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Ausgabe:

1940

Spalte:

196-197

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Heilige Überlieferung 1940

Rezensent:

Heussi, Karl

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Theologische Literaturzeitung 1940 Nr. 7/8

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tieren, von dem Bickel erweist, daß es eine Art unbewußte virtuelle | liehen, meist knappen Beiträge gegeben • zunächst 2 litur-
Christiichkeit der unverbildeten Seele meint. gische: Th. K 1 a u s e r, „Taufet in lebendigem Wasser",

Wir finden ferner die Exegese einer Stelle aus der | gibt eine Geschichte des Wassergebrauchs bei der Taufe.

Die bekannten alten Zeugnisse für die Vorschrift, möglichst
fließendes Wasser zu brauchen, ergänzt er durch
Fortführung ins Mittelalter: Sitte der perfusio von oben
in Baptisterien. — Adolf Rück er schreibt über die
Kreuzzeichen in der westsyrischen Meßliturgie von Jakob
von Edessa bis zum heutigen Brauch. — Den abendlän-

eusebianischen Kirchengeschichte (Hermann Schöne)
sowie Aufsätze über humanitas bei Lactanz (Hendrik
B o 1 k e s t e i n) und den Begriff ekstasis (Fr. P f i s t e r).

Schöne wendet sich dem Einfluß griechischer Logiker und Textkritiker
auf christliche Kreise zu — Anlaß bietet ihm das 3. Fragment
gegen die Theodotianer bei Euseb KO V, 28, 13—19; Bolkestein

verfolgt die Geschichte der Bedeutungswandlung von Immanitas toi j djschen Darstellungen der Katharina von Alexandrien,

Westen bzw. der entsprechenden griechischen Worte im Osten — b s 1 A ri u • • 1i i u u a I • i vi 1 ci -r ■

zu Lactanz, für den humanitas iustitia und misericordia bedeutet. Die i deJLren Gebeine im 11. Jahrhundert III das Kloster St. Tn-

wertvolle Abhandlung von Pfister endlich erweist — gegen Rhode — nlte au mont bel Houen gebracht worden sein sollen,

als Grundbedeutung von ekstasis irgendeine seelische Veränderung, das g«ht Edmund W e i g a n d nach mit dem Ergebnis, daß

(zunächst gar nicht pathologische) Heraustreten aus dem gewöhnlichen j außerhalb dieses Klosters Darstellungen an offizieller

Zustand und verfolgt dies gerade im N.T. (vgl. Mark. 3,21 t%6tm | Stelle vor dem 13. Jahrhundert nicht zu erwarten und

er ist so anders). nicht vorhanden sind.

Wenden wir uns nun von der Philologie der Archäo- j Der Vollständigkeit halber nennen wir noch:
logie zu, so finden wir aus der ältesten Zeit eine Zusam- eine Buchbesprechung über Socks „Studien zu Lumenstellung
der wichtigsten Darstellungen des Hirsches kians de Dea Syria" in Berytus 4, 1937 von Carl Cle-
aus dem alten Orient, Europa und Eurasien durch Jo- I men als Ergänzung zu seiner Schrift über Lukian (Tcm-

seph W i e s n e r (Ausgangspunkt ist ihm ein aus Klein
asien stammender Bronzehirsch, Abbildg. Tafel 8,2).
Wertvoll vor allem der Nachweis des Einflusses der neu
aufkommenden Streitwagen, des Artemiskultes und der
innerasiatischen Reitervölker, bei denen der Hirsch auch

pel und Kult in Hierapolis).

eine Deutung der beiden Schmalseiten des Gallier-
sarkophages im Museo Mussolini (mit 2 Tafeln) durch
Ernst C u r t i u s,

einen Beitrag von Arthur Derby Nock, Conversion

kultische Bedeutung erlangte. — In die Kunst der alten and adolescence, die Mitteilung eines neuen Denkmals
Christenheit führen Aufsätze über heidnische und Christ- zum Kult der donauländischen Reiter von Oawril I.

liehe Katakomben, das Querschiff in den römischen Basiliken
sowie das Bild des guten Hirten in altchristlichen
Baptisterien, alle 3 aus großer Sachkenntnis heraus geschrieben
: so besonders die letzte Arbeit des im vorigen
Jahre verstorbenen Paul Styger, der die oft untersuchte
Herkunft der um die Mitte des 2. Jahrhunderts plötzlich
auftretenden christlichen Katakomben dadurch zu
lösen sucht, daß er eine Verbindung über das 1. Jahrhundert
, die klassische Zeit der Kremation in Roun, hinweg
zu den heidnischen Familiengrüften zieht. Hier lie-

