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Ausgabe:

1940

Spalte:

147

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Titel/Untertitel:

Philippus Cancellarius, Ex summa Philippi Cancellarii Quaestiones de anima 1940

Rezensent:

Koch, Wilhelm

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147

Theologische Literaturzeitung 1940 Nr. 5/6

148

Kaisers in Rechnung zu stellen, daß es sich nicht nur um
die Beseitigung des Lothar-Gemäldes gehandelt hat,
sondern auch um eine Festlegung, wonach der Marschalldienst
des Königs nicht die Bedeutung eines Lehnsdiien-
stes hatte. Hinsichtlich des Reichstages von Besancon
1157 und der von den päpstlichen Legaten beabsichtigten
Kirchenvisitation wäre (S. 39f.) aus den Untersuchungen
von H. Schrörs (1916) für das Thema mehr
herauszuholen gewesen. Und daß Albert von Freising
sich 1168 durch Christian von Mainz weihen ließ (S.
127), möchte ich auch jetzt mit Joh. Engel verneinen
(vgl. ThLZ. 1931, Sp. 486). — Gelegentlich fällt die
Benutzung veralteter Ausgaben auf. So S. 78 bei Zitaten
aus Otto Morena, wo aus der besten Ausgabe von F.
Güterbock (1930) zu ersehen war, daß es sich hier gar
nicht urn Otto Morena, sondern um seinen Sohn Acerbus
handelt. Andere Fälle derart betreffen (S. 123) die Annales
Egmundenses (ed. O. Oppermann 1933) und die
Ann. s. Petri Erphesfurdenses, die zudem S. 76, Anm.
140 zu Unrecht zitiert werden; denn die angezogene
Nachricht findet sich erst in der Peterschronik (Monunr.
Erphesfurt., ed. O. Holder-Egger 1899, S. 181, nicht
schon in den Annalen ebd. S. 20).

Berlin Robert HoHzmann

JKeeler, Dr. Leo\, S. J.:] Ex Summa Philippi Cancellarii Quae-
stiones de Anima. Ad fidem niarmscriptorum edidit Dr. Leo W.
Keeler.S. J. Münster i. W.: Aschendorff 1937. (106 S.) 8° = Opus-
cula et Textus historiam Ecclesiae ejusque vitam atque doctrinam
illustrantia. Series Scholastica ed. curantibus M. Qrabmann et
Fr. Pelster, S. J. Fase. XX. RM 1.90.

Seit f Reinhold Seebergs, in ThLZ- erstmaliger, Anzeige
(1930, 353 f.) ist die hiemit bis zum zwanzigsten
Heft fortgeschrittene ausgezeichnete Sammlung von
Übungstexten für theolog. und philos. Seminarien in der
ThLZ. nicht mehr besprochen worden. Irn vorliegenden
Heft kommt ein Pariser Theologe aus der Zeit der beginnenden
Hochscholastik, Philipp, „der Kanzler" genannt
(1218—1236 war seine Blütezeit), zum Wort, und
zwar mit seiner Abhandlung über die Seele, die im 1. Teil
seines Hauptwerks, Summa de bono (entstanden um
1230), steht und die etwas ganz Neues, nämlich eine
eingehende Psychologie, in der damaligen Schöpfungslehre
der Theologen bedeutet. Philipp zeigt sich auch
in dieser Sache als einen für seine Zeit sehr selbständigen
Kopf- Einige Quästionen der ganzen Abhandlung
über die Seele hat der Herausgeber, ein englischer Jesuit
der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, weil
mehr theologisch als philosophisch, weggelassen. Ober
das Verhältnis dieser interessanten Psychologie zu den
Vorgängern Philipps und über ihre Nachwirkungen, natürlich
auch über den Verfasser, die Abfassungszeit, die
Handschriften (gedruckt liegt die Summa Philipps noch
nicht vor, aber der englische Gelehrte Meylan arbeitet
an ihrer kritischen Ausgabe) und die Bibliographie handelt
kurz, aber mit gründlicher Sachkunde die Einleitung
dieses Heftes. Vortreffliche Anmerkungen und ein Auk-
toren - Index zu dem nach der best-gewählten Handschrift
wiedergegebenen Text machen aus diesem Heft
ein Meisterstück der Edition eines Werkes der mittelalterlichen
Psychologie, auf das wie auf die ganze Sammlung
wieder rückhaltlos empfehlend hingewiesen sei.

S. 11, Anm. 2, Z. 1 v. u. ist der Buchstabe n abgesprungen; S.
13, Anm. 2 schreibe theses; S. 28, Anm. 2 schreibe quaestio; S. 28,
Zeile 23 schreibe respondetur; S. 35, Z. 32 lies unaquaeque; S. 61,
Anm. 2, Z. 3 v. Ende setze Punkt nach „agentem"; S. 73, Z. 2
schreibe corrumpi; S. 87, Z. 20 lies continue; S. 92, Anm. 1 schreibe
divisibilis; S. 93, Z. 16 schreibe humefactare.

