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Ausgabe:

1941

Spalte:

152-154

Kategorie:

Kirchengeschichte: Territorialkirchengeschichte

Autor/Hrsg.:

Pabel, Reinhold

Titel/Untertitel:

Athos der heilige Berg 1941

Rezensent:

Stadtmüller, Georg

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Theologische Literaturzeitung 1941 Nr. 5/6

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iSt für das ausgehende 16., vor allem für das 17. und auch noch zum
großen Teil für das 18. Jh. viel mehr notwendig als es im allgemeinen
geschieht (ausgezeichnet übrigens bei Wundt, Die deutsche Schulmcta-
physik des 17. Jahrhunderts, der S. 124 f., 149 f. auf A. eingeht; von
R. nicht mehr berücksichtigt). Bei dem augenblicklichen Zustand weiß
immer nur der Autor einer Monographie über ein Thema aus dieser
Zeit, wo er die einzelnen Werke zu suchen hat und alle anderen dürfen
sich aufs Neue mühsam die notwendigen Angaben zusammensuchen.
Für den Verfasser der Arbeit ist es eine kleine Mühe und für alle
die, die nach ihm über dasselbe Gebiet arbeiten wollen, eine große
Erleichterung.

A. geht vom englischen Puritanismus aus. Durch
äußere Schwierigkeiten und Zusammenstöße mit der englischen
Staatskirche wird er nach Holland geführt. Unter
teilweise starker Beeinflussung durch Augustm hat er
dort in Auseinandersetzung mit dem Arminianismus und
dem Versuch einer scholastischen Rationalisierung des
reformierten Bekenntnisses unter Zurückdrängung des in-
tellektualistischen Prinzips und durch Einführung des
Voluntarismus in die Dogmatiik ihr eine empirische
Grundlage gegeben, die später dann von Schleiermacber
ausgebaut und vollendet wurde.

Berlin Kurt Aland

KIRCHENGESCHICHTE: DIE OSTKIRCHE

Georgi, Curt R. A.: Die Confessio Dosithei (Jerusalem 1672).
Geschichte, Inhalt und Bedeutung. München: Ernst Reinhardt 1940.
(110 S.) gr. 8° (= Aus der Welt christl. Frömmigkeit Nr. 16). RM 4.50.

Diese wohl disponierte, klare und gründliche Arbeit
leuchtet in ein im Halbdunkel liegendes Gebiet der Kir-
chengeschichte hinein. „Die Confessio des Jerusalemer
Patriarchen Dositheus verdankt ihre Entstehung dem
zusetzen." Es kam Dositheus darauf am, den durch
ein offizielles Bekenntnis mit den durch die Reformation
ausgelösten Kämpfen des Abendlandes auseinanderzusetzen
." Es kam Dositheus darauf an, den durch
Kyrill Lukaris (nach Dositheus' Darstellung einen Pseu-
do-Lukaris) eingedrungenen Calvinismus endgültig auszulöschen
. Er wußte das nicht anders zu erreichen, als
daß er bei einer Neudarstellung des Lehrgehalts seiner
Kirche, dem Aufriß der Konfessio des Kyrill Lukaris folgend
, zur Abwehr der calvinistischen Lehren sich römischkatholischer
Formulierungen bediente. So angesehen, bedeutet
die Confessio Dosithei ein Vordringen des römisch
-katholischen Einflusses in die Ostkirche. Jedoch
hielt es der Jerusalemer Patriarch weder mit den Jesuiten
, die sich in der Mitte des 17. Jahrhunderts in Konstantinopel
, Chios, Smyrna, Naxos, auf Kypern und zuletzt
auch m Athen festgesetzt hatten und hinter denen
die Congregatio pro propaganda fide stand, noch mit
den unionsfreundlichen XaxivöcpnovEc. In die Entstehungsgeschichte
der Confessio Dosithei spielt noch der Kampf
zwischen den Jansenisten und Calvinisten in Frankreich
herein. Die Jansenisten wollten ihren calvinistischen
Gegnern dadurch eine Niederlage bereiten, daß sie von
der Ostkirche eine offizielle Erklärung für die Transsub-
stantiation erlangten. Ihr Vertreter im Orient wair der
französische Gesandte an der Pforte Nointel. Er machte
Dositheus aufmerksam auf die Behauptung des Geistlichen
der reformierten Gemeinde in Charenton bei Paris
Claude, daß in der Abendmahlslehre zwischen Calvinismus
und Ostkirche Übereinstimmung herrsche, stellte
ihm vor, daß die Ostkirche dadurch kompromittiert sei,
und legte ihm nahe, eine gegensätzliche synodale Entscheidung
herbeizuführen. Georgi urteilt aber sicher mit
Recht, daß man den Einfluß Nointels auf Dositheus nicht
überschätzen dürfe. Im 2. Teil legt er den Inhalt unsrer
Bekenntnisschrift unter Vergleich mit früheren und neuerlichen
Kundgebungen der Ostkirche dar, im 3. Teil zeigt
er, welche Rolle sie in der Folgezeit gespielt hat, zunächst
in den Unionsverhandlungen der unter dem Namen
Nonjurors bekannten schismatischen anglikanischen
Geistlichen mit Unterstützung des Zaren Peters d. Gr.
und sodann „im Urteil der ortnodox-anatolischen Kirche
" und „im protestantischen und im römisch-katholi-

