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Ausgabe:

1940

Spalte:

153-154

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Titel/Untertitel:

Papsttum und Päpste im XX. Jahrhundert 1940

Rezensent:

Lerche, Otto

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Theologische Literaturzeitunjj 1940 Nr. 5/6

1S35 das Ehrenamt des Kirchmeisters eingeführt wurde, haben Aexan-
Uer Arnold Scheibler von 1842—1848, sein Sohn Bernhard Heinrich
Scheibler von 1888—1912 und sein Enkel Walter Bernhard Scheibler
von 1912 bis heute dieses Amt verwaltet. So sind auch die Scheibler
an der in der Gemeinde Monschau geübten Wohltätigkeit rühmlich beteiligt
. Zum Kirchbau steuerten 1787 bei Bernhard Scheibler 3000
Reichstaler, Wilhelm Scheibler 2000 Reichstaler, weitere Träger des
Namens 2700 Reiclistaler. Dazu kommen mancherlei Stiftungen. In
Walter Scheibler's Buch werden an fünfzig Glieder der Sippe Scheibler
erwähnt. Ein Monschauer Scheibler verpflanzte das rheinische Tuchgewerbe
nach Lodsch. Ohne verdiente Träger anderer Namen zu verkürzen
, hat Walter Scheibler mit gutem Recht die Bedeutung seiner
Sippe für die evangelische Gemeinde Monschau herausgearbeitet. Mit
erstaunlichem Fleiß und Spürsinn ist W. Scheibler den Urkunden nachgegangen
, die in seltener Zahl über die Entwicklung der Gemeinde
herichten. So werden uns reichhaltige Lebensbilder gegeben, die über
den Rahmen des Persönlichen hinaus zu Zeitbildern sich gestalten.
Der erste Pfarrer der selbständigen Gemeinde Monschau war merkwürdiger
Weise auch ein Scheibler aus einem anderen Zweig der
Sippe, der schon erwähnte Maximilian Friedrich, der von 1788 bis
1840 seines Amtes waltete und in schweren Tagen als wackerer
deutscher Mann sich bewährte.

Überaus wertvoll ist der Bild- und Bildiiisschmuck
des Buches, der wiederum von dem sorgfältigen Sammelfleiß
des Verfassers zeugt. Es ist erstaunlich, wie er als
vielbeschäftigter Fabrikant und Kirchmeister Zeit und
Kraft zu einem Werk gefunden hat, das als wesentlicher
Beitrag ^ur rheinischen Kirchengeschichte, als hervorragende
wissenschaftliche Leistung seinen Wert behaupten
wird- Liebe zu Heimat und Kirche hat dem Verfasser
die Feder geführt. Allen Gemeinden, die eine Geschichte
haben, möchte man solch einen Geschichtsforscher wünschen
.

Mit 450 Seelen hat die Gemeinde ihren Bestand behauptet
und neuerdings noch "für evangelische Zuwanderung
in Lammersdorf eine Kapelle errichtet.

Bonn X. Klingemann

Boe hm er, Julius: Kirchspiel Eiterhagen samt Söhre und anderen
Angrenzungen. Ein Beitrag zur hessischen Kirchengeschichte und
Heimatkunde. Eiterhagen: Verlag des Pfarramts 1939. (15 *, 336
S.) gr. 8°. RM 5-.

Der greise Verfasser hat auf dieses „sein erstes und letztes derartige
Werk" sehr viel Fleiß und Mühe verwandt. Diese Gcmeindc-
geschichte kann insofern als Muße dienen, als angestrebt ist, die ,,Vorkommnisse
(Ereignisse wagt man kaum zu sagen)" in dem kurhessischen
Dorfe „in den Strom der allgemeinen Ereignisse in Volk und
Vaterland einzuschalten". Der bedeutende Umfang ist darauf zurückzuführen
", daß die „Angrenzungen" mit einbezogen sind, besonders die
Söhre, d. i. der Höhenzug südlich und südöstlich von Kassel, der die
Brücke zwischen der Gegend von Eiterhagen und der Landeshauptstadt
bildet, und daß weit ausgedehnte sprachliche Untersuchungen
(der Orts-, Familien-, Flur-, Flußnamen u. s. w.) ein- und angefügt
sind, über deren Wert nur der Fachmann urteilen kann.

Zwickau i. Sa. O. C 1 e m e n

Sch m id 1 i n , Josef: Papstgeschichte der neuesten Zeit. Vierter
Band: Papsttum und Päpste im XX. Jahrhundert. Pius XI. (1922 bis
1939). München: Kösel-Pustet [1939]. (XI, 229 S., 1 Abb.) gr. 8°.

RM 14—.

