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Ausgabe:

1940

Spalte:

31-32

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Bernhard, Erich

Titel/Untertitel:

Die rechtliche Organisation der Evangelischen in Boehmen seit dem Beginn ihrer Geschichte 1940

Rezensent:

Dedic, Paul

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 1940 Nr. 1/2

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kischen Existenz. Unsittlichkeit, Laster und Verwahrlosung
breiteten sich in erschreckendem Umfange aus. —
Der Verfasser hat die Veröffentlichung seines Buches nicht mehr
erlebt; er starb bereits am 26. Alai 1936. So wollen wir davon
absehen, manche Mängel hier noch zu erörtern; wir möchten damit
den Dank, den wir dem Verfasser dieser drei Bücher ernstlich
schulden, nicht irgendwie einschränken.

Berlin Otto Lerche

Bernhard, Dr. Erich: Die rechtliche Organisation der Evangelischen
in Böhmen seit dem Beginn ihrer Geschichte.

Halle: M. Niemeyer 1939. (XIV, 167 S.) gr. 8° = Abh. zum Nationalitätenrecht
, hrsg. von Prof. O. Langer. Band II. RM 6—.
Das Erscheinen dieser Arbeit ist umsomehr zu begrüßen
, weil der Verf. nicht nur erstmalig eine in sich
geschlossene Darstellung dieses Gegenstandes bietet,
sondern es auch verstanden hat, den an sicli vielleicht
spröden und trockenen Stoff interessant und lebensvoll
zu gestalten, in drei großen Abschnitten wird dieser
in der Zeit der Reformation und Gegenreformation, der
Toleranzzeit von 1781 bis 1861 und der Zeit der Gleichberechtigung
vom Protestantenpatent bis zur Gegenwart
behandelt. In der Einleitung sucht der Verf. die Beschränkung
seiner Betrachtung auf Böhmen zu begründen
, wiewohl nur die rechtliche Organisation jener ersten
Epoche — abgesehen vom reichsunmittelbaren Gebiet
von Asch — für Böhmen allein galt, während die
der Toleranzzeit und der Gleichberechtigung bis 1918 j
allen cisleithanischen Kronländern, von 1918 an allen
Gebieten der ehemaligen tschechoslowakischen Repu- [
blik gemeinsam war. Die Beherrschung der vielen Einzelheiten
beweist die eingehende gründliche Beschäftigung
des Autors mit dem sehr umfangreichen, aus vielen
und z. T. schwer erreichbaren Quellen gewonnenen Stoff,
in wertvollen Überblicken und Gesamtwürdigungen der
einzelnen Abschnitte zeigt er die organisationsbildenden j
Kräfte auf und weist in vergleichenden Zusammenfassungen
auf die verfassungsrechtlichen Fortschritte hin. In I
dem umfangreichen Quellenverzeichnis vermißt man bezüglich
der verhältnismäßig kurz behandelten Reforma-
tions- und Gegenreformationszeit Ferd. Hrejsas 1912
von der böhm. Akademie der Wissenschaften herausge- j
gebene „Böhm. Konfession, ihre Entstehung, ihr Wesen j
und ihre Geschichte", 1914—17 auch auszugsweise i
deutsch erschienen, und hinsichtlich der zweiten Epoche
Georg Loesches große Veröffentlichungen „Von der Duldung
zur Gleichberechtigung" (812 S.), 1911 und „Inneres
Leben der österr. Toleranzkirche" 1915. Die Ausdrucksweise
S. 27 muß den Eindruck erwecken, als
wären die beiden damaligen böhmischen Superintenden-
zen an die Amtssitze Prag und Kschell (nicht Gschell) j
gebunden gewesen und die Seniorate an die dort erwähnten
Orte, was doch keineswegs der Fall war. Im Abschnitt
III, S. 38 ff. vermißt man den Hinweis aut die !
eherechtliche Benachteiligung der Protestanten sowie die I
durch die Schulgesetznovelle v. 2. Mai 1883 hinzugefügte
. Die sehr interessanten Ausführungen S. 39 ff.
über die „Bekenntnisspaltung" ließen sich durch den ;
Hinweis ergänzen, daß diese im tschechischen Kirchenvolk
vor und z. T. noch zu Beginn des Weltkriegs wieder
stark zutage trat; es zeugt für die Stärke des dann mächtig
gewordenen tschechischen Nationalismus, daß er die
feindlichen Brüder sogar zu einer Kirche zu vereinigen
vermochte! Außer dem Ascher Gebiete nahm auch die
zum sächsischen Brambach eingepfarrte Ortschaft Flei-
ßen eine Sonderstellung ein und bereitete der in der Toleranzzeit
von der Regierung geforderten Verselbständigung
Schwierigkeiten. Zu S. 86 sei darauf hingewiesen
, daß es nach der kais. Entschließung v- 31. August
1901 zwei böhmische Superintendenzen A.B. an Stelle
der bisherigen zw'ei Senioratsgebiete der einen gab, die
zugleich die nationale Scheidung bedeuteten, da die westliche
die deutschen, die östliche die tschechischen Gemeinden
umfaßte. Aut'S. 5 soll es wohl Wenceslai, auf
S. 46 Podebrader und auf S. 106 Woiwode heißen. Diese
Ausstellungen wollen und können aber den Wert der
Arbeit Bernhards nicht verkleinern, die auch für die Zeit
nach 1918 besonders aufschlußreich ist. Wer sich mit
der Frage der kirchlichen und rechtlichen Organisation
der Evangelischen in den Sudetenläudern beschäftigen
will, findet hier einen erschöpfenden und klaren Überblick
, zum guten Teil auch über das böhmische Gebiet
hinaus. Die kirchengeschichtliche Forschung hat durch
Bernhards Darstellung eine dankenswerte Bereicherung
erfahren.

