Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1941

Spalte:

50-51

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Fischer, Fritz

Titel/Untertitel:

Ludwig Nicolovius 1941

Rezensent:

Buehler, Johannes

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

49

Theologische Literaturzeitiing 1941 Nr. 1/2

50

zweite Band. Die erste heikle Aufgabe, die auf ihn war- ' aus schwierigen Verhandlungen schließt der zweite Band

tete, war die Beeinflussung des Kegenten von Inner- dieses großangelegten Werkes.

Österreich Erzherzog Karl, der durch seine unter dem Einige Irrtümer seien schließlich noch im Folgenden berichtigt:

Druck der Verhältnisse am 9. Februar 1578 den Prote- 1/153 ist die richtige Schreibweise der Z. Q zitierten Orte Retz und

stanten erteilte „Religionspazifikation" bei der Kurie Tuiln, s. 203 z. 7 muß es Schranz und s. 207 z. 21 Minkendorf,

Entsetzen erregt hatte, das Zugeständnis in irgend einer =■ 22f, z-.f Bruck und s- 277 z- 15 ebenso statt Lucka heißen.

Form „,ipHpr riW-WcrOnerier zu machen 11/7,55 u. a. a. O. zitierte „Grazer" oder „steierm. Haus-,

form wieder rückgängig zu maenen. Hof_ und staatMTchiv„ gjbt es ^ Qeme-mt sind wohI dit szt ^

Mit dem Zustandekommen dieses Religionsprivilegs halte sich , Meiller aus den Aktenbeständen der ehemal. inncrösierr. Regierung

Lo.-erth in mehreren Abhandlungen schon befaßt und nachgewiesen, ausgewählten und dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien

daß die erste ständische Niederschrift echt, die später von der Re- einverleibten Archivalicn, die dort in der Gruppe der „österr. Akten"

gierung uniter sonderbaren Umständen Mir entgegengestellte, die Be- den Bestand Steiermark bildeten, jetzt aber, nach Graz' zurück-

willigung am wesentlichsten Punkte, der Einbeziehung der Bürger in gestellt, als ,,Meillerakten" im Archiv des Reichsgau« Steiermark

das Privileg, in das Gegenteil verkehrende Fassung eine Fälschung des verwahrt werden. S. 12, Z. 4 von unten muß es richtig Traboch

Vizekanzlers Dr. Wolfgang Schranz zwar. Seh. ist 1924 in der heißen, S. 24 Z. 20 liegt eine Verwechslung der niederosTerr. Stadt

in den „Quellen und Forschungen des preuß. hislor. Inst. i. Rom" | St. Pölten mit dem sztg. steir. Augustiner-Chorherrenstift Pöllau vor.

erschienenen Abhandlung „Zum richtigen Verständins der Brucker S. 40 Z. 5 ist das „nicht zu bestimmende" Benediktinerkloster Ad-

Religionspa/ifikation usw." der Auffassung Loserths entgegengetreten,
was diesen bewog, 1927 in seiner Darstellung „Die steir. Religionspazifikation
und die Fälschung des Vizekanzlers Dr. Wolfgang

mont gewesen, wo nach der Resignierung des lutherisch gesinnten
Abtes Valentin Abel die im Stift erschienene Reformat. Kommission
die Einsetzung des Sitticher Zisterzienser-Subpriors Laurentius Lom-

Schranz" (Jahrb. d. Gesellschft. f. d. Gesch. d. Protestsms. im ehemal. 1 bardo veranlaßte, der wegen seiner unlauteren Verwaltung schon
Österreich 48 1927 S. 1—57) noch einmal die ganze Frage aufzurollen 1579 abtreten mußte, worauf das Stift der Leitung des von Sch

und auf Grund der verschiedenen vorhandenen Alclenbelege die Rieh
tigkeit seiner Auffassung darzutun. Diese Erwiderung Loserths scheint
Sch. entgangen zu sein, er zitiert sie nicht und setzt sich mit ihr
nicht auseinander. Es kann im Rahmen dieser Besprechung auf diesen
Gegensatz nicht eingegangen werden, doch bieten die vielen Einzelheiten
, die Sch. aus den Verhandlungen Ninguardas mit Schranz,
dem Erzherzog Karl, den bayrischen Herzögen Albrecht und Wilhelm
, wie dem Erzherzog Ferdinand von Tirol bringt, ja nur neuerlich
Beweise für den von Rom — wo man ein nicht ernst gemeintes
drohendes Breve erließ — aus betriebenen Wortbruch Karls,, auf
welche Feststellung es Loserth ja wesentlich ankam. So fällt Sch.
(II 52) selbst das Urteil: „Alles in allem, es war eine von Unwahrheit
und Lüge diktierte Politik, mit der man alles leugnen
oder bejahen konnte." Man war nicht einmal dem Papst und Nin-
guarda gegenüber in Graz aufrichtig, verschwieg ihm die Absicht
der zur Wendung der Dinge mit den Bayernherzögen geplanten
Zusammenkunft, die dann schließlich in der Münchener Konferenz
von 1579 verwirklicht wurde, welche in der Geschichte des inncrösterr
. Protestantismus eine so verhängnisvolle Rolle gespielt hat.
Erst die Forschungen von Sch. haben aber klar erwiesen, wie groß
der Anteil Ninguardas an den in Inncrösterreich eingeleiteten Maßnahmen
der Gegenreformaton gewesen ist.

in anderem Zusammenhange S. 5 Anm. 2 bereits als belastet erwähnten
Polydorus von Montagnaiia unterstellt wurde, der schon im Sommer
1581 resignieren mußte. Dazu haben sich trotz der Gründlichkeit
und Sorgfältigkeit der Anlage des Werkes von Sch. noch
einige kleinere Druckfehler eingeschlichen.

