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Ausgabe:

1941

Spalte:

232

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Taufreden 1941

Rezensent:

Schütz, Werner

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Seite 1

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'231

Theologische Literaturzeitung 1941 Nr. 7/8

232

ordentlich hohe Ansprüche an Lehrer und Schüler stellt.
— Die alttestamentliche Reihe ist aut 7 Hefte berechnet;
die neutestamentliche wird noch mehr Hefte umfassen.
Sibyllenort M. Schian

Eckstein, Richard: Der fllaube der Christenheit. Das zweite
Hauptstück in Luthers kleinem Katechismus bearbeitet für die Hand
des Katecheten. Berlin: Wichern-Verlag 1940. (108 S.) 8°. RM 1.80.

Man kann fragen, ob man selbständigen Katechis-
musunterrieht erteilen oder ihn an die Behandlung der
biblischen Geschichte anlehnen soll, sodaß die einzelnen
Katechismusstücke sich als Ergebnis des biblischen Unterrichts
ergeben und nur noch eine kurze Erklärung
verlangen, ehe sie eingeprägt werden. Der Verfasser behandelt
das zweite Hauptstück selbständig. Leider sagt
er nicht, wieviel Stunden er darauf verwendet hat und
welche Altersstufe er voraussetzt. Katechismusunterricht
wird leicht trocken und lehrhaft und langweilt dann die
Kinder. Das ist hier vermieden. Die Behandlung ist
lebendig und anschaulich, benutzt in ausgedehntem Maße
das Liedgut der Kirche und gibt reiches Illustrationsmaterial
durch Geschichten und Bilder aus dem Leben.
Ebenso gibt sie gute, leicht behältliche Einteilungen
(z. B. Das Wunder der Schöpfung, das Wunder des Lebens
, das Wunder „Mensch"-Christus: Der Gottessohn,
der Heiland, der Herr). Mit Recht sieht der 'Verfasser
als Aufgabe alles Religionsunterrichts, also auch des Kat.
Unt. es an, nicht ein lehrhaftes System oder eine christliche
Weltanschauung zu übermitteln, sondern Glauben
zu wecken, zu stärken, zu vertiefen. Ob es aber glücklich
ist, dabei von einer „kerygmatisehen Methode" zu
sprechen, sei dahingestellt.

Nach den einleitenden Worten aut S. 9 erwartet man,
daß bei jedem Einzelstück zuerst die Bibel aufgeschlagen
, gelesen, betrachtet werde und daraus dann das
Weitere entwickelt. Das geschieht aber nicht. Vielmehr
wird der Text des Katechismus genommen, gegliedert
und besprochen, freilich imimer mit Hinweis auf die
Schrift. Dazu wird das Glaubensgut der Kirche in ihrem
Lied, Gebet und Brauch als Echo und Wirkung des neu-
testamentlichen Kerygmas aufgezeigt.

Zu den Einzelheiten der Behandlung ist mancherlei
zu sagen. Es sei nur Einiges herausgehoben. Als Beweis
, daß Gott auch mitten in der Hungersnot erhalten
kann, werden angeführt die Raiben Elias und die Geschichte
von Noah (S. 31). Darin dürfte keine große
Beweiskraft liegen. Gefährlich ist es aber, bei Besprechung
der Schöpfung der Welt zu erklären, Adam habe
seinen Kindern die Schöpfungsgeschichte erzählt, er habe
das nicht miterlebt, aber Gott hat es ihm gesagt: Ich
habe die Welt und darin dich erschaffen . . (S. 19). Man
hat doch bei solchem Katechismusunterricht ältere Kinder
vor sich. Da muß man ganz anders über den
Schöpfungsbericht sprechen und auch die Arbeit der
Wissenschaft ernster nehmen, als es auf S. 20 geschieht.

Beim zweiten Artikel, bei dem Stück „Jesus Christus-
Gottes Sohn" wird auseinandergesetzt, daß Gott uns die
Augen öffnen müsse, um Jesum als Gottes Sohn zu erkennen
, und aufgefordert, um den rechten Glauben zu beten
(S. 50). Das ist gewiß richtig, aber es führt die Kinder
nicht weiter, sondern kann sie in Verzweiflung treiben,
wenn Gott diese Bitte ihnen nicht erfüllen sollte. Es muß
vielmehr Jesu Art und Wirken den Kindern möglichst
lebendig vor die Seele gemalt werden, in der Hoffnung,
daß nun derselbe Glaube in ihnen erwacht, der in den
Jüngern erwachte, als sie unter der Wirkung Jesu standen
. Dieser Weg verspricht mehr als der vom Verfasser
begangene.

Sehr geschickt und für Kinder leicht begreiflich ist
die Behandlung des dritten Artikels, der sonst den Katecheten
allerlei Schwierigkeiten macht. Nur im driften
Stück, das von der Kirche handelt, hätte die Unterscheidung
der wahren Kirche Christi von den einzelnen recht
irdischen Kirchen schärfer herausgestellt werden müssen.
Berlin-Schöneberg Martin S t ä g 1 i c h

Für die geistliche Rede. Unter Mitarbeit namhafter Männer der

Wissenschaft und Praxis hrsg. von Erich Kolle.

