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Ausgabe:

1941 Nr. 3

Spalte:

82-84

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Büchsel, Friedrich

Titel/Untertitel:

Die Hauptfragen der Synoptikerkritik 1941

Rezensent:

Fridrichsen, Anton

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Theologische Literaturzeitung 1941 Nr. 3 4

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anderwärts im AT. schon gefunden zu haben glaubt — 5
Eerdmans selber verweist auf seine „Alttestament-
lichen Studien. IV. Das Buch Leviticus" — im Hiob-
bueh wieder. Und hier wie dort hat man erst nachträglich
die verschiedenen Gottesauf fassungen in dem einen
Jahwe aufgehen lassen: „the poom, Chapters 3 to j
37, is of earlier date than Prologue and Epilogue. j
We find the same difference between a personal God
and Jahu in other parts of the O. T., but ewerywhere j
we meet it as vestiges of religious views that are inter-
preted by the Israelitic scribes as part of their mono-
theism. The same happened here (S. 16).

Die Anschauungen des Prologs und Epilogs über
Jahwe sind die der Propheten und der Thora: „Jahu,
the creator of the world, rules as a heavenly king, by ;
aid of Iiis servants, whieh report to h im. He destimes
the fate of the members of his people" (S. 17/18). Da-
bei muß der erzählende Rahmen des Hiobbuchs natür- [
lieh vorexilisch bleiben, wie schon der Vergleich der
Satansfigur im Hiob mit der beim Sacharja beweist.
Aber viel älter ist das Hiobgedicht: Die Ansichten Hiobs
vom Schaddaj entsprechen der letztlich vorjahwisfiseben
alttestamentlichen Volksreligion (S. 21), kurz „Shaddaj j
is different from Jahu!" Ist er ein alter „protecting ;
genrus of the house of Jacob"? (S. 23). „In many
passages in the Psalms the protection of Jahu is com-
pared with the protection under the wings of a bird"
(z. B. Psalm 91,4), — hängt das zusammen mit Vorstellungen
von Shaddaj als schützendem Vogeldämon
im Stile ägyptischer Schutzgenien? Nun gibt es ja nicht
nur in Ägypten, sondern im ganzen Alten Orient geflügelte
menschengest alt ige Wesen der Sphäre
zwischen Gott und Mensch, an diese wäre eher zu denken
, vgl. AOB= (Greßmann) Abb. 333, 382, 391 u.
ö. Aber E e r d m a n s' Aufstellungen über den El schaddaj
sind gewiß nicht haltbar; vgl. zuletzt J B Lit. 54

1935] (W.F.Albright); Riv. degli Studi Orientali 13

1931j (J- Zoller), auch L. Köhler, Theol. des AT.

1936) 28 f. — In einem Anhang kommt Eerdnians
dann noch auf den Namen „Liwjatan" zu sprechen,
der nicht das Krokodil, sondern das Flußpferd bezeichne,
wenigstens in Hiob 40,15—24 und 41,1—26, während
im Hiobgedicht der Kap. 4—37 und anderen älteren
Stellen des AT. noch mythologische Vorstellungen vom
Kampf Jahwes mit dem' Seeungetüm Rahab in Verbindung
mit dem Leviathan auftauchen. So bestätigt sich
Eerdmans wieder seine These vom höheren Alter des
„Hiobliedes" gegenüber der Rahmenerzählung oder, besser
gesagt, der jahwistischen Version des Hiobbuchs!

Da die Wiedergabe des Inhalts der wichtigen Schrift
im Verhältnis zu ihrem Umfang schon reichlich breit
ausgefallen ist, andererseits eine Diskussion der E e r d -
mans'schen These nur so möglich ist, daß man seiner
Arbeit Zeile um Zeile folgt und so sein Büchlein noch
einmal schreibt, lasse ich es bei diesem Referat sein Bewenden
haben. Ich bemerke nur noch, daß mich zwar
die Gedankengänge des Verf.'s keineswegs von der
Richtigkeit seiner Gesamtauffassung überzeugt haben,
daß ich aber glaube, daß seine Studie ernsteste Beachtung
verdient; vor allem ihr Ausgangspunkt, das
Nebeneinander der verschiedenen Gottesbezeiichnungen
im Hiobbuch muß aufgegriffen und noch sehr viel ausführlicher
und genauer verhandelt werden, als es bei

Eerdmans geschehen ist und als es hier geschehen
könnte.

