Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1940

Spalte:

307-308

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Larranaga, Victorien

Titel/Untertitel:

L'ascension de Notre-Seigneur 1940

Rezensent:

Seesemann, Heinrich

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

307

Theologische Literaturzeitumg 1940 Nr. 11

808

danken und dem subjektiven Gehalt. Diese These wird
sehr konsequent durchgeführt und bewährt sich im allgemeinen
. Von dieser Beobachtung aus finden sich auch
neue Richtlinien zur Exegese der Stellen, in denen es bisher
unsicher und ein Streit der Meinungen war, ob Paulus
den Geist subjektiv oder objektiv versteht. Einige
kleine Ausstellungen sind an diesem Teil zu machen:
aiveöuaund C(io? sind doch bei Paulus so ausschließliche
Gegensätze, daß man sie nicht nur als verschieden akzentuiert
ansehen kann, wie es der Verf. tut. Bei dem Verständnis
der Beziehungen von jtveCua zu voO? und <i"7.''i
hätte die zeitgenössische Religionsphilosophiie stärker
herangezogen werden müssen. Dann würde vor allein
l.Kor. 15, 45 noch vielseitiger verstanden sein. Sehr gut
ist die Beobachtung, daß in den Stellen, in denen rcvsflua
und oßua gegenüber gestellt werden, nveOua nicht immer
die gleiche Bedeutung hat. Der zweite Teil untersucht
die Verbindung von jrveüua mit Adjektiven. Auch bei
rcveOpa ayiov wird mit Recht gezeigt, daß der Begriff in
den Bedeutungen schillert. 2. Kor. 11,4 ist aber doch
vielleicht etwas stärker objektiv zu verstehen als der
Verf. im Anschluß an Bertrams u. a. meint. Der dritte
Teil bespricht die Stellen, an denen jtveflutt mit einem
Zahlwort gebraucht wird. An den Sv rtveöu,a-stellen werden
allein drei Bedeutungen unterschieden: Gottesgeist,
menschliche Gesinnung und ein Verbindungsglied zwischen
beiden. Dann folgen die pronominalen Verbindungen
: bei Verbindung mit dem Personalpronomen ist
stets von Gottesgeist die Rede, ebenso beim Possessivpronomen
, zunächst überraschende Tatsachen. Bei den
verbalen Verbindungen stehen die partizipialen voran, sie
geben an sich verständliche nähere Bestimmungen an.
Endlich folgen die Stellen, an denen icveSua absolut gebraucht
ist. Sie werden einzeln exegesiert, und wieder
wird die reiche Spannweite des Begriffes im einzelnen
verfolgt. Hier liegt überhaupt das wertvolle Gesamtergebnis
der Untersuchung: »cveCna schillert bei Paulus in
vielen Farben, was nur dadurch möglich war, daß dies
Wort schon im griechischen Sprachgebrauch etwas
Schwebendes hat- Die wichtigsten Bedeutungen sind: objektiver
Geist, subjektiver Geist, dem Menschen mitgeteilte
Gotteskraft, menschliche Gesinnung, charismatische
Begabung. An einer Reihe von Stellen bleibt die Bedeutung
unsicher. — Der Verf. ist außerordentlich belesen
, und zwar nicht nur in den neueren Kommentaren
und Monographien der deutschen, englischen und französischen
theologischen Literatur, sondern auch in älterem,
insbesondere reformatorischem Schrifttum, das sehr
glücklich ausgewertet wird.

Königsberg-Pr., z. Zt. im Heeresdienst Carl Schneider

Larraii aga , Prof. Dr. Victorien.S.J.: L'Ascension de Notre-Seig-
neur dans le Nouveau Testament. Traduit de l'Espagnol par Q. Casaux.
Rom: Institut Biblique Pontifical 1938. (XIV, 659 S.) gr. 8° =
Scripta Pontificii Instituti Biblici. Lire 96—.

Ein Buch, das mit großem Fleiß und vorbildlicher Genauigkeit
und Sorgfalt alle die Fragen, die nur irgend mit der Himmelfahrt Jesu
zusammenhängen, erwägt, bespricht und einer Lösung entgegenzuführen
trachtet. Der Verf. befand sich dabei in der glücklichen Lage, sich
ohne jede Einschränkung seinen Studien hingeben zu können, was
sich nicht nur im erstaunlichen Umfang des Werkes (659 Seilen!),
sondern auch in der genauen und oft sehr ausführlichen Zitierung anderer
Gelehrter, dem sehr zuverlässigen Druck usw. äußert. Wer sich
in Zukunft mit Fragen, die die Himmelfahrt betreffen beschäftigt,
wird gut tun, sich von diesem Werk beraten zu lassen. Freilich —
nicht in jeder Hinsicht; und damit komme ich zur Einschränkung der
Bedeutung dieser Untersuchung, für sicherlich mehr als einen Lesender
Verf. strebt mit allen Kräften von vornherein auf sein ihm vorschwebendes
Ziel los, den Glaubenssatz: ,,Je crois en Jesus-Christ, <|ui est
monte aus cieux et est assis ä la droite de Dieu" als im N. T. wohlbezeugt
zu fundieren. Und dazu will er die einhellige Bezeugung dieses
Satzes im N.T. nachweisen, und tut das seines Erachtens mit schlagendem
Erfolg. Aber hier meldet sich der Widerspruch: er erreicht sein
Ziel nur durch eine sehr pedantische, aber unseres Erachtens desto
unerlaubtere Harmonisierung der einzelnen Stücke, die er sämtlich
zusammenzufügen weiß. — Aber auch der Leser, der ihm hierin vielleicht
folgen könnte, bleibt dann noch vor einer anderen, vielleicht

