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Ausgabe:

1941 Nr. 1

Spalte:

320-322

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Gunning, Jan

Titel/Untertitel:

De Nieuwe attische comedie als bron voor de kennis der grieksche religie 1941

Rezensent:

Herter, Hans

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Theologische Literaturzeitung 1941 Nr. 11/12

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mäler antiker Architektur V). Die untersuchten Tempel, deren Hauptmerkmal
das dem Eingang gegenüberliegende, erhöhte und dreigeteilte
Adyton ist, gehören, wie A. zeigt, einem Tempeltypus an,
dessen Verbreitungsbereich fast ganz Syrien mit Einschluß Nordpalästinas
umfaßt. Was die Herkunft dieses Tempeltypus anlangt, so ist
der einzige sichere ältere Beleg in Syrien und Palästina der im 10.
Jhdt. v. Chr. erbaute Tempel von Jerusalem, der ebenfalls
das über die Cella erhöhte, mit ihr durch Stufen verbundene Aller-
heiligste aufweist; er folgt seinerseits Vorbildern mesopatamischer Sakralarchitektur
. — A. Alt, Gitthaim, 35 (1939) 100—104,
schlägt für den 2. Sam. 4,3; Neh. 11,33 genannten Ort die Ruinengruppe
von chirbet el-kelch und nebi zakarla (im westlichen judäischen
Hügelland) vor. — A. Alt, Lesefrüchte aus Inschriften,
36 (1940) 93—104: 1. Zur Verwaltungsgeschichte der Provinz Arabia.
2. Zum „Oott der Väter". 3. Ein Orenzpunkt der Provinz Phoenice
maritima?

Als Ersatz für seine Zeitschrift „Das Heilige Land"
und für sein Nachrichtenblatt hat der katholische Verein
vom Heiligen Lande zwei für einen weiteren Leserkreis
bestimmte stattliche Sammelbände erscheinen lassen:
Das Heilige Land in Vergangenheit und
OegenwartI 1939; II 194 0.GSie bieten im Hauptteil
historische Untersuchungen, im zweiten Teil eine aktuelle
, bebilderte Berichterstattung über die politische
Entwicklung Palästinas, sowie über die Geschicke der
katholischen Kirche und Mission in den Berichtsjahren
1938 und 1939.

Aus dem bunten Inhalt verdient besondere Hervorhebung der
Grabungsbericht von O. P u 11 r i c h - R e i g n a r d, Die Palast-
anlage von Chirbet el Min je, I (1939) 9—29, ein Vorbericht
über die 3. (1937) und 4. (1938) Grabungskampagne auf
Chirbet el Minje bei Tabgha am See Genezareth. Es wurde der Südblock
des frühislamischen Palastes vollständig freigelegt; er barg eine
Moschee, die zu den frühesten Moscheebauten der islamischen Zeit
überhaupt gehören dürfte, und Prunkräume mit z. T. vorzüglich erhaltenen
ornamentalen Mosaikfußböden. Wahrscheinlich handelt es
sich bei der Anlage um den Winterpalast eines Omavadenkalifen des
8. Jhdts. — A. M. Schneider, Die Mosaiken von chirbet
el minje, I (1939) 30—33 ergänzt den Grabungsbericht durch eine
Untersuchung der Mosaiken, die auf dem knappen Raum von 4 Seiten
einen überaus inhaltreichen Abriß der Entwicklungsgeschichte der
Palästinamosaikkunst bietet. Besonders interessant ist der Nachweis,
daß die geometrischen Mosaiken von Chirbet el Minje Muster aufweisen
, die der spätantiken Kunst gänzlich unbekannt sind, sich dagegen
auf kaukasischen und turkmenischen Knüpfteppichen sowie auf
anatolischen Kelims finden. Eines der Hakenmuster ist chinesischen
Ursprungs — ein lehrreiches Beispiel für die kulturellen Einflüsse
Innerasiens auf Ägypten und Palästina in vor- und frühislamischer
Zeit. — C. Peters, Vom palästinisch en Targum und
seiner Geschichte, II (1940) 9—22 faßt das Ergebnis umfangreicher
Studien über Targum, Peschittha, Praevulgata und Sep-
tuaginta dahin zusammen, daß die Übersetzungen des A.T. ins Aramäische
wie ins Griechische die gleiche Entwicklung aufweisen: von
der Vielheit zur Einheit. Die Vielheit örtlich verschieden gestalteter
Textformen, die aus der Übertragung des heiligen Textes im Gottesdienst
erwachsen waren, führt hier wie dort zum Streben nach einer
gefestigten und allgemein verbindlichen Textform.

Der größte Teil der historischen Aufsätze ist der
von der Palästinaforschung weithin vernachlässigten
mittelalterlichen Geschichte Palästinas gewidmet. W.
Hotzelt, dessen Kirchengeschichte Palästinas soeben
mit dem 3., die Kreuzzüge behandelnden Teile zu erscheinen
begonnen hat, gibt einen instruktiven Überblick
über Kirchliche Organisation und religiöses
Leben in Palästina während der Kreuzzug
s z e i t, II (1940) 43—106. — V.Cramer, Kreuzpredigt
und Kreuzzugsgedanke von Bernhard
von Clairvaux bis Humbert von Romans
, I (1939) 43—204 schildert auf Grund umfassender
Quellenstudien Entwicklung und Wandel der Kreuzpredigt
von 1145—1266. — Zwei Untersuchungen beschäftigen
sich mit dem Orden der Chorherrn vom Heiligen
Grabe und dem oft mit ihm verwechselten Ritter-

