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Ausgabe:

1941

Spalte:

58-59

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Kinder, Ernst

Titel/Untertitel:

Geistliches und weltliches Regiment Gottes nach Luther 1941

Rezensent:

Wolf, Ernst

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7™-n rWv+W' den Vorrane vor „Schuldknechtschaft tigen Geisteslage, daß hervorragende Naturwissenschaft-

deni Satan gegenüber" (100) hat, die ja nur Werkzeug ; kr zu dem Thema Naturwissenschaft und Religion" das

um FriheinS des Zornes ist. Bei Heim erscheint der 1 Wort nehmen und sich zum Gottesglauben als mit der

y' n, n, ' drn lesus trügt, unvermittelt innerhalb des i naturwissenschaftlichen Erkenntnis nicht nur vereinbar,

Sn/ satano/entryterGeSiAenganges. In der 2. Aufl., 1 sondern durch sie auch nahegelegt bekennen. Nach

ffdSttSSSÄ «cfi^ 4« Ehre Gottes Max Planck, Gustav M,e u. a^ spricht in dem

SI^Ka eingefügt hat ist die Unstimmigkeit m. vorliegenden Vortrage ein Biologe, der Direktor des

«■treulich stark «'"11^ "«» ulc fa ; Kaiser Wilihelm-lnstitutes für Biologie in Dahlem. Im

"üas Zweite wodurch Heims Buch sein theologi- j Anschlüsse an Kants Erkenntnistheorie in der Aus-
sches Gesicht bekommt, ist das Bekenntnis zum ur- deirtung durch Nikolai Hart mann zeigt er zu-
chri st liehen Endglauben. Durch das ganze nächst, dal aller Erkenntnis ein Irra lonal-Metaphysi-

sches sowolil im Subjekt wie im Objekt zugrundeliegt.
Dieses verbietet alle Folgerungen materialistischer und
positivistischer Art aus der Naturwissenschaft. Ja zusammen
mit der erstaunlichen „prästabilierten Harmonie
zwischen unserem Denken und dem rational erfaßbaren
Teil der Natur" zwingt es den denkenden Menschen geradezu
zum Gottesglauben. Das Gleiche gilt von der
„Sinnhaftigkeit und Planmäßigkeit der Naturgesetze",
über die Hartmann im Anschluß an Max Planck redet.
Dagegen warnt er davor, die sogen. Heisenberg sehe
Unsicherheitsrelation im Sinne einer akausalen Physik
auszudeuten und diese zur Sicherung des Wunders und
der Willensfreiheit zu benutzen. Von Seiten der Naturwissenschaft
ist dazu zu sagen, daß Heisenbergs Unsicherheitsrelation
selber gerade durch strenge Anwendung
der Kausalität festgestellt worden ist und daß die
jetzige statistische Atomphysik möglicherweise durchaus
nicht das letzte Wort sein, sondern vielleicht eines Tages
wieder einer streng kausalen klassischen Physik weichen
wird. Philosophisch und theologisch aber macht Hartmann
geltend: 1) in der Frage der Willensfreiheit
bekennt er sich mit Kant und Nikolai Hartmann zu der

Werk geht die Betonung der „beiden zentralen Fragen
. . ., um die das Denken und Sorgen der Menschen
zu allen Zeiten gekreist hat wie um die zwei Pole einer
Ellipse" (45), der „Schuldfrage" und der „Machtfrage".
Die Schuldfrage ist die vordringliche, „die Zentralfrage
des Lebens, nach deren Bereinigung erst die Machtfrage
gelöst werden kann" (1. Aufl. 48; vgl. 2. Aufl. 51).
Äl>er auch die Machtfrage muß gelöst werden. Schon
im Allgemeinen gilt: „Die Enderwartung ist mit jedem
echten Gottesglauben unzertrennlich verbunden" (174).
Vollends gilt das für den christlichen Glauben an die
Versöhnung der Welt. Denn die Machtfrage hängt unlöslich
an der Schuld frage. Wie die Schuld dem Satan
und dem Tode die Macht gibt, so muß die Versöhnung
als „Entrechtung des Satans" unbedingt die Vollendung
der befreiten Schöpfung, die „Entmächtigung des Satans
" nach sich ziehen (89). Das Erste und das Zweite
„sind nur zwei Seiten einer und derselben Gottestat"
(184). Daß zwischen Versöhnung und Vollendung die
Pause tritt, ist Gottes Geheimnis, aber uns seinem Sinne
nach doch nicht ganz verschlossen (z. B. 236. 256). Das
Ende muß Leiblichkeit sein, leiblicher Sieg Gottes.

