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Ausgabe:

1941

Spalte:

116-117

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Kressel, Hans

Titel/Untertitel:

Die lebendige Gemeinde - das Schicksal der Kirche 1941

Rezensent:

Nöldeke, Martin

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Theologische Literaturzeitung 1941 Nr. 3/4

in dessen Mitbestimmung des Fortbestehens des Forschungsgegenstandes
Volk bestehen soll, aus, um ihn
gleichwertig in diesen Zusammenhang einzuordnen.
Könnte, ja müßte man dann nicht ebenso gut zum Beispiel
E. M. Arndt nennen? Bei Jacob Grimm, dessen
Bedeutung für die Frage der Volkskunde zweifellos richtig
erkannt ist, würde man gerne über die These vom
Ürmythos hinaus etwas mehr vom Inhalt seiner „Deutschen
Mythologie", speziell über die Lösung des Problems
alte Mythologie und neuer Glaube erfahren. Inwiefern
und inwieweit ist das Christentum „Lehnsmann
deutscher Mythologie?" Bei Riehl geht Verf. wesentlich
stärker über Behauptungen hinaus auf den konkreten
Inhalt ein.

Bedauerlich ist die große Zahl der Druckfehler, die
auch von der Berichtigung nicht alle erfaßt worden sind.

Solche Einwände sollen den jungen Autor nicht entmutigen
, sondern veranlassen, weiter in intensiver, disziplinierter
Arbeit seine Kräfte gerade auf diesem Gebiete
anzusetzen.

Berlin A. F. Stolzeriburg

Richter, Prof. D. Julius: Deutsche evangelische Missionsfeider.

Geschichte und gegenwärtiger Stand (1939). Gütersloh: C. Bertelsmann
1940. (235 S.) 8°. RM 3 - ; geb. RM 4-.
Auf seinem Sterbebett durfte der am 28. März 1940
heimgegangene Verfasser noch die große Freude erleben
, daß ihm sein letztes Buch, der Ertrag fleißiger
Arbeit in einem Jahr der Stille und Schwachheit, fertig
vorgelegt werden konnte. Er wollte die Besitzer seiner
fünf bändigen Missionsgeschichte in den Stand setzen,
die Entwicklung wenigstens der deutschen Missionen
bis zur Gegenwart auf allen Missionsfeldern zu verfolgen
. Deshalb zeichnete er in 26 kurzen Bildern alle deutsehen
Missionsfelder, beginnend bei der Basler Mission
auf der Goldküste, dann der afrikanischen Küste bis nach
Ostafrika folgend, weiter die evangelische Mission in den
Bibelländern, Süd-Indien, China und Japan, Niederländisch
-! ndten, die Neuendettelsauer Mission auf Kaiser
Wilhelms-Land und die Mission der Brüdergemeine in
Amerika. Bis auf eins ist jedes dieser Bilder gleichzeitig
Auslegung eines Bibelwortes und bietet so Stoff sowohl
für den Vortrag wie für Bibelstunden. Das Gesamtbild
zeigt noch einmal die glänzende Begabung des
Heimgegangenen, der zu den ganz großen Förderern
der Mission in Wissenschaft und Praxis im letzten halben
Jahrhundert gehört hat und an Bedeutung wohl neben
Gustav Warneck und Reinhold Grundemann gestellt
werden darf. Umfassendstes Wissen und die Fähigkeit,
in jedem Land von einer neuen Seite her zum Verständnis
der Entwicklung und der gegenwärtigen Lage zu
helfen, kennzeichnen das Buch. Man kann es mit Spannung
in einem Zuge lesen ohne zu ermüden.

Die Anlage bringt es mit sich, daß jede Missionsgescllschaft immer
da wieder genannt wird, wo wir einem ihrer Arbeitsfelder neu
begegnen. Nur ganz wenige Lücken sind in der Darstellung geblieben
. Die beiden kleinen Missionen aus Velbert, die Hotschuan-Mission
und die Shckki-Blinden-Mission sind nicht erwähnt, auch ist z. B.
die ärztliche Arbeit in Nias übergangen. Der Verfasser war ja auf
die Monats- und Jahresberichte der Geselfschaften angewiesen und
in diesen kann naturgemäß nicht jede Einzelheit berichtet werden.

Es ist deshalb kein Wunder, wenn Sachkenner' bei den einzelnen
Feldern für ihre Gesellschaften kleine Verzeichnungen oder Auslassungen
angemeldet haben. Man wird die letzte Gabe des Verfassers trotzdem
mit Ehrfurcht und Dankbarkeit in die Hand nehmen und auch
gern darüber hinweg sehen, daß sich allerhand Zahlenangaben finden,
die der Nachprüfung bedürfen, und auch mehr Druckfehler vorkommen,
als normalerweise erlaubt sind.

