Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1940

Spalte:

26

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Ebeling, Erich

Titel/Untertitel:

Geschichte des Orients vom Tode Alexanders des Großen bis zum Einbruch des Islams 1940

Rezensent:

Opitz, Hans-Georg

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

25

Theologische Literaturzeitung 1940 Nr. l/2 26

■r . u ,„ „,„i fi,.c,.t/ nm eheste» durch das mann Emanuel Hirsch am schärfsten formuliert hat

OSe^'^Ä (ZNW 29 [ 1930| 03 ff.): in weichen, Sinne ist Petrus

in Rom erklart wird. Wir spielen in diesem Zusammenhang die in „Heidenmissionar" gewesen.^ Nach dem Zeugnis von

Acta 28 erwähnten römischen Christen nicht gegen H. aus, die doch Paulus (üal. 2,11—12) hat Petrus in entscheidender

nicht Anhänger des Paulus sein müssen. H. hat schließlich ansehe i- Situation nicht das ebayyAu» t)"ic ;uoiTopi|c vertreten,

nend nicht bemerkt, daß Acta 28,22 (die Juden wollen etwas über | Daß eg nQch einen dritten Weg neben dem der otö/.oi

die in aller Welt Widerspruch erregende Sekte wissen) lediglich c.ne ^ paulus ga5i bezeugen das Aposteldekret, Barnabas

Fiktion ist, um die folgende Rede des Paulus einzuleiten. (Qal. 2,13; Acta 15,39) Und — Petrus. Es gibt eilte

2. Aus Col. 4,10-H folgert H., da nur die dort namentlich h e i d e n m i s s i o ii in der ältesten Zeit, die von Paulus

genannten Männer als ot ovxe; fot ^*»gJ5 Z™01.J1 Uli und von der Jerusalemer Gemeinde unabhängig ist. Ihr

SÄicS e&c&Ät ÄStT Ä müßte gehört in besonderem Sinne die Zukunft der^ristHchen

i'uiius den Pelms hier nennen? wo steht, daß Petrus ein ow^öc. Kirche. Man lernt aus solchen Untersuchungen wie de-

des Paulus in Rom war? H. operiert mit dem Markus, dem Haina- ueil VOll HeilSSi sehr gut, daß es gefährlich ist, die Uberbasvetter
, den er mit Johannes Marcus gleichsetzt (wegen Acta 15, lieferung der frühesten Geschichte der Kirche zu kriti-
37?), „den die spätere Legende in der Umgebung des Petrus in Rom sieren, ohne die großen Probleme der Ideen der ältesten
wirken"läßt", und der doch nicht in Rom gleichzeitig Petrus und Kirche zu berücksichtigen. Aus dem Heft Hs. schimmert
Paulus zu Diensten gewesen sein kann. Diese Apone stützt i.s vielleicht das entscheidende Problem hervor: wie ist das

These nicht, da er nicht beweisen kann, a) daß der Barnabasvcltcr G€schichts5il(j der Ac{a entstanden? Was H. an Neuem

SÄ"" * i0'TO f Datiemng der Acta beibringt - Abhängigkeit von

3 Da Paulus in OaT nicht wie etwa .. Cor. », 5 ;u,f das Bei- Josephus (so schon auch frühere Forseher) - ist das

spiel eines später HcidenmisMonar gewordenen Petrus (das muß nach eigentlich „Neue" zur Petrusfrage.

H. der römische gewesen sein), hinweist, denn diesen Triumph hätte Berlin H.-Q. Opitz
sich Paulus nicht entgehen lassen dürfen, muß Petrus z. Zeit des
Gal. überhaupt nicht mehr am Leben gewesen sein. Ebenso hätte

unter Voraussetzung der Wandlung des Petrus, die immer für den E b e 1 i n g, Prof. Dr. Erich : Geschichte des Orients Vom Tode

römischen Petrus erforderlich ist, auch nicht Qal. 2,7 b—8 ge- Alexanders des Großen bis zum Einbruch des Islams. Berlin:

schrieben werden können. Petrus war überhaupt i. J. 57, zur Zeit W. de Oruyter 8c Co. 1939. (147 S., 1 Kte.) kl. 8° = Sammlung

der Abfassung des Oalaterbriefes, nicht mehr am Leben. Das stimmt, , Göschen Bd. 1126. RM 1.62.

wie H. meint", zu dem Zeugnis der Acta, die Petrus bei der Ankunft Die Sammlung Göschen wird in letzter Zeit durch

des Paulus in Rom nicht m«^r «f^JU»»ia: er war eben i eine Reihe willkommener Geschichtsdarstellungen be-

mieSÄ'wÄ f^ZrZ^ ^ JutnaS reichert. Auch der vorliegende Band gehört z? ihnen

gewesen und geblieben war. Dieser Spätere (sc. der Interpolator) : Er WidmeSIC Ii einem Thema, für das keine kurze Und

könnte nicht angenommen haben, daß Petrus in der überwiegend (sie!) dOCll gemütvolle Darstellung vorhanden ist. Die Gesaillt-

beidenchristlichen Gemeinde Roms gewirkt habe." H. ist der Meinung, geschichte des Orients in der hellenistisch-römisclien

daß Petrus überhaupt nur in Antiochien (Gal. 2.11) auf außer- Epoche hat nur H. H. Schaeder in seinem schönen

palästinischem Boden nachweisbar ist. Dagegen steht nun nicht so Essay: Der Vordere Orient im Handbuch für Kulturee-

sehr l. Kor. 9,5, sondern l. Kor. 1,12, die Petruspartei in Ko- j schic"hte (hrsg. v. Kindermann, Potsdam, Athenaion Ver-

rinth. H. fordert schließlich nicht ohne Recht, man müsse das , , j behandelt Und dort die Maßstäbe für die BeWälti-

srs^ssjrx.^ : & %~ »mg* ^^ ^^,^0,

nicht in diese* Zuspitzung, sondern man muß um die Berichte der ■ geilhuidlScher Beziehungen aufgestellt. Diese weltge-

