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Ausgabe:

1941

Spalte:

119-120

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Utz, Fridolin

Titel/Untertitel:

Bittet, und ihr werdet empfangen 1941

Rezensent:

Pareja Pflücker, Piedad

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119

Theologische Literaturzeitung 1941 Nr. 3/4

120

Utz, Fridolin: Bittet, und ihr werdet empfangen. Freiburg i. Br.:
Herder & Co. [1010]. (83 S.) kl. 8°. RM 1.50.

Die Geschichte der Letzten vier Jahrhunderte lehrt,
daß die Linien des Protestantismus und des Katholizismus
bald weit voneinander entfernt, bald in starker Annäherung
verlaufen sind, bald sich schroff gegensätzlich
bewegt haben, bald in einem harmonischen Parallelismus
nebeneinander hergegangen sind. Es ist nicht immer so
gewesen, wie voreiliges Urteil annehmen könnte, daß Annäherung
der beiden Linien Verwäsaerung dies Centralen
auf der einen oder der andern Seite bedeutete, wie es
auch nicht immer so gewesen ist, daß Verschärfung der
Gegensätze durch klare Herausstellung des Centralen
verursacht worden wäre. Wenn nicht alle Zeichen trügen
, bahnt sich in der Gegenwart ein auf vertieftem gegenseitigen
Verständnis beruhendes Streben nach einer
Innern Gemeinschaft zwischen den beiden großen Strömen
abendländischen Christentums an.

Vielleicht gibt es keinen geeignetem Raum, in dem
man sich bei allem Trennenden zusammen finden kann,
als das Heiligtum des Gebets. „Gehe in dein Kämmerlein
und schließe die Tür zu und bete zu deinem Vater
im Verborgenen". Hier tut sich die Tür auf zu einer
Stille, welche die Disharmonie ausschließt und die zusammenzuschließen
vermag, die guten Willens sind. Täglich
reichen sich im Herrengebet Millionen von Christen
aller Bekenntnisse unsichtbar die Hände.

Die vorliegende Schrift von Utz ist ohne irgendwelche
Nebenzwecke geschrieben. Sie ist ganz an das
Thema gebunden. Sie ist durchaus das Werk eines
Katholiken und wendet sich an katholische Leser. Aber
in ihrem wesentlichen Inhalt ist sie so genuin
christlich, daß sie jedem, aus welchem Lager er komme,
zur Klarheit über das Wesen des Gebets zu kommen zu
helfen vermag. Ausgehend von der seelischen Not unzähliger
, die „nicht zu beten verstehen", zeigt er, daß
nur da ernsthaftes Beten ist, „wo die ganze Seele in
Gott-Gerichtetheit mitschwingt". Das Gebet ist nicht
eine von der sonstigen Wesenheit und Haltung des
Menschen losgelöste und auf irgendein spezifisches Objekt
bezogene Funktion des Frommseins, sondern im
Gebet kommt das gesamte Verhältnis der Seele zu Gott
zum Ausdruck. Ja noch mehr: „Das Gebet hebt den
Menschen über die Begrenztheit des eigenen Seins hinaus
in die unbegrenzte Machtvollkommenheit Gottes". Es
macht den Menschen frei vom sich selbst und schlägt
die Brücke zur Nähe Gottes. Die Frucht dieses Gebets
ist der Friede, der höher ist als alle Vernunft.
So verstanden, ist das Gebet herausgehoben aus der
der Frömmigkeit so gefährlichen Zone des primitiven
Bittens, das sich auf dieses oder jenes richtet und —
wie oft! — an der Bitterkeit enttäuschter Erwartung
und an der eigenen Dürftigkeit stirbt. Das Gebet des
Christen kann nur geschehen „im Namen Jesu". Eindringlich
stellt der Verfasser das hohepriesterliiche Amt
Jesu in den Vordergrund und erweist damit die biblische
Grundlegung seiner Ausführungen.

Berlin P. Pflücker

Worte für jeden Tag gesammelt aus den Schriften Nathan Söderbio
m s von Anna Söderblom. Ins Deutsche übertr. von Tona Baur.
Berlin: A. Töpelmann 1940. (VII, 387 S.) 8°. RM 6-.

Nicht den Forscher und Kirchenführer Söderblom
lernen wir hier kennen, sondern den Seelsorger, ja,
mehr noch: wir hören hier einen modernen Kirchenvater.
Gerade aus dem sonst so schwer zugänglichen und verstreuten
religiösen, exegetisch-hoimiletischen Schrifttum
S. wird uns hier das Schönste und Wertvollste dargeboten
u. z. zum täglichen Gebrauch. Es ist f reilich kein
Andachtsbuch im landläufigen Sinne, das uns hier Frau
Söderblom aus den Schritten ihres Mannes vorlegt, sondern
ein handliches breviarium mit kurzen aber gehaltvollen
je ein 1/2 bis 3/* S. ausfüllenden Abschnitten für je
einen Tag des Jahres. Es sind nicht Auslegungen einzelner
Schriftworte, sondern eher Meditationen über die

| Weite und Fülle der Christustatsache (Menschwerdung,
Auferstehung, Rechtfertigung, Friede) und über die
daraus sich ergebenden unzähligen Fragen des praktischen
, christlichen Lebens, wie Ehe, Verantwortung, Zeit,
Gebet, Arbeit, Leid, Freude, kurzum für jede Situation
wird hier Wort Gottes, das heißt biblische Botschaft,
demjenigen gesagt der auf sein Suchen und Fragen Antwort
haben möchte. Oft sind es kurze aber gewichtige
j Homilien zu bestimmten Bibelworten oder Perikopen.
! Es ist hier nach Söderbloms eigenen Worten gelungen,
| „den unendlichen Schatz, den wir erhalten haben, in
| Kleingeld umzuwechseln für den täglichen Bedarf des
I Einzelnen und der Gemeinde". Die Anlage des Ganzen
richtet sich äußerlich nach dem Kalenderjahr, inhaltlich
| jedoch entspricht sie dem Kirchenjahr.

