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Ausgabe:

1941 Nr. 1

Spalte:

357-359

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Glaube und Ethos 1941

Rezensent:

Ruttenbeck, Walter

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Theologische Literaturzeitung 1941 Nr. 11/12

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1924 an den Abtprimas Fidelis von Stotzillgen dem Bene- Würde des Menschen im AT" ist die aottgebundenheit; sie ist sein

diktinerorden speziell anvertraut hat. I Adle1-. Trotzdem der Mensch durch die Sünde „erniedrigt" worden

Diese Dinge muß man sehen, wenn man die Schrif- lst Um der Adel nicht verloren gegangen: über Jes. 53 und

tenreihe „Heilige Feiern der Ostkirche" betrachtet, die D.an.7 df AT, auf >,den" Menschen hin! - über die mit dem

die Benediktiner der Abtei St. Joseph in Oerlewe heraus- j SjJJfS ?2£u£Ti2S2 Ä »'^nalismus«

geben. Nach den schon früher eLhienenen Ausgaben | P^ÄC SS

„Taufe Und Firmung" (Leo von Rudioff) Und Die To- | b£griff; Persönlichkeit ist kein Seinsbegriff, vielmehr „wird" sie, sie

tenfeiern der Byzantinischen Kirche" (Paulus Matzerath) geschieht, sie ist Tat, Schöpfertat Gottes, in den Blickpunkt tritt die

liegen nun auch die Bändchen Über die Sakramente der Definition der Existenz, wie Kierkegaard sie gegeben hat: der wirk-

Ehe, der Buße Und der hl. Ölung vor. Ihrer neuen Über- liehe Mensch im wirklichen Leben vor dem wirklichen Gott. —

trao-ung der Lieder, Gebete und Lesungen der Ostkirche A- Küberle gibt dem damit gekennzeichneten Tatbestand eine

haben die Herausgeber das EvxoUym xb ,.*Y« (Rom 1873, besonders von der gegenwärtigen geistigen Lage her nahegelegte

Vpnprfio 1877^ nnrl rHs EucholOffion sive Rituale Grae- , r1". ^UOg und Ausnchtung. Im Anschluß an das NT und an

Venedig 18//) Und das ^^^^ ^^^^^^., Luther und in Auseinandersetzung mit Nietzsche, Bachofen und Klares

corum (2. Aufl. Venedig 1736) zu Grunde gelegt und tritt er cjn für eine neuc WQrdi dessen, was Lebe« bedeutet

ihre Ubersetzung auch mit einigen kurzen Erläuterungen und eben damilt( wieder jm 0egensatz zur diaIektiscnen Theologie'

versehen. Diese Anmerkungen stellen jeweils entspre- für eine christliche „natürliche" oder Lebensthcologie. — Ebenfalls

chend dem Zweck der Sammlung das Verbindende mit eine von jener Seite her neu in die Diskussion geworfene Frage be-

der katholischen Religion in den Vordergrund. Wer sich handelt R. Hermann. Die Auslegung darf nicht in den Texten

mit den Dingen näher vertraut machen will, wird nach stecken bleiben, denn d. h. stehen bleiben bei menschlichen Autori-

wie vor die zweisprachigen (russisch/deutschen) liturgi- : täten- Es güt vielmehr vorzustoßen zur Sache selber, von denen die

sehen Arbeiten des verstorbenen kaiserlich - russischen , Schriftsteller sprachen Auf diese Weise redet H. das Wort der histori-

Botschaftsnredieers zu Berlin, Alexis von Maltzew, heran- , Knt.k und mahnt so nicht zuletzt auch die Theologen, die

