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Ausgabe:

1942

Spalte:

199-211

Autor/Hrsg.:

Schornbaum, Karl

Titel/Untertitel:

Kirchengeschichtliche Forschung in Franken in den letzten 20 Jahren 1942

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Theologische Literaturzeitung 1942 Nr. 7/8

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ge Universitäts-Theologie, gilt nicht mehr von der heuti- verwunderlich, daß nun von seiten der Pfarrer und der
gen Universitäts-Theologie: „Drob mit geneigtem Haupt Religionslehrer der Kirche die andere Einseitigkeit auf
auf ihrer Vergangenheit Grabmal ruhet, die Fackel ge- den Schild gehoben und eine „kirchliche" Theologie,
senkt, trauernd die Theologie." Und der Fortschritt über nämlich allein als Ausübung des Glaubens, und nicht
1830 wie über 1900 hinaus liegt gerade in der von D. i mehr eines Auftrags von der wissenschaftlichen Provinz
so oft hervorgehobenen „Spannung", das will sagen: j her, versucht wurde. Damit stand und steht einem
Objektiv mag es heute wie damals lauten „Hier Wissen- „sola scientia" ein „sola fide" entgegen — und man
schaff, dort Gläubigkeit", „Hier Forschung, dort Tradi- staunt angesichts dieser Formulierung sofort nicht mehr,
tion", aber subjektiv, in jedem Professor der Theologie, wenn der „anderen" unter dem Motto „sola fide" amtie-
ist dieser Gegensatz zum dauernden Pathos, Leiden, ge- renden Theologie soviel Herzen und Kräfte zuströmten,
worden; der Professor hält durch; die von D. beschrie- Zudem: was bisher von der „anderen" Theologie erarbei-
bene Theologie ist ein Lebenszustand, ein Erlebenkön- tet und vorgelegt wurde, ist wahrlich nicht durchaus
nen des Professors geworden, der ebenso ehrlich der Schein-Theologie! So kann man den Gedanken nicht losWissenschaft
wie der glaubenden Gemeinde angehört, werden, daß auch diese „andere" Theologie für die auf-
und das hier wie dort aktiv. Und das heißt auf dieser zubauende neue Theologie unseres Zeitalters von nicht
Stufe „die zukünftigen Pfarrer und Religionslehrer wis- geringer Bedeutung sein dürfte. Dennoch behält D.
senschaftlich für ihren Beruf vorbilden": sie mittels der recht. Denn diese „andere" Theologie ist und bleibt ein
Theologie in diese „Spannung" bringen und ihnen das einseitiger Gegenstoß gegen jene Einseitigkeit gewisser
Leben in dieser „Spannung" beibringen! Wissenschaft j Professoren. Das Gesunde aber ist und bleibt die „Spanbleibt
Wissenschaft — und Glaube bleibt Glaube; aber nung", nicht die Einseitigkeit, und ginge sie auch im Zei-
der gläubige Mensch treibt Wissenschaft, und der wis- j chen des „sola fide". Dazu kommt eine Zeitbedingtheit
senschaftliche Mensch glaubt: das ist der Professor der I der „anderen" Theologie, welche etwa mit einem schwe-
Theologie, und das ist der Pfarrer, der Religionslehrer, ' dischen Autor (Ny Kyrklig Tidskrift 1941, S. 190) so
in der Wirklichkeit, die sich nicht umfärben, aber leben | gekennzeichnet werden mag: „Wir haben im Heimatland
läßt. Freilich, ein „gefährliches" Leben! Leichte, allzu- der Lutherischen Kirche manches aktuelle Exempel dafür,
leichte „Kompromisse" sind Theater, nicht Leben. Es j daß das alte Bekenntnis ein starkes und festes Verteilst
aber ein solches Kompromiß, wenn der Professor „be- digungswerk bilden kann. In unseren Zeiten verschanzt
kennen" wollte: Ich weiß mich bloß als Diener der I sich das Kirchenvolk hinter dem einmal aufgeführten
Wissenschaft — was die „Praxis" damit anfängt, in- Festungswerk". (Aber auch jener Autor fügt bei: Das
teressiert mich nicht; und es ist ein solches Kompromiß, Bekenntnis ist ein Schild — „aber laßt uns daran denken,
wenn der Pfarrer und der Religionslehrer „verkündigen" daß der Schild allein keine Siege gewinnt".) Schließlich:
wollte: Ich bin total kirchlich im Denken und Handeln diese „andere" Theologie läuft Gefahr, Theologie der
— was die Wissenschaft dazu sagt, ist mir wie Ge- Tradition und nicht der (wirklichen) Bibel zu werden,
schwätz aus einer versunkenen Welt. Nein, sondern die Man könnte beweisen, daß die „andere" Theologie nur
„Spannung" muß gelebt werden vom Professor wie vom so lange in evangelischer Ernsthaftigkeit möglich ist, als
Pfarrer und vom Religionslehrer; nur daß der Ausgangs- die erneuerte „klassische" Theologie anderseits ihre Ar-
punkt verschieden ist. beit tut. Womit wir wieder bei der Notwendigkeit der
Aber gerade weil der Professor der Theologie so und „Spannung" angelangt wären! Es liegt Kraft in der Ein-
so oft die „Spannung" löste allein zugunsten seines Auf- seitigkeit, aber Leben und Zukunft nur im Bündnis; und
trags von der Wissenschaft her, darum ist es keineswegs ein rechtes Bündnis lebt in der „Spannung".

