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Ausgabe:

1940

Spalte:

1-9

Autor/Hrsg.:

Fendt, Leonhard

Titel/Untertitel:

Kirche 1940

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Ci)cologtfc^e Xttcraturjeitung

jHonatefdjttft für &as gefamte (Bebtet t)er Geologie tmfc Keltgtonstmffenfd^ft

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack

Unter Mitwirkung von Professor Dr. Gustav Mensching, Bonn
herausgegeben von Dozent Lic. Hans-Georg Opitz, Berlin

Mit Bibliographischem Beiblatt, beaibeitetvonl'.ibliotheksrat Lic.ür.phil. REICH, Bonn, und Bibliotheksrat Lic. E. STKINBORN. Berlin

Jährlich 12 Nummern — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

j. C. HINRICHS VERLAG/LEIPZIG

NUMMER 1 2 65. JAHRGANG JANUAR/FEBRUAR 1940

Spalte

Kirche. Von Lconliardt Fendt (Berlin)... 1
Kähler-Renaissance. Von Martin Schulze
(Königsberg).................55

Adamo vi Cs: Senlatvieäu religija (Mensching) 12
As müssen: Wahrheit und Liebe (Käseniann) 24
Baden: Die geistige Lage der Kirche (Fendt) 4
Beckh: Indische Weisheit und Christentum

(Mensching).................11

Beer: Exodus (Bentzen)...........13

Bernhard: Die rechtliche Organisation der
Evangelischen in Böhmen seit dem Beginn

ihrer Geschichte (Dedic) ..........31

Bischof von Glouccster, Der (Fendt)..... 7

Born kämm: Was erwarten wir von der

deutsch, evangel. Kirche d. Zukunft? (Fendt) 5
Di Isen n eider: Ev. Offenbarung (Ratschow) 45
E b e 1 i n g, Erich : Geschichte des Orients vom
Tode Alexanders des Großen bis zum Einbruch
des Islams (Opitz)..........20

E b e 1 i n g, H. J.: Das Messiasgeheimnis u. die

Bo tschaft d. Markus-Evangelisten (Lohmeyer) 18
Endres: Alte Geheimnisse um Leben und

Tod (Mensching) ..............13

Frisclimuth: Glaube und Leben bei Eva

Spalte

von Tiele-Winckler (Gerhardt).......45

Götz: Die religiösen Wirren in der Oberpfalz
von 1570 bis 1020 (Lerche).....29

Spalte

Oediger: Schriften des Arnold Heymerick

(Grundmann).................>1

Ohlemüller: Protestantismus (Fendt) ... 3

Haering: Hegel (Schultz).........39jPohlmann: Die Metauoia (Kümmel). ... 13

H a r 11 i c h : Die ethischen Theorien Fr. Bren
tanos und N. Hartmanns in ihrem Verhältnis
zu Aristoteles (Karowski)........40

Heussi: Neues zur Petrusfrage (Opitz) . . 24
Heyden: Kirchengesch. v. Pommern (Stelter) 33
v. d. Heydt: Die Kirche Luthers zwischen

Rom und Mythus (Fendt).......... 8

Jobst: Ev. Kirche u. Volkstum (Stolzenburg) 52
K ähl er: Zur Lehre v. d. Versöhnung (Schulze) 55

— Zur Bibelfrage (Ders.)...........55

— Jesus und das Alte Testament (Ders.) . . 55
Korff: Faustischer Glaube (Borcherdt) ... 42
Kos er: Repertorium der Akten des Reichskammergerichts
(Lerche)...........34

K u n d z i n s: Charakter und Ursprung der

johanneischeu Reden (Käsemann)......22

Lempp: Die mißverstandene Kirche (Fendt) 6
Lutgert: Ethik der Liebe (Wünsch) .... 49
Mai er: Das Problem der intensiven Größe

in der Scholastik (Hartmann)........37

Niemeyer: Wirklichkeitu.Wahrheit(Schulze) 55

Schippers: Getuigen van Jezus Christus

(Stauffer)...................15

Seeberg: Krisis der Kirche und des Christentums
heute (Fendt)............ 4

Stamm: Akkadische Namengebung (Stamm) 9
S t o e c k 1 i n : Der Basler Konzilsversuch des

Andrea Zamometic v. J. 1482 (Grundmann) 28
T u c k e r : The History of the Episcopal Church

in Japan (Rosenkranz)............32

U n g r u n d : Die Metaphysische Anthropologie

d. Heiligen Hildegard v. Bingen (Hoffmann) 35
Wen dl and: Die Kirche als göttliche Stiftung
(Fendt)................. 3

