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Ausgabe:

1939 Nr. 1

Spalte:

28-29

Autor/Hrsg.:

Herntrich, Volkmar

Titel/Untertitel:

Christus der Herr 1939

Rezensent:

Schneider, Johannes

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Theologische Literaturzeitung 1939 Nr. 1.

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aufgegeben, wie sie etwa im Prolog des Johannesevangeliums
, in Kol. 1 u. a. ausgesprochen sind
und die von einem umfassenden und alles durchdringendem
Wirken des Christus wissen. Das schafft
aber auch Wahrheit in den Religionen. Sie wird da ergriffen
, wo Menschen, im Gewissen von den wirkenden
Kräften Gottes erfaßt, in Ehrfurcht still und fromm werden
. Nur der intellektualisierte Glaubensbegriff sagt angesichts
dieser Phänomene „Nirgends außerhalb der Bibel
findet sich in der Religionsgeschichte auch nur die
Erkenntnis eines Schöpfers im wirklichen Verständnis,
eines Schöpfers, der alles aus dem Nichts aus freiem Willen
geschaffen hat." (S. 13). Man kann diese Einsicht,
die übrigens nicht die einzige biblische und dazu noch
eine sehr späte ist, haben und kann doch dem im Schöpfungsglauben
ausgesagten Lebensgeheimnis der Schöpfung
viel ferner sein als es etwa die goethesche Naturfrömmigkeit
ist, der das Schaudern der Menschheit bestes
Teil ist. Die Einheit Gottes glauben auch Dämonen
und zittern! Nicht auf Einsichten, sondern auf die lebendige
Erfaßtheit durch Gott, aus der Lebensbewegung
und Lebensführung entsteht, kommt es an. Und sie
steht unter der Verheißung: „Wer aus der Wahrheit
ist, der höret meine Stimme." Selbstverständlich wird
eine bloße Naturfrömmigkeit etwa durch Naturkatastrophen
immer wieder in Frage gestellt und kann nicht
genügen. Aber sie hat Wahrheitsgehalt und ist nicht
mit dem Verdikt „Irrtum, Schuld, Verlorenheit" abzutun.
Eben weil wir an das Wirken Gottes durch Christus in
der Fülle des Lebens glauben, können wir uns nicht aus
der Verpflichtung vor dem deutschen Geistesleben lösen
und auch die letzten und leisesten Bindungen abstoßen,
können nicht wie Echternach überall die Auswirkung
des Fluches von 1. Mos. 11 erblicken und von daher
unser Geschichtsverständnis bestimmen lassen, mühen
uns vielmehr um eine Theologie, die, dem
deutschen Geistesleben m i t v e r p f 1 i c h t e t,
der Wahrheit, wie sie GottesWirken durchzieht
und in Jesus Christus Gestalt geworden
ist, dient.

Jena. Walter G r u n d m a n n.

Frey, Dr. Arthur: Der Kampf der evangelischen Kirche in
Deutschland und seine allgemeine Bedeutung. Zollikon: Verlag
der Evang. Buchhandlung [o. J.] (195 S.) 8°. Schw. Fr. 4.50; geb. 5.50.
Der Verfasser, Nationalökonom und Leiter des
Schweizer evangelischen Pressedienstes, versucht eine
Darstellung des deutschen Kirchenstreites, die sowohl
den Tatsachen wie den geistesgeschichtlichen Hintergründen
gerecht werde. So gibt er zunächst einen Überblick
über die Geschichte der evangelischen Theologie Deutschlands
, durch den er zeigen will, daß sie je länger desto
mehr anstelle des Wortes Gottes den „Glauben an
den Menschen und an das Volk" gelehrt habe. Sodann
folgt eine Schilderung des Nationalsozialismus, des Mythus
und des Deutschglaubens; darauf gelangt er endlich
zu dem eigentlichen Kirchenkampf, dessen „allgemeine
Bedeutung" namentlich im Hinblick auf die Schweiz am
Schluß noch einmal zusammenfassend erläutert wird.
Das Buch ist flüssig und klar geschrieben und liest sich
gut; aber auf historische Bedeutung kann es keinen
Anspruch machen. Es ist im Grunde nichts anderes als
eine Beleuchtung des Gegenstandes vom Standpunkte
Karl Barths aus (der dem Buche auch ein Vorwort mitgegeben
hat). So finden sich nicht nur einzelne Schiefheiten
und Irrtümer in großer Zahl (bis hin zu der grotesken
Behauptung, das prächtige Lied Schenkendorfs
„Wenn alle untreu werden . . ." sei die neu^deutsch-
gläubige Umdichtung eines Kirchenliedes!), sondern das
Gesamtbild wird völlig einseitig und daher irreführend.
Wie schwer ist es doch für einen Ausländer, die deutschen
Dinge auch nur annähernd richtig zu sehen!
Berlin-Lichterfelde. Hans Schlemmer.

j Frey tag, Dr. Walter: Die deutsche evangelische Heidenmission
. Jahrbuch 1938 der vereinigten deutschen Missionskonfereri-
zen. In ihrem Auftrage hrsg. Hamburg 13: Verlag der Deutschen
Evangelischen Missionshilfe (120 S.) 8°. RM 1—.

