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Ausgabe:

1941 Nr. 1

Spalte:

336

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Heitmann, Adalhard

Titel/Untertitel:

Imitatio Dei 1941

Rezensent:

Leipoldt, Johannes

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 1941 Nr. 11/12

336

ösirco |xi)Qiwv etcöv dpiftnöv e%eiv tov x6öu.ov aXXä noXXm toütou
1ei:t6u,£vov jcporruf>£Tui xle^toiv a ü t o ü t 6 ß o v X r fi a
toi? ä.eyouöiu, 'dvevriTOV Elve« tov xöauov. to ydp 'jtoW.dc,
ex Jtavröc, aiöjvoc, Exurupcoasic; yEyovEvai noXXäq b'envxXvaziz
xai.... aacpcög toi? d x o ü e i v oütoü Suvafievoi;
naQ(oTt|0i to xo.t' aijTÖv toO xöaiov dyEVT|Tov
Die Worte besagen, daß Kelsos nicht offen ausgesprochen hat, die
Welt sei üyEvriTOc sondern Origenes schließt aus den Worten von
den jtoXXal sxituptoaEic, usw. und vor allem dem Ausdruck ex Kavtbq
aicövo?, daß er dieser Ansicht gewesen ist; in diesen seinen Worten
liegt nach Origenes ein latentes Zugeständnis, daß er mit denen
hält, die die Welt als ewig betrachten, und dadurch auch eine
latente Polemik gegen den biblischen Schöpfungsbericht. Weder
H>|5e;tw xte. noch dyEvi)TOv elvou tov XOOUOV dürften also zum
Kelsostext gehören, und dann können wir um so weniger sagen, wo
IV 79 b eigentlich hingehört. Ich glaube auch nicht, daß die Oberleitung
zu I 19, die Bader konstruiert hat, die des Kelsos ist; eher
hat Kelsos hier nur von dem Alter der Traditionen bei verschiedenen
Völkern gesprochen und dabei die Worte jco/.Ädc, ex JKXVT65 xte. verwendet
, die Origenes Anlaß gegeben haben, den implicite vorhandenen
Gegensatz zu Moses hervorzuheben. Die Behandlung von III 68
ist ebenfalls ungenügend; aber im großen und ganzen wird der Verf.
auch in diesem Abschnitt recht haben. Zwei weitere Probleme hätte
man gern in der Einleitung behandelt gesehen. Erstens die Frage,
welche Unterschiede denn eigentlich wahrnehmbar sind zwischen der
Darstelkmgsweise des Origenes im Anfang und in den späteren Teilen
und wo der Orenzpunkt eigentlich liegt; die Ungleichartigkeit zwischen
seiner Arbeitsweise im Anfang und später, die er selbst in dem
Prooimion so scharf betont, tritt im Text nicht sehr deutlich hervor.
Gegen die Ansicht des Verfassers, das die ersten 27 Kapitel das
Prooimion des Kelsos betrafen, sprechen die eigenen Werte des Origenes
, besonders III 1 to Jtpooi'iuov cdrtoü xal 11 fj q fxaarov
. . . ßaoavi^oa'TEC £«K xte. Zweitens wünschte man eine kurzgefaßte
Darstellung von Kelsos' Sprache. Bader sagt in einer Anmerkung
S. 42, unter Hinweis auf eine ebenso kurze Anmerkung Keims, daß
Kelsos im attischen Dialekt geschrieben hat, was er zum Ausgangspunkt
einer schonungslosen Vereinheitlichung von rro und tt zu tt,
von yiv" un(i yiyv- zu ylyv" macht. Aber die Klassizisten des
2. Jahrhunderts sind ja in sehr verschiedenem Grad „attisch"; zwischen
der Strenge des Aelius Aristidcs und der Milde eines Lukian
gibt es viele Abstufungen. Niemand, außer einigen fanatischen Grammatikastern
, hat immer tt geschrieben. In den Fragmenten des
Alethes Logos ist na in etwa einem Drittel der Fälle überliefert,
TT also in zwei Dritteln, aber darunter befinden sich mehrere Fälle
von xqe£ttcov, eXdxx«i', r|TTÜodai u. dgl., die auch in der Koine-
literatur sehr oft tt haben. Sogar nach einer genauen allgemeinen
Untersuchung der Sprache des Kelsos würde man kaum überall solche
Eingriffe wagen.

