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Ausgabe:

1942

Spalte:

211-212

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Hauer, Jakob Wilhelm

Titel/Untertitel:

Urkunden und Gestalten der Germanisch-Deutschen Glaubensgeschichte 1942

Rezensent:

Baetke, Walter

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Seite 1

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'211

Theologische Literaturzeitung 1942 Nr. 7/8

212

del", ZBK, 10, lff. 65ff.; 14,20ff. geben Zeugnis da- jetzt natürlich noch nicht fällen. Zwei Leitgedanken

von. In den Reichsstädten wie Rothenburg konnte man I heben sich aber schon deutlich heraus: 1. H. sucht über-

nicht verwinden, daß das alte Klostergut zum Staatsgut all nach indogermanischen Gemeinsamkeiten; z.T. init-

erklärt wurde. Schütz, Martin: Die Geschichte und tels sehr kühner Kombinationen (so verbindet er z.B.

die rechtlichen Verhältnisse des ehemaligen Klostergutes , Mannus nicht nur mit Manu und Manes, sondern auch

und Klostervermögens zu Rothenburg o. T., ibidem, 1 ff. | mit dem ägyptischen Königsnamen Menes, Irmin mit

65 ff. Darin lagen z.T. die Beweggründe zur Opposition Hermes und Hera, u. a. m.). Dabei kann es ihm passie-

gegen den Abschluß des bayr. Konkordats. H. Jordan: ren, daß er das „manno miltisto" des Wessobrunner Ge-

>as bayrische Konkordat und die Protestanten im Jahre betes („der Männer mildester") als „der mildeste man-

1818, BBK, 30, 1—29, 1924. no"(!) erklärt, um so auch hier die arische Gottschau

Um so nachhaltiger wurde der Einfluß, den der neue | aufzuzeigen. 2. Das Hauptanliegen des Vf. ist wie immer

Glaubensaufschwung ausübte. Vom Zuckerbäcker Mat- < so auch hier, die mystisch-pantheistische Religiosität, die

thias Burger in Nürnberg, dem W. Kunze 1933 in den das „Göttliche" in der Natur und im Menschen erlebt

MN, 31, 246—64 ein ehrendes Denkmal setzte, zu Chri- und die H. nun einmal — durchaus zu Unrecht — für

stian Krafft in Erlangen, dessen Lebensbild G. Pickel ' den artgemäßen urarischen Frömmigkeitstyp ansieht,

1925 zeichnete (Erlangen), und W. Löhe in Neuen- auch in den Urkunden der germanischen Religionsge-

dettelsau ist nur eine Linie. Gerade der letztere hat in , schichte nachzuweisen. Das geschieht z.T. wieder mit-

den letzten 20 Jahren viel Beachtung gefunden. (H. Ho- tels gewagter Namensdeutungen (der aus Istväonen er-

fer: Aus Löhes Jugendzeit, ZBK, 1, 208 ff. Schu- schlossene Gottesname Istu wird mit lat. iste verknüpft

ster: Eine Predigt des jungen W. Löhe am Abschluß und dazu die Bemerkung gemacht: „Dieser Gott wäre

seiner Studienzeit in Erlangen, II, 237ff. Stoll, Hctv. ' dann ähnlich benannt worden wie die ewige Macht im

Zum Briefwechsel W. Löhes 10,112ff. Kreßel, H.: Indogermanischen, der man einfach das Wort tad ,das,

Wilhelm Löhe als Prediger, Gütersloh 1929. Hebart, jenes' beilegte um ihre Unergründlichkeit und Unfaß-

Siegfried: Wilhelms Löhes Lehre von der Kirche, ihrem
Amt und Regiment, Neuendettelsau 1939). Als letzter
in dieser Reihe Adolf Harleß, s. Th. Heckel: Adolf

barkeit auszudrücken"), oder durch eine entsprechende
Auslegung der Berichte; so wird z.B. über den Nerthus-
kult Germania c. 40 gesagt: „sie erlebten die Gottheit

von Harleß, Theologie und Kirchenpolitik eines luth. [ als gegenwärtig in der Natur"; von da ist es dann nicht
Bischofs in Bayern, München 1933. Ihr Werk; die Litur- mehr weit zu Meister Eckehart und Fausts Glaubensbe

ie der ev.-luth. Landeskirche in Bayern, s. H. Kreßel:
ie Liturgie der Ev.-luth. Kirche in Bayern r. d. Rh., Gütersloh
1935. Neben ihnen steht die Erlanger Theologie.
J. Gg. Veit Engelhardt 1791 —1855, den feinsinnigen

kenntnis (S. 41). Auf diese Weise wird es dem Vf. nicht
schwer werden, seine eigene Gottesschau in den Urkunden
und Gestalten der germanischen Religion überall
wiederzufinden; daß damit aber die große und wichtige

RELIGIONS WISSENSCHA FI'

Kirchenhistoriker, hat H. Jordan, sein Nachfolger, in Aufgabe einer Geschichte des arteigenen germanischen

den BBK, 26, 49—68, 1920, schön gewürdigt. Der Exe- ! Glaubens gefördert wird, wird man füglich bezweifeln

get und Dgomatiker J. Chr. Kr. Hofmann tritt neuer- dürfen.

dings wieder in den Vordergrund des Interesses. Ste- ! Leipzig Walter liaetUc
phan, Horst: Geschichte der ev. Theologie seit dem

deutschen Idealismus 1938. Otto Wolff: Die Haupt- „, n. ........„ . „ ....

