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Ausgabe:

1941

Spalte:

229

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Schieder, Julius

Titel/Untertitel:

Katechismus-Unterricht 1941

Rezensent:

Schian, Martin

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229

Theologische Literaturzeitung 1941 Nr. 7/8

230

sich doch lieber auf den Boden von 1. Kor. 14,19 stellen
. Ich bedaure es, daß ich mich sachlich zu dieser Frage
nicht weiter äußern kann, da sie mir sehr am Herzen
Hegt.

4) Der Beitrag von Wolf führt ins Zentrum; obgleich
er mehr Thesencharakter hat, gibt er doch einen
guten Überblick über das, was Wolf am Herzen liegt.
Wolf will vor allen Dingen der These Widerstand leisten
, daß der Ordinierte sich geistlich von dem unterscheide
, der kein Amt in der Gemeinde hat. Er sieht
als Unterschied wesentlich nur den Unterschied der verschiedenen
Öffentlichkeit. Leider wird diese Ansicht
nicht am Neuen Testament geprüft, sodaß einem Gespräch
über diese These der richtige Ausgangspunkt
fehlen muß. Mich peinigt bei dieser These das Bedenken
, daß sie mehr, als dem Verfasser bewußt ist, aus dem
modernen Rechtsdenken entstand.

Berlin Hans Asmussen

Schieder, Julius: Katechismus-Unterricht. 5. Aufl. München:
Evang. Verlag Albert Lempp 1940. (198 S.) gr. 8° = Pfarrbücherei
für Amt und Unterweisung Bd. II. RM 3.50; geb. RM 4.50.

Mit „Katechismus" ist wie selbstverständlich Luthers
Kleiner Katechismus gemeint; gelegentlich scheint
gleichfalls selbstverständlich an eine Schulausgabe mit
dick oder rotgedruckten Stücken gedacht (S. 28). Ein
grundsätzlicher Teil bespricht das Wesen des Katechismus
und das des Religionsunterrichts; dabei tritt der
Standpunkt des Verf.s als Anhängers der theozentri-
schen Theologie deutlich heraus; jedoch wird manche
Einseitigkeit, die sonst von diesem Standpunkt ausgeht,
vermieden. Sch. gibt der Psychologie iIir Recht; daß
sie nicht als Herrin, sondern als Hilfsdienst aufzutreten
hat, ist nicht bloß für Freunde der theozentrischen
Theologie selbstverständlich. Schon in diesem Teil werden
praktische Fragen erörtert, wie die nach den „Stufen
" des Unterrichts. Sch. lehnt die Herbart-Ziller-
schen Stufen ab und stellt sich kritisch zu den von
Pfennigsdorf aufgestellten Stufen. Er erkennt an, daß
Manches in Pfennigsdorfs Ausführungen in eine „christliche
" Richtung deute, aber es liege die Gefahr des Moralismus
vor. Er selbst stellt andere Stufen auf „vom
Evangelium her", eine Form, die wirklich der Sache
entspreche. Zu diesem Vorschlag Stellung zu nehmen,
erlaubt der Raum nicht; daß Sch. rein schematische Behandlung
abweist und allerhand Mannigfaltigkeit zuläßt,
ist erfreulich. Weitaus den größten Raum nimmt der
mit „Praktisches" überschriebene Teil ein, der nach einigen
allgemeineren Sätzen auf die 3 ersten Hauptstücke
genauer eingeht. Hier finden sich außer vielen wertvollen
Bemerkungen mehr grundsätzlicher Art auch und
vor allem „Versuche" zum Aufbau von Katechesen zu
den Einzelstücken, wobei die eigene „Stufen"-Theorie
praktisch durchgeführt wird. Zweifellos sind in diesen
Katechesen viele beachtenswerten Anregungen und Gedanken
geboten, die auch der nicht in gleichem Maß
theozentrisch eingestellte Benutzer dankbar verwerten
kann. Kaum eine Frage der Katechismus-Behandlung
ist übergangen. Die Eigenart des Buchs tritt dabei deutlich
heraus: klare Autstellung sehr bestimmter Forderungen
„vom Evangelium her", d.h. in der Auffassung,
die dem Verf. seine Theologie nahelegt, dabei aber nach
Möglichkeit Vermeidung eines engen Schematismus; entschieden
„christliche" Orientierung in Verbindung mit
nüchtern praktischer, kindertümlfcher Haltung. Klar,
wahr, per du — das sind wichtige Regeln des Unterrichts
. So hat das Buch in den ersten Auflagen sicher
vielen gedient; die neue Auflage wird nicht nur als
unmittelbare Anleitung zur Behandlung einzelner Katechismusteile
, sondern auch durch ihre grundsätzlichen
Ausführungen gute Dienste leisten.

Sibyllenort M. S c h i a n

Handreichung für den kirchlichen Unterricht. In Verbindung
mit erfahrenen Theologen u. Pädagogen hrsg. v. Ludwig Gen g nage 1.
Wegweiser: Kurze methodische Anleitung zur evangelischen Unterweisung
nebst Vorwort u. Unterrichtsentwurf. Von Ludwig Qengnagel.
I. Reihe: Alttestamentliche Stoffe.

