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Ausgabe:

1939 Nr. 4

Spalte:

128-130

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Werden und Wesen des Alten Testaments 1939

Rezensent:

Beer, Georg

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127

Theologische Literaturzeitung 1939 Nr. 4

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einmal angedeutet werden. Unsere Aufgabe ist nicht
die philologische Kritik, sondern die religionswissenschaftliche
Anzeige. Dabei möchten wir aber nicht unsere
Mitfreude an dem frischen Stil und der breitausladenden
Architektur des weiten Werkes unterdrücken, die
den Leser durch ihre Spannung trägt, wenn er in der
detaillierten Untersuchung zu versinken droht.
Riga R. Abramowski

Bidez, Joseph, et Franz Cumont: Les tnages hell6nis&>.

Zoroastre, Ostarles et Hystaspe d'apres la tradition grecque. 2 tomes-
Paris: Socidte" d'Editions „Les Beiles Lettres" 1938. (XII u. 297,
412 S.) gr. 8°.

Die beiden ausgezeichneten belgischen Gelehrten, die
als Verfasser dieses Werkes zeichnen, haben es nach
der Vorrede zu ihm in der Tat gemeinsam verfaßt;
nur stammen die Ausführungen über Ostanes im wesentlichen
von Bidez, die Hystaspes betreffenden von
Cumont. Der 2. Band enthält die in Betracht kommenden
Texte in mustergültiger Rezension und versehen
mit außerordentlich reichhaltigen Anmerkungen; der 1.
gibt eine Einleitung dazu, über die hier allein etwas
ausführlicher berichtet werden kann.

Dabei behandeln die Verf. immer zuerst die griechischen und lateinischen
Nachrichten, die wir über die angeblichen Urheber der ihren
Namen tragenden Schriften haben, und so zunächst und besonders ausführlich
— ausführlicher auch, als das bisher von andrer Seite geschehen
war — diejenigen Nachrichten, die sich auf Leben und Lehre
Zoroasters beziehen. Ja dafür werden auch armenische und syrische
Schriftsteller herangezogen, von denen namentlich die letzteren denselben
späteren, von der babylonischen Religion beeinflußten Mazdaismus, bzw.
den Zervanismus kannten. Im übrigen wird dieser nicht bei Plutarch,
wie Benveniste wollte, sondern nach Eudoxos von Rhodos erst wieder
bei Antiochos I. von Commagene und in den Mithrasmysterien, sowie
dann in einem Zusatz zu dem iranischen Bundahisn und in verschiedenen
Pehlevi-Schriften, die ihn zum Teil bekämpfen, nachgewiesen ;
wenn es später (S. 132 f.) heißt, er sei unter den Sassaniden Staatsreligion
gewesen, so stimmt das allerdings wohl nicht ganz damit überein.
Eine Zoroaster untergeschobene Schrift verfaßte dann nach Plutarch
(adv. Colot. 14) zuerst Herakleides, ja Hermippos kannte nach Plinius
(h. n. XXX, 2, 4) eine Sammlung solcher (denn um sie handelt es sich
bei ihm) im Umfang von 2 Millionen Zeilen. Unter den uns genauer
bekannten von diesen Schriften behandeln die Verf. zunächst die von
ihnen sogenannten heiligen Bücher und unter ihnen wieder an erster
Stelle den Hymnus, den nach Dio Chrysostomos (or. 36, 39 ff.) Zoroaster
gesungen hätte. Wenn sie dabei die hier (§ 48) begegnende Zusammenstellung
des Weltuntergangs durch Feuer mit dem Mythus von Phaethon
durch einen Hinweis auf das neuentdeckte Mithrasrelief von Dieburg als
in diesen Mysterien üblich zu erweisen suchen, so ist das freilich unbegründet
: das Relief stellt, wie Saxl (Mithras 78, 4) sagt, „die Investitur
des Mithras als des neuen Helios" dar. Aber sonst kann man den
Ausführungen der Verf. über weitere Hinweise auf Zoroaster untergeschobene
religiöse Schriften ebenso zustimmen, wie denjenigen über
solche Schriften anderen Inhalts, auf die ich als hier weniger interessierend
doch nicht näher eingehen möchte — über die in den Pseudo-
klementinen, von den Sethianern und Prodikianern und in dem Leben
Plotins von Porphyrios zitierten pseudozoroastrischen Schriften, sowie
über die von Psellos und Plethon Zoroaster zugeschriebnen oracula
chaldaica sprechen die Verf. selbst nicht genauer.

