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Ausgabe:

1940

Spalte:

185-186

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Humbert, Paul

Titel/Untertitel:

Études sur le récit du paradis et de la chute dans la Genèse 1940

Rezensent:

Rost, Leonhard

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 1940 Nr. 7/8

186

nauen Sinnes der Wörter von entscheidender Bedeutung ist. Der vorliegende
1. Band behandelt die Götternamcn. Sein Hauptteil bildet
die 87 Seiten und 638 Nummern umfassende alphabetische Liste der
„Götternamcn mit Determinativ", die auch Angaben über Opfer-
gaben, Kultorle, Kulthandlungen, Kultpersonen, Bewirtschaftung der
Tempelgüter und bei den wichtigeren Gottheiten noch Ausführungen
über ihre Art und Bedeutung bringt. Fünf weitere, kürzere Listen —
„Götternamen ohne Determinativ", „Wortanalyse der Götternamen", :
„Theophorische Personennamen", „Theophorische Ortsnamen", „Theo- |
phorische Gattungsnamen" — lehren das in der Hauptliste zusammengetragene
Material nach bestimmten Richtungen hin noch besser verstehen
, und eine abschließende „Zusammenfassung" handelt vom Pantheon
in Ur III: von altererbten, neu aufgekommenen und aus der j
Fremde übernommenen Gottheiten sowie von ihren Tempeln. Das von ;
grolier Gelehrsamkeit und unermüdlichem Fleiß zeugende Werk, das !
in erster Linie den Sumerologen und Sprachwissenschaftler angeht,
aber als Darbietung von Texten mit religiös-kultischem Einschlag schon
damit auch den Religionshistoriker zu Dank verpflichtet, gibt diesem
darüber hinaus in der Schluß-Zusammenfassung und mehr noch in
der Liste I beigegebenen Charakterisierung der wichtigeren Gottheiten i
— des Adad, der Bau, des Dagan, der Innina usw. — bedeutsame
Fingerzeige für die Auswertung des reichen Materials.

Halle a. S. Otto Eißf eldt

Fröbe-Kapteyn, Olga: Eranos-Jahrbuch 1938. Vorträge !
über Gestalt und Kult der „Großen Mutter" hrsg. Zürich: Rhein- ■
Verlag 193Q. (494 S., zahlr. Abb. auf Taf.) 8°. RM 12—.

Wenn man den Blick im weiten Umkreis der Reli- !
gionsgeschichte umherschweifen läßt, gibt es fast kein j
größeres Wunder als daß das Bekenntnis der christlichen j
Kirche anhebt mit der Aussprache: Ich glaube an Gott
den Vater. So universell ist die Verehrung der göttlichen
Mutter, so tief verwurzelt in der menschlichen
Existenz, so sehr entspricht sie der menschlichen Sehnsucht
, der bewußten wie auch der vorbewußten, daß eine
Religion, die den Vater bekennt, damit der Hauptströ- j
mung der religiösen Kräfte einen entschiedenen Widerstand
entgegensetzt. In den vorliegenden Vorträgen, die j
auf der „Eranos-Tagung" des Jahres 1935 in Ascona gehalten
wurden, haben sich ein Vertreter der allgemeinen
Religionsgeschichte (Przyluski), ein solcher der griechischen
Religionsgeschichte (Picard), ein Semitist i
(V i ro 11 e a u d), ein Islamist (Mas sign on), ein In-
dologe (Heinrich Zimmer), ein Keltologe (Col- |
lum), ein Kirchenhistoriker (Buonaiuti), ein Psycho-
löge (Jung) und G. R. Heyer, der das Thema mehr
allgemein betrachtet, zusammengetan. So ist ein großartiges
Bild vom Wesen der Mutter entstanden, wie ein
Einzelner es kaum zu zeichnen vermocht hätte. Ich hebe
besonders die Vorträge von Picard, Massignon,
Zimmer und Buonaiuti hervor. Letzterer zeigt wie j
die Mutterverehrung im Marienkult auch in die christliche
Kirche siegreich eingedrungen ist. Ein Buch, das j
jeder Theologe und Religionshistoriker, aber auch jeder,
der sich für die Problematik des religiösen Lebens in- |
teressiert, lesen sollte.

Groningen G. van der Leeuw

ALTES TESTAMENT

Humbert, Prof. Paul: Etudes sur le recit du paradis et de la
chute dans la Genese. Netichätel: Secrdtariat de l'universitd 1940.
(193 S ) gr 8° = Memoires de l'universitd de Neuchätel. T. XIV.

Fr. 7.50.