f;e die Quelle sowohl für die jüdischen wie für die christ-
ichen Katakomben. Das Bindeglied ist das Grabrecht,
das römische Besitzer ihren Freigelassenen einräumten,
deren christliche Nachkommen dann an den ihnen über-
lassenen Stellen unterirdische Kömeterien anlegten- „Das
letzte Wort hat der Spaten" schließt Styger seinen Aufsatz
. — J. P. Kirsch baut seine Untersuchung über
das Querschiff in den stadtrömischen christlichen Basi^
liken auf 2 Voraussetzungen auf: Er scheidet streng
zwischen den verschiedenen Gegenden dies Mittelmeerraumes
sowie zwischen Kreuz- und Transeptbasilika (nur
dieser 2. Bautyp kommt hier in Frage); das Ergebnis
lautet: Nur die 3 großen fünfschiff igen Basiliken des
4. Jahrhunderts (d. s. Lateranbasilika, St. Peter im Vatikan
und St- Paul außerhalb der Mauern) haben in älterer
Zeit ein Querschiff. Erst im 9. Jahrhundert ist es als
typisches Bauelement in die römische dreischiffige Basilika
eingebürgert. Geschaffen sei diese Form im 4. Jahrh.
„aus ästhetischen und architektonischen Erwägungen des
Architekten Konstantins" — womit wir betreffs des Ursprungs
so klug sind wie zuvor. Aber zunächst ist der
Tatbestand in Rom klar. — Johannes Quasten, führt
uns endlich das Verhältnis zwischen Raumschmuck und
Liturgie vor Augen an dem Beispiel des guten Hirten
und seiner Darstellung in Baptisterien.

Der 22. (23.) Psalm schrie durch die Worte „frisches Wasser",
„Tisch", Ol förmlich nach Anwendung auf die christlichen Mysterien.
In einer kurzen Darlegung stellt der Verfasser eine solche in der Auslegung
dieses Psalmes in der alten Kirche durchweg fest, ja gelegentlich
ist sogar von einer traditio und redditio des Psalmes an und durch
die Täuflinge die Rede, vgl. die S. 237 angeführte pseudoaugustini-

Kazarow und eine Skizze von J. H. Waszink über
Tertullians cschatologische Deutung der Siebenzahl-

Schließen wir nun den Überblick über diese reiche
Geburtstagsgabe, so tun wir es mit den besten Wünschen
für die weitere Arbeit des Beschenkten.

Berlin-Niederschönhausen G. Gentz

Casel, Odo: Heilige Ueberlieferung. Ausschnitte aus der Geschichte
des Mönchtums und des Heiligen Kultes, dem hochwürdi-
gen Herrn Abte von Maria Laach Dr. theol. et jur. h. c. Ildefons
Herwegen zum silbernen Amtsjubiläum dargeboten von Freunden,
Verehrern, Schülern und in deren Auftrag gesammelt. Münster i.W.:
Aschendorff 1938. (285 S.) gr. 8°. RM 12,50; geb. RM 14,50.

Die geschmackvoll ausgestattete Festschrift enthält
sechs Beiträge zur Geschichte der Askese und des alten
Mönchtums und sieben Studien liturgiegeschichtlichen Inhalts
. Die ersten vier zeigen von neuem die Fruchtbarkeit
begriffsgeschichtlicher Untersuchungen. Der Alttesta-
mentler Lorenz Dürr (f) gibt unter dem Titel „Heilige
Vaterschaft im antiken Orient" einen Beitrag zur
Geschichte der Idee des Abbas. Er geht von dem im
asketischen Mönchtum nachweisbaren Sprachgebrauch aus,
nach dem der geistige „Vater" durch das Logion seine
geistigen „Söhne" „zeugt", verfolgt diesen Sprachgebrauch
, von da aus rückwärts gehend, zu Paulus, dem
gleichzeitigen Judentum und dem hellenistischen Mysteriendienst
und zeigt dann das Vorhandensein der gleichen
Anschauung längst vor dem Einströmen des Hellenismus
im alten Ägypten, in Babylonien und Assyrien
und im A. T. (Weisheitsliteratur; Begriff der „Prophetenschüler
"); ihren Ursprung habe sie in der alt-
orientalischen Sitte, daß der Vater den Sohn zu unterweisen
pflegte; mit dem Übergang des Unterrichts vom
leiblichen Vater auf einen Weishcitslehrer wurde das Va-
Vater-Sohn-Verhältnis auf den Lehrer und seinen Schüler
übertragen. Auch die dem Mönchsausspruch eigene „sakramentale
" Auffassung des Wortes als Offenbarungswort
weist Dürr schon im antiken Orient nach; die
Lehre galt hier in der Hauptsache dem Wege des (allerdings
noch rein physisch gefaßten) „Lebens". Hilarius
Emonds, O.S.B., „Geistlicher Kriegsdienst",

sehe Predigt (Serm. 266, 1), die auf einen Bischof von Neapel zurück- handclt uber den ' JopoS der militia spiritualis in der angehen
soll Oerade in Neapel finden sich aber im Baptister.um San Philosophie" Und hellt damit den literarischen Zll-
Giovanm in fönte vier Darstellungen des guten Hirten (abgebildet I niiwsv;|iiiit o__-jy_i
auf Tafel 6 u. 7). Darstellung und Liturgie klingen zusammen. Sind | sammenhang auf, in dem der von Benedikt von Nursia
die ähnlich in mehreren Fällen vorgebrachten Beweise auch nicht l gebrauchte Vergleich des Mönchtums mit dem Soldatenlückenlos
, so scheint das Bedeutungsvoile dieses Aufsatzes das Aus- : tum steht. Dies wird an der Hand zahlreicher Beispiele
rufezeichen zu sein: Stärkere Bemühung um Gesamtverständnis! j aus Piaton (bez. Pythagoras) Und der Stoa (bes. Seneka
Zum Schluß sei noch eine Übersicht über die rest- | und Epiktet und ihren Vorgängern) durchgeführt. Auch