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Ausgabe:

1941

Spalte:

25-26

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Olivier, André

Titel/Untertitel:

La strophe sacrée en St. Jean 1941

Rezensent:

Behm, Johannes

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25

Theologische Literaturzeitung 1941 Nr. 1/2

26,

faktischen Sachverhalt, nämlich die Stellung Jesu im Heilsratschluß,
bezieht, daß es sich zuweilen der Bedeutung einer göttlichen Bestätigung
oder gar wie 1. Joh. 5, 10 eines Beweises dafür nähert, daß
auch der Bericht von Jesus, sonderlich der Evangeliumsbericht Offenbarungsqualität
beansprucht. Das alles entspricht durchaus nicht
der at.lichen Linie, ist vielmehr hellenistisch. Wenn A. dem entgegenhält
, das Moment des Augenzeugens sei nicht vorherrschend
wie auch die Wahrheit des Zeugnisses nicht von außen her, sondern
allein in der Beugung des Gehorsams einsichtig werde, so ist das
nur Index dafür, daß sich das historische Problem des Begriffes
nicht ausreichend mit der Antithese „at.lich-griechisch" fixieren
läßt. Wohl aber ist es die Eigenart der Gnosis, daß in ihr Offenbarung
den Charakter einer Enthüllung metaphysischer Sachverhalte
trägt, also den Glauben an ein in Bcrichtform verkündigtes und doch
nur durch Erleuchtung wahrnehmbares Faktum transzendenter Art
bindet. Von da aus wird demnach die Struktur des joh. Begriffes
tinsichtig. Vielleicht begreift sich von da aus auch das Fehlen
des Terminus ikÜotu; in Ev. und Briefen, sofern hier nur Gott bzw.
der Offenbarer persönlich ,.Zeuge" sein kann, während jedes andere
Zeugnis abgeleiteter Natur ist.

Daß A. es versäumt, die Möglichkeit einer gnostischen Begrifft-
niociifikation zu erwägen, rächt sich nun auch im Fortgang der Untersuchung
. Zwar spielt der Zeugnisgedanke — weil mit dem Begriff
Evangelium konkurrierend — bei PI*, keine große Rolle.
Immerhin wird man gelegentlich ähnliche Feststellungen treffen können
wie zu Joh., und jedenfalls bestreitet A. vergeblich hellenistische
Einflüsse, wie sie sich etwa in der Verwendung von uaQTVQEtv
für die Abgabe eines Leumundzeugnisses, in der Anrufung (jottes
als Zeugen, in der Berufung auf das Gewissenszeugnis, das eben noch
nicht Gottes Anerkennung ist, oder in der Ausrichtung des Begriffes
i|it:ufio|i(toruc 1. Kor. 15, 15 auf die Bezeugung eines faktischen
Sachverhaltes äußern. Am ehesten läßt sich die Stärke dieser,
auch das ganze nachapoftoUsche Schrifttum durchdringenden Einflüsse
doch von da aus begreifen, daß mit dem Vorstoß der gnostischen
Begriffsmodifikation ins Urchristentum sich die Übernahme
traditioneller hellenistischer Motive leicht verband.

In einem abschließenden Teil faßt A. seine wichtigsten
Ergebnisse nochmals zusammen und skizziert andeutungsweise
seine Auffassung vonn Wesen der Verkündigung
, wie er sie offensichtlich im Fortgang seiner
Untersuchungen weiter auszuführen gedachte. Wird zunächst
der Charakter der Verkündigung als eschatologi-
sches Ereignis und als auch in ihren paränetischeu
Stücken schöpferisch wirkendes Handeln Gottes aufgewiesen
, so behandelt ein zweites Kapitel die Frage nach
dem Verhältnis von Geschichte und Gegenwart in der
Verkündigung, wobei mir allerdings der zugrundeliegende
Geschichtsbegriff problematisch und die Darstellung
selber als zu fragmentarisch erscheint.

A. nun leider nicht mehr abgeschlossene Arbeit wird
im ein/einen wie in ihrer Gesamtaitsrichtung fortgeführt
werden müssen und sich dabei als unentbehrliche Grundlage
der weiteren Forschung bewähren. So unübersehbar
ihre herausgestellten Nachteile sind, so dankbar haben
wir für den Mut, die Sorgfalt und den außerordentlichen
Fleiß zu sein, mit denen hier eine wichtige nt-
liche Aufgabe angefaßt und durchgeführt wurde und
reiche Flüchte der Erkenntnis zeitigte,
z. Zt. bei der Wehrmacht Ernst Käsemann

Ol i vi er, A.: La Strophe Sacr6e en St. Jean. Contribution & la
critique textuelle de l'Apocalypse, du IV e Evangile et de la Ie Epitre.
Paris: Paul Geutliner 1939. (30 S., 7 Übersichten) 4". Fr. 36-.
In dieser Abhandlung ergänzt und erweitert der Verf.
die Ergebnisse seines 1938 erschienenen Buches „La
Cle de l'Apocalypse": strophische Gliederung der Joh.-
Apok., Prinzip des „mot-cle-catenaire", Komposition jeder
Verszeile aus einer genau bestimmten Zahl von „ele-
ments grammaticaux", deren Summe in jedem der 6 Abschnitte
der Apok. 888 (gematrisclie Zahl für Ino-ouc)
beträgt, während die Summe der Verszeilen, Perikopen
und Abschnitte (000 + 60 + 6) die Zahl des Tieres
Apok. 13,18 ergibt. Die schweren Bedenken, die gegen
das Buch wegen seiner gekünstelten und willkürlichen
Deutung des Aufbaus der Apok. zu erheben waren (s.
meine Besprechung in der Orientalist. Lit.-Ztg. 1940,
Sp. 365), werden durch den neuen Beitrag nicht zerstreut
. Denn abgesehen von einigen Textänderungen,
die eine kaum begründete Vorliebe für die Hs. 046