DUUCn^prcuigcre zu ""im,. ^ . -rf£UiaLr Fnrm ! heute den Kampf gegen den Intellektualismus aufgenommen haben,

ziehen müssen Doch geben die neuen, in gefälliger f orm dje Wahrheitsfrage nicht zu vergessen. - Hier hat auch die Abhand

dargebotenen Benediktmerbandchen einen guten Einblick limß von D. Miche, ^ Sprachgehrauch von Ci^oua,

in die sakramentalen Feiern der Ostkirche. In den er- in Rom. l, 16" ihren systematischen Ort, denn sie ist letztlich ein

läuterungen Über den Ritus des Bußsakramentes beschäl- Beitrag zum Verständnis dessen, was Qlaube bedeutet: Glaube und

tigt sich Matzerath mit dem Unterschied der Losspre- ; Ärgernis und damit Glaube und Unruhe gehören zusammen. — Diese

chuilg in der Ostkirche (deprekative Formel) Und in der Verbindung sieht A. Ströle als der deutschen Eigenart in beson-

römisch-katholischeil Kirche (indikative Formel). Zu die- , dercr Wtise entgegenkommend an: der Deutsche ist ein Kämpfer, er

Sem Problem kann neuestens auch auf den Aufsatz VOn | «™ Wahrheit über Gott", er „ringt" um die Gemeinschaft.

Ludwig Ott Das OpUSClllum des hl. Thomas von Aquin ! Eln s°'c,,es e*'sftc"ÜdIes Christentum tragt zugleich die Voraussetzung

LUUWI6 wu>, "f.."'. . j , - . ,,. . D„ I in sich zur Erfüllung seiner Gegenwartsaufgabe, näm ich dem deut-

de forma absolut.onis m dogmengeschichtlicher Bedeu- schen Vo]ke ei„ ^bens/euRnJ M bJ o^mit ein wir vor

tung, in der Festschrift für Eduard Eichmann, Paderborn | der ethUchen Frage.
1940 verwiesen werden. Die Auswahl, die Bückmann
aus den Gebeten der Ostkirche für Familie und Haus
bietet, ist recht geschickt zusammengestellt. Wenn wir

O. Heinzelmann tritt im Gegensatz zu den Versuchen, das
Sittliche zu verstehen als eine apriorische Funktion der menschlichen
Vernunft, ein für eine Orundlegung der Ethik unter entscheidender

das „Gebet für einen See" ansehen und vergleichsweise j Berücksichtigung der Ichhaftigkeit, d. h. des konkreten Ich, das als

an die an einem See spielende dramatische Dichtung Anton
Tschechow's „Die Möve" denken, treten die volkstümlichen
und unmittelbar lebendigen Elemente der orthodoxen
Liturgie, speziell der russisch-orthodoxen Liturgie
klar hervor.

Berlin Werner H a u g g

FESTSCHRIFTEN

Glaube und Ethos. Festschrift für Prof. D. Dr. Georg Weh rung

zum 60. Geburtstag am 6. Okt. 1Q40. Stuttgart: W. Kohlhammer

1940. (XII, 292 S.) gr. 8°. KM 12—•

So verschiedenartig auch die theologische Herkunft
der Mitarbeiter dieser Festschrift ist, ob sich die einzelnen
nun Schleiermacher, Ritsehl, Kähler, Heim, Troeltsch,

Otto oder Tillich besonders verbunden Wissen, das Buch j furcht vor ihr als Gottes Schöpfung. — C. Stange schreibt über

Seele und Leib in den realen Beziehungen seines irdischen Lebens vor
Gott, seinem Schöpfer, stehend handelt, und eben damit für eine
Ethik, die „aus dem Glauben" ist, weil sie weiß, was Existenz bedeutet
, wobei diese als christliche Existenz ihre Vollendung findet in
dem ewojiov Xoiotoi"' und dem £i|v 4v Xqiotöi. — Diese Tatsache
steht auch hinter den Ausführungen von W. T h i m in e. Er
will, die Frage Vernunft oder Offenbarung im sittlichen Leben des
Christen aufnehmend, im Blick auf die Tatsache der Zwiespältigkeit
des christlichen Ethos eine Gesamtschau einer zugleich humanen und
christlichen Ethik. Sie ist gegeben in der „Neuorientierung des Lebens
in Jesus Christus", indem diese den Menschen nötigt, jeden
sittlichen Fragekomplex unter Berücksichtigung der gottgeordneten
Gemeinschaftskreise in einem ganz bestimmten Sinn zu beantworten. —
Eine Spczialfrage aus der Sozialetltik behandelt Th. Siegfried.
Er möchte die Veräußcrlichung und Entseelung, die die Technik mit
sich bringt, überwinden durch eine tiefere Wirklichkeitsschau, wie sie
besteht in einem während des konkreten Vollzuges vor sich gellenden
Erspüren des Geheimnisses der Natur, in einer andachtsvollen Ehr-

