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Ausgabe:

1942

Spalte:

223-226

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Reallexikon für Antike und Christentum 1942

Rezensent:

Schneider, Carl

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223 Theologische Literaturzeitung 1942 Nr. 7/8 224

butlüs in Jerusalem nach dem Tode des Jakobus. Zwar einzelnen Artikel. Von regionalen Aufsätzen enthält
muß P. selber zugeben, daß die Bemerkungen des Hege- die Lieferung Aegypten (Böhlig). Er beginnt erfreu-
sipp „äußerst knapp und dürftig" sind (70), doch die licher Weise mit einer kurzen Klärung der rassischen
Auflehnung gegen die kirchliche Obrigkeit und die Ver- und wirtschaftlichen Verhältnisse, ist hier aber zu kurz,
breitung „eitler Lehren", die H. von Thebuthis berichte, Wenn man die Germanen, Inder und Chinesen in Aegyp-
träfen mit der Polemik des Jud. zusammen. Aber — von ten erwähnt, muß man auch die Quellenbelege dafür ander
mit dem Verfasserprobleme zusammenhängenden Fra- ; führen. Ein Hinweis auf die geschlossene Gruppe der
ge der Abfassungszeit einmal abgesehen — eben diese Fayumhellenen hätte nicht fehlen dürfen. Dafür hätten
Lehren sind inhaltlich nicht konkret fixiert; wenn auch die banalen geographischen Bemerkungen am Anfang
der zweifellos gnostische Charakter der von Jud. be- i wegbleiben können. Ausführlicher sind die Abschnitte
kämpften Irrlehrer an sich kein durchschlagender Ge- 1 über das christliche Aegypten. Unmöglich ist die aus der
genbeweis zu sein braucht, seit wir von jüdischer Gnosis : erst bei Euseb auftretenden Markuslegende herausge-
wissen, so ist doch fraglich, ob man eine Gnosis der sponnene Vermutung, das aegyptische Christentum sei
im Jud. abgewehrten Art (vgl. 4. 8. IQ) in dieser jerusa- aus Rom gekommen. Dem widerspricht schon der Apol-
lemischen Häresie finden darf, die vom Streit um die 1 los des NT und vieles andere. Bei den Kämpfen um das
Gemeindeleitung ausging. : Christentum ist die Hauptsache nicht erwähnt: der natio-

Kiel, z. Zt. i. Wehnnachtsdienst Heinz-Dietrich Wendland i nale Kampf zwischen Griechen und Kopten, der sowohl

I bei Schenute wie bei der Zerstörung des Sarapeions wie
! bei dem Hypatiamord eine große Rolle spielt.
KIRCHENGESCHICHTE: SPÄTANTIKE Hellenistische Religionsgeschichte: Der

- | wichtige Artikel A d o n i s ist ausgezeichnet in seinem

Reallexikon für Antike und Christentum. Sachwörterbuch zur ,' christlichen Teil (Klauser), ungenügend in seinem vorAuseinandersetzung
d. Christentums mit d. antiken Welt. In Verb. m. ; christlichen (Notscher). Beim vorchristlichen Teil hatte
Franz Joseph Dölgert u. Hans Lietzmann u. unter bes. Mihv. v. Jan Viel klarer zwischen dem VegetatlOHSgott, dessen phoini-
Hendrik Waszink u. Leopold Wenger hrsg. v. Theodor K l a u s e r. Lfg. l: j kische Herkunft übrigens keineswegs sicher ist, und den
A-und O-Affekt. Leipzig: Hiersemann [19411. (160 Sp.) 4°. rm 5.50. J hellenistischen Adonismysterien einerseits, der hellenisti-
Es ist schon ein gutes Zeichen für das Leben in der j sehen Novellenfigur andrerseits unterschieden werden
deutschen Wissenschaft, daß mitten im Kriege ein so j müssen; die Quellen sind in keiner Weise auch nur anumfassendes
Werk zu erscheinen beginnt. Der Tod des i nähernd ausgewertet. Diesen Teil des Artikels hätte ein
einen Mitherausgebers Dölger, die schwere Erkrankung 1 Fachmann wie Leipoldt schreiben müssen. Dagegen wäre
des anderen, Lietzmann, der Ausfall vieler ausländischer , zu Klausers sehr dankenswerter Stoffsammlung, die viel
Mitarbeiter und Abnehmer haben es nicht hindern kön- ! Unbekanntes enthält, höchstens hinzuzufügen, daß sich
nen, daß die lange erwartete erste Lieferung nunmehr j die Adonisgärtchen bis heute auf dem russischen Oster-
vorliegt, und zwar in einer Ausstattung, die auch, dem ; tisch erhalten haben. — Erschöpfend ist bei aller Kürze
Verleger Ehre macht. Die Aufgabestellung dieses Wer- | Abaton (R. Herzog).