Weiterhin zeigen sie, daß Ostanes, der Xerxes auf seinem Zug gegen
Griechenland begleitet haben sollte, zunächst keine griechischen
Schriften untergeschoben wurden, daß aber eine solche wohl von Cos-
mas von Jerusalem und schon von Minucius Felix, Cyprian und Porphyrios
benutzt worden ist. Tertullian führt ferner (de anima 55) u. a.
auf Ostanes die auch bei Vergil und Lukian sich findende Vorstellung
zurück, daß manche Verstorbene nicht in die Unterwelt kommen und
daher, solange sie nicht die ihnen ursprünglich bestimmte Lebensdauer
erreicht haben, beschworen werden können; aber auch nur, daß diese
Anschauung tatsächlich aus dem Orient stammt, scheint mir damit, daß
Cumont auf Cypern, in Kleinasien und noch in Nisibis Gräber von
frühzeitig oder durch Gewalt gestorbenen nachgewiesen hat, auf denen
die Sonne als Rächerin angerufen wird, noch nicht erwiesen zu sein.
Denn das ist etwas Anderes, und auch die sonstigen von den Verf. angeführten
Gründe können einen solchen Ursprung der Vorstellung deshalb
wohl noch nicht beweisen, weil sie überall dort, wo man sich vor
den Toten fürchtete und sie beschwören zu können glaubte, besonders
nahe lag. Auf die Ostanes zugeschriebenen Untersuchungen über Tiere,
Kräuter, Steine, sowie die Alchemie gehe ich wieder nicht näher ein,
und ebensowenig auf seinen angeblichen Brief an Petasios, denjenigen
Demokrits an Leukippos und die Hinweise auch auf Ostanes untergeschobene
Schriften bei syrischen und armenischen Autoren, von denen
die Verf. in einem Anhang sprechen.

Was endlich Hystaspes angeht, so unterscheiden sie im Gegen-
I satz auch zu einigen neueren Gelehrten und gewiß mit Recht,
j wie übrigens nach ihrer Darlegung noch Dio Chrysostomos und der
Scholiast zum eisten Alkibiades, den Vater Darius' I. von dem gleich-
| namigen Gönner Zarathustras und zeigen vor allem, daß die Hystaspes
j unter der entgegengesetzten Voraussetzung zugeschriebene, in Wahrheit
! aber, wie schon Windisch und Ganschinietz bewiesen hatten, von einem
[ Hellenisten im 1. vor- oder nachchristlichen Jahrhundert verfaßte und
von Lactantius weithin benutzte Apokalypse noch mehr, als Windisch gesehen
hatte, mit der Lehre der Magier und dem spätem Mazdaismus
übereinstimmt. Daß auch das Hystaspes untergeschobne Buch der Weis-
i heit nicht nur auf syrisch, sondern zunächst auf griechisch existierte und
mit der eben erwähnten Apokalypse identisch war, können wir nach den
Verf. nicht mit Bestimmtheit bestreiten ; als eher wahrscheinlich bezeichnen
sie es, daß aus ihr die astrologischen Spekulationen stammten, die Lydus
1 (de mens. II, 4) außer Zoroaster auch Hystaspes zuschreibt. In einem
Anhang, der sich nicht anf diesen, sondern die hellenisierten Magier
überhaupt bezieht, zeigen die Verf. zunächst, daß das Scholion des Lactantius
Placidus zu Statins (Theb. IV, 515) und zum Teil auch eine
I Notiz bei Suidas s. v. Ti)Q(jr|Via auf den Mazdaismus zurückgeht, dann,
i daß ebenso vielleicht Empedokles und jedenfalls die Umgebung des
Aristoxenos von ihm beeinflußt war. Von den übrigen Bemerkungen der
I Verf. über Hekataios von Abdera und eine alchemistische Formel kann
ich hier wieder nicht reden, sondern betone nur zum Schluß noch, daß
das ganze Werk der beiden Verf., dessen Wert durch die kleinen, im
Vorstehenden gemachten Ausstellungen natürlich in keiner Weise eingeschränkt
werden sollte, in jeder Beziehung den allerhöchsten Anforderungen
entspricht und so für das in ihm behandelte Gebiet als schlechthin
maßgebend gelten kann.