Graz Paul Dedic

T u c k e r, Bischof Henry St. George: The History of the Episcopal
Church in Japan. New York: Charles Scribner's Sons 1938. (VI,
228 S.) 8°.

Die Nippon Sei Ko Kwai, die „Heilige, allgemeine
Kirche in Japan", verdankt ihre Entstehung der Missionsarbeit
der Protestant Episcopal Church in den Vereinigten
Staaten. Leitender Bischof der Episcopal Church
ist heute H. St. George Tucker. Er war von 1912—1923
Bischof von Kyoto. So ist er wohl berufen, das Werden
der Nippon Sei Ko aus dem Wirken der Episcopal
Church heraus geschichtlich darzustellen. Er hat es
1937 in den ihm übertragenen Haie Lectures unter dem
Thema „The Church in Japan" getan. Darauf hat er
seine Vorlesungen um ein Schlußkapitel vermehrt und
nunmehr unter dem Titel „The Flistory of the Episcopal
Church in Japan", der der von uns gegebenen
näheren inhaltlichen Bestimmung bedarf, herausgegeben.
Es ist noch eine weitere Ergänzung notwendig: die
erste Hälfte des Buches ist der profan-, religions- und
missionsgeschichtlichen Darstellung des Hintergrundes
gewidmet, vor dem auch die Missionsarbeit der Episcopal
Church in Japan zu sehen ist. Sie wird in den
ersten fünf Kapiteln unter den Überschriften „Geschichtlicher
Hintergrund", „Die ersten Versuche, das Christentum
einzuführen (1549—1641)", „Die Periode der Ab-
schließung (1641 — 1859)", „Der Wiedereintritt des Christentums
(1859—1872)" und „Der Beginn aktiver Evangelisation
(1873—1882)" gegeben. Auf Seite 3 schreibt
der Verfasser: „Die vorchristliche Geschichte Japans
muß kurz dargestellt werden, um den Charakter der
praeparatio evangelica zu verstehen, den Gott durch
sie bewirkte". Hier wird der Leser auf ein theologisches
Problem verwiesen, über das er gern nähere
Auskunft hätte. Aber der Verfasser gibt diese Auskunft
weder durch seine Darstellung noch durch einen
speziellen Hinweis, worin denn nun die vorchristliche
Geschichte Japans als praeparatio evangelica zu verstehen
ist. Auf Seite 11 heißt es von der Shin-Sekte,
daß sie wegen ihres Amida-Glaubens „gelegentlich die
Protestantische Sekte genannt wird". Das ist eine Benennung
, die zu Mißverständnissen verleitet und die,
in welcher Form sie auch angeführt wird, sofort der
Korrektur bedarf. Auch der Amida-Buddhismus ist genuiner
und wesensmäßiger Buddhismus. Die Überschau
der ersten fünf Kapitel enthält kaum etwas, was nicht
auch schon aus anderen Veröffentlichungen ähnlicher
Art bekannt ist; aber es ist das Verdienst des Verfassers
, Bekanntes knapp, klar und wesentlich dargestellt
zu haben.

Die Arbeit der Episcopal Church in Japan beginnt
1859. Sie hat somit den Ruhm, bei der Wiedereinführung
des Christentums an erster Stelle unter allen
protestantischen Missionen gestanden zu haben. So wendet
sich die Darstellung im vierten Kapitel mit Recht
insbesondere der von der Episcopal Church geleisteten
Pionierarbeit zu, um dann im fünften Kapitel ihren
bedeutenden Anteil an der „aktiven Evangelisierung"
Japans aufzuzeigen. In dieser Zeit wurde der Grund
zu einer umfassenden Schul- und Ärztlichen Arbeit gelegt
, deren beredte Zeugen heute noch mehrere hervorragende
Hochschulen und Krankenhäuser sind. Das
sechste und siebente Kapitel ist der „Organisation der