1. Teil: Gottes Schöpfertum und Weltregiment im
Zeugnis der Urgeschichte. Von Ludwig Gengnagel.
(112S.)8°. RM 2.70 ; Subs.-Pr. 2.40.

2. Teil: Gottes Erwählung, Erziehung und Führung
im Zeugnis der E rz vä t e r ges c h i ch t e. Von LudwigGeng-
nagel. (158 S.) 8°. RM 3.40 ; Subs.-Pr. 3-.

II. Reihe: Stoffe aus den Evangelien.

1. Teil: Gottes Sohn ist kommen. (Matth. 1—2 u. Luk. 1—2).
Von Adolf Ebeling. (102 S.) 8°. RM 2.50; Subs.-Pr. 2.20.

2. Teil: Das Auftreten des Christus. (Matth. 3—4 u. a.).
Von Adolf Ebeling. (101 S.) 8°. RM 2.70; Subs.-Pr. 2.40.

Stuttgart: Calwer Vereinsbuchhandlung 1939 u. 1940.

Ein neuartiges Unternehmen. Es rechnet damit, daß
den Kirchen die Einführung in ihre Glaubenslehren
allein überlassen bleiben wird, und daß sie diese gewaltige
Autgabe, weil die theologischen Kräfte nicht ausreichen
, weithin durch Laien (Väter, Mütter, Gemeinde-
helfer und -helferinnen, Diakonen und Diakonissen) wird
erfüllen müssen. Für diese Lehrkräfte ist die Sammlung
bestimmt. Die Unterweisung muß biblischer Unterricht
sein; je eine Reihe von Heften ist alttestament-
lichen und neutestamentlichen Stoffen gewidmet; vorangeht
der „Wegweiser", eine methodische Anleitung. Jedem
Heft geht eine allgemeine, jeder Stoffgruppe eine
besondere „theologische Grundlegung" voran; auch eine
„methodische Besinnung" ist überall gegeben. Es folgen
je nach der Art des Stoffes ein oder zwei Unterrichts-
entwürte für die Unterstufe (6—12 jährige) und die
Oberstufe; für letztere nur bei Geschichten, die eine besondere
vertiefende Behandlung brauchen. Die eigentliche
methodische Anleitung ist kurz; es kann sich ja
nicht um kunstreiche katechetische Entwicklung handeln
, sondern darum, die Kinder in die Bibel als die
große Gottesgeschichte einzuführen. Die Sammlung
greift auf die theologische Arbeit „der letzten 20 Jahre"
zurück; damit ist vorwiegend die sog. dialektische Theologie
gemeint; auch die Berneuchener Bewegung wird
genannt. Daß Gott in der Bibel redet, auch zu uns
Menschen der Gegenwart, wird nachdrücklichst betont.
Dabei wird die „Knechtsgestalt" der Bibel nicht unbeachtet
gelassen, zuweilen wird sie sogar näher besprochen
. Von den beiden Schöpfungsberichten ist (im Entwurf
für die Oberstufe) klar gesprochen, aber in dem
Sinn, daß beide Gott offenbaren und nicht der naturwissenschaftlichen
Forschung vorgreifen wollen. Daß
das Weltbild des Altertums, auch Israels, heut nicht
mehr gilt, wird offen gesagt. Aber alle solchen Fragen
bleiben untergeordnet; es kommt lediglich darauf an,
daß Gott in der Bibel redet. So gewiß das richtig ist,
so werden doch ältere Kinder nach noch deutlicherer
Sprache verlangen. Aber die religiöse Wucht, mit der
der Leitgedanke durchgeführt wird, ist stark. Ähnlich
ist die Behandlung der einzelnen Stoffe und Stoffgruppen
. Unwillkürlich greift man nach den Heften, die die
Kindheitsgeschichte Jesu und sein Auftreten behandeln.
Auch für die Geburt Jesu werden die beiden Quellen
(Matth, und Luc.) aufgezeigt; sie sind untereinander
„außerordentlich verschieden"; die Evangelisten sind keine
Biographen; sie zeigen, was Gott an seinem Volke
getan hat. — Für die unmittelbar praktische uuterricht-
liche Behandlung ist mancher gute Wink gegeben; die
Entwürfe verdienen durchaus Beachtung. Von den zahllosen
sich aufdrängenden Einzelfragen muß hier abgesehen
werden. Aber sehr deutlich wird, wie schwierig
es dem „Laien" werden muß, in dieser Weise zu unterrichten
. Für die Unterstufe noch weniger, ganz stark
aber für die Oberstufe. Die theologische Grundlegung
verlangt einen Lehrer, der den Stoff völlig beherrscht.
Wo werden diese Kräfter herkommen? — Verfasser der
bisher vorliegenden Bündchen sind Ludwig Gengnagel
und Adolf Ebeling; G. nennt sich selbst einen
Nichttheologen. Ihre geistige Arbeit ist bedeutend; ihre
pädagogische Kunst (auch wenn man in manchem anderer
Ansicht ist) sehr beachtenswert. Das ernsteste Bedenken
bleibt, daß die ganze Unterrichtsweise außer-