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Ausgabe:

1940

Spalte:

295-301

Autor/Hrsg.:

Hirsch, Emanuel

Titel/Untertitel:

Zum Problem des Osterglaubens 1940

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29ß

Theologische Literaturzeitung 1940 Nr. 11

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mann-Rahlfs (Hexaplar. Randnoten zu Isaias 1 —16, aus einer
Sinai-Hs., 1915) und — mit Beschränkung auf Aquila — Reider
(Rrolegomena to a Greck-Hebrew and Hebrew-Greek index to Aquila, j
1916). Auch Swele führt vielfach Lesarten der drei an.

Viele seiner Verbesserungsvorschläge usw. hat Z.
in willkommener Weise näher begründet in seiner, aus 1
gründlicher Beschäftigung hervorgegangenen Schrift
„Textkritische Notizen zu Ben jüngeren [
Übersetzungen des Buches Isaias", in der er |
nach einer Einleitung über die Arbeit seiner Vorgänger,
sowie über den Wert einzelner Textzeugen und über i
einzelne schwierige Fälle (S. 75—78) die stattliche An- I
zahl von 156 Jes-Stellen überprüft (S. 78—102). Aus
der Fülle des Inhalts kann ich nur einzelnes herausgreifen
.

Vor allem sucht Z. unter Heranziehung anderer alt- j
fest. Stellen und auf Grund des Sprachgebrauchs mit
verständiger Kritik allerhand Fehler und Ungenauigkei-
ten zu beseitigen, wie Verwechselung der Bezeichnungen
a o' i)', Widersprüche in der Anführung griech.
Worte unter den verschiedenen Textzeugen, falsche In-
dices, falsche Lemmata usw., gelegentlich auch Abweichungen
innerhalb der Überlieferung ein und desselben
Zeugen (18,1 und 2 gehen für o' die beiden Hss.
des Eusebius auseinander) u. ä. Hierbei ist er auch
öfters in der Lage, seine Vorgänger zu berichtigen und
zu ergänzen. Natürlich bleibt, was auch für Z. durch- j
aus feststeht, trotz aller Bemühung manches dennoch
unklar.

Im Zusammenhange mit den textkritischen Beobachtungen
kommen auch noch andere Dinge zur Sprache, ]
wie die Gräcität, besonders von a' und »'•

So übersetzt a' die hebr. Ausdrücke für ,vor' stets mit Hilfe von j
jroootiuiov (si?, xatä tiq.), während o' i"hjiooo"0rv benutzt (S. 96
Notiz zu Js. 48, 19). a' liebt mit jtoieiv zusammengesetzte Ausdrücke
(S. 97 zu 51,9) und Wortbildungen auf .pfc (S. 90 zu 30,25).
ö' verwendet zuweilen den Singular statt des hebr. Plurals (S. 90 zu
31,5). Hervorzuheben isx a' Äjlcvtäv in der Bedeutung .dclectare',
das in LXX so mir Sir. 14,16 [für p3D „verzärteln"] und 30,23
[für nns „bereden"] vorkommt (S. 102 zu 66,12 [Anfrage: ist
cijtaTr){)i|aEoOE App. II oder üjraTi|OEofl;' Textkr. Not. richtig?]).
Deutlich wird uns die Eigenart des sich sklavisch an die hebr. Vor- j
läge haltenden Aqu. — sogar in so äußerlichen Dingen wie in der
Schreibweise der Interjektion an = höi Js. 45, 9 (wonach Z.

auch 30, 1 das überlieferte o> in wi ändert) — im Gegensatz zu der I
meist freieren Übersetzungsweise des wegen seines gewandten Qrie-
chisch von Lukian geschätzten Symm. Hierfür bei Z. viele verstreute
Beispiele. Wie a gegenüber LXX stilistisch bessert, zeigt auch 62,2:
LXX xo^eoei oe xo övou,ti aov to xouvöv ~ o' o. övöuati
xaivqj (in schwacher Anlehnung an das Hebr.).

Auch für das Hebräische ist das Studium der
drei ertragreich. Zuweilen verstehen sie einen Wortstamm
anders, als die heutigen Lexika angeben. So ist
ihnen z. B. 5, 24 und 33, 11 Wftj in der Bedeutung „Heu",
„Trockenes" unbekannt, ausführt, darüber Z. Textkr.
Not. 91.

14, 19 o' ßc{klQf)|l6vOV$i also nicht von WQ ,,durchbohren",
sondern von dem gleichlautenden „beladen" abgeleitet. 29, 10 zeigt
a durch eV.oÜtiivf, dal) er, allerdings „unrichtig", im Sinne

von „stark sein", Pi. also „stärken", nicht von „verkleben"
(so Z.) , „schließen", „zudrücken" sc. die Augen (Ges. Kön.)
nimmt. 33, 7 kann <t n' i)' htXtX&f nicht Übersetzung von rmn
„draußen" sein; Z. denkt an ein syr.-nhbr. ym „fest sein", „beständig
sein" (?). 34, 15 wird "U"J, von den Lexika als „brüten"
angesetzt, von o' durch oiwirveiv wiedergegeben (wie LXX Jer.
17, 11).