Tettnang (Württemberg) Wilhelm Koch

KIRCHENGESCHICHTE: REFORMATIONSZEIT

Franz, Günther: Der deutsche Bauernkrieg. Neue Ausgabe. München
: R. Oldenbourg 1939. (XI, 326 S., 13 Abb., 3 Ktn.) 8°. RM 8.50.

|

Die Geschichte des Bauernkrieges ist zu einem Spezialgebiet
innerhalb der deutschen Geschichte des Re-
i formationszeitalters geworden. Das Thema ist so um-
' fassend, daß es die ganze Arbeitskraft des Historikers
; beansprucht, der sich ihm widmet. Es ist zugleich so
: anziehend, daß es den, der sich hineinvertieft, völlig gefangennimmt
. Es gibt eine Reihe von Forschern, die von
I diesem Thema nicht losgekommen sind und bei ihren
Arbeiten immer wieder zu ihm zurückkehrten. Zu die-
! sen gehört der Jenaer Historiker Günther Franz.

Seine vorliegende Geschichte des deutschen Bauern-
; krieges ist ein wenig veränderter Nachdruck des gleich-
; namigen zweibändigen Werkes, das 1933 bzw. 1935
I in demselben Verlage erschienen ist. Dieser Arbeit hatte
i der Verfasser, abgesehen von seinen Quellenpublikationen
, zahlreiche Einzeluntersuchungen vorangehen lassen,
in denen er sich mit Spezialfragen und Teilproblemen
j der deutschen Bauernbewegung des 15. und 16. Jahr-
j hunderts beschäftigte. Für eine Zusammenfassung war
er daher so gut wie kaum ein anderer vorbereitet. Seine
Darstellung hat auch weitgehende Zustimmung in der
i deutschen Geschichtswissenschaft gefunden. Nur so konnten
Verfasser und Verlag es wagen, dasselbe Werk einem
weiteren Leserkreis durch eine neue Ausgabe (Auflage
I 3 000) zugänglich zu machen. Der Aktenband wurde da-
i bei beiseite gelassen. Auch fiel vom 1. Band der wissenschaftliche
Apparat von 100 Seiten fort. Ein Nachwort
I zählt die seit der ersten Auflage erschienene Literatur
| auf, mit der der Verfasser sich auseinanderzusetzen
hatte. Auf die Bemerkungen von H. Woptner in der
j Histor. Zeitschrift 153 (1936) S. 89 ff. brauchte nicht
i besonders eingegangen zu werden, da die sozial-wirtschaftlichen
, politischen und religiösen Motive der
Bauernunruhen und -aufstände hinreichend hervorgehoben
worden waren. Den genauen Nachweis für die Urheberschaft
Sebastian Lotzers an den 12 Artikeln hat
der Vf. inzwischen im Archiv t. ■Reformationsgeschichte
36 (1939) S. 193 ff. nachgeliefert. Dem Vf. ist es ge-
I hingen, auch andere bislang in der Forschung offene
| Fragen einer einhelligen Antwort zuzuführen. Für seine
Darstellung kann er mit vollem Recht beanspruchen, die
heute gültige Zusammenfassung der Forschungsergebnisse
geboten zu haben. Vom Standpunkt der reforma-
tionsgeschichtlichen Forschung wäre zu wünschen ge-
| wesen, daß Luthers Haltung im Bauernkrieg hinsichtlich
ihrer Motive eine deutlichere Ausprägung erfahren hätte.
Das gleiche gilt auch bezüglich des Verhältnisses von
Bauernbewegung und Täuferturn.

Berlin Robert Stupperich

j Müller, Dr. Lydia: Glaubenszeugnisse oberdeutscher Taufgesinnter
hrsg. I. Leipzig: M. Heinsius Nachf. 1938. (XXVII, 270 S.)
gr. 8° = Quellen u. Forschungen z. Reformationsgeschichtc. Bd.

t XX, 1. RM 19—.

Bergfried, Dr. theol. Ulrich : Verantwortung als theologisches
Problem im Täufertum des 16. Jahrhunderts. Wuppertal:
A. Martini & Grüttefien 1938. (XI, 254 S.) 8°. RM 4—.

Das Bild des Reformationszeitalters bleibt unvoll-
j ständig, wenn die religiösen Nebenströmungen wie das
Täufertum beiseite gelassen werden. Wurden Quellen
zur Täufergeschichte anfangs in den Niederlanden ge-
! sammelt, so hat die Notwendigkeit, dieses Material auch
I für Deutschland sicherzustellen, den Verein für Reformationsgeschichte
veranlaßt, täuferische Zeugnisse für
einzelne Landschaften systematisch zu publizieren. Für
I Württemberg hatte noch Gustav Bossert umfangreiches
i Material zusammengetragen, das im 13. Bd. der Quellen
und Forschungen gedruckt ist. Schornbaums unermüdlicher
Arbeit verdanken wir die Ansbacher Täuferzeug-
| nisse im 16. Bd. derselben Sammlung. Nun legt Lydia
| Müller im ^0. Bd. dieser Reihe den ersten Teil der von
ihr gesammelten Zeugnisse der oberdeutschen Taufge-
sinnten vor, der die Schriften der sogenannten „Hutterer
" enthält. Damit sind nicht nur Schriften der Anhäjl-
i ger Hutters gemeint, sondern auch andere, die in ihren