6) Das Heilige Land in Vergangenheit und Gegenwart-
Gesammelte Beiträge und Berichte zur Palästinaforschung hrsg. von
V. Cr am er u. G. M e i n e r t z. Köln: J. P. Bachem 1939 u. 1940.
I. Bd. (328 S., 1 Farbtaf., 46 Abb.); II. Bd. (352 S., 1 Vierfarbendruck
, 48 Abb., 1 Kte.) gr. 8," = Palästinahefte d- Deutschen
Vereins v. Heiligen Lande, H. 17—20 u. 24—27. Je RM 7.50.

orden vom Heiligen Grabe. W. Hotzelt, Die Chor-
i herren vom Heiligen Grabe in Jerusalem,
j II (1940) 107—136: Bei der Besetzung Jerusalems im
Juli 1099 bildete sich ein Kapitel des Heiligen Grabes,
I das 1114 in ein Kloster der regulierten Augustinerchorherrn
verwandelt wurde und bald zahlreiche Filialen in
I Europa erhielt, die nach dem Absterben des Mutterklo-
j sters ein selbständiges Eigenleben weiterführten. V. Cra-
mer, Der Ritterschlag am Heiligen Grabe,
II (1940) 137—199: Der legendenumwobene Ritterorden
vom Heiligen Grabe dagegen ist kein geschlossener Ritterorden
gewesen. Erstmalig in der ersten Hälfte des
14. Jhdts. und in der Folgezeit sehr häufig ist der Ritterschlag
am Heiligen Grabe bezeugt, eine besondere Form
I der mittelalterlichen Schwertleite. Seit dem Beginn des
16. Jhdts. wird er von dem jeweiligen Guardian der Franziskaner
vom Berge Sion erteilt. Auf diese Weise wird
[ die Ritterwürde vom Heiligen Grabe zu einer rein kirch-
I liehen Angelegenheit und entsteht im 16. Jhdt. ein neuer
[ päpstlicher Ritterorden. — F. W. Lohmann, Pilger
j und Ritter des Heiligen Grabes aus dem
Erzbistum Köln, II (1940) 200—232, stellt Nachrichten
über Kölner Pilger aus der Zeit von 1450—1685
zusammen. — S. Euringer, Ein angeblicher
Brief des Negus Zara Jakob vom Jahrel 447
wegen der Christenverfolgungen in Palästina und Ägypten
, I (1939) 205—240, zeigt, wie lebhaft die schweren
Geschicke der palästinischen Kirche im 15. Jhdt. die
abessinische Christenheit bewegt haben.

RELIGJONSWISSENSCHJFr

Bertholet, A.: Wortanklang und Voiksetymologie in ihrer
Wirkung auf religiösen Glauben und Brauch. Berlin : de Gruyter
1940. (24 S.) 4° = Abh. d. Preuß. Akad. d. Wiss. Phil.-hist. Kl.
Jg. 1940. Nr. 6. RM 1.50.

Man hat schon vielfach auf die Erscheinung hinge-
j wiesen, daß bedeutungsvolle Wörter oder Namen, die
als krafterfüllte Wesenheiten gelten, lautlich an etwas
anklingen, das nunmehr zu ihnen in Beziehung gesetzt
wird und dadurch beeinflußt werden kann. So klingt der
Name Augustinus an „Augen" an, beides wird, weil
homophon, sympathisch aufeinander bezogen und Augustinus
wird zum Patron der Augenleidenden. So kann
man von etymologischer oder homophoner Sympathie
sprechen, wie ich es in dem Art. Etymologie im Handwörterbuch
des d. Aberglaubens genannt habe. Vieles
derart findet sich auch bei Andresen, Über deutsche
Volksetymologie (7. Aufl. 1919) und bei L. Mackensen,
Name und Mythos (1927). Bertholet bespricht nun im
einzelnen nach einem kurzen Blick auf die mythenbildende
Wirkung der Sprache und besonders der Etymologie
die Frage, inwieweit Wortanklang und Volksetymologie
bestimmend auf religiösen Glauben und Brauch eingewirkt
haben und wie eine hierdurch beeinflußte Deutung
des Übersinnlichen auf das menschliche Verhalten ihm
j gegenüber bestimmend wirkte. Dabei wird jeweils eine
größere Anzahl von Beispielen angeführt, die dem gesamten
Gebiet der Religion entnommen sind, und einleuchtend
erklärt.

Würzburg Fr. P f i s t e r

G u n n i n g, Dr. Jan : De Nieuwe Attische Comedie als bron voor
de kennis der Grieksche Religie. Amsterdam: H. J. Paris 1940.
(VIII, 124 S.) gr. 8°. fl. 2.40.

Verf. liefert in drei Kapiteln eine Untersuchung der
j religionsgeschichtlich bedeutsamen Äußerungen der Neuen
I Komödie, zu der er auch die Mittlere rechnet; er legt
reiches, wenn auch nicht ganz vollständiges Material vor
und bemüht sich zu seinem Teil, auch die Fragmente
| nutzbar zu machen, deren Ton und Sinn außerhalb des
j Zusammenhanges nicht selten schwer zu erkennen ist.
Daß seine Leistung trotzdem nicht recht befriedigt, liegt
an zwei Gründen. Erstens berücksichtigt er viel zu wenig