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Ausgabe:

1942

Spalte:

257-264

Autor/Hrsg.:

Dibelius, Martin

Titel/Untertitel:

Ein neuer Kommentar zum Johannes-Evangelium 1942

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Begründet von K in i 1 S <• h ü r e r und Adolf von Harnack

Unter Mitwirkun<r von Professor Dr. Gustav Mensehing, Bonn
herausgegeben von Lic. habil. Kurt Aland, Berlin

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Bibliotheksrat Lic Erwin Steinborn, Berlin
Jährlich 12 Nummern — Bezugspreis mit Bibliographie: halbjährlich RH 22.5(1 (ohne Bibliographie halbjährlich RM 11.25)

J. C. HINRJCHS VERLAG/LEIPZIG

NUMMER 9/10

Spalte

Ein neuer Kommentar zum Johannes-
Evangelium. Von Martin Dibelius . . . 257

Brandi: Deutschland u. Italien (Hashagen) 271

Bttltma n n : Das Evangelium des Johannes
(Dibelius)..................257

Burkliardt: Gemeinde- u. ev. Pfarregistra-
turen d. Kreises Göppingen I (Schornbaum) 270

D letzt el hing er: Wegweisung für den
Konfirmanden Unterricht (Steinbeck) .... 289

Elze: Geschichte der protestantischen Bewegungen
und der deutschen evangelischen
Gemeinde A. C. in Venedig (Schubert) 293

Faber: Die württembergischen Familien-
Stiftungen (Schorn banitt)..........282

Glasenapp: Entwicklungsstufen des indischen
Denkens (Kirfel)...........264

H ä r i n g: Die Theologie des Erfurter Augustiner
-Eremiten Bartholomäus Arnoldi von
Usingen (Köhler)..............279

Heiler: Altkirchliche Autonomie u. päpstlicher
Zentralismus (Heussi)........271

67. JAHRGANG

Spalte

Hessische Blätter für Volkskunde (Stolzenburg) 293
Hoff mann: Die spätheidnische Kultur des

Memellandes (Harmjanz).........265

H o 11 z a p f e 1: Die sittliche Wertung der
körperlichen Arbeit im christlichen Altertum
(Schneider)..............275

Huisman: Die Verehrung d. Heiligen Pan-

cratius in West- u. Mitteleuropa (Schreiber) 291
Jahrbuch der Brüdergemeine (Schlunk) . . . 294
Kjöllerström: Svenska förarbeten tili

kyrkoordningen av är 1571 (Komerup) . 295
K u h a 11 p t: Die Formalursache der Gottes-

kindschaft (Schneider)...........287

Künssberg: Schwurgebärde und Schwurfingerdeutung
(Feine)...........290

Lüders: Philologica Indica (Kirfel) .... 263
Meier: Natur—Mensch — Gott (Reuter) . 288
Miller: Die Söflinger Briefe (Schornbaum) 277
Mitteilungen des Vereins für Geschichte der

Stadt Nürnberg (Schornbaum)......282

Mitteilungen d. Vereins f. Kunst u. Altertum
i 1 Ulm u. Oberschwaben (Schornbaum) . 283

SEPTEMBER OKTOBER 1942

Spalte

Molland: The Conception of the Gospel

in the Alexandrian Theology (Dibelius) . 273
Mundhenke: Das Patrimonialgericht

Adelebsen (Meyer).............281

O ck h a m : Quaestio prima principalis Prologi
in primum librum Sententiaium (I.oewenicli) 276

Oudtestamentische Studien (Rost)......266

Petzold: Harriet Martineau und ihre sittlich
-religiöse Weltschau (Gloege).....285

Schumann: Gestalt u. Geschichte (Frick) 267
Stäb 1 i 11: Christus praesens (Köhler) . . . 268
Weitnauer: Die Bevölkerung des Hocli-

stifts Augsburg im Jahre 1650 (Schornbaum) 280
Wilms: Der Kölner Universitälsprofessor