Kirchengeschichtliche Forschung in Franken in den letzten 20 Jahren.

Von Karl Schornbaum, Nürnberg

Die bayr. Regierungsbezirke Mittel-, Ober- und Un- ein für bayer. Kirchengeschichte (gegr. 1924) und der

ter-(Main-)franken bilden geographisch, sprachlich, kul- I Würzburger Diözesangeschichtsverein (gegr. 1932). Aber

turell eine Einheit. Nicht umsonst waren sie im heil.-röm. auch die historischen Vereine von Mittelfranken (Ans-

Reich deutscher Nation Jahrhunderte hindurch im Frän- bach), Oberfranken (Bayreuth), Unterfranken und Aschaf-

kischen Kreis zusammengeschlossen.1 Die konfessionelle fenburg (Würzburg), der hist. Verein für die Pflege der

Verschiedenheit konnte diese Einheit doch nicht spren- J Geschichte des ehemaligen Fürstbistums Bamberg, der

gen.2 hist. Verein Eichstätt, der Verein für Geschichte der

Kirchlich zerfällt dieses Gebiet in das Erzbistum | Stadt Nürnberg, von andern kleineren Vereinen zu
Bamberg und seine Suffraganbistümer Würzburg und schweigen, haben ihre Publikationen solchen Forschun-
Eichstätt, die Nachfolger der alten gleichnamigen Fürst- gen geöffnet, bei der engen Verbundenheit von geist-
bistümer im ersten Reich. Sie schließen die Gebiete j lichem und weltlichem Regiment bis 1803 wohl verständ-
der Markgraftümer Brandenburg-Ansbach-Bayreuth und ! lieh.2" Auch die Kommission für bayr. Landesgeschichte
der fr. Reichsstädte vor allem Nürnbergs, die sich der und die Gesellschaft für fränkische Geschichte haben
Reformation zuwandten, ein. In bayr. Zeit waren sie in wiederholt ihr Interesse an solchen Forschungen bekun-
die Konsistorialbezirke Ansbach-Bayreuth zusammenge- det. Letztere hat in dem Berichtszeitraum die Inventarischlossen
. I sation der ev. Pfarrarchive des ehemaligen Konsistorial-

Der kirchengeschichtlichen Forschung dienen derVer- [ bezirkes Ansbach zum Abschluß gebracht. Archivinventare

1) Schtneidler, Bernhard: Franken und das Deutsche Reich 2a) Abkürzungen:

im Mittelalter. Studien zur landschaftlichen Gliederung Deutsch- I AO = Archiv für Geschichte und Altertumskunde von Oberfranken

lands in seiner geschichtlichen Entwicklung, 1030, Erlangen. — ARG — Archiv für Reforrmationsgeschichte

Ders.: Franken, seine Mächte und seine Lage im alten deutschen j AU = Archiv des hist. Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg

Reich, 66. JM, Ansbach 1930, S. 185—202. — W e i g e 1, Helmut: I BBK = Beiträge zur bayerischen Kirchengeschichte

Fränkische Landesgeschichte. Fragen, Grundlinien, Leitsätze (Fränki- | BB — Bericht des hist. Vereins für die Pflege der Geschichte des

sehe Halbjahrsschrift, 2. Heft, 134, Nürnberg (ZBL 8, 495). Der j ehemaligen Fürstbistums Bamberg

fränkische Kulturraum, AU, 69. Band, S. 109—242, Würzburg, j WD = Würzburger Diözesangeschichtsblättcr

2) Kaufmann, Hans Heinrich: Der fränkische Kreis von 1559/ JM = Jahresbericht des historischen Vereins in Mittelfrankcn
1567. Ein Vorbericht. ZBL 1932, 5, 243/255. — Welte, Adolf: | MN = Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg
Das geographische Wesen von Nordfranken. — Kaufmann, Hans I SE = Sammelblatt des hist. Vereins Eichstätt

Heinrich: Der Gedanke fränkischen Gemeinschaftsgefühles in Politik VG = Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte

und Geschichte des fränkischen Reichskreises, AU 1935, 69, 120—132, : ZBK = Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte

190—242. ' ZBL = Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte.