Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1941

Spalte:

191-192

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Kortleitner, Franciscus Xaverius

Titel/Untertitel:

Quae rationes veteri testamento cum Hellenismo intercesserint 1941

Rezensent:

Rost, Leonhard

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

191

Theologische Literaturzeitung 1941 Nr. 7/8

192

18—21 [Albright]; BASOR 78 [ 1940] 23—31
[ders.]; AfO 13 [19401 145f. [Ungnad]). Sehr
lesenswert sind die Ausführungen über die Kultur der
Sumerer; einen Glanzpunkt des Buches bildet die Darstellung
der Geschichte und Kultur der Hethiter. Ganz
am Rande bringt der Vf. auch noch Erörterungen zur
Frage der Entzifferung der kretischen Schrift (S. 150
bis 152). So enthält das Werk manche Anregung; ein
Handbuch in dem Sinne, daß man hier bequem sich
über die communis opinio orientieren kann, ist Hroz-
ny's Arbeit kaum; wenn man aber von den Thesen über
die vorgeschichtlichen Wanderungen der altorientalischen
Völker absieht, kann man sie jedem Interessierten
empfehlen. Die Bibliographie am Schluß könnte reichhaltiger
sein; und darüber hinaus ist es schade, daß der
Vf. in dem nicht sehr umfangreichen Anmerkunigsappa-
rat selten die Originalpublikationen zitiert.

Es wird wohl niemals möglich sein, eine Geschichte
des Alten Orients so zu schreiben, wie man die Geschichte
der klassischen Völker der Antike schreibt; das
archäologische Material wird immer iim Vordergrund
stehen, aber was man aus ihm heute schon für die
ältesten Zeiten Vorderasiens herausholen kann, hat
H r o z n y gut gezeigt.

Göttingen Kurt Möhlenbrink

Kortleitner, Franz Xaver: Quae rationes veteri testamento
cum Hellenismo intercesserint. Innsbruck: Felician Rauch 1940.
(VIII, 80 S.) 8° = Commentationes biblicac XV. RM 2.60.

Am 2. Okt. 1939 verschied im 77. Lebensjahr der Verfasser
der vorliegenden Broschüre, dem, wie ein beigegebenes
Schriftverzeichnis zu erkennen gibt, ein umfangreiches
Schrifttum zu verdanken ist, das vor allem den
Beziehungen Israels zu anderen Völkern gilt. Dieses
Grundthema greift K. auch hier auf, wenn er den wechselseitigen
Beziehungen des Alten Testaments zum Hellenismus
nachgeht. Diese im Titel gezogenen Grenzen
werden freilich besonders im 1. und 2. Hauptteil überschritten
, wo auch das Neue Testament und zum Teil die
nachbiblisch-jüdische Literatur herangezogen wird. Im
l.Teil geht es nämlich um eine sorgfältige Untersuchung
der Namen „Jawanim" und „Hellas, Hellenes und Helle-
nistae", im 2. um den Einfluß hellenistischer Kultur
und Wissenschaft. Hier wird die These aufgestellt, daß die
Keramik ägäische Einflüsse schon seit den ältesten Zeiten
des Volkes Israel zeige, während hellenistische Wissenschaft
erst seit dem Exil und besonders verstärkt seit
der Zeit Alexanders des Großen nachzuweisen sei. Leider
gibt K. seine Ansicht über die Keramik nur in einem
kurzen Satze wieder, der nicht erwägt, wie weit unmittelbare
, wie weit durch die Phönizier vermittelte Einfuhr
in Frage kommt. Ebenso geht er in zu allgemeinen
Wendungen, über das Eindringen hellenistischer Kultur
seit Alexander dem Großen hinweg, sodaß hier der falsche
Eindruck entsteht, als sei das Spätjiidentum fast
vollständig hellenisiert gewesen. Gut sind dann wieder
die literarischen Beziehungen im 3. Teil dargestellt, die
zuerst dem Einfluß der jüdischen Religion auf die griechische
Philosophie, dann umgekehrt dem der griechischen
Philosophie auf das Alte Testament nachgehen,
um schließlich noch die LXX-Übersetzung ins Licht dieser
Frage zu stellen. Freilich ist der Verf. hier nun
merkwürdig zurückhaltend und gibt nur für den Sira-
ciden und die Sapientia den Gebrauch philosophischer
Termini und Gedankengänge zu, während er sie in den
übrigen Büchern der Weisheitsliteratur — auf sie bleibt
hier die Untersuchung beschränkt — weginterpretiert.
Damit geht er sicher etwas zu weit; denn selbst die vorsichtige
Zurückhaltung K. Gallings in seinem Kommentar
zu Qohelet hält doch einen, wenn auch nicht sonderlich
großen Raum des „Einflusses der geistigen Atmosphäre
des hellenistischen Zeitalters" für gegeben.
Gerade bei der Diskussion der Weisheitsliteratur fördert
die allzu strenge Begrenzung auf die möglichen
hellenistischen Einflüsse das Verständnis nicht wesentlich
, da die Einwirkungen vorderorientalischer Weisheit
nur so versteckt angedeutet werden, daß die Probleme
nicht genügend hervortreten. So wird man besonders

j dankbar sein für den 1. Teil und die 1. Hälfte des 3.

j Teils, die gute Übersichten bringen, und wird sich durch
die übrige Abhandlung zur Beschäftigung mit der Frage

■ des Hellenismus im Alten Testament gern anregen

I lassen.

