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Ausgabe:

1939 Nr. 1

Spalte:

24

Autor/Hrsg.:

Leidhold, Arthur

Titel/Untertitel:

D. Ludwig Ihmels, der Gottesmann und Bischof 1939

Rezensent:

Feltrup, ...

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Theologische Literaturzeitung 1939 Nr. 1.

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Das Buch R.'s zeigt, wieviel noch aus der gründ- I das Problem in seinem ganzen Umfange aufzurollen,
liehen Erforschung der örtlichen Theologiegeschichte zu ! muß man die spezielle Basis (und natürlich auch die
lernen ist, auch wenn es dabei durchaus um Männer ' religiöse Position) der vorliegenden Arbeit verlassen
zweiten und dritten Ranges geht. Für die Aufhellung der und zusehen, wie sich für Pascal das Verhältnis von
Gesamtentwicklung ist mit einer solchen Arbeit ein wert- Denken und Glauben überhaupt darstellt. Darüber hat
voller Beitrag geleistet. für mein Empfinden bisher am besten J. Laporte in

Berlin.__Otto Lerche. seiner Arbeit über Le coeur et la raison selon Pascal

Seidmann, Ludwig Elias: Pascal und das Alte Testament. ! (Revue Philosophique 1927) gehandelt. Man wird also
Breslau: M. & H.Marcus 1937. (in, 128 s.) 8°. RM 5—. I gut daran tun, Seidmanns Darstellung in den Zusammen-

Kaum ein Buch der letzten Jahre hat unser Pascal- hang dieser Studie einmünden zu lassen.
Verständnis so gefördert wie die große Arbeit J. Lher- So sehr es in der vorliegenden Arbeit um Pascal

mets über Pascal et la Bible (Paris 1931). Wir wissen
nun besser als vorher, daß Leben, Sprache, christliche
Eigenart und apologetische Versuche des Verfassers der

geht, sie hat doch auch ein sehr aktuelles Interesse,
insofern sie eben an Pascal die uns gegenwärtig bewegende
Frage nach der Möglichkeit, dem Sinn und

Pensees garnicht zu fassen sind, wenn man Einfluß und | den Grenzen einer heilsgeschichtlichen Ausdeutung des

Rolle der Bibel übersieht oder verkürzt. In der vorlie- i Alten Testamentes vom Standpunkt des Neuen aus sicht-

genden Untersuchung schneidet Seidmann aus dem Ge- j bar werden läßt.

samtthema ein Sondergebiet heraus. Lhermet, so argu- Ein Paar Kleinigkeiten: S. 23. Der Satz Toujours le

mentiert er, hat in seinem Werke das Alte Testament ! vrai prevaut en miracles des Fragmentes 828 wird

als Teil der einen Bibel, er hat es nicht für sich be- ' durch die ungeschickte Paraphrase Seidmanns („Bei allen
trachtet. Anders ausgedrückt: er hat die christliche Po- Streitfällen in der Bibel, bei denen das Wunder eine

sition dem Alten Testament gegenüber als selbstver- . Rolle spielt, siegt immer der, der im Besitz des echten

ständliche Voraussetzung hingenommen. Demgegenüber | Wunders ist") reichlich verunklärt. — S. 126 wird Fragsoll
Pascals Verständnis des Alten Testamentes nun ment 737 irrtumlich als Nr. 730 angeführt. — Im Li-
gerade vom Standpunkt des Alten Testamentes selbst, teraturverzeichnis vermißt man S. Antoniadis: Pascal tra-
vom Standpunkt des Juden aus also dargestellt werden, dueteur de la Bible, Leiden 1930.

Gang und Ergebnis der Untersuchung lassen sich in j Marburga. d. L. w. Kalthoff.

Kürze so umreißen: 1. Pascals Interesse an der nackten

geschichtlichen Wirklichkeit des Alten Testamentes und Leidhold, Arthur: D.Ludwig Ihmels, der Gottesmann und

der Juden ist sehr gering. Entsprechend gering sind Bischof. Erlangen: Martin Luther-Verlag 1938. (59 s.) gr. 8° =

darum auch seine Kenntnisse. — 2. Pascal ist von vorn- Väter der lutherischen Kirche. Bd. 6. Kart. RM 2.40.

herein darauf aus, im Alten Testament Beweisstücke I Es könnte bedenklich erscheinen, daß wenige Jahre

für die Wahrheit des Christentums zu finden. Im Sinne | nach seinem Tode — L. Ihmels starb am 7. Juni 1933 —

des Figurensystems gelten ihm alttestamentliche Ereig- ein Lebensbild des sächsischen Landesbischofs veröffent-

nisse und Gestalten als vorbildliche Entsprechungen der
neutestamentlichen. Mit besonderer Aufmerksamkeit verweilt
er bei den messianischen Weissagungen der Propheten
. In der göttlichen Wahrheit des Prophetenwortes

licht wird. Für eine ausführliche Biographie wäre in
der Tat der zeitliche Abstand wohl zu gering, selbst
dann, wenn man in I. den Vertreter einer nun versunkenen
Epoche sehen würde. Die Aufgabe, die sich

ist ihm zugleich die Blindheit und Verworfenheit der j der Verfasser gestellt hat, ist viel anspruchsloser. Er