| sehen Urteil". Im Großen und Ganzen hat sich die Erkenntnis
durchgesetzt, daß die Confessio Dosithei stark
zeitgeschichtlich gebunden ist, eine große Annäherung an

| Rom bedeutet und den orthodoxen Lehrgehalt nicht
ruhig und rein zum Ausdruck bringt, daß sie „ein historisches
Dokument von höchstem Interesse", aber nicht
„normatives Symbol des Ostens" ist.

Zu S. 14 seien einige ergänzende Bemerkungen gestattet. Der
Brief Melanchthons an den Konstantinopler Patriarchen Joasaph II.
vom 25. Sept. 1559 findet sich nicht erst in des Martin Crusius Turco-
graphiae UM octo, Basileac 1584, p. 557, sondern schon in desselben
Orationum liber unus p. 117, der desselben Poematum Graeeorum libri
duo, Basileae 1566, angehängt ist (außerdem CR 9, 921 und an den

I dort verzeichneten Stellen). In der Turcographia p. 263 steht ein
interessanter Brief des Demetrius Mysos, dem Melanchthon den
Brief an den Patriarchen bei seiner Rückreise mitgab, an
Melanchthon, Regensburg 15. Okt. 1559, in dem er berichtet, daß
er von Wittenberg über Joachimsthal und Nürnberg gereist und am
14. Okt. in Regensburg angekommen sei, um altero tertiove die sich
einzuschiffen. Diesen Brief hat Crusius am 6. Aug. 1583 in Abschrift
vom Original von Jakob Monau (vgl. über ihn Paul Flemming,
Beiträge zum Briefwechsel Melanchthons 1904, S. 5 ff.) erhalten. Melanchthon
gab dem Demetrius außerdem ein Exemplar der griechischen
Obersetzung der Confessio Augustana mit, die im Mai 1559
erschien. Der unter dem griechischen stehende lateinische Titel lautet:
Confessio fidei exhibita invictissimo Imperatori Carolo V. Caesari
Augusto in Comitiis Augustae anno 1530 Gracce reddita a Paulo
Dolscio Planensi. Dolscius, damals Rektor der Schule in HaMc (vgl.
Dreyhaupt, Beschreibung des Saalkreises 2, 1755, S. 607; ADB 5,321;
Ferdinand Cohrs, Mitteilungen der Gesellschaft für deutsche Erzichungsund
Schulgeschichte 7, 377; Friedrich Kropatscheck, Johannes Dölsch aus
Feldkirch 1898, S. 14), erwähnt in der an Melchior Kling (vgl. W.
A. Briefw. 9, 354 5) gerichteten Widimungsvorrede, daß er die Übersetzung
einer Aufforderung desselben zufolge angefertigt habe. Ferner
schreibt Melanchthon an Jakob Bording (vgl. Flemming S. 43 2; der
Brief CR 7, 935 gehört in die zeitliche Nähe des an Abdias Prätorius
vom 18. Okt. CR 7, 948): ,Mitto tibi interpretationein graecam
Confessionis, sine meo consilio e d i t a m'. Trotzdem meint
Crusius in der Turcographia p. 264, daß die Übersetzung nur nomine
Dolscii herausgegeben, aber von Melanchthon verfaßt sei. Und ähnlich
Laurentius Ludovici in seiner Oratio de Philippo Melanchthone
(vgl. Hartfelder, Philipp Melanchthon als Praeceptor Germaniae S. 632
Nr. 192) — die Stelle ist zitiert bei Strobel, Miscellaneen literarischen
Inhalts 5, 143 und CR 19, 497/98 —, daß Melanchthon dem Dolscius
die Übersetzung geliefert habe. Der ausgezeichnete Gräcist hatte es
nicht nötig, seinen Lehrer um diesen Dienst zu bitten. Christian Rein-
eccius, seit 1721 Rektor des Gymnasiums zu Weißenfels (ADB 28,
15 ff.), hat denn auch 1730 die Obersetzung als des Dolscius eigene
Arbeit herausgegeben.

