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Ausgabe:

1941 Nr. 1

Spalte:

334-335

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Bader, Robert

Titel/Untertitel:

Der Alethes logos des Kelsos 1941

Rezensent:

Wifstrand, Albert

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333

Theologische Literaturzeitung 1941 Nr. 11/12

334

Eißfeldt, Prof. D. Dr. Otto: Tempel und Kulte syrischer Städte
in hellenistisch-römischer Zeit. Leipzig: J. C. Hinrichs Verlag
1041. (160 S., 38 Abb. im Text u. 16 Taf.) 8° "= Der Al/te
Orient Bd. 40. RM 9—

Die reichen Funde in Dura-Europos auf der einen,
und die systematische Aufnahme von Oerasa im Ostjordanlande
auf der anderen Seite haben die Aufmerksamkeit
der Religionshistoriker in verstärktem Maße auf die
Begegnung westlicher und östlicher Kulte in der hellenistisch
-römischen Zeit gerichtet; speziell Dura hat durch
die Zahl der Tempel und Kulte das Bild der orientalischen
Gottheiten in der Spätzeit wesentlich erweitert. So
war es ein glücklicher Gedanke des Verfassers, über
Dura und Gerasa, sowie die mit sachlichem Recht hinzugenommenen
Städte Baalbek und Palmyra eine zusammenfassende
Darstellung zu geben, die auf das Glücklichste
durch 79 Abbildungen verlebendigt ist. Ein Ausschnitt
antik-religiösen Lebens bietet sich hier dem Beschauer
in einer Anschaulichkeit dar, wie es sonst nur
selten der Fall ist. Zu den angestammten Kulten des
amoritisch-aramäischen Bodens kommen die Kulte der
griechischen und römischen, in Dura auch parthischen
Oberherrn, sowie der umwohnenden Araber. Die Darstellung
ist sehr übersichtlich nach den vier Städten geordnet
, wobei jeweils nach einem kurzen Überblick über
die Geschichte der betreffenden Stadt die einzelnen Tempel
unci' Kulte besprochen werden. Da es sich hierbei um
rund zwanzig Tempel und etwa sechzig Gottheiten handelt
, so ist es nicht möglich, den vorgelegten Tatbestand
im Einzelnen vorzuführen. Wir müssen uns darauf beschränken
, einige wesentliche Züge des Bildes hervorzuheben
. Der Himmels- und Wettergott, eine Hadad-
Figur, wird in Gerasa als Zeus ülympios, in Baalbek
als Jupiter Heliopolitanus, in Palmyra als Bei — neben
einem Baalschamen — und in Dura als Zeus Megistos
verehrt. Die Fruchtbarkeitsgöttin, die in Dura sowohl als
Artemis wie auch in einem besonderen Tempel als Atar-
gatis ihren Kult hat, begegnet in Gerasa als Artemis und
in Baalbek unter dem Namen der Venus, dagegen tritt sie
in Palmyra weniger in Erscheinung. Zeus Kyrios und
Gad von Dura sind Erscheinungsformen eines Fruchtbarkeitsgottes
, der in Gerasa den Namen Zeus Epikarpios
führt. Den „Botengöttern" Merkur und Gennaios in
Baalbek entspricht der Malakbel von Palmyra. Hier ist
ferner Bei mit Jarhibol und 'Aglibol zu einer Trias zusammengefaßt
und diese sind als „palmyrenische Götter"
auch in Dura verehrt worden. Die Glücksgöttin Tyche-
Qad ist in Gerasa, Palmyra und Dura anzutreffen. Bemerkenswerterweise
findet sich ein Adonis-Tempel innerhalb
der vier Städte nur in Dura. Arabische Götter haben
vielfach Eingang gefunden, so vor allem in Gerasa und
Dura. Ob der Gott Pakeidas in Gerasa ein nabatäisch-
arabischer Gott oder ein älterer aramäischer Gott ist,
könnte man fragen. Aus einem dem Orte Dura benachbarten
Anath stammen die Götter Aphlad und Azzanath-
»ona, ähnlich wird es mit der Artemis Laka . . von Gerada
stehen, die von einem in der Nähe von Gerasa liegenden
Ort Laka . . herkommen dürfte. Das Kennzeichen
des Tempeltypus ist das an der Rückseite der Cella liegende
erhöhte Adyton, ein letztlich altsyrischer Typus
(vgl- A. Alt in PJB 35, 1939, S. 83 ff.), wobei in Dura
gewisse Abwandlungen zu beobachten sind. „In noch
höherem Grade als von den Tempeln gilt es von den in
•hnen verehrten Gottheiten, daß sie im Kern syrisch ge-
DUeben sind, obwohl sie weithin mit griechischen und
römischen Namen benannt und nach Art der griechisch-
romischen Göttertypen dargestellt werden" (S. 154). Im
Westlichen Syrien ist die interpretatio graeca stärker als
!m Osten, wo beispielsweise im Zeus Theos (Dura) der
'ramsche Ahuramazda erscheint. Ein besonderer Vorzug
Qer ausgezeichneten Darstellung ist Unterscheidung des
eindeutig Sicherzustellenden von den hypothetischen
^.'eichsetzungen. Der Leser bekommt so nicht nur einen
tindruck von den neu gewonnenen Erkenntnissen, son-
Qern auch von den vielen Fragen, die dem Religionsge-
sehichtlcr mit den meist kurzen Texten aufgegeben werden
. So stellt das Buch trotz seiner allgemeinverständlichen
Form auch einen wesentlichen Beitrag zur Forschung
dar, wie auch die Anmerkungen wertvolle Literaturhinweise
vermitteln.