Güttingen K. Möhlenbrink

Horst, Friedrich: Die 12 kleinen Propheten. Nahum bis Ma-
leachi. Tübingen: J. C. B. Mohr 1938. (VI, S. 161 -267) gr.8° =
Handb. z. Alt. Test. = Reihe 1, Abt. 14. RM 4.80

Der zweite Teil des Dodekaprophetons, Nahum bis
Maleachi, bietet nicht weniger zahlreiche Probleme
als der erste Teil, Hosea bis Micha. Nur ist für die
Textkritik kein so schwerer Patient wie Hosea unter den
6 letzten Schriftchen des Zwölfprophetenbuches. Horst

ist mit den in der modernen Fachliteratur aufgeworfenen
Fragen und gebotenen Antworten wohl vertraut, er steht
beiden mit Kritik gegenüber und sucht auch den Stand
der heutigen Wissenschaft durch eigne Gedanken zu fördern
. Freilich weiß er auch, daß für manche Schwierigkeiten
wie z. B. für das Sorgenkind Sacharia 9—14 das
letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Mit am gelungensten
ist der sogenannte „Maleachi" behandelt. Hier ist

H. meines Eracntens im guten Recht, wenn er gegenüber
manchen neueren Forschern 3,6—12 nicht hinter 1,2
bis 5 stellt — 1,2—5 handelt es sich um politische,
3,6—12 um wirtschaftliche Not. Auch bedarf 1,2—5
keiner Fortsetzung. Recht hat H. auch, wenn er den universalen
Monotheismus atmenden Vers. 1,11 nicht dem
Autor zusprechen kann, der die Haßworte gegen Edom

I, 2—5 schleudert und in der Zertrümmerung dieses
Volkes einen Beweis für die Liebe Jahwes zu Israel sieht.
S. 184 ist der Zusatz zu beachten, mit dem der Herausgeber
Eißfeldt gegen Horst den Skvthensturm als
Hintergrund der Prophetie Sephanjas verteidigt.

Hat der neue Kommentar zu den 12 kleinen Propheten
auch nicht die einschneidende Bedeutung für die Geschichte
der Exegese, wie einst Wellhausens „Kleine
Propheten", so ist er doch zur Zeit das beste Hilfsmittel
für den Studenten für die nicht leichte Lektüre des Stoffes,
und auch der Fachmann wird sich gern des zuverlässigen
Führers bedienen.

Neckargetnünd Q. Beer

NEUES TESTAMENT

Büch sei, Prof. D. Friedrich: Die Hauptfragen der Synoptikerkritik
. Eine Auseinandersetzung mit R. Bultmann. M. Dibelius und
ihren Vorgängern. Gütersloh: C. Bertelsmann 1939. (94 S.) 8° =
Beitr. z. Förderg. christl. Theologie, 40. Bd., 6. Heft. RM 2.40

In dieser kurzen aber inhaltreichen Schrift unterzieht
Büchsel die sog. „formgeschdehtliche" Methode in der
Evangelienforschung einer scharfen Kritik, ohne leugnen
zu woillen, daß diese Methode von zwingenden
Beobachtungen ausgebt und umuimgängliche Probleme
zu bewältigen sucht. Sie enthält etwas wesentlich Richtiges
, ist aber abwegig geworden, weil sie auf einer falschen
Grundvoraussetzung baut: der Leugnung der Mes-
sianität Jesu. Dadurch verbaut sie sich vom vorn herein
das Verständnis der synopt. Tradition und muß in eine
alles auflösende Skepsis auslaufen. Das gilt vor allen
Dingen Bultmann, dem konsequenten Vollstrecker des
Wrede'sehen Testaments. Gegen ihn und Wrede richtet
sich eigentlich diese Streitschrift. Dibelius mit sedner
positiveren Haltung zur Überlieferung wird zwar
kritisiert aber nicht gerichtet. Verf. skizziert zunächst
kurz die Vorgeschichte: „Von Wrede bis Dibelius".
Es ist der Geist Wredes, der in Bousset und Bultmann
weiterlebt. Wrede ist der konsequente Antisupranatura-
list, dem jeder Gedanke einer gottverliehenen Würde
und eines über Menschenverstehn hinausgehenden göttlichen
Ratschlusses überhaupt unannehmbar ist und'des-
halb diesen Gedanken auch nicht bei anderen (z. B. bei
Jesus selbst) annehmen kann. Über Wellbausen, Bousset
und K. L. Schmidt langt Büchsel schließlich bei Dibelius
an, bei dem „die Wrede'sche Deutung des Markusevangeliums
, um ihre schlimmsten Härten gemildert,
mit einer Selbstverständlichkeit der Geltung auftritt
als ob ihr Recht gar nicht bezweifelt werden dürfte."
Die Polemik richtet sich aber, wie gesagt, hauptsächlich
gegen Bultmann (S. 30—76); die Kritik ergänzen
positive Ausführungen („Grundzüge der Geschichte der
synopt. Überlieferung", S. 77—90). In einem kurzen
Nachwort betont der Verf., daß es in der Evangelienfrage
sich um einen Kampf handelt zwischen entgegengesetzten
religiösen Anschauungen. Dieser Kampf kann
nicht zu einer wissenschaftlichen Diskussion reduziert
oder temperiert werden. In der Arbeit am N T. gilt
keine wissenschaftliche „Vorurteilslosigkeit": man muß