Bei der Textgestaltung ist B. im übrigen klug und besonnen, aber
bei korrupten Stellen etwas zu sehr von Koetschaus Vorschlägen abhängig
. Ein Beispiel: VI 42. Christus hat gesagt, daß der Satan
wunderbare Taten vollbringen und sich die Herrlichkeit Gottes anmaßen
wird, ote, oü x(?>lvai' ßouX.r|{h5VTtt; d,TorpEJu;oü-ui Ttoöc, exel
vov, aXXu l6rnf jri<Tm>eiv fmrtrö. Das unmögliche ßoOM)#£vtag
dem man früher mit Ergänzungen ganzer Wörter nachhalf, ersetzt
Bader in Anschluß an Koetschau mit dem unglaublichen fttavi)d£vTag|
Kelsos hat geschrieben: olq ov JCQfjvotl ß o vx o Xi i) e vt ac Öctotoe-
jttaOai; ßouxo?.Eiv in der Bedeutung „betrügen", „irreführen" ist
in der letzten Hälfte des 2. Jahrhunderts beliebt und wird, was
wichtiger ist, auch anderwärts bei Kelsos gebraucht: II 4 bjoyvbut

TOÜTOV EXoXd^OjXEV ßoUXO?.of>VTtt tllläc.

Noch ein paar kleinere Bemerkungen zum Text: I 27 ist das
erste KoXXctxXaaiovc, kein Druckfehler, sondern die von der Überlieferung
gebotene Form, zu noXXaxXdawn1 gehörig. II 20: Besser
als Koetschaus ftsqi öe (6) orjVEWi>y.i]ÜEic t.TißouÄoq fryi(y)v8To; wäre
■f>E(7) öe ODvevtoy.r)f>Ei5 (xig) e;ußovA.O£ trf. II 61 : f|V ot>v xai 6
'i-nooöq ixetu frdvciTov .... qxmaoCav i^ajtoax&iXmv tojv etü xcjj
oraupo) TpaVfAaTGyv xai 01'ix dXr|f><7)q toioütoc o>v [xpauiuma;] :
aus ToatnidTcov hört der antike Grieche von selbst in toioüto? ein
T0OU|Mtt~(ag heraus; sogar 3*v ist wegen des f[v am Anfang des
Satzes verdächtig und kann sehr wohl eingesetzt worden sein, um die
Erklärung Tpunurmac, mit dem toioütoj zu verbinden. VI 22:
6 IlEpoöiv Xöyoq xoi f| toü MHrpou te?.eti] Ttan aÜTOic [loTw].
eoti ycig ti xte. Es ist nicht wahrscheinlich, daß der gute Stilist
Kelsos dasselbe Wort zweimal unmittelbar nebeneinander gebraucht
hat, die Wiederholung kann aber sehr leicht später durch einen
Schreiber entstanden sein.

Die Anmerkungen unter dem Text geben reichliche
und nützliche Parallelen und Literaturnachweise. Das
Buch bedeutet, kurz zusammengefaßt, einen guten Schritt
vorwärts und gereicht dem Verfasser wie seinem Lehrer
zur Ehre; es bleibt aber auch der kommenden Forschung
einige Arbeit übrig.

Lund Albert W i f s t r a n d

Heitmann, P. Adalhard, O. S. B.: Imitatio Dei. Die ethische Nachahmung
Gottes nach der Väterlehre der zwei ersten Jahrhunderte.
Rom: Herder 1940. (XVI, 120 S.) gr. 8° = Studia Anselmiana,
Fase. X. Lire 32—.