verraten, und literarkritischen Operationen, die auf Umstellung
von Zeilen, Strophen und Perikopen hinaus-
; laufen, spannt der Verf. die Apok. wieder in sein Schema
i der Berechnung der „Elemente" und in sein „Strophen-
j System". Darüber hinaus entdeckt er nun auch den
„kryptographischeu Charakter" des Joh.-Ev., in dem
i die Zahl 888 durch die Zählung der strophischen Zeilen
I ausgedrückt sei, und findet das 4. Ev. und den 1. Joh.

von denselben Gesetzen des „mot-cle-catenaire" und des
j strophischen Parallelismus (Dreizeiler) beherrscht wie
i die Apok. Die hierfür wesentlich aus Erzählungs-, Dia-
log- und Monolog-Stücken des Joh.-Ev. gebotenen Beispiele
ziehen so wenig, daß es sich erübrigt, Einwände
! wegen der Unterschiede der Sprache, der sohriftstel-
j lerischen Form und Absicht in den 3 neutestamentlichen
I Schriften zu erheben, die der Verf. unbedenklich zusammenrückt
. Daß eine Abhandlung, wie diese, reich ist
an Druckfehlern im griechischen Text, empfielt sie auch
nicht gerade.

£ Berlin, z. Zt. im Felde Johannes Bell m

Th eissing, Dr. Johannes: Die Lehre Jesu von der ewigen
Seligkeit. Ein Beilrag zur neutestamentlichen Theologie. Breslau :
Müller u. Seiffert 1940. (X, 155 S.) gr. 8° = Breslaiier Stud. z. hist.
Theol. N. F. Bd. VI. RM 8.40.

Das Buch, eine Dissertation, besteht aus einem kleineren
exegetischen und einem größeren zusammenfassenden
Teile. Die Grenzen des Themas sind genau abgesteckt
und ebenso genau innegehalten. Der Verfasser arbeitet
mit Sorgfalt und Vorsicht. Er verfügt über eine
gute Belesenheit in der Literatur und den Quellen. Er
beschränkt sich auf die synoptischen Worte Jesu und
, beleuchtet diese aus den Erträgen der Erforschung des
Judentums. Wenn seine Ergebnisse über das bisher Erkannte
kaum hinausführen und gedanklich blaß und
unbestimmt bleiben, so entspricht dies dem Stoffe. In
der synoptischen Überlieferung steht die ewige Seligkeit
nicht im Mittelpunkt.

Rostock Fr. B ü c h s e 1

Schubert, Paul, Dean and Professor of the New Testament of the
School of Theology of Yankton of College: Form and funetion of the
Pauline thanksgivings. Berlin: A. Töpelmann 1939. (VIII, 185 S>
gr. 8° = Bein. z. Zeitschr. f. d. neulest. Wiss. u. d. Kunde d. ält
Kirche, hrsg. v. Hans Lietzmann, H. 20. RM 12—

Formgeschichtliche Untersuchungen an den Paulus-,
briefen werden immer wieder bei den Briefabschiiitten
einzusetzen haben, die sich regelmäßig und in gewissem
Sinne schematisch wiederholen, also etwa bei der Anfangsformel
, bei den Brief Schlüssen oder bei den Prooe-
mien. Diese, die fast regelmäßig auftretenden Danksa-
guugs- und Fürbittenversicherungs-Abschnitte, bilden den
Ausgangspunkt und den Hauptgegenstand der Untersuchung
, die Paul Schubert, Dean des Yankton-College
(Yankton, South-Dakota, USA), vorlegt. Er begnügt
sich nicht mit der sorgfältigen Analyse und der gegenseitigen
Vergleichung der Danksagungen, sondern fragt
nach dem Gebrauch von ei%OQUtf&, B^xaoicrti« und n'y/t-
I oiotoc, in der Septuaginta und der urchristlicheii Literatur
, bei Philo und Epiktet, in den Inschriften und Papyri
— und gewinnt aus diesem Material, immer wieder auf
Paulus zurückblickend, eine Fülle von allgemeinen Gesichtspunkten
und einzelnen Nachweisen. Exegese, Begriffsgeschichte
, ja auch Religions- und Geistesgeschiehte
haben Gewinn von den Ergebnissen des Buches wie von
den Fragen, die es aufwirft. Und wenn es auch in englischem
Sprachgewand und aus dem Zentrum Nordamerikas
zu uns kommt und mit seinen Statistiken und
Tabellen diese Herkunft nicht verleugnet, so nimmt es
doch zurecht seinen Pllatz unter den Beiheften der
ZNW ein, da das Problem aus Fragestellungen der
deutschen Forschung erwachsen ist und größtenteils in
Auseinandersetzung mit deutsicher Wissenschaft behandelt
wird.

Von den exegetischen Ergebnissen scheint mir am