Mitunter liegt den drei Übers, ein anderer hebr.
Text als M zu Grunde.

So geht 22,25 che Angabe der Syrohex. NtlD X! (■■ Ol6ua) auf die
Lesart mn1 'B zurück (M nur rrrr). 24, 14 ö' vbara ft<ih'iaar]<; =
D; ^» (M D^p), wie 0' auch lxx: tö i"oo>o ti"i; Oahtom]^ 32, 15

o' (ivuipu^ = rrn (m nn); 64, n (10) «' tt$ öveiöo; = ns-jrib

(M ninrD) u.a. — 10,19 kommt die Angabc </.' o' (x<T>v) ^üXoiv
dem Vorschlage in Kittel BH *, statt des masor. zu lesen, entgegen
. Freilich kann "J auch im kollektiven Sinne verwendet werden,
wie Gen. 3, 8.

Derartigen Beispielen stehen zahlreiche andere gegenüber
, an denen der masor. Text durch nV*1
bestätigt wird. Das ist gerade für Jes. so wichtig,
weil die LXX wegen ihrer freien Stellung zum Original
für die Herstellung des hebr. Textes nur selten mit
Nutzen herangezogen werden kann. Ich möchte hier hinweisen
auf 14,17, wo man aus tt (ü^oWou?) eIc, otx(«v
schließen darf, daß arm zu recht besteht.

Zu den sonstigen „Notizen", die auf ein allgemeineres Interesse
rechnen dürften, gehört die zu 10, 14, wo Z. auf einige volkstümliche
Redewendungen aufmerksam macht, dieTheodoret an verschiedenen
Stellen seines Kommentars als solche anführt (nvy. H6kimot XffÖOOl
(yff6an) — tuyikuo; statt eü/uc; — yEJtouÖiov (repmliiim) statt
ßiß/.iov WCOOfOOMW — ui'| Ji(i0ot|ll O 0 oeIvu RBCOVfav). Hingewiesen
sei auch auf die Ilemcrkungcn zu 16,8 über die Abkürzung
fi (= |i6voc, oder jiövov).

In den überaus reichen Inhalt, den Zieglers beide
Schriften in sich bergen, konnte ich nur einen Einblick
zu geben versuchen. Wir freuen uns in autrichtiger Bewunderung
über das gute Gelingen der Jesaias-Ausgabe
und sind ihm für die „Textkritischen Notizen" dankbar,
von denen wir gern eine Fortsetzung sähen.

Berlin Martin Johannessohn

Zum Problem des Osterglaubens

[Paul Althaus, Die Wahrheit des kirchlichen Osterglaubens.

Einspruch gegen E. Hirsch]1
Von Emanuel Hirsch

Diese Schrift ist gerichtet gegen mein Buch: „Die 1 Wer daraus, daß Althaus erklärt, gegen mich den
Auferstehungsgeschichte und der christliche Glaube", I kirchlichen Osterglauben zu verteidigen, auf einen kon-
Tübingen 1940, gelegentlich auch gegen meinen „Leit- ! servativen Standpunkt in den historischen Fragen
faden zur christlichen Lehre", Tübingen 1938. Das Mo- | schließen möchte, irrt sich. Althaus gesteht im histori-
tiv von Althaus ist kirchlich, nicht wissenschaftlich. Er j sehen Teil seiner Schrift — wenn auch hinsichtlich des
versteht meine Schrift als „Angriff auf den kirchlichen Ausdrucks mit sichtlichem Widerwillen — zu, daß die
Osterglauben" und erklärt, daß „die Kirche mit Recht | Ostergeschichten des Neuen Testaments „zu einem Teile"
verlangen kann, schon heute von uns andern zu hören, : geschichtlich nicht Wirkliches, „Legendarisches" enthal-
was wir über die entscheidenden Thesen von E. Hirsch | ten. Der Fachmann kann erkennen, daß dieser Teil
denken". Ich lasse hier sowohl seine Motivierung wie für Althaus nicht gerade unerheblich ist. Sichtlich ist
die Gesamtbeleuchtung, in die er meine Schrift rückt, [ für Althaus sowohl das ganze zwanzigste Kapitel des
beiseite. Da er der Konsequenzmacherei nur gelegent- > Johannes wie die Himimelfahrtsgescnichte Legende,
lieh und ganz ohne böse Absicht erliegt, so mache ich j Wenn Althaus sich zu genaueren Mitteilungen über das,

auch keine Anmerkungen zu seiner Ausdeutung meiner
Sätze. Es kommt mir rein auf den historischen und
systematischen Gehalt seiner Sätze an.

1) Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, Bd. 42, H. 2.
Gütersloh-Westf., Verlag C. Bertelsmann. (80 S.) 8°.

was er nicht für geschichtlich wirklich hält, entschlossen
hätte, so würde der Leser mit Erstaunen sehen, daß
er mit mir ganz einig darinnen ist, 1. Kor. 15 als die
einzige verläßliche Quelle für die Erscheinungen Jesu
anzusehen. Was ich die kirchliche Osterlegcnde nenne,
hat er jedenfalls selber preisgegeben. Seine Einwände