„Soll Gott das letzte Wort im Weltgeschehen behalten, | gleichzeitigen Geltung und wesentlichen Zusammenge'

dann muß sich sein Wille verleiblichen" (208). Bei allem
Kampf um Macht und Ohnmacht geht es immer zuletzt
Um Gestaltwerdung des Willens, also um Leiblichkeit
(204), um „Eroberung der Sichtbarkeit" (225). Die platonische
Lebensanschauung, die alles Entscheidende auf
die geistige Sphäre beschränkt, ist „bereits in ihrem ersten
Ansatz falsch und lebensfremd" (225). Heim lehnt
daher auch die Preisgabe oder Umdeutung der urchrist-
lichen Eschatologie, wie sie sich unter dem Einfluß
des kritischen Idealismus bei A. R i t s c h 1 und H a r
n a c k, aber auch bei Barth, Bultmann, M. D i b e

hörigkeit der Determiniertheit im Naturgeschehen und
der Freiheit des sittlichen Handelns. 2) Zur Frage des
Verhältnisses von Naturgesetzlichkeit und Glaube an den
lebendigen Gott stellt er fest, daß die strenge Naturgesetzlichkeit
keineswegs dem christlichen Gottesgedanken
der Liebe widerspricht und ihn ausschließt, sondern
gerade umgekehrt ein Zeugnis der Liebe Gottes ist.
Gottes Liebe erkennen wir ja darin, daß er uns Raum
gibt zu selbständigem Denken und Handeln nach freiem
Willen. Beides hat aber die strenge Gesetzmäßigkeit
des Geschehens zur Voraussetzung. Ein ständiges Wun-

li us, Lohmeyer, Winkel findet, als „Platonisierung | dertun Gottes nähme uns die Möglichkeit, Mensch zu

der Botschaft Jesu" ab (52. 157 ff.). Eben das was
R. Bultmann als „alte dramatische Eschatologie" bezeichnet
und als nur „mythologischen Ausdruck" für die
in jedem Augenblick gegebene Situation der Entscheidung
entwertet, kommt bei Heim als notwendiges, unveräußerliches
Moment des christlichen Glaubens neu zu
Ehren, nicht bloß biblizistisch übernommen, sondern
durch umfassende theologische Besinnung erwiesen.
Heims Buch ist in seinem zweiten Teile die eindrucksvollste
Darstellung und geistesmächtigste Begründung

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sein. „Dieser Gott der Gesetze ... ist ja viel gütiger
als ein Wundergott!"

Man wird diesen klaren Gedanken dankbar zustimmen
, auch den zuletzt wiedergegebenen. Nur sagen sie
noch nicht alles, vielleicht auch noch nicht im Sinne des
Verfassers. Gottes Liebe geht doch nicht darin auf,
daß „Er uns die Möglichkeit zu eigenem Denken, Forschen
und Handeln verliehen hat." Die Bedeutung Jesu
erschöpft sich nicht darin, daß er uns den Gott der Liebe
gelehrt und verkörpert hat. Er ist der Erlöser von

des urchristlichen Auferstehungs- und Endglaubens in- Schuld, Sünde und Tod. Hier gewinnt die Frage des

nerhalb der neueren Theologie. Es wird gewissen Zeit
genossen schwer fallen, auch diese Eschatologie des
Judenzens zu überführen.

Von den Änderungen der 2. Aufl. gegenüber der 1.
sind die wichtigsten oben schon bezeichnet. Zu- erwähnen ist ferner
ein Einschub S. 48 über den aWgermanischen Ehrbegriff (vergl.
123 ff.); die Erweiterung der Kritik an E. Winkel, im Anschluß
an H. v. Soden (lö2ff.); die Näherbestimmung des Ja zum Leibe
und „Volkskörper", das im Auferstehungsglauben enthalten ist '

Wunders einen neuen Sinn, als die Frage nach dem
erlösenden Durchbruch durch unsere Gesetzlichkeit der
Sünde und des Todes. Harrmanns Satz „Wir ersehnen
keine Naturwunder mehr, sondern wir danken dem
Gesetzesgott" usw. behält sein Recht, aber in den Grenzen
, die das Evangelium von dem Wunder Jesus Christus
und dem Wunder der Erlösung zieht. Hier liegt
die Grenze der sympathischen Schrift Hartmanns. Der
christliche Glaube kann sich bei diesem Friedensschlüsse

217 ff. - Fortgelassen ist aus dem Text der . Aufl. z. B. ein schwerlich schon zufrieden geben.

biologischer Abschnitt S. 200 f. über das Volk als organischen A f - Druckfehler 7eile 11 . „ IU. »-■-« • u «

Körper - der Oedanke als solcher ist aber in der 2. Aufl. selbst- | »»^fehler. Zeile 11 v. u. 11« .Metephyttadw .

verständlich erhalten geblieben.

Erlangen Paul Althaus Kinder, Ernst. Geistliches und weltliches Regiment Gottes

i. n j n m • nach Luther. Weimar: Herman Böhlaus Naehf 1940 (54 S) 8°

Hart mann, Prof. Dr. Max: Naturwissenschaft und Rel g.on. = Scnriftenreine „. L„lher.Q hrsE T PaurAHhaus u TherLSr

Vortrag, geh. am 3. März 1939 im Dt. Protestantenvere.n. Jena: Gustav ; Knolle. H. 12. RM 175

Fischer 1940. (26 S.) 8°. RM 1 • 1 Deutelmosers „Staat und Glaube" und H. Kittels „Religion als

Es gehört ZU den kennzeichnenden Zügen der heu- Geschiclttsmacht" (1938) haben nach dem Vorwort der Herausgeber