Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1940 Nr. 11

Spalte:

331

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Die Deutsche Messe 1940

Rezensent:

Stählin, Wilhelm

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

331

Theologische Literaturzeitung 1940 Nr. 11

332

Das Schlußkapitel „Die religiöse Weltlage der Gegenwart
" ist in seiner Statistik irreführend, Indem unter
„Buddhistisch-ostasiatisch" alle Bewohner Chinas
und Japans mitgerechnet werden, obwohl sie doch nur
sehr bedingt als Buddhisten angesprochen werden können
. Der Verfasser fühlt es selbst. Es wäre richtiger gewesen
, den Koufuzianismus auch als Religion zu behandeln
. Er ist ganz bei Seite gelassen. Der Shintoismus
ist erwähnt, aber doch nicht genügend gewürdigt. Man
vermißt auch eine Wertung des Christentums gegenüber
den andern Religionen. Es hätte geschehen können
unter dem Gesichtspunkt der Erlösung, der überall in
den Mittelpunkt gestellt ist. — Mit einem Hinweis auf
die kommende Auseinandersetzung der Weltreligionen
mit den neuen Strömungen der Säkularisation und des
Nationalismus schließt das Buch. — Alle Bemerkungen,
die in der Besprechung zu einzelnen Punkten gemacht
sind, sollen nur dartun, daß es ein wertvolles und
beachtenswertes Buch ist.

ßerlin-Schöueberg Martin S tag lieh

Die Deutsche Messe. München: E. Reinhardt [o.J.]. (36 S.) kl. 8".

RM 0.70.

Ein Vergleich dieser jetzt von der Hochkirche vorgelegten Ordnung
der „Deutschen Messe", das heißt des christlichen Gesamt-
Gottesdicnstes in deutscher Sprache, mit der früheren ,,h och k i rc Ii 1 i c Ii -
eucharistischen Feier" zeigt sehr tiefgreifende Änderungen. Aufhau und
Sprache sind in wesentlichen Stücken bewußt der von den Berneuche-
nern herausgegebenen Ordnung der „Deutschen Messe" angeglichen
und damit zugleich viel stärker den Bedürfnissen und Möglichkeiten
unserer landeskirchlichen Gemeinden angenähert. Friedrich Heiler
hat in einer authentischen Deutung dieser neuen Ordnung („Eine
heilige Kirche" XXI, 6/12, S. 249 ff.) darauf hingewiesen, daß sie
sich da, wo sie „über die lutherischen Agenden alter und neuer Zeit
hinausgeht", zumeist ,,an den außerrömischen altkirchlichen Ordnungen
" orientiert, die reiner und reicher als die römische Messe die
altchristlichen liturgischen Intentionen bewahrt haben. Heiler selbst
nennt die wohl in der Hauptsache von ihm stammende Ordnung eine
„ökumenische Liturgie", in der gemäß einem tiefsinnigen Worte Augu-
stins etwas von der Einheit der Völker dargestellt werde. Ob dabei
nicht doch manches archaistische oder fremdartige Element mit aufgenommen
ist, das kein dauerndes Heimatrecht in evangelischen Gemeinden
gewinnen wird, darüber kann erst jahrelange Erfahrung ein
sicheres Urteil abgeben. Einstweilen begrüßen wir mit großem Dank
diesen entschiedenen Schritt auf dem Wege zu einer einheitlichen Form
des christlichen Gottesdienstes, die ebenso den Zusammenhang mit der
lutherischen wie mit der gesamtkirchlichen Traditon wahrt. Man müßte
sehr ins einzelne gehen, um die Verdienste dieser Ordnung genauer
darzulegen; hier kann nur noch hingewiesen werden auf die sorgfältige
Sprache und die vorbildliche Ausstattung; der erstaunlich billige
Preis ist nur dadurch ermöglicht, daß ein Teil der Druckkosten durch
ein hochherziges Vermächtnis gedeckt werden konnte.

Münster i. W. Wilhelm S t ä h 1 i n

Kleine Soldaten-Agende. Hrsg. v. Mecklenburgischen Oberkirchenrat.
2. Aufl. Schwerin: Ev. Preßverband Mecklenburg 1940. (63 S.,
4 Textabb.) 16°. RM —30.

Gutes religiöses Schrifttum für die Soldaten im Felde ist überaus
wichtig. Immer wieder hört man von Sachkundigen, der Mann an der
Front wolle keine längern erbaulichen Abhandlungen, sondern kurze
gehaltvolle Worte, die ihm etwas geben. Das vorliegende Büchlein
erfüllt diesen Zweck vollständig. Es bringt eine gute Auswahl von
Kernworten der Bibel, von Gebeten, nicht etwa jetzt künstlich geschaffenen
, sondern Gebete von Luther, Wichern, Zinzendorf, Kahler
u. a., auch Gebete aus den Psalmen, und eine Anzahl von Chorälen.
Dazu noch Glaubensbekenntnis, Vaterunser und Segen. Der Abschnitt
„Vorbereitung zum Abendmahl und das Abendmahl" bringt die Form,
wie es wohl in Mecklenburg gefeiert wird. Auch die Bilder einiger
Kirchen geben dem Büchlein Heimatcharakter. Es wird aber jedem
Soldaten im Feld Freude machen.

