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Ausgabe:

1941

Spalte:

262-264

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Titel/Untertitel:

Calwer Kirchenlexikon 1941

Rezensent:

Usener, Wilhelm

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261 Theologische Literaturzeitung 1941 Nr. 9/10 262

erst nach dem Einsehen in das Reich Oottes gebracht werden. Alte sinkt — Prenzlau in der Reformation." Wenn der
Aber ein Erbe ist schon da, bevor der Erbende es übernimmt. Die Verf. als den „Sinn" der Arbeiten, die das Eindrillgen
allegorische Deutung der ersten und der späteren Pächter auf be- der Reformation in den märkischen Städten behandeln
stimmte Menschen, die auch nach Jesu Tod das Erbe als . Anwärter bezeichnet, „die besonderen örtlichen Verhältnisse Tornau
, Oottes Reich» antreten konnten, wirkt so gewaltsam daß daran lent und Charakter der mm Handcln besti'mmtcn
schon die falsche Voraussetzung für d,e Auslegung deu lieh v d. ^gönlichkeiten, Tatsächliches, aber auch UnwäXreS
Die Gleichnisse vom Reich Oottes handeln nach M m der großen Auseinandersetzung zwischen der katho-
a so eigentlich von der Kirche oder von der We t, m der . lischen Macht und der lutherisc|en Bewegung darzu-
die Vorentscheidungen für das Reich Gottes fallen. Da- stellenu dann hat er das ihm vorschwebe°deKZiel er_
rum ist vom Reich Gottes in dem Buch trotz seines Un- ; reicht Der Widerstand gegen das Luthertum em* in

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tertitels wenig die Rede, und wenn, dann nur in negativen
Aussagen. . , „

III. Über die Kirche bringt M. allerdings ebenfalls
nur kurze, aber darum für den praktischen Wert des
Buches besonders beachtenswerte Hinweise.

Einige Beispiele seien zum Schluß genannt

Prenzlau aus von dem Sabinen-(Benediktinerinnen-) Kloster
, dem das Patronatsrecht über die vier Kirchen der
Stadt zustand, und konzentrierte sich in der „geradezu
einen dämonischen Einfluß ausübenden" Persönlichkeit
des Kalandsdekans Joh. Havemeister, der als Klosterpropst
und Beichtvater der Nonnen seinen Sitz im Klo-

entnrotigfntenoch0^chinrefc'hen Zg zur Nachlässigkeit verführen | den .von ihm abhängigen Geistlichen das kirchliche Le-

lassen (S. 31 f.). „

2) Die Saat der Predigt wächst von selbst bis zur Ernte
Jüngsten Gericht, darum entscheidet über ihren Erfolg oder Mißerfolg
nicht der Menschen, sondern allein Oottes Urteil. Das Evangelium

1) Der Sämann (Prediger) kann sich den Boden nicht auswählen, I ^l^*"ü "7"""^ ■"-■■i>-.i ^.i

sondern muß das Unvermeidliche in Kauf nehmen, daß nur sehr wenig ( »ler natte. Und VOI1 hier aus, gestützt auf die Kalands
Samen guten Boden findet. Er darf sich weder durch Mißerfolg i oruder und die in der ganzen Uckermark verteilt wohnen

den von ihm abhängigen Geistlichen das kirchliche Le
ben in Prenzlau und Umgegend beherrschte und auch mit
den Adelsfamihen auf dem Lande und den ersten Bürgerhäusern
der Stadt in Verbindung stand. Der Reformator

gehöVt^icht'iraen Winkel; sondern in die Öffentlichkeit, aber es soll I ^"l^mJÄJÄ Beggerow scheiterte zuerst (1339)
nicht durch äußere Macht und Anerkennung der Kirche ausgebreitet j ^f—P1" gegen "in. trst nach Seiller Zurückberufung
werden: Nicht der Sieg, sondern der Dienst der Kirche am kommen- | Konnte « vorsichtig an die Aufbauarbeit gehen. — Die
den Reich ist ihre Aufgabe (S. 60 f.). | meisten Leser werden wohl die Mitteilungen finden die

3) Die Kirche muß, obwohl sie an den „Söhnen des Reichs" er- Kein hold Heuer „Aus den Briefen eines Feldnre-
kennbar ist, bereit sein, zu unterscheiden, aber das Unkraut nicht digers Um das Jahr 1808" bietet Schon die Briefe die
durch vorzeitiges Richten ausscheiden. Denn weder durch Zwang Christian Wilhelm Spieker als Lehrer am Kgl Pädap-oo-inm

in Halle seit Okt. 1804 geschrieben hat, sind aufschlußreich
für den Gefühlsüberschwang der Zeit, auch durch
literarische Notizen und Nachrichten über Zuchtlosi«rkeit
müssen, um es zu gewinne... ... u*. 101 Heer und der Bürgerschaft, weit interessanter liber

bedeutet nicht, geschützt sein, sondern ohne Schatten im freien Licht noch sind die Briefe, die entstanden sind nachdem Snie

der Öffentlichkeit zu kämpfen (S. 93). Die nur die Schwachheit der 1 ------------>-i~_ ,1 ,,

kleinen Kirche sehen, sollen darum an ihrer Hoffnung nicht irre werden
: „Auf die Kirche folgt das Reich Gottes (vgl. dazu das unter
II 3 Gesagte), auch wenn aller Augenschein dagegen spricht" (S. 95).