Wann und auf welchem Wege Demetrius von Konstantinopel aus
nach Wittenberg gekommen ist, erfahren wir aus dem Briefe Melanchthons
an Camerai vom 29. Mai 1559 CR 9, 826: Sigismundi

I Gcloi epistolam . . . tibi mitto . . . Demetrius, qui attulit eam,
triennio fuit Diaconus in Ecclesia Byzantii, ut narrat. Dazu an David
Chyträus 17. Mai CR 9, 818: Herl literas a Sigismundo Geloo . . .
scriptas aeeepi. Danach hatte Demetrius unterwegs in Eperies bei
Sigismund Torda (vgl. Flemming S. 38 2) vorgesprochen.

Mit den vorstehenden Nachrichten über Demetrius Mysos ist
schwer zu vereinigen, was Nicolaus Hemming (ADB 11, 724 f.) in
seinen Catcchismi quaestiones — gedruckt von Ernst Vögelin in Leipzig
, Widmundsvorrede datiert: Kopenhagen 4. Dez. 1560 — p. 256
berichtet: ,Ante triennium fuit hie vir senex et gravis, missus a Con-
stantinopolitano patriarcha, Demetrius nomine, natione Thessaloni-
censis, qui mihi multa de religione Christianorum degentium inter
Turcas narravit.' Zehn Jahre lang habe er in Kairo gelebt.

Zwickau i. Sa. . O. C1 e m e n

Pabel, Reinhold: Athos, der Heilige Berg. Begegnung mit dem
christlichen Osten. Geleitwort von Univ.-Prof. D. Dr. Joseph Lortz.
Münster (Westf.): Regensberg [1940]. (XVI, 192 S., 32 Bildtaf., 1 Kte.)
gr. 8°. geb. RM 7.60.

Seit der Balkan für westeuropäische Reisende leichter
zugänglich geworden ist — seit mehr als einem Jahrhundert
— ist gerade der heilige Berg Athos mit seinen
I zahlreichen Klöstern ein besonderer Anziehungspunkt
I für alle Reisenden geworden, die teils von turistischer
| Neugier, teils von wissenschaftlichem Interesse, nur zum
kleinsten Teile von innerer religiöser Anteilnahme dorthin
gelockt wurden. Die ziemlich umfangreiche Literatur
über den Athos, die gerade in der Zeit nach dem
Weltkriege stark angeschwollen ist, spiegelt diese Verschiedenartigkeit
der Interessen und der Betrachtungs-