Der Verf. geht der Frage nach, welche Rolle der
Gedanke der Nachahmung Gottes bei der Begründung
der Sittlichkeit spielt: ein Gedanke, der längst nicht immer
im Mittelpunkte steht, aber in vielen Fällen besondere
Bedeutung gewinnt; uns ist er besonders aus Matth.
5, 45 bekannt. Vorliegendes Buch setzt mit einer ausführlichen
Besprechung der alt- und neutestamentlichen Be-
| legstellen ein, die in Betracht kommen oder wenigstens
; herangezogen werden könnten. Dann werden die griechi-
i sehen Philosophen gewürdigt: Piaton, Aristoteles, die
Stoiker, auch Philon von Alexandrien und der Vf. des
j sog. Aristeasbriefes. Erst S. 67 bis 105 sind den Vätern
i gewidmet; ihre Reihe wird mit Irenäus und Tertullian
j beschlossen (man kann fragen, ob der Diognetbrief mit
i Recht hereingenommen ist, und ob der Schnitt nicht
besser hinter Klemens von Alexandrien vorgenommen
würde).

Ein reicher Stoff ist vom Vf. beigebracht, wofür wir
ihm aufrichtig dankbar sind; ebenso sind die vorhandenen
Untersuchungen in großem Umfange benutzt. Es ist
eine Ausnahme, daß bei der Erwähnung von Philons
„Königsweg" (S. 52) das verdienstvolle Buch von Jos.
Pascher (He basilike hodos 1931) nicht herangezogen
ist. Der Abschnitt über Philon gibt auch sonst zu Bedenken
Anlaß. Der Vf. schreibt (S. 48): „Das Gottesbild
des Alten Testaments, näherhin des Pentateuchs ist auch
das Gottesbild Philos, dank der allegorischen Auslegung
um manche Züge erweitert. Dazu werden Begriffe der
Zeitphilosophie verwertet, um Aussagen der Schrift eingehender
zu erläutern." Das ist doch eine Verharmlosung
des Tatbestandes! Mir scheint auch folgendes Urteil des
Vf.s zweifelhaft (S. 54): „Philo ist nicht der weltverneinende
Asket, der sich um die Welt nicht kümmert." Natürlich
ist der Satz weithin richtig. Aber wer Philons
Schilderung der Therapeuten oder Aussagen wie leg.

I alleg. II S 85 vergleicht, wird vorsichtiger urteilen.

I Übrigens ist der Vf. auch sonst befangen, wo er vom Judentum
redet. In seiner ersten Anmerkung führt er die
Mischna Aboth 3, 14 (18) an mit der Deutung Bubers,
die kaum zutrifft.

Dabei ist die Exegese des Vf.s in vielen Fällen von

j rühmenswerter Vorsicht und Zurückhaltung. Z. B. bemerkt
er zu Deut. 10,18 f.: „Es ist schwer zu entscheiden
, ob hier bewußt der Gedanke an Nachahmung Gottes
vorliegt" (S. 2; vgl. S. 4). So erkennt der Vf. scharf, daß
die Vorstellung von der Nachahmung Gottes erst vom
griechischen Denken aus größere Kraft gewann; z. B.
S. 4: „Von griechischer Geistesart blieben auch kanonische
Schriften der jüngeren Zeit nicht ganz(!) unberührt
, und so ist es nicht auffallend, daß hier Gottes
Verhalten als vorbildlich für die Menschen erscheint"
(folgt Sirach 12,1—7). Dieser Erkenntnis hätte freilich
entsprochen, daß die Anordnung der einzelnen Teile der
Untersuchung nicht dogmatisch, sondern geschichtlich
gestaltet würde: mit den Griechen wäre zu beginnen.

Bei der Besprechung der christlichen Quellen wird
mit Recht beachtet, welche Beziehungen zwischen Nachahmung
Gottes und Nachfolge Jesu bestehen.

Großpösna b. Leipzig J Lei pol dt

KIRCHENGESCHICHTE: MITTELALTER

! Wattenbach, Wilhelm: Deutschlands Geschichtsquellen im
Mittelalter. Deut=che Kaiserzeit. Hrsg. von Robert Holzmann.

I Bd. I, Heft In. 2. Berlin: Dr. Emil Ebering 1938 u. 1939. (H. 1:
VIII, 162 S.; H. 2: IV, 163—357 S.) gr. 8°. je RM 4.80.

Das berühmte Werk, das aus einer Göttinger Preis-
I schrift über „eine kritische Geschichte der Historiogra-
j phie bei den Deutschen bis zur Mitte des 13. Jahrhun-
1 derts" hervorgegangen war (MSSS), bedeutete für die