Psalms: reformatorisches Christentum lehnt Demokratie und Tyrannis
ab und fordert das sittliche Verständnis des Staates, d. h. die Auffassung
desselben als Gemeinschaft des Volkes und ebenso als Schöpfungsordnung
, wobei der so verstandene Staat auf das Christentum
vor allein deshalb angewiesen ist, weil nur der Glaube an Gott der
Tatsache meiner Zugehörigkeit zu diesem Volk eine feste Orundlagc
zu geben vermag. — Die hohe Wertung der Arbeit in der biblischen
Urgeschichte hebt Joh. Herrmann hervor: die menschliche Arbeitswoche
erscheint als Abbild der göttlichen Arbeitswoche, und der
Fluch Gen. 3 betrifft nicht die Arbeit selber, sondern die Art, wie
der Mensch arbeiten muß. — Über das Verhältnis der Kirche zum

Ürt"do3T*ein GanZM^VTst ein Zeichen des Ringens ge- ! das Problem des Staates im Anschluß an Lutliers Auslegung des 127.

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genwartiger Theologie, wobei immer vyieder die los-
lösung von einer Theologie deutlich wird, die gestern
noch herrschend war. Ali?dteseW eim tot.die r^jbe

ein charakteristisches Zeichen für die Weite dei sicnr -{ vor allem deshalb anßcwicsen [(t n d Q
und der Wirkung eines Theologen, der immer schon Gegner
jeglicher Art von Modetheologie gewesen ist.

G. Wünsch greift das Problem der natürlichen Offenbarung
auf. In scharfem Gegensatz zur dialektischen Theologie vertritt er die
These, daß die Verwerfung der natürlichen Offenbarung nur
beim NichtChristen verständlich ist, weil er ja nicht an Offen-

barung glaubt, während der Christ sie notwendigerweise als eine | Masscnproblem hanSelt H. H. Schrey. Die „Gemeinde" ist Ende
Realität anerkennen muß, denn in Christus bekundet Oott sich auch und Grenze der Masse; hier gilt die Kategorie des Einzelnen im
als Schöpfer und als Geist, als der Allwirksame und Allgegenwärtige. , Kierkegaardschen Sinne, die einmal das entartete Verhältnis der Masse
— Das Problem der natürlichen Theologie enthält in sieh die Frage ; zur Gemeinschaft wie auch zu Gott überwinden und zugleich vom
nach der Sünde. Sie behandelt der bekannte schwedische Kierkegaard- Gedanken der Existenz vor Oott her die Aufgabe an der Masse, von
Forscher T B o h 1 i n im Blick auf Kierkegaard. Indem dieser Sünde der der Christ als Mensch sich nicht sondern kann und darf, hervor-
als Angst und Verzweiflung kennzeichnet, weist er als Ort der Sünde heben soll. — H. Faber hat zum Gegenstand die katechetische Arilin
auf die dunkeln, der menschlichen Reflexion nicht unmittelbar beit der Kirche: er will die Jugendunterweisung als eine „analogische
zugänglichen, bezw. nur in Paradoxen darstellbaren Tiefen der „zer- oder perspektivische Übertragung" des Evangeliums unter Ausschaltung
splitterten Welt des Mcnschenwillens", wo zwei Lebensbewegungen, aller Verkürzung, Entstellung oder Verflachung desselben verstanden
eine auf den Menschen und eine auf Gott gerichtete, miteinander ver- wissen.

flochten sind. — Dieselbe Problematik berührt auch P. V o 1 z. „Die Vor die religionsgeschichtliche Frage stellen O. Bauernfeind