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Ausgabe:

1942

Spalte:

213-214

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Hauer, Jakob Wilhelm

Titel/Untertitel:

Religion und Rasse 1942

Rezensent:

Merkel, Franz Rudolf

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Theologische Literaturzeitting 1942 Nr. 7 8

'214

anschauung des frühmittelalterlichen Katholizismus entwirft
, nicht neu. Und auch daß das Leben und Handeln
des großen Angelsachsen durch die Impulse und die
Bindungen des katholischen Glaubens bestimmt war,
war ja bekannt und ist von niemand bestritten worden.
Leipzig Walter B a e t k e

Hauer, Wilhelm: Religion und Rasse. Tübingen: J. C. B. Mohr
1941. (48 S.) gr. 8Ü. RM 2.40.

Die heutige Geisteshaltung verlangt, daß auch die
theologische Forschung gerade der Religionswissenschaft
immer mehr Verständnis entgegenbringt, namentlich
wenn es sich um ein so grundlegendes Problem wie das
Verhältnis von Religion und Rasse handelt. Darüber hielt
der Tübinger indologe J. W. Hauer im Rahmen der
Wissenschaftlichen Akademie Tübingen des NSD-Dozen-
tenbundes' zwei beachtenswerte Vorträge, die nunmehr
im Druck vorliegen. Methodisch überaus klar stellt der
Verfasser fest, daß man von zwei Seiten an dieses Problem
herangehen könne, entweder „von Begriff und
Wirklichkeit der Rasse aus, indem man zeigt, bis in welche
seelisch-geistigen Bereiche hinein die rassische Bestimmtheit
reiche, um daraus dann zu entdecken, inwieweit
diese seelisch-geistigen Bereiche die Religion mitbestimmen
". Oder man geht, wie das sehr einleuchtend
J. W. Hauer tut, von Begriff und Wirklichkeit des Religiösen
aus, erhebt die Frage, „ob es in der Religion
etwas gäbe, was jenseits der rassischen Bestimmtheit
liegt und wie dieses sich in Erlebnis-, Denk- und Ausdrucksformen
darstellt". Und J. W. Hauer weist darauf
hin, daß „es bestimmte Kernpunkte oder Wurzelformen
religiöser Erfahrung seien, die allen Religionen zugrunde
liegen, in ihnen überall und zu allen Zeiten wirksam
sind". „So verschieden, ja gegensätzlich sich die geistige
Welt der Menschheit aufbaut, so klar liegt es dem Unvoreingenommenen
vor Augen, daß gewisse seelisch-geistige
Wirklichkeiten und Gesetze allem Menschentum,
wo es sich entfaltet, zu eigen sind."

Fünf metaphysische Wurzeln des Meiischseins stellt Hauer fest,
die aus dem schaffenden Urgrund der Welt für alle Menschen mit
Notwendigkeit entspringen, wie die eigentümliche Erfahrung, das Ergreifen
und Ergriffeinverden von einer weltüberlegenen Wirklichkeit.
(Mierall zwar geht es um „Gott", aber die Art, wie er erlebt und
gestaltet wird, ist ungemein verschieden, mannigfach rassisch bedingt.
Das ewige Wesen des Menschen, dessen letzthiniges Schicksal im
Gottgrunde ruht, sind weitere Wurzelformen des religiösen Lebens
und Gestaltens, au die sich die Gottbezogenheit alles Seins sowie die
Erfahrung der Unordnung in sich und in der Welt (Sünde, Reich des
Satans) als „Urphänomcne" schließen. An Hand besonders charakteristischer
Beispiele sucht sodann J. W. Hauer den Nachweis zu erbringen
, „daß die verschiedene Formung der religiösen GrunJerfah-
rungen, also die religiöse Erscheimingswelt, in erster Linie von der
NMsUchen All bestimmt" sei (z. B. die Paraphrase de» Alten Testaments
durch einen Negerpfarrer: ,01 Man Adam an His ChiHW hy Roarik
Bradford, Harper & Brothers, Newyork London, 1928 und das religiöse
Negerdrama: ,The Green Pastures' hy Marc Conelly, Farrer
& Rinehart, Newyork, 1930). Unter Hinweis auf E. Kretschmers
Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen Kürperbau und
seelisch-geistiger Art, auf die neuere Hormonforschung und die Para-
psychologie kommt der Verfasser zu dem Schluß, daß „Blut, Körper
, Seele, Geist die in organischem Zusammenhang sich entfaltenden
Darstellungsweisen eines einzigen einheitlichen Lebenskernes sind,
der seine Existenz, aus dem ewigen Lebensgrund hat. Dieser Lebensgrund
ist ewig beides: stoffliche Erscheinung und seelisch-geistige
Bewegung".