Wenn Sch. aus seiner Bemerkung in der Vorrede zum
1. Bande: „Wissenschaftliche Bücher ohne Register bergen
nur zu leicht totes Material und sind ungenießbar",
die Folgerung in der Anlage sehr sorgfältiger und ausführlicher
Register gezogen hat, so gehört dies zu den
besonderen Vorzügen der beiden bisher erschienenen
Bände.

Graz Paul D e d i c

KIRCHENGESCHICHTE: NEUERE ZEIT

Fischer, Fritz: Ludwig Nicolovius. Rokoko, Reform, Restauration
. Stuttgart: W. Kohlhammer 1939. (XX, 468 S.) gr. 8° = Forsch.

Viele wichtige Belege bietet die Schilderung der Vi- ST^, «*•«*■. ™ Neeberg, w.weber R.H0H*
sitationstätbkeit N. (er hebt rühmend hervor, daß ihm n 17r7 . . , Km *<— ■

SSStaden dem Protestantismus ergebenen Ge- f amSe e ^ Beniten"
bieten „nichts geschehen" sei, wiewohl man den Grund | S^SSSS2?kllDi«^^^W "w •, Se"
seiner Anwesenheit gekannt habe; er kam besser weg j rÄiiÄ^fe^1^

seiner Anwesenheit gekannt habe; er kam besser weg ^ Mi^öU^^i^-i^ffi^11^

als sein Nachfolger Malaspina) in Innerö.terreich, Tirol, g|£«£j^1^^^^^^^

Nicolovius war für seine Zeit nicht gerade eine unbedeutende
, aber keineswegs eine überragende Persönlich-

der Schweiz und Bayern, die einen großen Teil dieses
Bandes ausfüllt. Man findet hier die Feststellung, wie
sehr der höhere Klerus durch sein Verhalten die Erneuerung
der katholischen Kirche oft hemmte: Zwei
lahre nach ihrem Erscheinen ist die Salzburger Agende

y _ ■ a « • 1_ i 1____ t~ -1_______L. . -1___

keit. Wenn sich trotzdem seine Biographie zu einem
umfangreichen und sehr aufschlußreichen Beitrag zur
Geistes-, Religions- und Kirchengeschichte dieser Fahr-

in der dortigen Dompfarrei noch nicht »m Gebrauch; dem , hnt gestalten ließ, liegt dies außer den Vorzügen "d^s
dort residierenden Suffragen Chnstopi von Chiemsee Verfass|rs als ForscWttnd Dw«£krV «SS^inm

muß N. seine wucherischen Geldgeschäfte einstellen | da|5 d ,b t ■ schöpferische und sehf anlehnunS'
Wie zäh die Bemühungen, den Salzburger hrzbischo bcdürfli„c NiCoIovius Anschluß und Anregun" bei stär-

endlich zur ernstlichen Durchfuhrung der Reform zu , kercn guchte) ihnen aber doch J^jj^?

bringen (z. B. 11/139ff.)! | Gefolgschaft leistete, sondern imgrunde „die ihm gemäße

In Bayern wo Herzog Wilhelm bis zur entwürdigen- j Lebensform, das Idyll, rund entfaltete". Der eigene gei-

den geistlichen Abhängigkeit (z. B. 11/233 ff.) der kirch- i stesgeschichtliche Standort des Nicolovius war "der Spi-
lichen Reform zu dienen willig war, erwiesen sich die ritualisinus als Religion neben den Konfessionskirchen".
Schwierigkeiten zwischen ihm und dem Klerus hemmend, Bei den Untersuchungen darüber, was Nicolovius ande-

deren Überbrückung auch dem Nuntius große Mühe be- I ren für seine geistige Entwicklung verdankt, und dann

reitete. Nicht weniger Sorge verursachte die Wieder- j über seine Amtstätigkeit werden über die Persönlieh-
herstellung der kirchlichen Zucht in verschiedenen dor- keit und das Wirken von Männern und Frauen, denen
tigen Gebieten (z. B. Freising!). N. mußte es große Nicolovius auf seinem Lebenswege begegnete, über die
Genugtuung bereiten, daß ihm nach der erfolgreichen Lö- geistigen Bewegungen, mit denen er sich auseinander-

sung der in Salzburg aufgeworfenen, stark ins Politische . setzte, und über die organisatorischen Maßnahmen des

hinüberspielenden Frage der (schließlich nicht erfolgten) 1 preußischen Staates für das Kirchen- und Schulwesen

Bestellung eines Koadjutors (die Denkschrift des De- 1 zahlreiche neue Forschungsergebnisse vorgelegt und

kans Trautmannsdorff 11/270 ff. entwirft von den kirch- : manch Bekanntes wird in neues Licht gerückt. Namen
liehen Zuständen ein trauriges Bild) schließlich während wie Hamann, Jakobi, Fr. Leopold Stolberg, die Für-
seines fast zweieinhalb Monate währenden Aufenthalts stin üallitzin, Lavater, Pestalozzi, Goethes Mutter, mit
in München die Herstellung eines Einvernehmens zwi- deren Enkeltochter Lulu Nicolovius verheiratet war
sehen den Bischöfen und der herzoglichen Regierung Goethe, Kant, Voß, Niebuhr. Klopstock, Perthes, der

gelang. Mit der Schilderung der hierzu nötigen, über- I Freiherr vom Stein, Hardenberg, Schleiermacher, Nean-