Diese kurzen Bemerkungen über die Kirche treffen
den Sinn dessen, was sich aus den Gleichnissen an Folgerungen
für ihr Verhalten ergibt. Sie hätten die zusammenfassende
Anwendung der Gleichnisse sein und eine
nachdrückliche Sprache reden können, wenn sie nicht
durch die breiten alegorischen Darstellungen viel zu
sehr an die Peripherie gedrängt worden, sondern als
Schlußstrich unter das in den Gleichnissen von Gottes
Reich Gesagte gesetzt worden wären

noch blinden Eifer kann die Reinheit der Kirche gesichert werden

(S. 75—80). , . . , .

4) Das Senfkorn und der Sauerteig werden als Beispiele dafür
verwertet daß die Kirche immer wieder ihr Leben wird verlieren
müssen, um es zu gewinnen. In der Kirche Heimatrecht zu haben

ker Ende 1805 in spannungsreicher Zeit Feldprediger geworden
war und dann wieder, nachdem er durch die
Auflösung seines Regiments nach der Schlacht von Jena
und Auerstedt seine Stellung verloren hatte, bis er endlich
im Juni 1809 eine Anstellung als Prediger an der
Marienkirche und ao. Prof. der Theol. an der Universität
Frankfurt a. O. fand. Er „blieb ein Kind der Aufklärung
", daher stößt man in den Briefen nicht auf tief ergehende
religiöse Betrachtungen, erhält aber den Eindruck
, „daß er als Feldprediger voll und ganz seine
Pflicht getan hat". — Unter der Überschrift „Die Entwicklung
des Taufalters in den letzten 200 Jahren. Ein
Beitrag zur religiösen Volkskunde der Mark Brandenloh
Heinr Wicke bürg" gibt Georg Simon die Ergebnisse einer mühe-
Grünenplan, z. Zt. im Felde I vouen Untersuchung bekannt, die er über das Taufalter

ALLGEMEINE KIRCHENGESCHICHTE

sämtlicher Kinder (insgesamt 9689) angestellt hat, deren
Taufe in den Kirchenbüchern von drei Landgemeinden
am Rande Großberlins (Dahlwitz, Mahlsdorf und See-

Wendland. 35. Jg. Berlin: Martin Warneck 1940. (231 S.)
gr. 8°. RM 4-

Es ist sehr erfreulich, daß dieser Band trotz der

berg) zwischen 1742 und dem 1. Sept. 1939 verbucht ist.
Jahrbuch für Brandenburgische Kirchengeschichte. Hrsg. im während im 1. Jahrzehnt 1740—1750 das Durchschnitts-
torftr d Vereins f. Brandenburg. Kirchengesch, von Lic. Wal | taufajter 3> das höchste 8 Tage ist, beginnt Unter dem

Einfluß des Rationalismus eine von Jahrzehnt zu Jahrzehnt
klarer hervortretende Steigerung des Taufalters,
ucum-ii, uau uko«.. „Der Pietismus mit seinem Drängen auf Bekehrung und

Kriegsnöte — auch in Bezug auf Umfang und Ausstat- Entscheidung zeigte ebensowenig Interesse an der Kin-
tung — von derselben Güte ist wie die vorhergehenden. dertaufe wje der Idealismus mit seiner Pflege der auto-
Er wird eröffnet durch eine sehr gründliche Abhandlung | nomen Persönlichkeit." Seit Einführung der Zivilstandsgesetzgebung
1874 greift dann „eine völlige Regellosigkeit
und Willkür in Bezug auf das Taufalter der Kinder"
Platz. — Endlich bietet Walter Wendland den
Schluß seiner sehr verdienstlichen „Einführung in die

von Elisabeth Reuß-Caspari: „Kirche und Kle
rus in Frankfurt a. d. O. im Mittelalter. Verfassung und
Verhältnis zur Stadtgemeinde." Wir werden unterrichtet
über die Rechts- und Vermögenslage der Pfarrkirche von
St. Marien, der Nikolai-, Georgen- und Gertraudenkirche,

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, u..u ««««^««yv.«., Quellen und Literatur der märkischen Reformationsge-

die Stiftungen und die zu ihnen gehörigen Geistlichen schichte« und Bücherbesprechungen,
und Beamtin, über die beiden Klöster (das der Franzis- O.Clemen
kaner und däs Kartäuserkloster ^

Über das Spital- u"? B™ JonTebüs und über das Calwer Kirchenlexikon. Kirchlich-theologisches Handwörterbuch. In
haltms der Stadt zum BlscnoJ v"" , f. , endenden Verb, mit sachk. Mitarb. hrsg. von Friedr. Keppler. 2 Bände.
Verhältnis von Klerus und Burgerschatt im endengen , ^ g mtt Q_10 ßog Lfg RM 2 50.

Mittelalter ist die aUehüge MaHrt der Kirche au kul , ^ und 1Q40 Nr.

turellem und sittlichen«Gebiete und derJeglsJnf""c^ ! 5/6 S. 166f. hatte Berichterstatter die ersten 11 Lfgn.
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