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Ausgabe:

1941

Spalte:

113-114

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Fischer, Franz

Titel/Untertitel:

Evangelischer Religionsunterricht im Umbruch 1941

Rezensent:

Stäglich, Martin

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wissenschaftlichen, sondern katechetischen Tendenz bietet es auch Reformation und Gegenreformation (die österreichische
dem Theologen einen Einblick in die Art und Weise des modernen eV- Kirche hatte unter der Gegenreformation besonders
deutschen Katholizismus, seine Dogmatik darzustellen und zu be- j m leiden) werden gründlich behandelt mit vielen Finger-
grüuden, wobei der Versuch die traditionelle kathol. Dogmatak s gerzeigen für den praktischen Unterricht. Im letzten Kaimt
den Kirchenvätern, bes. Augustin in Einklang zu bringen zu j pHel „christlicher Glaube umd die geistigen Strömungen
beobachten ist. der Gegenwart" wird vom dem Geist der Gottlosigkeit

Kiel Martin Redeker | geSprochen und von dem westlichen Geist, wie er im

anglikanischen Christentum zu Tage tritt, von Naturwissenschaft
und Technik usw. Im Blick auf die Gegenwart
hätten aber auch die Bestrebungen, eine den Deutschen
„arteigene" Religion zu schaffen, erwähnt werden
müssen. Im Anhang werden auf 8 Seiten neuere Schriften
umd Hilfsmittel für den ev. Rel.Unt. aufgeführt. Die
Auswahl ist gut, frei von aller Einseitigkeit.

Die Schrift sollte nicht bloß innerhalb der Grenzen
Österreichs gelesen und beachtet werden, sondern überall
in deutschen Landen, wo man evangelischen Religionsunterricht
zu erteilen hat. Sie leistet große Dienste zu

PRA KTISCHE THEOLOGIE

Fischer, Franz: Evangelischer Religionsunterricht im Umbruch
. Die religiösen und pädagogischen Gesichtspunkte in den
neuen Lehrplänen der evangelischen Kirche Österreichs für den Religionsunterricht
an Volks-, Haupt- und höhern Schulen. Frankfurt a. M.:
Moritz Diesterweg 1940. (VII, 65 S.) gr. 8° = Heft 6 der Schriftenreihe
„Der Evangelische Religionsunterricht", hrsg. von Oberkonsi-
storialrat l.ic. Theodor Ellwein. RM 2~■

Nach der Eingliederung der Ostmark in das groß- I Erteilung eines gegenwartsnahen leb<
oeutsche Reich ist auch eine Neuordnung des evangelir | der den Kindern zeigen kann, was das Christentum
seilen Religionsunterrichts an den Schulen Österreichs
erfolgt. In der vorliegenden Schrift nimmt Dr. Dr.
Franz Fischer auf Grund seiner langjährigen Erfahrungen
und Bemühungen um den Religionsunterricht in
Osterreich Stellung zu den neuen Lehrplänen, nicht um
S1e kritisch zu beleuchten, sondern um zu zeigen, wie
au ihrer Hand ein lebendiger, den Forderungen der
Gegenwart entsprechender Unterricht erteilt werden
kann. Obwohl die Schrift nur klein an Umfang ist,
so ist sie doch sehr wertvoll. Es spricht aus ihr ein
Mann aus lebendigem Glauben heraus, erfüllt von dem
«rennenden Wunsch, im Religionsunterricht alle Kraft
daran zu setzen, daß das Evangelium die beherrschende
Lebensmacht im deutschen Volke bleibe. Die Sprache ist
schlicht und einfach, klar und verständlich für jeden.
Ausführliche Lutherzitate zeigen, wie sie aus dem Geist
der Reformation heraus geformt ist.

Gleich im Anfang wird betont, daß die Kirche der
Reformation durch einen ewigen göttlichen Auftrag zum
Leben und Handeln berufen ist, den sie auch in einer
neuen Lebensordnung zu erfüllen hat. Der Religionsunterricht
muß eindeutig die Richtung auf die Kirche
haben. Evangelische Religionslehrer müssen persönliche
Gjauibenszeugen des Evangeliums 9ein und als tätige
Glieder am Leben der Gemeinde teilnehmen. In dem
Kapitel „Volksverbundenheit und im Religionsunterricht"
wird die Erörterung etwas verengt, indem Evangelium
und Volksgesetz zu einander in Beziehung gesetzt
werden. Besser wäre der Begriff „Volkstum". Der
^atz „Der Schöpfer Himmels und der Erden hat allen
Völkern ihr natürliches Volksgesetz in das Herz geschrieben
, ein Gesetz, das durch das Evangelium keineswegs
vernichtet wird", würde ein anderes Gesicht gewinnen
, wenn nicht einseitig bloß von Gesetz gesprochen
würde, sondern von Volkstum. Das Evangelium
will das Volkstum bewahren und pflegen, wie die Geschichte
der ev. Mission zeigt, freilich aber auch reinigen
und durchheiligen. Das hätte auch betont werden
müssen. Das nächste Kapitel spricht über das A. T. im
Rel. Unterricht. Der Verfasser läßt es sehr stark zurück-

