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Ausgabe:

1940 Nr. 11

Spalte:

316-317

Kategorie:

Kirchengeschichte: Territorialkirchengeschichte

Autor/Hrsg.:

Engelhardt, Adolf

Titel/Untertitel:

Die Reformation in Nürnberg 1940

Rezensent:

Clemen, Otto

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Theologische Literaturzeitung 1940 Nr. 11

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Kloster Quedlinburg 999 (S. 71) auf H. E. Weihrauch,
Der Grundbesitz des Stiftes Quedlinburg im Mittelalter,
Sachsen und Anhalt Bd. 14, 1938, S. 226, bei dem
Slawenaufruf von 1108 (S. 78) auf Krabbos Aufsatz
in der Kehrfestschrift 1926, S. 250 f. verwiesen werden
können, wo im Einzelnen der Nachweis geführt ist, daß
die den Slawen zugeschriebenen Greuel kein bloßes
Phantasieprodukt darstellen, sondern den wirklichen Verhältnissen
der Zeit entsprechen.

Berlin-Lichterfelde O. Wentz

IL Öhr, P. Gabriel M., O.PJ: Registrum lilterarum pro provin-
cia Saxoniae Leonardi de Mansuetis 1474—1480, Salvi Cassettae
1481 —1483, Barnabae Saxoni 1486. Hrsg. Köln: Albertus-Magnus-
Verlag 1939. (99 S.) gr. 8° = Quellen u. Forschgn. z. Gesell, d. Dominikanerordens
in Deutschland. Hrsg. v. Hieronymus Wilms. H. 37. RM 5—.
Unter einem Register versteht die Diplomatik dOe bei
einem Urkundenaussteller vorgenommene Buchung des
Urkundenauslaufs, die entweder wie bei der päpstlichen
Registeriührung durch vollständige Abschriftnahme der
ausgegebenen Schreiben oder auch durch eine mehr oder
weniger erschöpfende Inhaltsangabe vorgenommen werden
kann. Der letztgenannte Fall liegt bei der anzuzeigenden
Veröffentlichung vor. Es handelt sich um die
überlieferten Teile des bei dem Ordensgeneral der Dominikaner
geführten Registers über die an die Ordensprovinz
Saxonia ergangenen Schreiben, und zwar aus der
Zeit der Generalate des Mansueti 1474—80, Cassetta
1481—83 und Sassoni i486. Die Erhaltung dieses Fragments
wird dem Ordcnsgeneral Bremond verdankt, der
1752 den damals noch vorhandenen, in Bologna befindlichen
Teil abschreiben ließ. Nur diese Abschritt, die bisweilen
sehr fehlerhaft ist und den Herausgeber zur
Vornahme vieler Emendationen veranlaßte, ist auf uns
gekommen.

Wie schon die vom Verf. 1930 herausgegebenen Kapitelsakten
der sächsischen Provinz bietet auch die neue
Veröffentlichung für die Personalgeschichte der Domini-
kanerkonvente in den Niederlanden und Nord- und Mitteldeutschland
ein überreiches Material, sedaß ich nur
lebhaft bedauern kann, die neu erschlossene Quelle für
meine Bände der Germania sacra, Bistümer Brandenburg
und Havelberg, noch nicht benutzt haben zu
können. Der Inhalt der Regesten betrifft Lizenzen und
Dispense verschiedenster Art, Versetzungen, Beförderungen
, Besetzung der Studienhäuser usw. Besonders tritt
der Gegensatz zwischen der Observantenbewegung der
Congregatio Hollandica und der Provinzleitung hervor,
indem jene mit dem Reformwerk möglichst viele Konvente
erfassen, diese dagegen kein Kloster verlieren will.

In den Noten hat der Herausgeber, fußend auf umfassender
Sach- und Literaturkenntnis, eine Reihe von
wertvollen Hinweisen zur Personalgeschichte der Dominikaner
in der Provinz Saxonia gegeben. Erwähnt seien
besonders die Listen der Konventualen von Halberstadt
1476 (S. 12f.), von Hainburg 1480 (S. 33), der bei
der Reform 1468/69 aus dem Magdeburger Kloster
verdrängten Brüder (S. 38), der Magdeburger Obser-
vanten 1473—95 (S. 571).

Ein beigegebenes Personen- und Klosterverzeichnis
erschließt den reichen Inhalt des Heftes.