Die vorangegangenen Bände dieses Werkes haben
wir in dieser Zeitschrift ausführlicher angezeigt (1.: 1934
Nr. 14; 2.: 1936 Nr. 7; 3.: 1936 Nr. 24). Über Pius XL
— Achille Ratti — ist bereits zu Lebzeiten des Papstes
die sachlich ruhige biographische Darstellung von Max
Bierbaum im deutschen Räume erschienen, die wir
ebenfalls in dieser Zeitschrift (1938 Nr. 26) kurz besprochen
haben. Wesentlich Neues gegenüber Bierbaum
bringt Schmidlin nicht. Der Bedeutung Pius' XL als
Gelehrter und als Organisator gelehrter Arbeit wird nur
nebenbei gedacht. Einen breiteren Raum nimmt die po-
h'tisch-diplomatische Tätigkeit ein, die dem nachmaligen
lJontifix den Namen des Vertragspapstes einbrachte. In
erster Linie handelt es sich hier um die vertragsmäßige
Feststellung der römisch-katholischen Kirche auf das
"ach dem Weltkriege in die Zwangsjacke der Vorortverträge
gelegte Europa. Die damalige diplomatische Tätigkeit
des nachmaligen Papstes verdient hierbei eine ge-

j wisse Anerkennung auch noch heute, wo ein gut Teil die-
I ser Verträge wieder hinfällig geworden ist. Wenn
I Schmidlin etwa schreibt: Als Domkirche schlug sie —
nämlich die lettische Regierung — den Mariendom vor;
j aber Rom wünschte die dem Staat gehörige Jakobikirche,
: auf die man sich mit Billigung des Parlaments einio-te,..

(S. 180), dann kennzeichnet diese sehr vereinfachende
| Zusammenfassung des Kampfes um St. Jakobi-Riga recht
I deutlich die Art der Darstellung. Im Mittelpunkte aber
j des Lebens stehen bei diesem Papste zwei überaus wich-
! tige Verträge: der Lateranvertrag mit dem faschistischen
! Italien vom 11. Februar 1929 und das Konkordat mit
dem Dritten Reich vom 20. Juli 1933. Bei diesem wieh-
; tigsten Thema der Gesamtaufgabe übt der Verfasser
: eine überaus weitgehende Zurückhaltung, so daß weder
, bisher unbekannte Tatsachen mitgeteilt, noch neue Gesichtspunkte
eröffnet werden. Indessen ist das Mitgeteilte
— soweit bisher bekannt — vollständig und unter
Wahrung des Standpunktes zuverlässig.
! Berti" Otto Lerche

KIRCHLICHE KUNST

I Stüh 1 fauth, Prof. D. Dr. Georg: Die Bildnisse des HansSachs

vom 16. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Berlin: FI Kupferberg
[1939]. (53 S., 42 Abb.) 8°. RM 2.80; geb. RM 3.90.

Nicht alle führenden Männer der Reformationszeit
J sind uns auf der Höhe ihres Lebens im Bildnis erhalten.
Wenige haben das Glück gehabt, von ersten Meistern
der Malerei „konterfeit" zu sein und noch geringer ist
i die Zahl derer, bei denen das beste Bildnis das volkstümlichste
geworden ist. Von Luther sind nicht die Bilder
des entscheidenden Jahrzehntes von 1520—1530 in
das Volksbewußtsein eingegangen, sondern mehr die Altersbildnisse
der letzten Jahre. Der Meistersinger Hans
Sachs, der mit seinem ersten gedruckten Gedicht den
Reformator als die Wittenbergisch Nachtigall begrüßte,
wurde 51 Jahre alt, bis der erste Holzschnitt von ihm
entstand, von Michael Ostendorfer, und erst kurz vor
seinem Tode schuf Andreas Herneisen das Gemälde,
das durch die Kupferstichkopie Jobst Ammans weitere
I Verbreitung erhielt. Zwischen dein ersten und letzten
zeitgenössischen Bildnis liegen noch zwei andere: den
Hinweis auf das „Epitaphium oder Klagred ob der Leich
D. Martin Luthers" verdanken wir Stuhlfauth, der auf
dem Titelbild schon früher die Gestalt des Dichters
nachwies und als Holzschneider Virgil Solis. Der FIolz-
schnitt von Hans Weigel dem Älteren ist weniger gelungen
, hat auch kaum späteren Zeiten als Vorlage gedient.
Wie nach Hans Sachs' Tode die Wertschätzung des
Poeten nachläßt und erst im 19. Jahrhundert wieder zur
vollen Anerkennung führt, das zeigen die kulturgeschicht-
| lieh interessanten Bildnisse dieser Jahrhunderte in cin-
I drücklicher Parallele zur literarischen Hans Sachs-Forschung
.

Wie bei Luther möchte man wünschen, daß sich der
frühere Typus des Hans Sachs-Bildnisses gegenüber dem
I späten in Forschung und Volksbewußtsein durchsetzen
I möchte. Die fleißige Arbeit Stuhltauths, die in ausführlichen
Anmerkungen und einem ebenso ausführlichen
Bilderteil erstmalig alles Quellenmaterial vorlegt, hat
I den Weg zum echten Bild des Schusterpoeten klar gezeigt
und die Unterstützung der Stadt Nürnberg gab dem
I Verlag die Möglichkeit, diese Arbeit zu einer kleinen
I gediegenen Festschrift in Text und Bild auszugestalten.

! Lutherstadt Wittenberg Oskar T h u 1 i n

i Schwinn, Wilhelm: Hans Thoma, Künstler und Christ. Gütersloh
: C. Bertelsmann [o. J.J. (120 S.) 8°. RM 2—.
Ein Buch, das von einem Maler handelt, aber seine Bilder fast
ganz unberücksichtigt läßt und sich lediglich auf seine literarischen
Äußerungen stützt, ist schon deswegen von nur begrenzter Bedeutung.
Doch innerhalb dieses Grenzen bietet Schw. manches Gute. Er ana-