Greifswald Leonhard Rost

Wutz, Prof. Dr. Franz t: Das Hohelied. Stuttgart: W. Kohlhammer
| 1940. (48 S.) gr. 8° = Eichstätter Studien IV. RM 1.50.

Hatte einst Siegfried zu Cantic. 8, 6 f. bemerkt: „das
I im modernen Sinne erste und einzige anständige Wort,
| was wir in unserem Liede darüber (über die Liebe)
hören", so erfahren wir hier S. 10, daß das Hohelied
in seinem ursprünglichen Wortsinn ein Loblied auf die
I Keuschheit vor der Ehe, speziell auf die keusche Zurückhaltung
der Braut ist. Diese erstaunliicherweise sonst
noch nicht entdeckte Tendenz des Hohen Liedes kann
man herausstellen, „wenn die Unebenheiten des heutigen
Textbestandes behoben sind" S. 7. Solche Unebenheiten
liegen für den Verfasser immer dann vor, wenn der Text
etwas für unser Gefühl Anstößiges bietet, z. B. 7,3.
Dann wird nach einer Aftermetbode unter möglichster
Aufrecliterhaltung des Konsonantenbestandes durch Erschließung
von allerlei bisher im Hebräischen nicht konstatierten
Bedeutungen ein neuer Wortsinn erschlossen.
Das sechsseitige Verzeichnis auf Seite 43—48, das solche
neuerschlossenen Wörter enthält, könnte für den
Lexikographen eine wahre Fundgrube sein, wenn er nur
diesen neuersclilossenen Bedeutungen trauen könnte.
Aber — ein Beispiel für viele: ^f?? in 8,10 wird zerlegt
in ^ = Bitte und "1"3 , das Ende und Ausgang
heißen und in Verbindung mit dem ersteren „eines Wunsches
Erfüllung" bedeuten soll. Sapienti sat!

Goslar Hugo Duensing

Rad, Gerhard v.: Mose. Göttingen: Vandenhoeck u. Ruprecht 1940.
(48 S.) gr. 8° = Wege in die Bibel H. 3. RM 1.60.

Der Verfasser sagt auf S. 4: „Der Zweck des Schrift-
j chens ist nicht, die Meinungen und Fragen der Wissen-
j schaff über Mose zu erörtern, es soll vielmehr für den
Bibelleser eine Anleitung gegeben werden zum Verständnis
einiger Kapitel des A.T." Diesen Zweck erfüllt die
j kleine Schrift nun zunächst in ausgezeichneter Weise.

In den fünf Abschnitten „Der Mann Mose", „Die Be-
I rufumg", „Das erste und zweite Gebot", „Der Rechts-
I wille Gottes" und „Der Weg von der Verheißung zur
I Erfüllung" (behandelt besonders die Bileamgeschichte
4. Mose 22—24) werden dem Leser eine Reihe von
Kapiteln aus dem 2.-5. Buch Mose so nahe gerückt
und verständlich gemacht, daß er es merkt, wie diese
ihm immer noch etwas, und zwar sehr Wichtiges zu
sagen haben, m. a. W., daß es sich hier wirklich um
Zeugnisse von Gott und um Erzählungen von grundsätzlicher
Bedeutung und typischer Gültigkeit handelt. Zu-
| gleich aber erhält auch die wissenschaftliche Auslegung
der behandelten Abschnitte manche wertvolle neue Anregung
, so daß das Schriftchen wärmstens empfohlen
werden kann.

Berlin Ernst Sellin

NEUES TESTAMENT

Wiencke, Dr. theol. Gustav: Paulus über Jesu Tod. Die Deutung
des Todes Jesu bei Paulus und ihre Herkunft. Gütersloh: C.
Bertelsmann 1939. (XI, 204 S.) gr. 8° = Beitr. z. Förd. christl. Theol-
2. Reihe: Samml. wiss. Monogr. 42. Bd. RM 7— ; geb. RM 9—.

Eine Arbeit über den Tod Jesu und seine Bedeutung
kann immer auf Interesse rechnen. Für das Christentum
| steht Jesu Tod im Mittelpunkt der Verkündigung; sein
| Kreuz ist das Zeichen des Christentums. Im Kampf