kes ist bekannt: es will in möglichster Vollständigkeit I Literaturformen, Epigraphik: Hier ist von
das gesamte Material zum Verhältnis Christentum-Antike wirklichem Wert Abschiedsreden (Stauffer). So
ohne Wertgesichtspunkte sammeln und so nicht nur den etwa wünschte man sich alle Artikel. Drei antike Foralten
Kraus weit überbieten, sondern auch den dogma- men, der exitus clarorum virorum, zu dem zum minde-
tisch befangenen Cabrol-Leclercq ersetzen. Es will in- sten eine ultima vox des Sterbenden gehört, die Ab-
folgedessen auch keine Entscheidungen fällen, sondern t schiedsrede bei der Anabasis des Theios Anthropos und
seinen Charakter als reines Nachschlagewerk bewahren, i die Epiphaniereden führen auf die reiche Verwendung
Man kann der ersten Lieferung bezeugen, daß sie diese Linie von Abschiedsreden im NT, in Apostellegende und Hei-
eingehalten hat — mit wenigen Ausnahmen, z. B. Strath- i ligenbiographie. Ungenügend und gerade deshalb in
manns sehr bestreitbarer und allzu sicher hingesetzten der Bestimmtheit ihrer Behauptung verwunderlich sind
Behauptung von der Christlichkeit der Aberkiosinschrift. ; die von Strathmanii bearbeiteten Teile von Aberkios;
Ehe wir uns den einzelnen Worten zuwenden, noch zwei j wer das Attismaterial beherrscht, wird das Ergebnis kei-
Bemerkungen zum Ganzen. Sehr erfreulich ist die Reich- j neswegs so vereinfachen. Zum Glück hat Klauser Text,
haltigkeit der Stichworte. Dabei sorgt eine straffe Auf- I Übersetzung und einen kurzen Kommentar beigegeben,
gliederung der einzelnen Artikel für eine bequeme Hand- | Leider sind so wichtige Parallelen wie die Ift. Notscav.
nabung des Buches, und das gehört bei einem Nach- j 19 (1922) 81 ff., nicht erwähnt.

Schlagewerk zu den wichtigsten Erfordernissen. Selbst | Ethik. Voran steht ein einwandfreier Artikel von
der Kenner wird mit Erstaunen sehen, welchen gewalti- Tn_ Hopfner über sexuelle Abstinenz. Aus der stau-
gen stoffmäßigen Umfang das Problem Antike und Chri- nenswerten Fülle seiner Kenntnisse stellt er alles, insbe-
stentum heute hat. Das zweite ist die wenigstens grund- sondere auch medizinisch Aufschlußreiche über die Aufsätzlich
angestrebte Trennung von Griechischem, Römi- i faSsung von sexueller Abstinenz aus „profanen" Genschern
und Orientalischem, die freilich leider nicht immer | den zusammen. Auch hier findet sich Unbekanntes. Das
durchgeführt ist. Aber es sind wichtige Aufsätze vor- ' gleiche gilt für den ebenfalls jeder Kritik standhalten-
handen, die diese Trennung mit einer so erfreulichen i den umfangreichen Artikel Abtreibung (Waszink).
Sorgfalt durchfuhren, daß das dem ganzen Werk von ' Die griechische Welt verbietet A. erst sehr spät, was mit
großem Nutzen sein wird. ; der Stellungnahme zur Beseelung des Embryo zusam-

Aber es muß auch von vornherein eine Forderung an | menhängt. Nur die Mediziner verwerfen sie geschlossen
das Werk gestellt werden, die es bisher nicht erfüllt. < und radikal. Das Christentum verbietet sie bereits seit
Es darf unmöglich ohne Bilder bleiben. Zwar bin ich I der Didache und Athenagoras. R. Herzog teilt in dem
auch der Meinung, daß ein Nachschlagewerk kein Bilder- I hippokratischen Aerzteeid u.a. ein prachtvolles Ku-
buch sein darf und daß es natürlich keinen Sinn hat, | riosum mit: der Doktoreid der reformierten Universität

Dinge abzubilden, die jeder kennt. Aber viele Artikel
ich denke etwa an die zahlreichen Aufsätze zur Tiersymbolik
, verlieren fast jeden Wert, wenn sie kein Bildmaterial
beigeben. Am besten wäre es, wenn die Bilder nicht
in den Text eingestreut würden oder als Tafeln zwischen
den Artikeln störend stehen, sondern wenn sich der Herausgeber
entschließen könnte, dem ganzen Werk einige
Bilderbände beizugeben.

Überblicken wir nun in gewissen Sachgruppen die

Basel von 1570 nennt den „dreieinigen" christlichen
Gott Vater der beiden Asklepiostöchter! Der wichtige
Artikel Adiaphora (Stelzenberger) stellt den bekannten
Stoff mit besonders viel patristischen Stellenbelegen
übersichtlich zusammen. Leider fehlt eine Erörterung der
Sache im NT, der Verf. hält sich zu streng an das Wort
A. Aus seinem Forschungsgebiet hat Vögtle zwei recht
gute Aufsätze geliefert: Achtlasterlehre und Ace-
d i a. Der erste bringt nicht nur zahlreiche sehr