1. Taufreden. (192 S.) gr. 8°. 1938. RM 5.50; geb. RM 7—.

2. Traureden. (252 S.) 1938. RM 7.50; geb. RM 9—

3. Grabreden. (259 S.) 1938. RM 7.50; geb. RM 9—

4. Reden z. Konfirmationsfeicr. (300 S.) 1039 RM 8.50; geb. RM. 9.50.

5. Konfirmandenansprachen für Unterricht, Prüfung und Jubiläen.
(220 S.) 1939. RM 6—; geb. RM 7.50.
Gütersloh: C. Bertelsmann.

Diese Sammlung von Kasualreden gibt ein buntes
I Spiegelbild der kirchlichen Reden und Ansprachen, wie
sie in letzter Zeit bei Taufen, Trauungen, Konfirmationen
und am Grabe gehalten worden sind. Die Veranlassung
zu dieser Sammlung war für den Herausgeber,
Pfarrer Kolle in Ruhland/Lausitz, die Erkenntnis der
volksmissionarischen Bedeutung gerade der Kasualreden,
bei denen oft eine einmalige und einzigartige Begegnung
der Kirche mit Kirchenfremden, Kirchengleichgültigen
und Kirchenlosen in einer entscheidenden, schicksalhaften
„Grenzsituation" ihres Lebens erfolgt. Auf den
theologischen Stand, den seelsorgerlichen Takt und die
homiletische Praxis komimt es heute gerade bei diesen
Reden an. In dieser Lage will die Sammlung Anregungen
geben und das theologische Gewissen der Praxis schärten.

Daß die zahlreichen Sammlungen der Vorkriegszeit,
die noch in Pfarrbibliotheken stecken, nach ihrem theologischen
Stand, ihrer Exegese, Textauswahl, Rhetorik
und Psychologie heute durchweg nicht mehr zu brauchen
sind, spiegelt den Wandel der theologischen wissenschaftlichen
Arbeit und des gesamten Zeitbewußtseins
deutlich wieder. Der Mangel der kirchlichen Praxiis
wird heute am empfindlichsten beim kirchlichen Unterricht
und der Kasualrede spürbar. Auf dem Gebiet des
kirchlichen Unterrichts wird mächtig gearbeitet, wenigstens
auf dem Gebiet seiner Theorie und Methodik.
Solche praktisch theologische Arbeit auch auf dem Gebiet
der Kasualien ist dringend erwünscht. In den vorliegenden
Bänden fehlt aber eine tieferdringende praktisch
theologische Untersuchung über die Kasualrede, die
durch keine noch so große und bunte Fülle von Beispielen
ersetzt werden kann.

Trotz der Verschiedenartigkeit der Beiträge und der
Mitarbeiter wird doch eine üesamtriichfung des Weges
erkennbar. Allenthalben wird irgendwie wenigstens der
Versuch gemacht, die wissenschaftliche theologische Arbeit
auch für die Praxis der Kirche fruchtbar zu machen
. Der handwerksmäßigen Technik, der Psychologisierung
, vergangener Rhetorik, den frommen Phrasen,
inhaltsleerer Sentimentalität, der Idylle, der Säkularisierung
und der kirchlichen Ungebundenheilt wird die strenge
Gebundenheit an das Wort, wissenschaftliche Exegese
, das Bewußtsein kirchlicher Verantwortung, theologische
Wahrhaftigkeit, Sachgebundenheit und nüchterner
Wirklichkeiitssinn entgegengestellt. Der Abbruch
einer schlechten theologischen Tradition muß auch hier
neue Wege freimachen. Immerhin erscheint in dieser
Sammlung von Kasualreden der Gegenwart die Gefahr
weniger groß, daß die strenge Objektivität der Wortverkündigung
und die Bemühung um echte substanzhafte
Lehre zu Wirklichkeitsfremdheit, Erstarrung, äußerer
Lehrhaftigkeit und Mangel an Seelsorge herabsinkt, als
die andere, daß der kasuelle Anlaß, die Bewegtheit des
konkreten Lebens und die geschichtlich menschliche Situation
dem kirchlich theologischen Anliegen nicht genügenden
und entscheidenden Raum gibt. Hier sind die
Lösungen noch nicht überall befriedigend.

Diese Sammlung hält nicht nur das Problem im Fluß,
| sie kann in der kirchlichen Praxis zu kritischer Besinnung
führen und in vielem auch neue Wege weisen. Es
bleibt entscheidend für die Praxis der Kirche, daß sie
aus theologischer Besinnung und Verantwortung imimer
j neue Impulse empfängt. Nicht der kleinste Vorzug dieser
Sammlung ist es, daß in ihr Männer der Wissenschaft
und Praxis mannigfacher Richtung so zusammen-
[ gearbeitet haben, wie wir es uns für kirchliche Arbeit
j in der Zukunft immer mehr wünschen möchten.
I Bonn, z. Zt. im Felde Werner Schütz