Berlin-Lichterfelde G. Wentz

Ingelfinger, Dr. Franz-Kuno: Die religiös-kirchlichen Verhältnisse
im heutigen Württemberg am Vorabend der Reformation
. Stuttgart: Schwabenverlag 1939. (202 S.) 8°. RM5-.
In den letzten Jahren und Jahrzehnten ist aus der
Beschäftigung mit der Zeit vor der Reformation eine
Reihe wertvoller Untersuchungen und Darstellungen erwachsen
. Neben Willy Andreas' monumentalem Werk
„Deutschland vor der Reformation" gibt es eine Fülle
von kleineren Arbeiten, welche das kirchlich-religiöse
Leben jener Zeit oder einzelne seiner Erscheinungen und
Probleme in örtlicher und sachlicher Begrenzung behandeln
. Meist steht ein großes Quellenmaterial zur Vcr-

[ fügung, das eine in's Einzelne gehende Darstellung ermöglicht
. Diese Einzelforschung ist auch in Württem-
! berg eifrig betrieben worden. Nachdem Julius Rauscher
im 3. Band der Württembergischen Kirchengeschichte
(1934) das neugewonnene Material erstmals für ein
gedrängtes Gesamtbild der kirchlichen Verhältnisse in
Württemberg vor der Reformation ausgewertet hatte,
I konnte es locken, nun auch eine eingehende zusammen-
i fassende Darstellung zu versuchen. Ingelfinger hat diese
I Aufgabe gesehen und in sehr anerkennenswerter Weise
j gelöst. Es ist ein umfangreiches, gut geschriebenes
' Werk entstanden, das den Leser zu fesseln vermag. Eine
i Fülle von sonst weit zerstreutem Material findet man
1 hier beisammen, zuverlässig belegt und klar geordnet,
kenntnisreich und urteilsfähig dargestellt.

Ingelfinger hat seiner Arbeit nur die gedruckten
I Quellen zugrundegelegt und auf archivalischc Studien
| wegen des großen Umfangs seines Themas verzichtet.

Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auch nicht in der
I lückenlosen Auswertung der Quellenwerke, vielmehr in
der Verarbeitung der gesamten Einzeltorschung, von djr
nichts Wesentliches vergessen ist, wie die umfangreiche
Literaturangabe beweist. Gerade damit hat er einen
wesentlichen Beitrag zur Klärung der vorreformatori-
I sehen Zeit geleistet. Nun sieht man das bisher für sich
| stehende Einzelne im Rahmen des Ganzen und lernt es
dadurch neu verstehen. Es läßt sich auch erkennen, wo
I Lücken bestehen und in welcher Richtung weitergearbeitet
werden muß. Die künftige Forschung wird sich
wieder dem Einzelnen zuwenden und dabei auf die IUI-
] gehobenen Schätze der Archive gewiesen sein.

Das Werk gliedert sich in vier Abschnitte: Die kirchliche
Einteilung und Verfassung; die Zustände im vor-
I reformatorischen Klerus; Kirche und Staat; das religiöse
und kirchliche Leben des Volkes. Der letzte Abschnitt
I ist der umfangreichste. I. geht der Volksfröminigkeit in
ihren verschiedenen Äußerungen (Stittungen, Heiligcn-
u nd Reliquienverehrung, Prozessionen und Wallfahrten,
l Bruderschaften) sorgfältig nach, womit zugleich ein ein-
I drucksvolles Gesamtbild entsteht, wie wir es selten fin-
I den. Nicht ganz befriedigen kann die Behandlung des
Mönchtums, das, in Württemberg so überaus reich vertreten
, in dieser Vielfalt sich am wenigsten in eine zu-
I treffende Gesamtdarstellung fügt. I. hat sich hier offenbar
auf das beschränkt, was ihm am nächsten lag; es
fehlt daher manches Wichtige und Charakteristische.
Dagegen verdient die Untersuchung der wirtschaftlichen
Lage des Weltklerus und seiner inneren Verfassung hervorgehoben
zu werden. An Hand eines einwandfreien
Materials arbeitet I. klar heraus, was hier für Württem-
'< berg zu sagen ist.

Gerade diese Ausführungen sind bezeichnend für die
I Art, wie I. zu den damaligen kirchlichen Verhältnissen
j Stellung nimmt. Er ist katholischer Theologe. Aber weit
i entfernt von einer unnützen und verzwungenen Apologe-
I tik, bemüht er sich um ein sachentsprechendes Urteil,
das die tatsächlichen Mißstände nicht verhehlt und zugleich
vor jeder falschen Verallgemeinerung warnt. I.'s
Buch verdient auch in dieser Beziehung starke Bcach-
j tung.

| Stuttgart O. Metzger

Engelhardt, Kirchenrat Adolf: Die Reformation in Nürnberg.

Nürnberg: J. L. Schräg 1937 u. 1939. (Bd. II: VI, 402 S.; Bd. III:
VIII, 184 S.) gr. 8°. Zus. 10—,

Der II. Band enthält die Kapitel XI: Nürnberg auf
i dem Reichstag zu Speyer 1526 — XX: Nürnberg auf
j dem Tag zu Schmalkalden 1537, der III. die Kapitel
j XXI: Der Nürnberger Bund und der Frankfürtcr An-
I stand (1538—1539) — XXV: Der Augsburger Religionsfriede
(1555).

Drei eigentümliche Vorzüge zeichnen das Werk aus:
1. Es ist ganz aus den Quellen heraus gearbeitet und daher
völlig zuverlässig. Es handelt sich um großenteils
i ungedrucktes Quellenmaterial. Es hätte nahegelegen, die-