Im weiteren Verlauf seiner Darlegungen werden die
Schlußfolgerungen immer problematischer, und Hauer
gibt ja selbst zu, daß derartigen Aufstellungen „der
Wert vorwärtsweisender Anregungen für die weitere
Forschung" zukommt. So drängt Hauer z. B. zu dem
Ergebnis, daß die Anlage zur Gestaltung einer bestimmten
Wesensform der Religion vererbt würde oder
meint, wenn es ein körperlich-rassisches Artbild gebe,
das sich durch die Jahrhunderte und Jahrtausende vererbe
, es auch ein seelisch-geistiges Rassenbild geben
müsse. Dürfte es doch nicht ohne Weiteres klar sein, die
These: „Religion und Art müssen aufs engste miteinander
zusammenhängen" gegen die bisher vorgebrachten
Einwände restlos zu verteidigen; denn wir stecken, was
die religionswissenschaftlich haltbare Herausarbeitung
eines religiösen Artbildes betrifft, noch in den ersten
Anfängen. Hauer wird ja zu diesen Problemen in dem
von ihm angekündigten Buch ,Religion und Rasse' eingehender
Stellung nehmen; immerhin sind die in der
vorliegenden Schrift stellenweise etwas skizzenhaft gehaltenen
Ausführungen höchst anregend, zumal sie die
religiösen Präponderabilien weitgehend würdigen.
München R. F. Merkel

Diez, Ernst: Glaube und Welt des Islam. Stuttgart: W. Spemann
1941. (197 S., 8 Taf.) 8° = Sammlung Völkerglaube, geb. RM 4.80.
Li n de manu, Prof. Hans: Der Islam im Aufbruch, in Abwehr
und Angriff. Leipzig: Brandstetter 1941. (84 S., 1 Kt., 4 Kunst-
drucktaf.) gr. 8°. RM 2.20.

Wenn man annimmt — und vieles berechtigt uns zu
dieser Annahme —, daß das Abendland noch einmal zu
einer Begegnung mit dem Islam kommen wird, so muß
' man es in jeder Hinsicht wünschen, daß diese Berüh-
| rung, der sich kein Religionswissenschaftler entziehen
! mag, auch von einem größeren Kreise verstanden wird,
I m. a. W., daß die Tore zum besseren Verständnis der
fremden, uns immer wieder anziehenden (und auch ab-
i stoßenden) Welten der orientalischen Religionen geöff-
! net werden.

Dieser Aufgabe widmen sich die vorliegenden beiden
j Bändchen, jedes auf seine Weise, von berufenen Ken-
! nern des Islam verfaßt.

In der populärwissenschaftlichen Sammlung „Völker-
i glaube", die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Entstehung
und Bedeutung der Mysterien und Kulte gemein-
I verständlich darzustellen, hat Ernst Diez, Wien, den
{ neuen Band über den Islam geschrieben. Diez gab schon
1917 „Die Kunst der islamischen Völker", 1925 „Die
i Kunst des Islam" heraus und faßte 1940 die Erfor-
| schung der asiatischen Geschichte durch den Spaten zusammen
in seinem Buch „Entschleiertes Asien".

[n der vorliegenden Darstellung versucht er in den Grundlinien
I die Einzigartigkeit und die in sieb geschlossene Kultur der dritten und
I spätesten Weltreligion herauszustellen. In einer klaren Stoffübersicht
j und in großer Gesamtschau enthält das Bändchen zunächst eine
I Charakteristik des Propheten, der kurze Kapitel über den Koran, die
j 5 kanonischen Pflichten, die Staats- und Rechtsbegriffe, Sekten,
Reformisten und Modernisten, über die Sitten und Gebräuche, und
schließlich über Wissenschaft und Kunst folgen. So entsteht ein
i klares Bild des islamischen Glaubens in seinen einzelnen scharfen
Konturen.

Diez ist es gelungen, auf Grund einer umfassenden
Beherrschung des Stoffes in kurzen knappen Schritten
vorwärtsschreitend, Glaube und Weltbild des Islam in
einem ganzen Umriß darzustellen. Man kann sich über
das Bändchen dankbaren Herzens freuen.

Daß die islamisch« Welt ein Gebilde ist, dessen Betrachtung und
Bearbeitung nicht bloß Sache des Gelehrten und Religionsforschers
sein kann, das vielmehr Kräfte enthält, die als nicht zu unterschätzenr
' der Gegner des christlichen Glaubens zu bewerten sind, ist die These,
| die Hans Lindemann in seiner Schrift anschlägt. L. sieht die Möglichkeit
, daß die asiatischen und afrikanischen Völkerschaften sich unter
. der grünen Fahne des Propheten zusammenschließen als eine Gefahr
an, mit der zu rechnen ist. Der Islam will die Abwehrstimmung der
farbigen Welt ausnutzen und preist sich als den Erretter an; so er-
I schließt die islamitische Propaganda Kontinente und Völker. Entgegen
hervorragenden Islamkennern wie H.H. S. haeder, C. H. Becker,
H. H. Schroeder, Julius Richter wertet L. die Lebenskraft des Moha-
I medanismus nicht gering. Sie ist für ihn nicht erloschen, und der
Islam steht nicht auf dem Aussterbeetat. Die Hoffnung auf Schwä-
, cfoung und Abnahme der islamischen Stärke und Geschlossenheit erweist
L. auf Grund der vorliegenden Daten als trügerisch. Der Islam
steht in Kampfstellung der anderen Welt gegenüber. Er wehrt nicht
nur den christlichen Glauben ab, er greift ihn auch direkt an. Ein
Oberblick über die fortschreitende Expansion soll die Theorie Linde-
| manns vom Aufbruch der mohammedanischen Welt erhärten. Er
| weist nach, wie die mohamedanische Propaganda in einen gefähr-
i liehen Wettlauf mit der christlichen Mission getreten ist (in Afrika,
| Vorder- und Hinterindien, Malaya, Südamerika, China und Japan).
I Von Aegypten, das mit der AI Azhar Universität in Kairo das Herz