Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1940

Spalte:

219-220

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Freytag, Dr. Walter

Titel/Untertitel:

Die deutsche Heidenmission 1940

Rezensent:

Schlunk, Martin

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

219

Theologische Literaturzeitung 1940 Nr. 7/8

220

und in der alten Kirche sehr stark hervor; aber sie ist
nicht der alleinige Ausdruck der christlichen Liebe, selbst
wenn man unter den Armen wie es der Verfasser tut, die
Kranken, Krüppel, Witwen, Waisen, Elenden aller Art
miteinbegreift. Mag auch das von Bolkestein wiederholt
zitierte Wort Jesu, Matth. 25, 35—40 von dem Speisen
der Hungrigen, dem Tränken der Durstigen usw., das,
was wir die Caritas septiformis nennen, dem Sinne nach
auch sonst im Morgenlande vorhanden gewesen sein
(vgl- die Anklänge in Ägypten und dem Parsismus S. 16),
so liegt doch das Neue und Besondere bei Jesus in dem
Wort: „Was ihr getan habt einem dieser Geringsten unter
meinen Brüdern, das habt ihr m i r getan". Das Christentum
ist eben nicht eine Summe von Dogmen oder
Moralvorschriften, sondern letzten Endes Christus selbst.
In ihm wird die Gottes- und Menschenliebe Person,
Wirklichkeit, Leben da, wo man aus der Gemeinschaft
mit Christus heraus den Dienst der Diakonia übt, wie e r
es getan hat (Matth. 20,28, Joh. 13, 1 ff.) und die Gemeinschaft
mit ihm handelnd entfaltet entweder im
Dienst der Gemeinde, in der Tätigkeit der Diakone,
Apostelgesch. 6ff., als dienende Frau, Römer 16, 1, oder
in freiwilliger christlicher Liebestätigkeit

Auf alle Fälle ist das Buch Bolikesteins ein Werk von
großem Reichtum der Einzelbeobachtungen und Untersuchungen
, das wir nur mit großem Dank und freudiger
Zustimmung begrüßen können. Bemerkt sei nur noch,
daß die Terminologie in der deutschen und holländischen
Literatur über den behandelten Gegenstand nicht übereinstimmend
ist. Während in Holland „der Armenraad"
also der Gedanke der Armenpflege stark hervortritt
, fassen wir den ganzen Komplex der hier infragc
kommenden Probleme in dem Begriff „Wohlfahrtspflege
" zusammen, der mehr besagt als Armenpflege und
unterscheiden schärfer als der Verfasser von der Wohltätigkeit
, die sich in der privaten Sphäre des Individuellen
vollzieht, die soziale Politik als Aufgabe des
Staates und die Wohlfahrtspflege, die gewissermaßen
zwischen beiden steht und vermeiden damit die Einseitigkeit
, die nach dem deutschen Sprachgebrauch immer noch
der „Armenpflege" anhaftet (vgl. Ulrich, Die weltanschaulichen
Grundlagen der Wohlfahrtspflege, Berlin
1932).

Berlin Friedrich Ulrich

MISSIONSKUNDE

Frey tag, Dr. Walter: Die deutsche evangelische Heidenmission.

Jahrb. 1940 der vereinigten deutschen Missionskonferenzen. In ihrem
Auftr. hrsg. Hamburg: Vlg. d. Dt. Evang. Missionshilfe (1940). (96 S.)
gr. 8°. RM 1—.

In geschickter Weise verwertet die neue Ausgabe
des Jahrbuches die Erfahrungen, die bei den letzten Besuchen
deutscher Missionsführer im Gebiete der jungen
Kirchen gesammelt sind. Carl Ihmels vergleicht die Kirchen
der Breklumer, der Goßnerschen und der Leipziger
Mission in Indien, Siegfried Knak zeigt, wie sich die Probleme
der Weltmission in der afrikanischen Arbeit seiner
Berliner Gesellschaft spiegeln, Johannes Vogt macht auf
die lehrreiche Erscheinung aufmerksam, wie sich im afrikanischen
Gebiet der Brüdergemeine eine Entwicklung
von der Ortsgemeine zur Volkskirche beobachten läßt,
Gerhard Rosenkranz zeichnet „die Entscheidungsstunde
der japanischen Christenheit" und der Berichterstatter
erzählt aus „Sieben Wochen in Indien". Dazu kommt
eine psychologisch besonders feine Studie des Neuen-
dettelsauer Missionars Georg F. Vicedom über die Art,
wie die Papua in Ogelbeng das Evangelium aufgenommen
haben, und eine Würdigung der Lebensarbeit des
bedeutenden Missionars Ernst Johanssen aus der Feder
von Gerhard Jasper. Eine biblische Studie von Karl Hartenstein
stellt das Jahrbuch in das Zeitgeschehen und
gibt Richtlinien für die Beurteilung der Lage der deutschen
Missionen im feindlichen Auslande. So enthält das
96 Seiten starke Heft außer den üblichen Nachweisen

über das Geschehen im letzten Jahre, der Bücherschau
und den selbstverständlichen Beigaben eine reiche Fülle
von Stoff für Vorträge, zum Vorlesen und zum Einarbei-
j ten in ein sowohl die Praxis wie die Wissenschaft über-
j aus befruchtendes Gebiet kirchlicher Lebensäußerung.
Das Jahrbuch sollte in der Hand jedes deutschen Pfarrers
sein.