Berlin-Schöneberg Martin S t ä g 1 i c h

KIRCHENFRAGEN DER GEGENWART

Auslanddeutschtum und evangelische Kirche. Jahrbuch 1939.
Hrsg. v. D. Dr. Ernst Schubert. München: Chr. Kaiser [1939). (287 S.,
2 Ktn., mehr. Tafelabb.) gr. 8°. RM 4-.

Die Beiträge des vorliegenden Jahrbuchs lagen druckfertig
vor, als der Krieg ausbrach; doch mindert das ihre

Aktualität nicht. Nach einem Grußwort des mit seiner
Kirche in das großdeutsche Reich heimgekehrten Präsi-

| deuten der Deutschen Evangelischen Kirche in Böhmen,
Mähren und Schlesien D. Erich W e h r e n p f e n n ig
gibt der Herausgeber einen Bericht über die ver-

' schiedenen deutsch-evangelischen Kirchen im nunmehr
ehemaligen Polnischen Staat, der uns in schwere Leidens-
und Unterdrückungszeiten unserer Glaubens- und Volksgenossen
in der doppelten Diaspora hineinsehen läßt,
aber auch von heroischer Treue zu berichten weiß. Eine
gedankenreiche und tiefgrabende Arbeit ist die von T h.
H e c k e 1, Die Kirche und ihre F o r ni, ein Beitrag

zur volkskirchlichen Formfrage und zur Volksdeutschen
Theologie; hier spricht der gründliche Kenner des evangelischen
Auslanddeutschtums von den Einflüssen der
deutschen Theologie auf das evangelische Ausland-
deutschtum und dem, was die binnendeutsche Kirche

| von der Volksdeutschen Theologie des Auslandes knien

, kann. Kirche und Dogma, Kirche und Institution, Kirche
und Schöpfung werden besprochen. Ob die Darstellung
unserer im wesentlichen auf dem reformierten Boden des
Westens gewachsenen Kirchenordnungcii als „Verfassungslegitimismus
" allgemein als richtig empfunden

| wird, dürfte fraglich sein. Dankbare Zustimmung wird

t es dagegen finden, wenn von der Kirche der Reformation
abschließend gesagt wird: „Ihre Gruudstruktur wird
von ihrem einzigen Thema bestimmt sein müssen, in der

I sich wandelnden geschichtlichen Lage Werkzeug der cr-

j lösenden Liebe Gottes an seiner mit der Sünde und dem
Tode ringenden guten Schöpfung zu sein." Hans Wahl

! setzt die Beitragsfolge über evangelisches Kirchenrecht
im Auslanddeiitschtuui fort mit Aus der Rechtsgeschichte
der evangelisch- lutherischen Kirchen
der ehemaligen russisc he n Ostsee-
provinzen (Estland, Livland, Kurland), dabei
die sehr verwickelte Geschichte dieser Länder behandelnd
, wobei er sich verständlicherweise auf die Zeit bis
1918 beschränkt; er geht den kirchenrechtlichen Verhältnissen
bis in's kleinste nach. R i c h a r d Karamel berichtet
eingehend, auch auf gründlichen und eingehenden
Quellenstudien, zu denen vor allem die Bibliothek der
Franckeschen Stiftungen reichliche Gelegenheit bietet,
fußend über A. H. Franckes A U s 1 a n d s a r be i t
in Siidostettropa. Sie hat erst in den letzten Jahren
ihre gebührende Würdigung gefunden. (E. Benz, A. H.
Fr. und die deutschen evangel. Gemeinden in Rußland,
Auslanddeutschtum und ev. Kirche, Jahrbuch 1930. R.

i Kamniel, A. H. Franckes Tätigkeit für die Diaspora des

' Ostens. Auch auf dem G. A. Fest in Halle 1938 hatte
Kamniel in einem viel beachteten Vortrag ein ähnliches

: Thema behandelt). Es werden die Verbindungen von A.
H. Fr. mit Südosteuropa, namentlich mit Wien, Ungarn,

i Siebenbürgen, bis nach Italien und Konstantinopel verfolgt
. Sie werden durch seine Schüler angeknüpft und
vertieft, ihre interessanten, z.T. umfangreiche Briefe wct-
den abgedruckt (auch ein Briefwechsel zwischen A. H.
Fr. und Leibnitz), die Fr. über alles auf dem Laufenden
halten, seinen Rat erbitten und erhalten. Albert Klein,
Vom Glauben Stephan Ludwig Roths stellt
sich die verdienstvolle Aufgabe, den Glauben und die tiefe
Frömmigkeit dieses Volksdeutschen Märtyrers und
evangelischen Pfarrers nach dessen Zeugnissen von der
Jugend bis zum Tod in's Licht zu stellen, diese Seite ist
bei den Gedächtnisfeiern des Vorjahres anläßlich seines
90 jährigen Todestags ungebührlich zurückgetreten. Da
heißt es abschließend: „Er ist in der Welt auch ohne
Worte ein Zeuge Jesu Christi und auf der Kanzel ein
Diener seines Volkes gewesen und war beides ganz und
beides zugleich." Hans Helmut Peters schreibt
über Luthers Einfluß und deutsche Lutheraner
in Frankreich während des 10. Jahrhunderts
. Hier wird dem erstaunlichen Einfluß Luthers
und seiner Schriften in Frankreich, der sehr früh
einsetzt, nachgegangen und von den Deutschen im damaligen
und späteren Frankreich gehandelt, sicherlich