Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1942

Spalte:

215

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

L'Apocalypse ou le livre de la révélation de Saint Jean 1942

Rezensent:

Strathmann, Hermann

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

215

Theologische Literaturzeitung 1942 Nr. 7/8

2 IG

des Mohamedanertums ist, gellt der Plan einer Zusammenfassung aller
Kräfte und Ziele der moli. Welt aus, damit die Solidarität der moh.
Staaten In Erscheinung treten könne. L. führt den Ausspruch eines
Amerikaners an: „Die Christen reden von der Bekehrung Afrikas,
die Mohamedaner vollbringen sie."

Das macht uns die Schrift Lindemanns, der besonders
den Arbeiten von P. Schmitz, „All-Islam" und Th.
Reichardt, „Der Islam vor den Toren" verpflichtet ist,
wertvoll, gerade für die heutige Zeit, daß sie nicht pathetische
Parole bleibt, sondern auf Grund der aufgezeigten
Fakten die Absichten und Ziele des Islam nachweist
. Und insofern dient sie auch dem Bedürfnis des
Religionsforschers.

Bonn Hermann Reuter

NEUES TESTAMENT
--

van der Heeren, A., Prof. a. D. Q., S. Th. D.: L'Apocalypse ou le
livre de la revelation de Saint Jean. Bruges: Desclee, de Brou-
wer et Cie. 1941. (219 S.) kl. 8°. Fr. 20—

In der Zeiten Bedrängnis möchte der Verf. stär-
kungsbedürftigen Seelen die Apokalypse als Buch des
Trostes und der Ermutigung leichter zugänglich machen, I
da sie über allen Furchtbarkeiten des geschichtlichen
Prozesses die Gewißheit des endlichen Sieges der Sache
der Kirche, Christi, des Himmels vertrete. Er bietet neben
der Übersetzung auf Grund des griech. NT von |
Vogels eine den Text in sich aufnehmende, wohlgeglie- I
derte Paraphrase nebst Einleitungen zu den einzelnen i
Abschnitten und wenigen Fußnoten, alles in größter
Knappheit. Auf alle gelehrten Erörterungen und Auseinandersetzung
mit anderen Auffassungen wird verzieh- !
tet. Der Verf. vertritt die endgeschichtliche Deutung in
der Form der Rekapitulationstheorie. Zeitgeschichtliche j
Bezugnahmen werden — auch bei Kap. 11, 13 u. 17 —
abgelehnt. Der Versuchung, bestimmte Einzelvorgärtge j
der Vergangenheit oder Gegenwart in der Apk. vorhergesagt
zu finden, wird widerstanden. Einzelheiten: Die j
Engel der Gemeinden in K. 2 u. 3 sind Bischöfe; das |
versiegelte Buch ist das Buch des Lebens, das erst beim |
Endgericht geöffnet wird, sein Inhalt hat mit Kap. 6 bis
8,2 nichts zu tun; das gläserne Meer Kap. 4, ö ist Symbol
des göttlichen Gnadenmeeres; das 1. Siegel mit dem j
Schimmelreiter beschreibt den Siegeslauf des Evange- j
liums durch die Welt; der Tempel in 11,1 ff. bezieht j
sich nicht auf den Tempel in Jerusalem, sondern meint j
die Auserwählten Gottes; K. 17 ist nicht Rom gemeint,
sondern die zukünftige Hauptstadt des Antichrist; die
Zahl 666 in 13,18 ist ein unlösliches eschatologisches
Geheimnis; das tausendjährige Reich ist die Zeit der
Kirche zwischen erster und zweiter Ankunft Christi. Hinsichtlich
der Gliederung des Buches ist nicht erkannt,
daß es sich auch in 12,1—14,20 und in 17,1 — 19, 10
wie 19,11—20,5 um Siebenerzyklen von Visionen handelt
, wie überhaupt dem kunstvollen formalen Aufbau
des Buches keine weitere Beachtung geschenkt wird.
Dagegen ist dem Ganzen eine Paraphrase der aus den j
Synoptikern zu einer Einheit zusammengefügten escha-
tologischen Rede Jesu vorangestellt, die in knappem
und weniger bilderreichem Stil dasselbe sage, was die
Apk. nur reicher und geheimnisvoller ausführe, und daher
die ideale Vorbereitung für deren Lektüre darstelle.

Erlangen H. S t r a t h ni a n n

D i b e 1 i u s, Prof. D. Dr. Martin : Paulus und die Mystik. München :
Ernst Reinhardt 1941. (20 S.) gr. 8°. RM 1—.