noch ernsteren Frage stehen, auf die er keine Antwort erhält: was
bedeutet dieser „bewiesene" Glaubenssatz bei unserem heutigen Welt-
I bild? — So können wir diese umfangreiche Erscheinung zur Frage
| der Himmelfahrt nur mit Einschränkungen begrüßen; uneingeschränkt
gilt aber unser Dank der vollständigen Zusammentragung allen einschlägigen
Materials.

Berlin H. Seeseniann

Ehrhardt, Arno: Wie es begann. Bilder aus der Urgcmeinde.
Leipzig: Leopold Klotz Verlag 1938. (128 S.) kl. 8°. RM 2—.

Ein Büchlein, das nicht Abhandlung ist oder wissenschaftliche
I Fragestellungen kennt, sondern das eine durch persönliches Erleben
| des Verf. hervorgerufene lebendige Einführung in das Wirken des
I Heiligen Geistes zur Zeit der ältesten Christenheit (Apg 1 —12) bieten
, soll. Als solches ist es warm zu begrüßen. Der Leopold Klotz Verlag
! hat sich bekanntlich schon häufig um die Herausgabe derartiger Bücher
verdient gemacht.

Berlin H. Seesemann

KIRCHENGESCHICHTE: SPÄTANTIKE

j Fuchs, Harald: Der geistige Widerstand gegen Rom in der
antikenWelt. Berlin: W.dcGruyter 1938. (VIII, 102S.) gr.8°. RM5—.
Es gab in der antiken Welt weite Kreise, die von der
I römischen Weltherrschaft weniger entzückt waren, als
I beispielsweise die, denen die bekannte Inschrift von
I Priene in Kleinasien vom Jahre 9 v. Chr. ihren Ursprung
verdankt. Mit diesen Stimmen haben sich in den letzten
Jahren mehrere Untersuchungen befaßt. Auch Fuchs ist
bereits in seinem Buch „Augustin und der antike Friedensgedanke
" (1926) an sie herangekommen. In der vorliegenden
Schrift, einer schon 1933 an der Basler Univer-
1 sität gehaltenen Antrittsrede, zeigt er nun in bündiger
I Zusammenfassung, wie die römische Weltherrschaft von
ihren Gegnern nach ihrem Ursprung, ihrem Fortbestand
j und ihren Auswirkungen beurteilt wurde, wie solche Ur-
I teile und düstere Voraussagungen für die Zukunft des
J Reiches selbst auf strenge Römer einwirkten und bei
I ihnen in Briefen und Reden, die sie in ihren Werken
I nach antiker Art anderen unterlegen, zum Ausdruck kommen
, und endlich wie sie von jüdischem und christlichem
} Groll aufgegriffen wurden und schließlich in die Geschichtsbetrachtung
Augustins in seinem Werk vom
Gottesstaat gipfeln. Daß die christlichen Apologeten in
j ihrer Bekämpfung und Verspottung des heidnischen
Götterdienstes an aufgeklärten Philosophen und jüdi -
| sehen Werbeschriftstellern Vorläufer hatten, ist ja be -
I kannt. Zur Ergänzung dient nun, daß auch ihre Verdammung
des Römerreichs an heidnische und jüdische Vorbilder
anknüpfte.

Der Schwerpunkt der Schrift liegt aber nicht im Vortrag
selber, der nur die Seiten 1—24 umfaßt, sondern
in den zahlreichen Anmerkungen, die trotz des kleineren
Drucks den dreifachen Raum einnehmen. Sie bringen
eine Fülle von Erläuterungen und Erweiterungen, Quellenbelegen
im Urtext oder in deutscher Übersetzung, Untersuchungen
über ihren Wortlaut, ihren Sinn und ihre
[ Abhängigkeiten, Hinweisen auf die einschlägige For-
j schung mit prüfender Stellungnahme, und bieten damit
reiche Belehrung und Anregung.

Beim Lesen der Schrift muß man sich immer wieder
erinnern, daß sie schon 1938 entstanden ist. Sonst
könnte man meinen, daß ein anderes Weltreich im Hintergrund
stehe um das es in diesen Tagen geht, so überraschend
und eindringlich sind die Übereinstimmungen
I der Töne und Farben. Tacitus z. B. läßt „einen Wort-
I führer der von Rom mißhandelten und zur Mißhandlung
ausersehenen kleinen Völker" sagen: „Raubende Welteroberer
, deren Zerstörungstrieb kein Land mehr findet,
durchsuchen sie nun den Ozean, habgierig, wo der Feind
I reich, ruhmgierig, wo er arm ist, wedeT im Osten noch
im Westen zu sättigen. . . Rauben, Morden, Stehlen heißt
| bei ihnen Herrschaft, und wo sie eine Wüste schaffen,
I sprechen sie von „Frieden". Dieser Wortführer aber ist