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Ausgabe:

1941

Spalte:

89-91

Kategorie:

Kirchengeschichte: Territorialkirchengeschichte

Titel/Untertitel:

Die Einheit der Ost- und Westkirche 1941

Rezensent:

Arsenʹev, Nikolaj S.

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8!) Theologische Literaturzeitung 1941 Nr. 3/4 90

der Moskauer Periode wird naturgemäß der eigentliche Florenz versucht worden ist, sondern in der Vertiefung des Eigenen,

Begründer des nordrussischen Klosterwesens Sergij von bis man zum gemeinsamen Zentrum, zu den gemeinsamen Glaubens-

Radone? besonders hervorgehoben. Aus dieser Zeit der if»e.» rf"rc,^ö»t' v™ man s,ch».a"z ""he ^einander finden würde.

n . , »V^ oi i • j j .,„„.v,.t,Q FinciaH „Allein die Ruckwendung zum christlichen Ahertum vermag eine Lo-

Bes.edeiung Nordrußlands wird das russische E nsied- sung m b „ Es mchren sich auch in u„sc,Cr Zeit Zei-
lerleben gekennzeichnet, tun abschließend auf die beioen chen> die von dner innercn Annäherung zwiscne„ iem dirtoUlohe«
geistesmächtigen Antipoden Nil Sorskij und Josit von ; 0sten u,nd dem christlichen Westen reden.
Volokolamsk einzugehen, in denen die beiden Arten ,n efaenj anderen Geiste ist der m. E. miß-
des ostkirchlichen Monchtums sich am schrottsten ge- limß;ene Aufsatz des Russen, Fürsten Nikolaus Mas-
genüberstehen. i salsky, gehalten („Zum 500. Jahrestag der Union von
Durch sein gediegenes und abgewogenes Urteil über , Florenz'7), eines früheren Orthodoxen, der jetzt an-
die Erscheinungen und Gestalten des allrussischen | schiein,end zur Römisch-Katholischen Kirche übergetre-
Mönehs- und Klosterwesens, insbesondere aber durch ten ^ ö
seine fast lückenlose Erfassung der gesamten Literatur Dic ^ ^ ^ ^ obcrflächlich) sondem Iejder ^
über diesen Gegenstand wird diese Arbeit aut lange zveit , senschaftUch imzuvcr,ässie. Der Verfasser glaubt anscheinend, daß
hinaus ihren bleibenden Wert behalten. UM tsucn wira , sdne dcutsc|lcn Leser mit der oesciüclite Rußlands gänzlich unver-
daher von allen, die sich miit der Geschichte des gne- ; trai;t silldj wcnn er di€ son(iCrbare Behauptung wagt, daß die Union
ehischen und gesamtostkirchhchen Mönehtums beschäftigen
, berücksichtigt werden müssen. Nur einige Schönheitsfehler
sind in der Arbeit noch stehen geblieben: so
wird die Transkription nicht immer einheitlich beachtet
. Auch sollten im Deutschen statt der aus dem Russischen
übernommenen Formen: der Paterik oder der
Hieromonach die eingebürgerten griechischen Formen
gewählt werden. Wünschenswert wäre es auch,, wenn
russische Termini wie z. B. spasatsja = gr. omxüoOaigenauer
wiedergegeben würden. J noch „im Flusse" ist, hingewiesen; der Autor habe neue Tatsachen

zwischen der Russischen Kirche und Rom „damals", d. h. am Ende
des 15. Jahrhunderts bis zur zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
„auch wirklich bestand" (181 —182). Diese Behauptung — die
von keinem ernsten Historiker bis jetzt gewagt worden ist — steht
in krassestem Widerspruch zu den bekannten geschichtlichen Tatsachen
und dabei gibt sich der Verfasser nicht einmal die Mühe, diese
sonderbare Behauptung ernst beweisen zu wollen (was auch unmöglich
wäre). Auch ist in diesem Aufsatz ein sonderbarer Zug hervorzuheben,
den ich leider nicht anders als ,,Wichtigtuerei" und „Geheimtuerei"
bezeichnen kann. Es wird auf neue Ergebnisse der Forschung, die

Berlin Robert Stupperich

Die Einheit der Ost- und Westkirche. Zur 500. Wiederkehr des
Unionskonzils von Florenz 1439/1939. München: Ernst Reinhardt.
(204 S.) gr. 8° = Sonderh. d. Zeitschr. „Eine heilige Kirche", Jg.
1939, H. 6/12. RM 4.60.

Dieses Sammerheft bietet eine Fülle von Anregungen
und auch viel interessantes wissenschaftliches Material,
aber nicht alle Aufsätze sind auf gleicher Höhe. Am
Eingang des Heftes stehen zwei Aufsätze, die dem
Unionkonzil von Florenz 1439 gewidmet sind. Wie immer
, ist das, was Fr. Heiler schreibt, wissenschaftlich
gediegen und von hohem gedanklichem und religiösem Niveau
. In seinem Aufsatz „Was lehrt das Konzil.von
Florenz für die kirchliche Einigung?" betont er das
Diplomatische, Äußerliche, Unorganische in dem Verfahren
des Florentiner Konzils.