Für die Zwecke von Bibelstunden und Vorträgen in
kleinem Kreis kann das Buch ohne Bedenken und Nachprüfung
benutzt werden. Wer es tut, wird von dem
Reichtum des Gebotenen überrascht sein, dem heimge-
gangenen Verfasser über das Grab hinaus zu Dank verpflichtet
, daß er der deutschen evangelischen Mission
ein Buch geschenkt hat, das ihren Stand unmittelbar vor

! Ausbruch des großen Entscheidungskampfes, in dem
wir stehen, so packend darstellt.

Tübingen M. Seh 1 u n k

Kressel, Pfr. Lic. Dr. Hans: Die lebendige Gemeinde — das
Schicksal der Kirche. Gütersloh: C. Bertelsmann 1939. (250 S.)
8°. RM 7— ; geb. RM 9-.

„An dem Sein oder Nichtsein lebendiger Gemeinden
entscheidet sich die Zukunft der Kirche, der lutherischen
j Kirche in Deutschland genau so wie der christlichen Kir-
I chen im Abendland und in der ganzen Welt. Die Ge-
| meinden sind das Schicksal der Kirche!"
! (S. 16) Darum aber kann die praktische Aufgabe, den
' Weg zur lebendigen Gemeinde aufzuzeigen, wenn nötig
1 auszubauen und zu gehen, gar nicht ernst genommen
! werden. Drei unumgängliche Bedingungen für die Ge-
j staltwerdung der lebendigen Gemeinde sind nach Kreßel
| zu befolgen:

1. Im Gottesdienst schlägt das Herz der Gemeinde;
im Gottesdienst hat sie ihre Heimat auf Erden. (S. 29).

j Wo eine Gemeinde ihre Versammlungen verläßt, da
stockt der Herzschlag und das Sterben greift um sich;
wo aber gottesdienstliche Treue erweckt wu'rd, da fängt

| das Herz neu zu schlagen an und neues Leben pulst

i durch alle Adern. (S. 31). Darum ist es notwendig,
das Gemeindeleben gemäß seiner gottesdiienstlichen Gestalt
, sowie den Gottesdienst gemeindiegemäß aufzufassen
und durchzubilden. (S. 29—149). Besonders zu be-

] achten bleibt dabei, wie Kreßel diese Gadiankenfolge auf
Wortgottesdienst, Sakramentsfeiern und Kasualien mit
allen ihren Eigenheiten und Einzelheiten anwendet. (S.

I 67—136).

2. Je mehr eine Gemeinde von ihren Gottesdiensten
i bestimmt und erfaßt wird, desto mehr wird die Wirkung

der Gottesdienste . . . auch das Leben außerhalb der
I Gottesdienste besti mmeu . . . (S. 150) Au Gemeiinde-
j Versammlung, missionarischem Wollen, und geselligem
| Zusammenleben sowie im Verhältnis zu landeskirchliclKT
Gemeinschaft und zum wirtschaftlichen, wie öffentlichein
Leben überhaupt muß es sich zeigen, daß auch heute das
Wort des Herrn absolute Geltung hat: „Ihr seid das
Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt . . . Lasset
| euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten
! Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen".
(S. 154—182).

3. „Kein Gemeindeleben ohne Gemeindeleituu 2;! Das
ist die dritte, unumgängliche Bedingung für die Gestalt-
werdung der lebendigen Gemeinde . . . denn Alles, was
über das gottesdienstliche und außcrgottesdienstl'die Leben
zu sagen ist, wird hinfällig, wenn nicht die geeignete
Führung vorhanden ist. (S. 183) Die Richtigkeit dieses
Grundsatzes weist Kreßel nun im Zusammenhang im
Einzelnen eingehend ganz besonders anschaulich nach,
(S. 183—225) Wohl wird in einer Gemeinde mehr,
in der anderen weniger erreicht werden. Und wenn
die Gemeinden richtig geleitet werden und alle fraglichen
Hilfsmittel richtig angewandt werden, wird auch irgendeine
Frucht sich zeigen. (S. 226) Wenn auch, genau
wie vom einzelnen Christen, von dem Stand der lebendigen
Gemeinde nach Luther gilt, daß sie immer erst im
Werden und nicht im Gewordensein ist, so haben wir
doch die Erkenntnis gewonnen, daß der Erfolg nicht
unsere Verheißung, sondern Gottes Geheimnis ist und
die Gewißheit, daß der große Tag Jesu Christi die Gemeinde
der Vollkommenheit offenbaren wird. (S. 228)
Wir brauchen nicht zu erschrecken vor all' den Verlegenheiten
, die uns trotz allem weiterhin zu schaffen,
ja oft ratlos machen, weil für Gott auch die Verlegenheiten
nur Gelegenheiten sind. Wir dürfen nur nicht
müde werden zu arbeiten, wo es die innere Einsicht erfordert
: zu arbeiten, so viel, so treu wir können, auch
wenn es menschlich aussichtslos ist, und daran uns zu halten
in allen Enttäuschungen, daß der Artikel von der

S Kirche ein Glaubensartikel ist. Wir haben die Hoffnung