Wenzel: Die abendländische Geschichte vor

der Christusentscheidung (Hennig).....51

Wurm: Der lutherische Grundcharakter der
wiirttembergischcn Landeskirche (Fendt) . . 7

Zeitschriftenschau...............60

Mitteilungen..................f,2

Berichtigung..................(,2

Kirche

Von Leonhard Fendt (Berlin)
Es lag und liegt etwas gequältes darin, daß die lin Kirchenrecht wurde nämlich ernstlich der Versuch
evangelische Christenheit nun gerade Kirche sein soll. ; gemacht, die tatsächliche Kirche mit den evangelisviien
Darum auch soviel Not-Gerüst in der Vergangenheit und ; Kirchenbegriffen zu rechtfertigen. So wirkte schon M e-
Gegenvvart. Vielleicht darf man den Grund darin suchen, | lanchthons berühmte theologische These vom Landali
die evangelische Christenheit nicht Kircne in der desherrn (Magistrat) als dem praeeipuum membrum ec-
katholischen Art sein darf und sein will, daß aber jede clesiae und seiner Pflicht zur custodia utriusque tabulae;
energischere Bemühung im Kirchesein die herkömmlichen diese These hatte den Erfolg, das Tatsache werdende
katholischen Züge herausarbeitet. Zwar haben die tneo- Laiidesi'ürsten-Kirchentum theologisch erträglich zu ma-
logischen Theoretiker des evangelischen Kircheseins je eben, d. h. im Lichte der evang. Kirchentheorien glän-
und je vorbildlich-saubere evangelische Kirchenbegriffe zen zu lassen. Ebenso, ja für die Folgezeit viel stärker,
aufgestellt — aber diese evangelischen Kirchenbegriffe ; wirkte des Johannes Gerhard (Loci VI.) Unterschei

blieben Denkgeschichte, „Dogmengeschichteu im wei
teren Sinn, hingegen die tatsächliche evangelische Kircne
entwickelte sich nicht nach der Logik dieser Kirchenbe-

dttng zwischen der potestas ecclesiastica interna und externa
(welche Unterscheidung aber nach Joh. Heckel,
Cura religionis etc., 1938, auf den Reformierten Pareus

griffe, sondern nach der Logik oder Unlogik der Tat- und von Pareus auf Zwingli zurückgeht). Erst recht

Sachen; und diese Tatsachen führten allemal zu dem, was stellten die Juristen des 17. und 18. Jahrhunderts

immer schon und immer wieder Kirche gewesen war. ihre Theorien (Episkopalismus, Territorialismus, Kolle-

Nimmt darum die heutige Publizistik Stellung bei der gialismus) auf in der Absicht, für die tatsächliche landes-

tatsachltchen evangelischen Kirche, so urteilt sie leicht: j fürstliche Kirche,Reformation, Evangelium und Protestan-

„Ob nun katholisch oder evangelisch, im Kirchesein [ tismus in Anspruch zu nehmen. In dieser Weise arbeiteten

is't es ein und dasselbe, und wenn die Evangelischen j Juristen und Kirchenrechtler bis in die Gegenwart her-

noch soviele Unterschiede theoretisch zu betonen wis- | ein. Aber seit dem Aufhören der landesfürstlichen Kir-

sen." Nimmt hingegen die Publizistik ihre Stellung
bei den hoch-evangelischen Kirchenbegriffen der Theore-

chen wird dieser Brückenbau der Juristen und Kirchen-
rechtler von vielen als antiquiert angesehen —- und so

tiker, so spürt sie etwas von der Reformation, dem i klafft der Abgrund zwischen den tatsächlichen evange-
Evangelium, dem Protestantismus. Eine Brücke von der ! lischen Kirchen und den hoch-evangelischen Kirchentatsächlichen
Kirche zu den hoch-evangelischen Kirchen- theorien von neuein und gefährlicher als je. So zeigt
begriffen der Theoretiker bildete sich allzeit im Kit- denn die Wirklichkeit zwei Aspekte, die sich ausschlie-
chenrecht, so morsch diese Brücke zu Zeiten (z. B. Ben: die einen pflegen mit voller Absicht Kirche um
im Allgemeinen Landrecht von 1794) aussehen mochte, jeden Preis, mag dabei auch etwas dem katholischen

'u.B.TÜB. <M f° *
zSJM.1940