Tübingen M. S c h 1 u n k

W i e n b e r g, Chr.: Sonderjyllands Indsats i Verdens Missionen
lar 1920. Kopenhagen: O. Lohse 1939. (117 S. . zahlr. Textabb.)
! 8°. Kr. 2.5».

Eine gründliche Untersuchung der geschichtlichen Stellung der in-
j neren Mission in der Schleswig-Holsteinischen Landeskirche hat Ernst
| Michclsen im „Handbuch der Inneren Mission in Schleswig-Holstein"
| (1917), S. 357—414 geschrieben, eine zusammenfassende Darstellung
I der äußeren Mission, die von Schleswig-Holstein aus betrieben wird,
| fehlte bisher. Für das Schleswiger Herzogtum gibt nun Chr. Wien-
| berg, der seit 1908 Missionssekretär in Breklum war, eine Übersicht,
j Qeorg Schmidtmann aus Eistrup auf Alsen wurde 1781 von der Brü-
i dergemeine in Christianfeld als erster Schleswiger zu den heidnischen

Eskimos auf Labrador geschickt. Christiansfeld im Norden ist der eine
I Brennpunkt, von dem äußere Mission betrieben wurde, Breklum im
j Süden der andere. Auch Lügunikloster ist eine Zeit lang ein solches
j Zentrum gewesen. Zum Schluß werden die schweren Erlebnisse der
j Missionare während des Weltkrieges erzählt. Es ist das ganze Büch-
, lein eine treuherzige volkstümliche Erzählung, welche klar erkennen

läßt, welche Bedeutung die Schleswiger für die Weltmission vor der

Teilung des Landes gehabt haben.

Rendsburg Thomas Otto Achelis

Zeitschriftenschau

(Die Herren Verfasser von einschlägigen Aufsätzen, besonders in abgelegeneren
Zeitschriften, werden, um ihre Aufnahme in die Zeitschriftenschau
zu sichern, um Einsendung eines Sondcrabzugcs an den Heiausgeber
gebeten.)

Neues Testament

B i b I i c a 2 1, 1 9 4 0, 1:

H. Holzmeister: Nathanacl fuitne idem ac S. Bartholomaeus
apostolos? (Qibt eine beachtliche Exegese zu Joh. 1,51 und bringt
aus anderen Schriftstellen sowie Väterzitaten viel und gut ausgesonder-
I tes Material, läßt aber selber die Frage offen, ob Nathanacl zum
Apostelkollegium gehört habe oder nicht). — H. Kaupel: Der
Sinn von rONb^n HTO in Neh. 2, 16.

Deutsche Theologie 1 9 4 0, Heft 1—3:
Adolf Schlatter: Jesus und Paulus.

Kirchengeschichte: Spätantike

Nederlandsch Archief voor Kerkgeschiedenig
N. S. Bd. 3 1. 2 68 S. s'Oravenhage, M. Mijhoff 193 9:
W. C. Unnik: De Ertcekenis van de Mosaische wet voor de
I Kerk van Christus volgens de Syrische didascalic. (Leidener Antrittsvorlesung
: erläutert an der verschiedenartigen Stellung der alten Chri-
I stenheit zum Gesetz den Begriff der oeutfdcook; toü vöuou, die
| verboten wird im Gegensatz zum göttlichen vöuoc; = Naturgesetz, zeigt
Benützungen mit Justin und Ircnaeus und läßt die betr. Ausführungen
nicht gegen die Judenchristen, sondern judaisierende Strömungen in der
Ostkirche gerichtet sein.)

Kirchengeschichte: Mittelalter

Zeitschrift für bayrische Kirchengeschichte,
1 4, 1 9 39, 2:

129—264 H. Weigel: Siedlung und Kirche an der oberen Tau-
j ber im frühen M. A. (Forts, der wertvollen Untersuchung über
„Urpfarreien", deren Hypothesen zu weiterer Forschung auch ander-
I wärts anregen). — J. Link: Kann man von einer eigenen Deutsch-
! ordensliteratur reden? (Auswertung der Untersuchungen K. Helms). —

Recherches de Theologie ancienne et mC-die-
v a 1 e, 1 9 39, J u 1 i - O c t.

242—323 Lot t in: Nouveaux fragments theologiques de l'ccole
d'Anselme de Laon. (Ediert bisher unbekannte Texte aus britischen
und französischen Bibliotheken, unter denen sich auch Bruchstücke au«
Kommentaren zum Kömerbrief finden.)

Nederlandsch Archief voor Kerkgeschiedenis
N. S. Bd. 3 1. 268 S. s'Oravenhage, M. Mijhoff 193 9:

D. de Man: Meister Eckehart in een middclnederlandsch Handschrift
(Beschreibung der Amsterdamer Handschrift | O 34, die echte
und unechte Zitate aus Eckehart hält.)