Die Forderung, die Kirchengebäude tagsüber ollen
zu halten, ist berechtigt und endlich werden hier
und da auch Versuche gemacht. Doch wer in eine solche
offene Kirche zu Gebet und Betrachtung einkehrt, müßte
dort auch das finden, was einzig in einer evangelischen
Kirche gefunden werden darf: Die Wortverkündigung,
die Glauben und Anbetung wirkt. Die Gemeinden müssen
deshalb geeignete Andacht- und Gebetbücher bereitlegen
zum allgemeinen Gebrauch und zur Stärkung des
geistlichen Lebens- Ich wüßte nun kein schöneres Buch,
als dieses, das solchen Dienst tun könnte.
Berlin-Mariendorf Hans W e n d t

Kirchenmusikalisches Jahrbuch. 30. Jahrg. 1935. Schriftleitung:
Karl August Feilerer. Regensburg: Friedrich Pustet 193G. (108 S.)
gr. 8°. RM 4.80.

Das Kirchenmusikalische Jahrbuch wird mit Unterstützung der
Görresgesellschaft von der musikwissenschaftlichen Kommission des
Allgemeinen Cäcilienvereins für das großdeutsche Reich und die
Schweiz herausgegeben. Besondere Kenner der Geschichte der katholischen
Kirchenmusik und vor allem des gregorianischen Chorals —■
u. a. K. O. Feilerer, D. Johner und A. Schmitz — sind die eigentlichen
wissenschaftlichen Träger dieses Unternehmens.

Für den Jahrgang 30 "(1035) lieferten L. Kunz, M. Schneider,
Feilerer, Ziegler und H. Oocke wissenschaftliche Einzelarbeiten.
Kunz befaßt sich mit dem Ursprung und der Bedeutung der den
„Neiunae reguläres" untergelegten Texte. Er kommt dabei zu
dem Ergebnis, daß diesen Tonartensilben zwar kein eigentlicher
Wort-sinn zugrunde liegt, daß sie aber eine hohe musiktheoretische
Bedeutung haben. Marius Schneider legt eine eingehende Untersuchung
über den Wechsel der Modalität des gregorianischen Chorals vor;
er bringt dabei seine Tonalitätskreislehre, die er bereits 1929 in „Der
Wechsel der Modalitätsbestiimmung in der Tradition der Meligesänge
im 9.—13. Jahrh." entwickelt hat, zur Anwendung.

Abgesehen von einem kleineren Beitrag Fellerers über die
„Mensura fistularum" kommt in dem Jahrbuch die sehr fleißige
und für den westfälischen Orgelbau aufschlußreiche Dissertation
Hildegard Oockes „Der Orgelbau in den Kreisen Soest und Arnsberg
vor 1800" zum Ausdruck. Ein Verzeichnis der kirchenmusikalischen
Werke der Santinischen Sammlung beschließt das Heft. Das
Kirchenmusikalische Jahrbuch 1935 macht ebenso wie die seil 1929
unter Fellerers Schriftleitung stehenden Hefte auf das Ganze gee-
sehen, einen vorzüglichen Eindruck; es wird jedem, der sich eingehend
mit Fragen aus den betreffenden Gebieten der katholischen
Kirchenmusik beschäftigt, eine willkommene Hilfe sein.
Göttingen W. M. L u t h e r

Schlieske, Otto: Lebendige Psalmen. Begleitstoffe für Unterricht
u. Predigt. Göttingen: Vandenhoek 8c Ruprecht 1938. (98 S.)
8°. RM 2.60.

Brauchbare Illustrationen zu den Psalmen für Predigt und
Unterricht. Es sind dazu viele Erinnerungen aus Geschichte und Kir-
j chengeschichte, Lieder, die aus ihnen entstanden sind, i:i großer
| Mannigfaltigkeit zusammen gestellt. Ob immer die historische Zuverlässigkeit
gewahrt ist? So wird bei Psalm 37, 5 die Entstehung
des Liedes, Befiehl du deine Wege, mit der Amtsentsetzung Paul Gerhardts
von seinem Berliner Amt in Zusammenhang gebracht; in
| Wirklichkeit ist das Lied schon 1053 gedruckt, also ehe P. G.
überhaupt nach Berlin kam.

Halle/Saale Wilhelm Uscner

He ekel, Bischof D. Theodor: Ernst Moritz Arndt. Ein Mannesleben
für Glaube und Volkstum. Berlin: Evang. Bund 1939. (16 S.)
kl. 8° = Der Heliand 63. RM —.20.

In der Reihe der gediegenen und schmucken Heliandhefte ist
I nun auch das Lebensbild Ernst Moritz Arndts erschienen als der