Juden mitgegeben. — 3. Das apologetische Interesse am I gibt einen Überblick über den Werdegang und das Le-

Alten Testament, von dem sich Pascal bestimmen läßt, benswerk des einstigen ostfriesischen Pastors, der, nach

tritt deutlich zutage bei seinen Übersetzungsversuchen. 1 kurzer Wirksamkeit als Studiendirektor in Loccum, als

Seidmann analysiert eingehend und scharfsinnig die wich- Professor in Erlangen und Leipzig eine reich gesegnete

tigen Stücke, welche in den Fragmenten 713 und 726 1 Lehrtätigkeit entfaltete und dann als sächsischer Landes-

der Pensees zusammengefaßt sind. Anhand einer im- ; bischof in schwerster Zeit weit über Deutschlands Gren-

manenten Exegese der Vorlage und des nachfolgenden | zen hinaus als einer der bedeutendsten Führer des

Vergleiches mit dem Pascal-Text weist er die Art und Luthertums bekannt wurde. Dabei gelingt es dem Ver-

auch die Unstatthaftigkeit der apologetischen Verwen- | fasser, ein anschauliches, lebensvolles Bild zu zeichnen,

düng und Ausdeutung nach. Er rühmt die sprachliche ; das auf gedrängtem Raum einen wirklichen Eindruck von

Meisterschaft der Übertragung, die sich am großartigsten
im 49. Jesajakapitel offenbart. „Pascals Werk reicht
fast an die grandiose sprachschöpferische Leistung heran
, die Luther durch seine Bibelübersetzung für die
deutsche Sprache vollbrachte" (77). Nun sind Pascals
Übertragungen aber nicht nur ein stilistisches Wunderwerk
. Sie tun auf eine eindrucksvolle Weise auch etwas
von seiner religiösen Leidenschaft dar. „Diese Übertragung
(von Jes. 49) ist in der Tat eine prophetische
Vision, die wohl aus Jesaja heraus geboren wurde,
die aber in Pascals glühender Seele in ihrer vollsten
Unmittelbarkeit und Erschütterung ihre Wiedergeburt
erlebte und die in neuer Gestalt das Ohr des Lauschenden
anspricht, packt und mitreißt" (103).

So steht Seidmann schließlich, bewundernd und ergriffen
, vor dem „großen Christen" Pascal, dessen apologetischen
Versuch er als gescheitert bezeichnet. Gescheitert
: weil das Beweisverfahren als solches am Beweismaterial
keine zwingende Handhabe hat. Daß es
bei Pascal im Zusammenhang einer augustinisch-jan-
senistischen Gnadentheorie steht, weiß Seidmann natürlich
sehr genau, und er sagt es ausdrücklich. Aber das
kann er nicht als apologetische Stringenz anerkennen.
Es genügt ihm, am Sonderthema des Alten Testamentes
das Grundproblem des Pascal'schen Versuches einer Ver

der Persönlichkeit I.s vermittelt. Dazu dienen nicht zuletzt
zahlreiche Zitate aus zum Teil ungedruckten Quellen
, in denen I. selbst zu Worte kommt, und persönliche
Zeugnisse von solchen, denen [. auf ihrem Lebensweg,
besonders als geistlicher Führer und Seelsorger, begegnet
ist. Das Büchlein ist ein schlichtes Zeugnis
dankbarer Liebe und Verehrung und wird darum von
denen, die I. kannten, sehr begrüßt werden. Wenn auch
die Schrift sich an einen breiteren Leserkreis wendet,
würde ich doch ein tieferes Eindringen und sorgfältigeres
Formulieren bei den Hinweisen auf I. Theologie für erwünscht
halten. Zu den biographischen Einzelheiten
bemerke ich noch: Das Wort Ritschis (S. 11) ist nicht
I. selbst, sondern seinem Bruder mitgegeben. Der Vortrag
über die Rechtfertigung wurde nicht auf der Pfingst-
konferenz gehalten. Die Angabe „nach dem Tode von
Professor Kunze 1903" (S. 26) ist wohl ungenau.
Medingen b. Bevensen. Feltrup,

Witte, Prof. D. Dr. Johannes: Offenbarung nur in der Bibel.

Oöttingen: Vandenhoeck u. Ruprecht 1937. (34 S.) gr. 8°. RM 1.20.
Echternach, Lic. Dr. Helmut: Es stehet geschrieben... Eine
Untersuchung über die Grenzen der Theologie und die Autorität des
Wortes. Berlin: Furche-Verlag 1937. (82 S.) 8°. RM 2.80.

Die beiden Schriften, die sich mit der Bibelfrage be-
teidigung des Christentums aufgedeckt zu haben. Um ! schäftigen, bezeichnen einen bestimmten Wegstein der