Acta überhaupt zu verstehen, eine Erklärung dafür finden, daß ; SChlClltllChe Thematik Wird allerdings von Ebelillg in

Petrus nach der Befreiung aus dem Gefängnis (Acta 12, 17) gänzlich i keiner Weise berücksichtigt. Immerhin wird man gerne
von der Scenc verschwindet. Darüber läßt sich aber H. nicht aus. j anerkennen, daß er einen pünktlichen und klaren Bericht
4. Der Ii. Tim. zeuge, wie man ihn auch zeitlich ansetze, deut- , über die politischen und vor allem die militärischen Erlich
für den Aufenthalt des Paulus ohne Petrus in Rom. Da die : eiguisse im Vorderen Orient gibt. Manchmal ist man von
Pastoralbriefe Petrus nicht erwähnen, wissen sie nach H. nichts von ; der Fülle der angelührten Schlachten aus der Geschichte
der späteren ,,Legende". Auch hier arbeitet H. mit dem II. Tim. 4, der Diadochenstaaten gerade in dein ersten Drittel des
Ii erwähnten Marcos: g<mv y«o uoi rfrfl™™? fic hia.xov(«v. Buches erdrückt. Aber dann wird man in die etwas er-

Dies könne Paulis bei gleichzeitiger Anwesenheit des Petrus in Rom, < +_»„it_|-____ r'.„i;ii„ a„- : » i~s u- u

dessen Hermencut Marcus war. nicht schreiben. Diese Stell« erklärt Wrf «1)~ i Z d^ .'"»^7.1 Gesch.chte jener btaa-

m e sich an, besten, als von Col. 4,11 abhängig, (vgl. Col. 4, tenwelt geführt. Anschließend daran erhalt der Leser

11 Lukas(') mit 11. Tim. 4, ii). emen Abriß der Geschichte der Juden, der ein bis-

5 Aus diese., „sicheren" Zeugnissen für einen Überlieferung*- 1 <-hen mager ausgefallen ist. Das liegt aber daran, daß

zweig, der die Petruslegende nicht kennt, geht hervor, daß die viel die hortsetzung der Hellenisierung des Orients unter-der

verhandelte Petrusstelle l. Clem. 5 interpoliert ist. Das will H. , römischen Herrschaft, vor allem aber die Bedeutung der

aus Schwierigkeiten der Stelle selbst beweisen. i christlichen Kirche für diesen Prozeß, bei Ebeling' kei-

ich kann mir nicht helfen als zu diesem neuesten Beitrag H.s nerlei Berücksichtigung findet. Man weiß eigentlich nicht

ZU erklären: H. geht darauf aus, die Zeugnisse für Petrus in Rom warum. Ulli SO begrüßenswerter sind die beiden let/teuct-

als Zeugnisse einer Legende zu erweisen. Das ist aber nur dann was ausführlicheren Kapitel Über die Parther Ulld Sassa-

niöfflicl, wenn es Instanzen gibt, die sicher gegen Petrus' römischen niden> Beide Abschnitte enthalten eine bequeme Wieder-

Aufenthalt stehen. Das waren aber die bei H. herangezogenen Be- ■ , ...... , ^■vt1™""- .

weisstücke (Acta. I. Petr. ii. Tim. Col.) auch nur dann, wenn |abe einschlagigen Forschungsergebnisse; für die

irgendwie bewiesen werden könnte, daß diese Zeugen an den frag- sassaniden Sind dankenswerterweise die Bücher VOll

liehen Stellen stillschweigend oder ausdrücklich vom Christensen sorgfältig benutzt. Die übersichtliche Dar-

Petrus reden müssen. Ein solcher Beweis kann aber auch dann Stellung des Verf. wird durch ein Register Und eine aUS-

nur geführt werden, wenn man als Arbeitshypothese die späte Ent- führliche Zeittafel ergänzt. Im Ganzen also ein Lern-

stehung der Legende nimmt, d. h. aber die Oberlieferung des 2. buch, das man vielleicht am besten dadurch charakteri-

Jhdts. bagatellisiert. Und so sehe ich gerade in dieser neusten Schrift sjert) daß cs an die guten alten Geschichtsbücher für

Heussis zur Sache Voraussetzung und Behauptung miteinander ver- de„ Schulunterricht an höheren Lehranstalten erinnert,

. r, die ein praktisches Wissen der Daten der Geschichte

Zur Frage, ob Petrus in Rom gewesen ist, will ich vermittelten. Eine kleine Liste der wichtigsten Literatur

garnicht Stellung nehmen. Es kommt mir lediglich nur mag den Interessierten dann in die grollen Probleme

darauf an zu prüfen, ob H. jetzt wirk te!, „Neues" zur Weitcr einführen. Für den Gebrauch von Lernenden w d

Petrusfrage vorgebracht hat. Das aber ist entschieden das Büchlein dienlich sein, da es in Rahmen seiner

zu verneinen. €s bleibt dabe^ daß das Pe rus-Problou. Zwecke pädagogisch geschickt angelegt ist undde n U-

Ä Vl&L te^Ä^i «er ein solides positives Wissen mitfei t

sehen Zeitalters gelöst werden darf, so wie es Baur gestellt
hat, und wie es etwa zuletzt im Gespräch mitLietz- H--°- Opitz