Halle a. S. Kurt Galling

Bader, Robert: Der 'AÄ,t)t)tis Aöyoc; des Kelsos. Stuttgart:
W. Kohlhammer 1940. (XI, 216 S.) gr. 8° = Tübinger Beiträge
zur Altertumswissenschaft. 33. H. RM 15—.

Die erste bedeutende antike Streitschrift gegen das
vordringende Christentum, von der umfangreiche Reste
durch die viel spätere Gegenschrift des Origenes erhalten
geblieben sind, hat bei Theologen wie Philologen
I seit langem großes Interesse erweckt, aber die genaue
j Hei Stellung des griechischen Textes, soweit er aus Ori-
genes herausgeholt werden kann, hat nicht viele Forscher
gelockt. Im Jahre 1924 hat O. Glöckner in Lietzmanns
Kleinen Texten eine Ausgabe der Fragmente gemacht,
die aber nicht als endgültig gelten konnte. Jetzt liegt
eine neue vor, die über den Vorgänger in vielen Hinsichten
hinausgeht.

Glöckner war der Meinung, wir hätten im großen
und ganzen bei Origenes den ganzen Kelsos erhalten;
j die Kritik von Glöckners Arbeit hat sich dagegen mehr
I der älteren Ansicht angeschlossen, nach der Origenes
I manches ausgelassen hat, was ihm unwichtig schien,
j Dies ist auch die wohlbegründete Meinung des jetzigen
Heiausgebers, eines Schülers von Prof. Herter, dem
auch das Buch gewidmet ist. Der Textausgabe wird eine
Einleitung von etwa 40 Seiten vorausgeschickt, in der
knapp und klar fast alle wichtigeren Probleme erörtert
werden, die eine solche Ausgabe stellt. Der Titel der
Streitschrift wird richtig als „wahre Lehre" gedeutet;
es könnte auch darauf hingewiesen werden, daß ihn Origenes
selbst so aufgefaßt zu haben scheint; vgl. I 40,
wo die Selbstsicherheit des Kelsos bei der Titelgebung
mit der Bescheidenheit früherer und berühmterer Philosophen
verglichen wird. Der Logos des Kelsos ist wohl
der I 14 und I 21 genannte, die gemeinsame harmonisierte
religiös-ethische Tradition der heidnischen Völker,
als deren Fürsprecher K. auftritt. Die Überlieferung der
Bücher des Origenes gegen Kelsos ist teils direkter Art,
vertreten, durch eine einzige Handschrift (A), teils indirekter
, durch das von Basileios dem Großen und Gregor
von Nazianz zusammengestellte Origenesflorilegium,
die Philokalia (P), wo große Teile aufgenommen sind.
Der letzte Herausgeber der Bücher gegen Kelsos, Koet-
schau, zog die direkte Überlieferung vor, sein heftiger
Kritiker Wendland dagegen die Philokalia. Später hat
Fr. A. Winter eingehender den größeren Wert des P-
Überlieferung zu zeigen versucht; Glöckner hat sich jedoch
, offenbar ohne Winters Beiträge zu kennen, an A
I gehalten. Bader fällt das gesunde Urteil, daß man über
den Wert der verschiedenen Überlieferungen von Fall zu
Fall entscheiden muß.

Der Hauptteil der Einleitung beschäftigt sich mit der Frage nach
der Herstellbarkeit des Alethes Logos; die sorgfältige Erörterung
mehrerer Stellen, unter denen einige noch nicht beachtet worden
waren, führt zu dem überzeugenden Ergebnis, daß Kelsos' Buch uns
gar nicht so vollständig erhalten ist wie wir es wünschen könnten.
Auch betreffs der Anordnung der Fragmente kann man nicht immer
sicher sein, daß sie bei Origenes in derselben Ordnung stehen, die
sie in der Darstellung des Kelsos innehatten. Das hat man z. T.
schon eingesehen, aber auch hier werden mehrere noch nicht beachtete
Stellen hervorgezogen, die zu zeigen scheinen, daß Origenes
von der Aufeinanderfolge bei Kelsos abgewichen ist. Darunter befindet
sieh IV 79: dvcOT^QCO JtooEÜtev o>c dyeWIfou OVTOC, toö jcoajiou
xui ÖKjaläoxov) jct£., wo ich aber die Beweisführung nicht billigen
kann. Kelsos spricht an drei anderen Stellen von seinen kosmologi-
schen Vorstellungen: I 19, IV 11, VI 52 a. Die letzte, wo es heißt:
oü8ev 3IEQI xoöfte VÖV Hf<o, vermag zwar nicht zu zeigen, daß er
„früher schon davon gesprochen" hat, kommt aber hier wegen des
üvom:oo> in IV 79 nicht in Betracht; auch mit IV 11 kann die Stelle
nicht in Zusammenhang gebracht werden; dagegen paßt das Fragment
nach Bader in den Zusammenhang von I 19, wo Kelsos nach allgemeiner
Ansicht wenigstens gesagt hat, daß die Welt uyeviitoc; sei.
Aber hat er auch nur das gesagt? I 19 heißt es: JteX«|Öo>M»g ßou?a')-
u.£voc, Siußu/.Eiv rffV xuxu Moh'oeoi jtO(i|io;iouuv luqJtttvovca '|ir|-