Berlin Heinrich Harm ja nz

ALTES TESTAMENT

Oudtestamentische Studien. Uitgegeven door het Oudtestamcntisch
Werkgezelschap in Nederland. Deel I, Afl. 1: Leiden: E. J. Brill
1941. (IV, 104 S.) gr. 8°. Fl. 4.50; Subskr.-Pr. Fl. 4—.

Die am 1. Juni 1939 in Leiden begründete Oudtesta-
mentisch Werkgezelschap in Nederland wendet sich mit
dieser Publikation an die Öffentlichkeit. Die niederländische
Sprache beschränkt sich auf die Umschlagseiten und
die Titelei. Die Beiträge selbst sind seltsamerweise nur
englisch oder französisch abgefaßt. B. D. Eerdmans, Se-
! journ in the tent of Jahu untersucht diesen alttestament-
lichen Ausdruck in der Hauptsache aufgrund von Psalmenstellen
. Seiner Meinung nach waren es Vornehme,
i die bestimmten sittlichen, über die Vorschriften der kulti-
j sehen Reinheit hinausgehenden Anforderungen genügten
und damit vom Hohenpriester das Recht empfingen, ent-
I weder einen Schlauch mit Tränen oder einen anderen
| Gegenstand, etwa einen Denkstein im Heiligtum zu depo-
| nieren, der ihr Aufenthaltsrecht im Heiligtum symbolisch
I ausdrücken sollte. Religionsgeschichtliche Erwägungen
J werden zur Stützung der These angeführt. Eigenartiger-
l weise wird nicht an die Zellen ( ftytfb ) im Tempelvor-
hof erinnert, die m. E. viel eher zur Deutung der Formel
j herangezogen werden könnten. Daß daneben eine sym-
| bolische Anwesenheit durch Deponierung irgendwelcher
Gegenstände angedeutet werden konnte, ist möglich. Für
, die ältere Zeit müßte stärker, als es von E. geschieht, die
! Bedeutung der angewandten Termini (pa, tu, -':;-)
herausgearbeitet werden. —

J. Simons, der Verfasser von Opgravingen in Palestina
(1935), beschäftigt sich in seinem Artikel Caesurae
in the History of Megiddo mit dem Chalkolithikum und
mit der Zeit unmittelbar vor dem Landausbau der Israeliten
. Den Terminus „Chalkolithikum" lehnt er ab, da in
den dieser Stufe zugeschriebenen Fundschichten keine
i Metallgegenstände zu finden seien, diese vielmehr erst
j mit der frühen Bronzezeit auftauchten. Zeitlich entspräche
die Stufe dem europäischen Neolithikum, das freilich
in seinen Leitstücken stärkstens abwiche. Was die Be-
! Sitzverhältnisse Megiddos in der Zeit des israelitischen
I Landausbaus anlangt, so möchte er trotz Abwesenheit
der charakteristischen „Philisterkeramik" die Schicht V
auf eine vorübergehende Besetzung Megiddos durch die
Philister zurückführen, während Schicht VI der salomonischen
Zeit angehöre.

M. David: The date of the book of Ruth setzt die
Entstehung dieses Büchleins in das Exil, und zwar aus
| rechts- und sprachgeschichtlichen Erwägungen. Seine
Deutung von 1, llf. und 4, 7 leuchtet ein; danach hat der
Verfasser keine genauen Vorstellungen mehr über das
Levirat.

Th. C. Vriezen: La tradition de Jacob dans OseeXII
erklärt, daß die Frage, ob Hosea über eine Parallelüber-

i lieferung zu der in der Genesis fixierten verfüge, unent-
scheidbar sei, da es sich nicht um Zitate handle, die bei
dem dichterischen Charakter von Kap. 12 nicht zu erwarten
seien. Das Kapitel selbst sei eine Zwiesprache zwi-

j sehen Prophet (v. 1—4. 5 b. 7. 10—15) und Volk (v. 5 a.

> c. 6. 8 f.), in der der Prophet das Volk zur Buße mahnt
P. A. H. de Boer, LSam. XVII, Notes on the text
and the ancient versions geht den einzelnen Versen des

' Kapitels nach, indem er jeweils Targum, Syra, Graeca
und Massora auf ihre Abweichungen untersucht. Ein Index
der in den einzelnen Beiträgen erwähnten Bibelstellen
schließt die Veröffentlichung ab.

Qreifswald Leonhard Rost