, , , , . c*..ti i -imo u Preisinger, Werner: Die Weltanschauung des Bonifatius,

typen der neueren Lutherdeutung Stuttgart 1938. H. , Eine Untersuchung zur Überfremdung deutsche? Wesens durch die

Jordan: Beitrage zur Hofmannbiographie, BBK, 28, christliche Mission. Stuttgart-Berlin: Oeorg TruckeninüHer 1939.

129—153. (126 S.) 8° = Forschgn. z. dt. Weltanschauungskunde u. Glauhens-

gesch., Hrsg. v. Herbert Orabert. H. 4. RM 4—.

Daß die Gestalt des „Apostels der Deutschen" auch
heute noch und heute erst recht wieder umstritten wird,

„ i iv. tt i . „ , _ . _ __. . _ . ist nur begreiflich. Eine wissenschaftliche Darstellung,

Hauer, J. W.: Urkunden und Gestalten der Qermamsch-Deut- ein Verständnis seiner Per<;nn und seiner Wirk

sehen Glaubensgeschichte. Bd. 1. Von der Germania des Tacitus ; dle ,Um, ^ Y^s!a"anl^ ,Sei!ler 1 Lrs.0.n, "n(J sc'n(M Wirk-

der Edda und den Sagas bis zum Ausgang des Mittelalters. A. Die ! samkeit bemuht ist setzt eine geschichtliche Würdigung

Zeit des ungebrochenen arteigenen Glaubens. Lfg. i (S. 1—48)1. des Mittelalters und der mittelalterlichen Kirche voraus.

Rom. Stuttgart: w. Kolilhammer [1940]; jede Lfg. 48 s. gr. s". Dem Verf. dieser Schrift ist es nicht darum zu tun. Er

Preis je Lfg. rm 1.20. I bewertet die Vergangenheit unter dem Gesichtspunkt der
Diese „Urkunden und Gestalten" sollen nach der „deutschen Gotterkenntnis" (S. 9). Die "Weltanschau-
Vorbemerkung des Vf. Vorarbeiten und Quellen für eine ung des Bonifatius — damit ist der katholische Glauumfassende
Germanisch - Deutsche Glaubensgeschichte ; be gemeint — sowie überhaupt Christentum und Kir-
darstellen, die den IV. Teil seiner Glaubensgeschichte der i che behandelt er aus der durch seinen Standpunkt gege-
Indogermanen bilden soll. Man wundert sich, daß der benen, keinesfalls aber objektiven Distanz. Die enrist-
Vf. dann mit der Veröffentlichung schon jetzt beginnt. I liehen Dogmen und Lehren sind ihm Wahnideen, Kurio-
Er hält das aber im Hinblick auf die weltanschauliche ! sitäten und Schlimmeres. Das Mittelalter wird am Maß-
Lage unseres Volkes für dringlich, um dem deutschen , stab einer naturwissenschaftlichen Aufklärung gemessen,
Volk und besonders seiner Jugend die Quellen arteige- j deren Weltanschauung dem Verf. als absolute Norm gilt,
nen Glaubens zugänglich zu machen. Nun sind ja diese Er macht es Bonifatius zum Vorwurf, daß er nicht für
Urkunden wohl auch bisher schon bekannt und nicht nur Wissenschaft und Bildung im Sinne wissenschaftlicher
in wissenschaftlichen, sondern auch in volkstümlichen , Erkenntnis — nämlich im Sinne des modernen Wissen-
und erklärenden Ausgaben jedem zugänglich. Teilweise Schaftsbegriffs — gestritten habe, und kommt zu dem
neu ist nur die Interpretation dieser Quellen durch den Urteil: „Bonifatius lebte tatsächlich in einer andern Welt
Vf., und auf diese, nicht auf die Darbietung des Stoffes, : als wir modernen Menschen" (S. 47). Eine objektive Wür-
kommt es ihm an. Die Tendenz des Werkes ist die glei- ■ digung der Persönlichkeit des B. und seines Wirkens
che wie in Hauers früheren Veröffentlichungen: er will wird man so nicht erwarten dürfen. Zu Unrecht beruft
zeigen, wie „die nordische Artkraft, die im Strom des sich Pr. (S. 8 f.) auf Bernheim und seine Forderung,
nordischen Blutes lebt" (Vorbem.) sich in der arteigenen den Einfluß der mittelalterlichen Zeitanschauungen auf
Glaubensgeschichte der Germanen — als einem Teil der die Gestaltung der Geschichte zu berücksichtigen. Bernindogermanischen
Glaubensgeschichte — ausdrückt. Das heim war Historiker, seine Arbeit zielte auf das gevorliegende
Heft, von den vorgesehenen 50 Bogen die schichtliche Verständnis der mittelalterlichen Geisteswelt
ersten 3 umfassend, enthält eine Übersetzung und Deu- ab. Die Schrift von Pr. führt uns darin kaum weiter. Von
tung ausgewählter Kapitel aus der Germania des Tacitus. < den vielen einseitigen, schiefen und falschen Urteilen ab-
Ein endgültiges Urteil über die Arbeit des Vf. kann man | gesehen, ist das Bild, das er von der Welt- und Lebens-