„Wie wenig gründlich das Konzil verfuhr, lehrt der Umstand,
daß die Römer eine ganze Reihe von Fragen erst nach Abschluß der
Union an die Griechen stellten. Das Unionsdekret selber wurde sehr
eilig ausgearbeitet, mochte auch Bessarien auf die Formulierung
große Mühe verwenden. Die theologischen Verschiedenheiten wurden
an verschiedenen Punkten nur künstlich durch ganz vage Kompromißformeln
überdeckt, während sie in Wirklichkeit unverändert
weiterbestanden. Die Formulierung des päpstlichen Primats
war widerspruchsvoll und noch dazu im lateinischen und griechischen
Text nicht völlig gleichbedeutend, so daß sowohl die Römer wie die
Griechen ihre eigentümliche Primatsauffassung herauslesen konnten.
Es kann nicht Wunder nehmen, daß ein so künstliches Kompromißgebäude
rasch in sich zerfiel". (S. 18b).

Auf diesem Wege künstlicher Kompromisse, die die
Verschiedenheit durch vage Formeln zu überbrücken ver

in den letzten Monaten kennengelernt, die ein neues Licht auf die
ganze Frage werfen. Diese möchte er nun seinen Lesern mitteilen.
Und nun . . . die Überraschung: Es werden Tatsachen mitgeteilt,
die alle der wissenschaftlichen Welt schon seit 40 Jahren bekannt
sind aus dem gediegenen Werke des bekannten Historikers Pierling
S. J. „La Russie et le Saint Siege", (Bd. I. Paris 1896).
Dieser Aufsatz bildet eine traurige Ausnahme im Heilerschen Sam-
melheftc.

Die Beiträge des Heftes zerfallen dem Inhalte nach
in zwei Hauptkategorien: mehr konkreten wissenschaftlichen
Inhalts und mehr allgemein gehaltene, die der
Frage einer künftigen gegenseitigen Annäherung der
christlichen Kirchen gewidmet sind. Der schon erwähnte
Aufsatz von Heiler verbindet, wie es bei Heiler häufi<r
der Fall ist, das Theologisch-Systematische und die
starke Empfindung für die Welt" der Frömmigkeit mit
einer Fülle konkret-wissenschaftlichen Materials. Recht
wertvoll sowohl vom theologischen wie vom kirchenhistorischen
Standpunkt ist der Aufsatz von Dr. C u r t
Georgi„Das erste Gespräch zwischen Ostkirche
und Protestantismus", der den Briefwechsel
zwischen den Tübinger lutherischen Theologen
und dem Patriarchen Jeremias II. von Konstantinopel
in den 70er Jahren des 16. Jahrhunderts behandelt.

Besonders verdienstvoll ist es, daß nicht bloß der äußere Verlauf
dieses kirchengeschichtlich interessanten Briefwechsels dargestellt
wird, sondern eine eingehende theologische Analyse der ausführlichen
Antwort des Patriarchen auf die ihm zugesandte „Confessio
Augustiana" dargeboten wird. Mit vollem Recht bemerkt Georgi
daß das Schreiben des Patriarchen Jeremias eine adäquatere Darstellung
des orthodoxen Standpunktes bietet, als die beiden bekannten
orthodoxen Bekenntnisschriften des 17. Jahrhunderts _ die Con-

.„C: 1 , • • fr u £ • 7" fessio orthodoxa" des Petrus Mohila und die Confessio Doshhei

suchen, kann keine wirkliche Einigung zwischen den die „cidc von der kathoUacheo Scholastik und "SaLto rtt'

Kirchen erreicht werden. Auch im allgemeinen findet minoog/yt stark beeinflußt sind

es. Heiler unrichtig der Ostkirche, die ihre eigene nicht- jnteressant ist ferner der Aufsatz von Konrad

scholastische Tradition besitzt, scholastische Formu- Minknpr nip Mnni„mrc Lri ^;ln « • « Vi •

Hertingen der abendländischen Dogmatik aufzuzwingen. , "1" *»°™L,S 5 n+ '■ d*

Die neuere sowohl russische wie griechische Theologie I K rilf i ^ Anglikanismus und Ostkirche am

sieht von diesen scholastischen Formulierungen (die im ; Stiert Jahrhunderts

17. Jahrhundert in die Ostkirche eingedrungen waren) !

wieder ab und versucht wieder, in den Geäst der Kir- i T..,.Auch **** Thema ist ebenso wie die Beziehungen zwischen der

chenv:itpr sirh /n vertiefen Tubingener Theologie und dem Patriarchen Jeremias, schon mehrfach

cnenvater Sich ZU ert eten. J behandelt worden, so z. B. von Dr. Headlam in dem Aufsatz „The

„Sie ist eifrig darauf bedacht, das Glaubenserbe der östlichen ; Church of England and the Eastern Churches" (in seinem Sammel-

Kirche in ihrer ursprünglichen, von allen westlichen, sei es römischen ' bände „History, Authority and Theology", 1909) Die englische

oder protestantischen Einflüssen unberührten Reinheit neu zu erfassen. kirchengeschichtliche Literatur besitzt drei größere Arbeiten die

Und das ist gut so. Die östliche Theologie rückt durch diese Ver- ! den Nonjurors gewidmet sind: das Buch von George Wil

tiefung in die ureigene klassische Tradition ihrer westlichen Schwe- i liams „The Orthodox Church of the East and the Non

ster nicht ferner, sondern näher." (S 189) juring Bishops", London 1868, die Bücher von Lathbury (1845)

L*. n. nach Heilers Mmnunff netre der Weir /nr Plnimttuy ,,„ri rt».»r4^n Mann _____ . . . ...... ' . . _'

~Jf"*Jf ureigene klassische Tradition ihrer westlichen Schwe- | liams „The Orthodox Church of the East . . and the Non-

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