treten, vie leicht zu stark. Aber richtig wird das N.T. gen wird. Auch das ist erfreulich, daß ein anrehemfer
als Grundlage und Kernstück im R. U. hervorgehoben. Dozent der praktischen Theologie in der richtigen Er
Die Kinder sollen Christen werden. Sehr gut ist das kenntnis, wie das Vorwort sägt wie sehr die Wissen
4- Kapitel „Jesus und die jüdische Frömmigkeit." Das Schaft von der Seelsorge — ich würde noch weih*
Christentum ist nicht ewie Art verbessertes Judentum, gehen — der Benutzung des von der religiösen Vok«
sondern in allen Stücken Gegensatz zum Judentum und | künde Erforschten in einer „kirchlichen VoHcaki»nriS<
Überwindung desselben. Jesus Christus ist auch nicht : bedarf, diese Probleme zu seinem speziellen Ar' p f
aas religiöse Genie einer bestimmten Rasse oder der ! biet macht. Die praktische Theologie wird -m h
zuT'm tC ^en9ch, der ganze," M^Ä?it" V'Gott ist 1 Pun,kt' ger?de au,ch angesichtS der GegenwartsäufSen'
zum Menschen gekommen in Jesus Christus, das ist der i noch manches zulernen müssen. isduigaoen,
unerhörte Inhalt des Evangeliums." Ebenso treffend Der Attsffirrmro ov»rM»nr.k_». . . , ,,

gr f eu Hec'.tfertigung des Paulus gegenüber allen An- Ein^i^ZS^S^^^^

Begegnung von Christentum und Germanentum, die die* SÄ?^^

rade heute unserm Volk zu geben hat.

Berlin-Schöneberg Martin S täglich

Schulze, Robert: Die Anfänge der Volksglaubensforschung
. Berlin: Ebering 1940. (110 S.) gr. 8° = Historische Studien
. H. 373. RM 4.50.
Die vorliegende Studie unterscheidet sich von den
sonstigen, noch nicht sehr zahlreichen Untersuchungen
zur Geschichte der religiösen Volkskunde dadurch, daß
sie von dem vielen, was in Biographien, Lehenserinnerungen
usw. in populärer Form zu dem Thema
vorliegt, absieht und die ersten Anfänge moderner
wissenschaftlicher Arbeit am Kapitel „Religiöse
Volkskunde" aufzeigen will. Diese Ansätze findet sie bei
Jacob Grimm, Friedrich Ludwig Jahn und Wilhelm
Heinrich Riehl, von denen der letztgenannte schon immer
als einer der Begründer der religiösen Volkskunde
galt, allerdings ohne daß das bisher eine umfassende
monographische Behandlung hervorgerufen hätte, die
beiden ersteren aber in dem Zusammenhang bis daliin
wenig genannt worden sind. Grimm verdankt die religiöse
Volkskunde nach Sch. das literarische Forschungsprinzip
im Sinne einer wissenschaftlichen Ausnutzung
der Ml der Literatur vorhandenen Zeugnisse der Geistes*-
entwicklung unseres Volkes. Jahn stellt mit einzelnen
wichtigen Themen die Volkskunde in den Dienst der
Praxis in Volk und Kirche. Riehl lehrt das Operieren
aus dem lebendigen Austausch mit dem beobachteten
Volksleben. Der Darstellung des Beitrags jedes der
genannten zum Kapitel Volksglaubensforschung wird aus
der richtigen Einsicht der gerade hier notwendigen persönlichen
inneren Beziehung zum Gegenstand eine Schilderung
seines religiösen Werdens vorausgeschickt, die
Interesse für das Gebiet wie Charakter der Aussagen
motivieren soll. So entsteht ein Bild nicht nur der
Beiträge, sondern auch der Gestalten.

Man wird es mit großer Freude begrüßen, daß wieder
einmal ein Baustein zu der noch viel Arbeit erfordernden
Geschichte, der religiösen Volkskunde beigetra-