Eine gedankenreiche Untersuchung, die in schließlich
fast dithyrambischen Worten gipfelt, legt der Schweizer
Alttestamentler in seinen Studien zur Erzählung von Paradies
und Sündenfall in der Genesis vor. Er verwahrt
sich eingangs dagegen, von ihm eine erschöpfende Behandlung
aller Probleme, die sich an die ersten drei Ka- |
pitel der Genesis knüpfen, zu erwarten. Denn er wolle
nur einzelne Probleme herausgreifen. Die Kritik wird j
auf diese Begrenzung Rücksicht nehmen müssen, wenn
etwa die ganzen Fragenzusammenhänge, wie sie die j
ätiologischen Antworten der jahwistischen Erzählung erregen
, unberücksichtigt bleiben. Was will nun Humbert?
In einem ersten Kapitel geht er dem Problem der Dou- |

bletten in Gen. 2 und 3 nach, indem er sie sorgfältig
und mit philologischer Akribie untersucht. Er kommt zu
dem Schluß, daß an wirklichen Doubletten nur 2, 8 und
2,9; 2,8 und 2,15 und 2,10—14 übrig bleiben, wocei
freilich 2,10—14 übereinstimmend als Sonderstück angesehen
werde. Man wird den Darlegungen hier gerne
folgen. Unbefriedigend bleibt die Erklärung des ~n als
einer Flut, während nach dem oft zitierten G. Dalman,
Arbeit und Sitte I, 217 eher an Dampf und wahrscheinlich
an den im August und September starken Taut all
in Palästina gedacht werden müßte. Auch die Ausführung
über die doppelte Bekleidung des Menschen
(S. 40f.) scheinen mir einer Berichtigung zu bedürfen.

Das 2. Kapitel stellt unter der Überschrift Schöpfungsmythus
und Paradiesinythus die These auf, da3
in Gen. 2,4 bis 3, 24 zwei Mythen zusammengearbeitet
sind, von denen der Schöpfungsmythus in 2, 4 b—7. 9 a.
15) (statt rw pn lies mit Begrich nrn«a), 18—24;
3,20 erkennbar sei, während der Paradiesmythus 2,8.
9b (ohne Lebensbaum) 16. 17. 25; 3,1—19. 21—24 umfasse
.

Während der Schöpfungsmythus die iTOTK, also das
anbaufähige Kulturland kenne und die Menschen als
von Anfang an mit Unterscheidungsvermögen und Wissen
ausgestattet ansehe, sei der Schauplatz der Handlung
im Paradiesmythus ein Garten in der Steppe und der
Mensch sei zwar als erwachsen, aber in kindlicher Unbefangenheit
und Unwissenheit dargestellt. Der Jahwist
habe die ihm geeignet scheinenden Stücke des Schöpfungsmythus
aufgegriffen und mit seinem Paradiesmythus
zu der heutigen Einheit zusammengeschweißt.
Hier erregt die starke Gegenüberstellung von natu
und p Bedenken. A. Brock-Utne, der Gottesgarten,
Oslo 1936 hätte Humbert zeigen können, daß der Palä-
stiner die üartenkultur besonders in der Gegend südlich
Bethlehem, aber auch in anderen Teilen des Kulturlandes
(naiN) kennt und den Garten durchaus nicht in
der Steppe suchen muß. Wenn also der Garten ursprünglich
in der Steppe (edinu) beheimatet war, so hat
ihn doch J. mit so viel palästinischem Lokalkolorit erfüllt
, daß er für ihn als Garten im Kulturland anzusehen
ist. Kap. 3 untersucht gründlich die „Erkenntnis des
Guten und Bösen" an Hand des gesamten alttestament-
lichen Materials und sieht darin „das Wissen um alles"
vom Guten bis zum Bösen hin. Zu gering wird aber
m. E. die in dieser Formel vorliegende Unterscheidung
der Erkenntnisgegenstände in ihrer Zugehörigkeit zu
zwei einander entgegengesetzten Gruppen gewertet. Dann
wird über Sterblichkeit und Unsterblichkeit des ersten
Menschen gesprochen und die „gemischte" These vertreten
, daß der erste Mensch kraft seiner Herkunft aus
dem Staub des Ackerbodens zur Sterblichkeit veranlagt
gewesen sei, aber durch seinen Gehorsam den göttlichen
Anordnungen gegenüber von Gott als Gnadengabe v ielleicht
die Unsterblichkeit hätte erlangen können, jedoch
durch seinen Ungehorsam endgültig zum Tode bestimmt
worden sei. Kapitel 5 untersucht anschließend die Imago
Dei im Alten Testament- Ausgehend von Calvins Anschauung
wird gezeigt, daß die These von einer Veränderung
der Imago Dei durch den Sündenfall keine Grundlage
im A. T. habe. Beachtlich scheinen mir hier vor
allem die Ausführungen über obx und mm zu sein.

Ein Schlußabschnitt faßt die verschiedenen Thesen
zu einem anschaulichen Gesamtbild zusammen. Die sorgfältige
und weithin besonnene Arbeit erfordert Berücksichtigung
bei jeder künftigen Untersuchung über die ersten
drei Kapitel der Genesis.

Greifswald Leonhard Rost

Jansen, H. Ludin: Die spätjüdische Psalmendichtung. Ihr
Entstehungskreis und ihr „Sitz im Leben". Eine literaturge-
schichtlich-soziologische Untersuchung. Oslo: J. Dybwad in Komm.
1937. (VIII, 147 S.) 4° = Skrifter utgitt av det Norske Viden-
skaps-Academi in Oslo, II. Hist.-Filos. Klasse. 1937. No. 3. Kr.10—.

Aufgabe der breitangelegten, fast behäbig geschrieinen
, dabei gründlichen und sorgfältigen Arbeit ist es,