Konrad Köllin (Meyer)..........278

Winter: Franz Brentanos Ringen um eine
neue Gottessicht (Knevels) ........284

Mitteilungen .................296

Zeitschrif'.enschau...............299

Neue Bücher.................301

Ein neuer Kommentar zum Johannes-Evangelium1

Von Martin Dibelius, Heidelberg

Der seit Jahren erwartete Kommentar Bultmanns
zum Johannes-Evangelium liegt nun vor. Er stellt eine
große Leistung dar und eine wesentliche Bereicherung
der Johannes-Literatur. Man weiß nicht, was mehr Anerkennung
fordert: die Gelehrsamkeit, die eine Fülle von
Material herangezogen und fruchtbar gemacht hat —
oder die Mäßigung in der Verwendung dieses Materials,
dank deren der Verf. niemals das eigentliche Ziel der
Auslegung aus den Augen läßt; lieber drängt er den
Stoff in die Anmerkungen oder verweist den Leser auf
Literatur. Das Erscheinen des Kommentars bedeutet
aber auch ein Ereignis in der Geschichte der Forschung;
denn er macht die gewaltige Wandlung im Verständnis
des Buches vielleicht zum ersten Male deutlich sichtbar,
die sich in unserer Generation vollzogen hat. Das Johannes
-Evangelium war vor einem Menschenalter das umstrittenste
Buch des Neuen Testaments. Auch heute sind
sich die Exegeten noch längst nicht einig; aber es ist zu
hoffen, daß dieser neue Kommentar einige Erkenntnisse
gefördert oder gefestigt hat, die sich weithin Anerkennung
verschaffen werden und vielleicht als Ausgangspunkte
für die weitere Forschung dienen können. Diese
grundlegenden Erkenntnisse seien zunächst in großen
Zügen umrissen.

1) Völlig erledigt ist für diesen Kommentar die biographische
Auffassung des vierten Evangeliums, die
darin im wesentlichen geschichtliche Erzählung des Le-

1) Bult mann, Rudolf D., D. D.: Das Evangelium des
Johannes. Göttingen : Vandcnhoeck u. Ruprecht 1941. (XII, 567 S.)
gr. 8U - Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament,
begründet von H. A. W. Meyer, zweite Abt., 10. Auflage.

bens Jesu sieht. Diese Auffassung ist nicht nur für die
Reden und Dialoge, sondern auch für die erzählenden
Partien abzuweisen; denn in allen Begebenheiten handelt
und in allen Reden spricht der Erhöhte. Sein Bild ist
ins Leben Jesu hineinprojiziert, und mit den Augen des
Glaubens kann ihn in dieser Darstellung jeder Gläubige
erkennen. „Wir sahen seine Herrlichkeit" 1, 14 weist auf
dieses Sehen des Glaubens, der mehr schaut als die
menschlichen Augen der Zeitgenossen wahrnehmen konnten
. Die Herrlichkeit des Erhöhten sahen sie eben nicht!

Was diese Erkenntnis bedeutet, die von B. ja nicht
als erstem, wohl aber mit besonderem Nachdruck ausgesprochen
wird, kann nicht genügend betont werden. Jahrzehnte
, ja Jahrhunderte hindurch hat das Verständnis des
Johannes-Ev. entscheidend unter jener biographischen
Auffassung gelitten. In B.s Kommentar wird gezeigt, daß
der Evangelist etwas sagen will, was hinter den Dingen
liegt. Diese Dinge selbst erzählt er seiner Überlieferung
folgend, die meist nicht die synoptische ist (auch hier
wird mit einem alten Irrtum gebrochen!). B. hat sich bemüht
, diese erzählende Überlieferung größtenteils als
eine einheitliche nachzuweisen. Die Zählung der Zeichen
(2,11; 4,54), die Auffassung des Lebens Jesu als einer
Reihe von oTniefo (20,30), endlich die Gleichheit des
Stiles in den Erzählungen (Voranstellung des Verbums,
Asyndeta zwischen Sätzen usw.) — alles dies scheint ihm
zunächst recht zu geben. Zu dieser ersten Quelle des
Evangeliums, der oii^ia-Quelle, gehören nach B. u.a.:
die Hochzeit zu Kana (vielleicht die Grundlage der Erzählung
von der Samaritanerin), der königliche Beamte,
die Heilung am Teich Bethzatha, Speisung und Seewan-

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