Bonn Carl C1 e m e n

ALTES TESTAMENT

Werden und Wesen des Alten Testaments. Vorträge, geh. auf der
I Int. Tagung Alttest. Forscher zu Göttingen vom 4.—10. Sept. 1935.
Herausg. von Paul Volz, Friedr. Stummer u. Job. Hempel.
Berlin : A. Töpelmann 1936. (VIII, 240 S.) 8° = Beihefte zur Zeitschrift
f. d. Alttest. Wissenschaft, 66. RM 12—.

Die Zahl der hier zusammengefaßten at.liehen Vorträge
beträgt 22. Die Versammlung war international
und interkonfessionell: Es beteiligten sich Engländer,
Franzosen, Italiener, Holländer, Schweden, Finnländer
und Deutsche; Protestanten und Katholiken. Das ist ein
gutes Zeichen. Wahre Wissenschaft, das gilt auch von
der Theologie, überbrückt die Schranken der Völker
und Konfessionen. Die Publikation zeigt einen regen Betrieb
in allen Teilen der at.lichen Wissenschaft. Vielleicht
wären mehr aktuelle Themata zu wünschen gewesen
. Eigentlich sind sie nur von E i ß f e 1 d t und
Weiser in Angriff genommen.

Über die für die Erforschung der Frühzeit Palästinas
wichtigen Ausgrabungen von Telelät Ghassul
(„in der Nähe des toten Meeres nicht weit von großen
Dolmenfeldern und megalithischen Orabanlageii") verbreitet
sich Bea. Vorherrschend ist die Steinkultur.
Eine größte Überraschung waren die 1931/3 bloßgelegten
Wandmalereien. Alt findet historisch zuverlässiges
Material über Josua in Jos. 10,1 — 15. 17,14 ff. und
24. Daraus ergibt sich das ansprechende Bild: Josua
der zu Efraim gehörende charismatische Heerführer,
der Schlichter in Stammfehden und der Einiger der
Stämme um das Heiligtum von Sichern. Über Grabungen
auf dem Teil en-Nasbeh (s. ö. von Rama und
I nördlich von Jerusalem) berichtet Bade. Die Festung
j daselbst mag ca. 900 erbaut worden sein. Th. R o b i n-
s o n's Untersuchung gilt den aus dem Metrum herausfallenden
Worten wie z. B. 1) Formen von na* (z. B.
| "mvb Am. 8, 5), oder 2) Exklamationen wie Vip Jer. 3, 21;
1 3) pronominalen Elementen z. B. Ps. 73, 23 ^«i oder 4)
Fragworten z. B. Jer. 8,5 Rudolph will Ex. 19
| bis 34 nur J und P, jedoch keinen E als Quelle dulden.
; Aber Ex. 24,9—11 hat Masora und LXX „Elohim". Wie
allgemein angenommen, ist der Text nicht von P. Warum
soll dann aber grade J hier plötzlich „Elohim" wählen?
Daß wir uns in der Deutung des „Knechtes" bei Jes. II
i und des Ichs in den W wieder Smends Aufsatz „Das
j Ich der " annähern, kann der schöne Beitrag von
I H. Wh. Robinson lehren. Nach Begrich ist die
I Tora ursprünglich nur Zubehör der Priester gewesen