Einem viel behandelten Thema sucht Dibelius neue
Seiten abzugewinnen. Er will den Beziehungen des Paulus
zu der hellenistischen Mystik der Umwelt nachgehen
. Er stellt zunächst den Gegensatz fest: Paulus gehört
(nach der von Söderblom-Heiler durchgeführten
Unterscheidung) dem prophetischen, nicht dem mystischen
Frömmigkeitstypus an: Die Distanz zwischen Gott
und Mensch bleibt für ihn bestehen. Seine Theologie

ist „heilsgeschichtliche", nicht mystische Theologie. Aber
dennoch finden sich bei Paulus mystische Aussagen:
Seine Mystik ist — in teilweiser Abhängigkeit von hellenistischen
Vorstellungen — „Verwandlung durch Schau"
(2. Kor. 3,18 u. a.), Taufmystik (üal. 3, 27 usw.), Leidensmystik
(2. Kor. 4,10 u. a.); zuletzt ist das ganze apostolische
Leben „in Christus" und als Teilnahme des
Christen am Auferstehungsleben Christi zu verstehen.
Doch unterliegen die mystischen Aussagen des Paulus
starken Einschränkungen. Eine Überbewertung seiner
geistgewirkten Gnosis, der ekstatischen und visionären
Erlebnisse vermeidet Paulus. Er kennt nur Christus-,
aber keine Gottesmystik, und auch bei der ersteren bleibt
die Distanz gewahrt. Jeder Gedanke an Vergottung oder
„fruitio dei" liegt ihm fern, „Geschichte" und „Eschato-
logie" schränken die Mystik ein; seine persönliche mystische
Erfahrung stellt der Apostel hinter der allen Christen
geltenden apostolischen Botschaft zurück: Christentum
und Apostolat fallen ihm nahezu zusammen.

Die Kritik der Schrift wird an die letzte These anknüpfen
müssen: Schon 1. Kor. 12, 28f. zeigt, daß das
pneumatische Bewußtsein des Apostels zu seinem Apostolat
nicht im Gegensatz steht und ebenso, daß „Christsein
" und „Apostelsein" sehr verschiedene Dinge sind.
Ebensowenig besteht ein Gegensatz zwischen „Geschichtstheologie
", „Christusmystik" und „Eschatologie"
bei Paulus: Sie schränken sich nicht ein, sondern bedingen
einander. Die Heils g e s c h i c h t e findet in der
Heils g e g e n w a r t des auferstandenen Christus ihre
organische Fortsetzung, und diese kommt in der Heilszukunft
zur vollen Entfaltung: Kol. 3,3. 4. Moderne
theologische Reflexion darf nicht scheiden, was für Paulus
unzerreißbare Einheit ist; zu vielen der von Dibelius
aufgeworfenen Fragen, auch der des Einflusses hellenistischer
Mystik auf den Apostel, scheint mir das letzte
Wort noch nicht gesprochen zu sein.

Duisburg-Hamborn Willi. Mundle

Ros, Dr. Jan, S. J.: De studie van het bijbel-grieksch van Hugo
Orotius tot Adolf Deißmann. Nijmegen: Dekker & van de Vegt
19-10. (66 S.) gr. 8".

Bis dahin war die ausführlichste Darstellung der Geschichte
der Auffassungen von der Sprache der griechischen
Bibel, insbesondere des Neuen Testaments, diejenige
in P. W. Schmiedels Neubearbeitung von G. B.
Winers Grammatik des neutest. Sprachidioms gewesen
(8. Aufl. I.Teil, Göttingen 1894, S. 4—11). Einiges
darüber steht auch in ü. Bonaccorsis Primi saggi di
filologia neotestamentaria (Vol. I, Turin usw. 1933,
S. XXXIII—XXXV). Jetzt erhalten wir durch die Veröffentlichung
der Antrittsvorlesung, die Jan Ros am
30. Oktober 1940 als Privatdozent in Nimwegen gehalten
hat, eine umfangreichere Arbeit über diese vier Jahrhunderte
eifriger, oft auch sehr hitziger Auseinandersetzungen
über das „Bibelgriechische".

Die Bemerkung der Überschrift: „von Hugo Grotius
bis Adolf Deißmann" ist nicht so zu verstehen, daß nur
die durch diese zwei Namen bezeichnete Zeit, d. h. etwa
die Jahre 1640—1900 behandelt wären, sondern der Verfasser
will damit nur an zwei bekannten Namen die beiden
Richtungen, die man nach den Schlagwörtern des
17. Jahrhunderts etwas roh als die hebraistische und die
puristische bezeichnet, hervortreten lassen. Gerade die
erste Epoche, die von der Reformation in das 17. Jh. hineinreicht
, ist recht gründlich untersucht (S. 4—11). Hier
geht es vor allem um die Befreiung der Bibel vom Vorwurf
des Barbarismus und Solözismus; aber in der Abwehr
gehen die Gelehrten auseinander: die einen erklären
die das Griechische entstellenden Hebraismen als
Schmuck (so schon Th. Beza); andere wollen die Hebraismen
auch aus dem Profangriechischen belegen, also
eigentlich aufheben (so H. Stephanus). Der zweite Abschnitt
(S. 11—20) schildert in lebhaften Farben den
Höhepunkt des hebraistisch-puristischen Streites im 17.
und 18. Jh., vielleicht etwas zu kurz das Duell zwischen
Daniel Heinsius und Claudius Salmasius (1643), wo das.