Die früheren Jahrgänge dieses Missionsjahrbuches
sind von mir immer sehr warm gelobt worden. So darf
ich vielleicht dies Mal, ohne Ärgernis zu erregen, auch
ein wenig Kritik üben. Auch das vorliegende Jahrbuch
| enthält allerlei Anregendes. Das steht außer allem Zwei-
j fei. Namentlich Dr. Freytags Aufsatz über das Werden
j einer bodenständigen Kirche auf dem Missionsfelde ist
| ansprechend und lehrreich. Dasselbe gilt von Dr. Freytags
Rundschau über die Arbeit der deutschen Missionen
im vergangenen Jahre. Diese Rundschau sollte,
das ist mein erster Wunsch, erheblich vergrößert werden.
Das Jahrbuch ist doch in erster Linie für Pfarrer be-
| stimmt. Die Pfarrer können nicht alle Missionsblätter
lesen, wollen aber gern den Verlauf der ganzen deutschen
Missionsarbeit verfolgen. Dazu soll ihnen diese Rundschau
helfen. In der jetzigen Form ist sie aber dazu
zu kurz. Diese Rundschau ist wichtiger als manche
Aufsätze. Mein zweiter Wunsch ist, es möchte die Arbeit
[ an den Völkern mit hoher Kultur stärker zur Geltung
< kommen, und zwar gerade die Arbeit nicht an den un-
j tersten Schichten in diesen Völkern, sondern die Arbeit
an ihren entscheidenden, höheren Klassen, sowie
i die Auseinandersetzung mit den hohen Religionen, um
; die es sich dort doch handelt. Wenn auch manchmal
von diesen Ländern die Rede ist, so doch in der
| Regel so, daß der doch tatsächlich vorhandene, sehr
j große Unterschied zwischen den Völkern Afrikas und
der Südsee einerseits und den hohen Kulturvölkern andererseits
nicht genug heraustritt. Die deutsche Mission
ist ja leider, trotz aller ihrer hohen Leistungen und
! Verdienste, die niemand verkennen will, recht einseitig
| auf die primitiven Völker und auf die unteren Schichten
in den Kulturvölkern eingestellt. Das macht es oft
so schwer, in gebildeten Kreisen für die Mission zu
v/erben. Auch dies Jahrbuch bekommt man, wenn man
es Freunden gibt, mit einer gewissen Enttäuschung zurückgereicht
. Warum ist z. B. in diesem Jahrbuch nicht
der Japan-China-Konflikt unter ganz großzügigen Ge-
I sichtspunkten besprochen worden? In der Art, wie die
I Mission als geistige Bewegung im großen allgemeinen
j Weltgeschehen gewürdigt wird, sind die Angelsachsen
uns in ihren Schriften überlegen. Es würde, wenn dieser
größere Zug in die Missionsschriften hineinkäme,
| das auch der Heimat-Werbearbeit zugute kommen, die
' eben doch auch heute noch ein wenig an Enge leidet,
auch in den Großstädten. Dies alles ist wahrhaftig
j nicht als Nörgelsucht gesagt, sondern aus dem heißen
I Wunsch, es möchte dies wichtige Jahrbuch die denkbar
beste Vollendung erreichen, um der deutschen Mission
j den denkbar besten Dienst zu tum.

I Berlin._Johannes Witte.

Herntrich, Volkmar: Christus der Herr. Vom Christusbekenntnis
der^Kirche in unserer Zeit. Gütersloh: C. Bertelsmann 1937. (120 S.>
8°. ~ RM 2.50.

Die aus Vorträgen hervorgegangene Schrift behandelt
in praktisch volkstümlicher Form Grundfragen des
Glaubens. Der Verfasser geht bei der Behandlung der
Themen („Jesus Christus, Knecht und Herr", „Das
Evangelium und die Erbsünde", „Jesus Christus, wah-
| rer Gott und wahrer Mensch", „Die Bedeutung des
Alten Testamentes für unseren Glauben an Christus",
„Der Auftrag der Kirche") von dem Bekenntnis der
Kirche aus. Die wissenschaftliche Problematik tritt völlig
in den Hintergrund. Der Verfasser sieht seine Aufgabe
einzig und allein darin, dem modernen Menschen
im geistigen Ringen der Gegenwart die Lehre der Kirche
I nahe zu bringen. Sein Buch ist ein Zeugnis- und Be-
[ kenntnisbuch. Vom Standpunkt neutestamentlicher Erkenntnis
aus wären manche Einwände gegen einzelne
Aufstellungen des Verfassers zu machen. Das gilt besonders
von seinen Ausführungen über die Kirche. Ich