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Ausgabe:

1939 Nr. 7

Spalte:

249

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Rost, Leonhard

Titel/Untertitel:

Die Vorstufen von Kirche und Synagoge im Alten Testament 1939

Rezensent:

Würthwein, Ernst

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249

Theologische Literaturzeitung 1939 Nr. 7

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*ie, sei nur une esquisse" und es fehle ihr „un peu N£ TESTAMENT

d'erudition" (S. 81). —--

Basel W. Baumgartner

Hatcn, William Henry Paine: The Principal Uncial Manuscripts

.,. . . c „ of the New Testament. Chicago/111.: The University of Chicago

Rost, Prof. Leonhard: Die Vorstufen von Kirche und Synagoge Press 1939. (XIV, 34 S., 76 Taf.) gr. 8°. $10—

im Alten Testament. Eine wortgeschichtliche Untersuchung. Stutt- ~mo,;i,,„„-eM,o wr.cc^^u (i „ u j

gart: w. Kohlhammer 1938. (iv, 156 S.) gr. 8° = Beitr. z. Wiss. - Die amerikanische Wissenschaft macht von den rei-

v. Alten Testament. RM 9.60; | chen JVhtteln und Möglichkeiten, über die sie verfugt,

Dali die neutestamentlichen Begriffe ixxhaUx und
owaY<oyf| auf die alttestamentlichen Begriffe bnp und rrw
zurückgehen, ist eine bekannte Tatsache und daß man
deshalb zum vollen Verständnis der beiden Wörter auf

den dankenswertesten Gebrauch, indem sie uns Tafelwerke
schenkt, die uns mit wichtigen Handschriften
bekannt machen und uns einen unübertrefflichen paläo-
graphischen Anschauungsunterricht erteilen. Die ThLZ

das hebräische Alte Testament selber zurückgreifen ; hat 02, 1937, 160/1 die Monumenta Palaeographica Vermiß
, ist allgemein zugestanden. Aber die Bemühung, den tera vorgestellt, deren erste Lieferungen Außerordent-
n c u testamentlichen Sachverhalt zu erkennen ließ in der liches versprechen.

bisherigen Forschung die alttestamentlichen Begriffe et- j Heute dürfen wir auf das Buch von Hatch hinwei-
was schnell abtun, sodaß sie in ihrem vollen Sinn und : sen, das uns die wichtigsten ntl. Großhandschriften aus
ihrer ganzen Bedeutung nicht heraustraten. Die so be- i dem 2.—11/12. Jahrhundert vorführt. Die Tafeln bestehende
Lücke durch genaue Berücksichtigung des so- : ginnen mit der Wiedergabe der jüngst nach dem Pap

ziologisclien Aufbaus Altisraels und volle Auswertung
der Ergebnisse der alttestamentlichen Literarkritik zu
schließen, unternimmt die vorliegende Untersuchung mit
großer Genauigkeit und Umsicht und liefert so dem mit
diesen Fragen sich beschäftigenden Neutestamentier ein
Material, wie es nur für wenige Begriffe vorliegen dürfte.

Nach einer kurzen Untersuchung der Wortwurzeln
verfolgt Vf. durch 5 Perioden der alttestamentlichen
Geschichte den Begriff bnp (S. 7—32) und beschäftigt
sich dann mit dem von der Priesterschrift geprägten
und nur in der von ihr abhängigen Literatur sich finden-

Rylands 457 veröffentlichten beschädigten Zeilen aus
Joh. 18 (vor 150 n. Chr.) und sie schließen mit einer
Probe aus einem Evangelien-Lektionar des 11. oder
12. Jahrhunderts (1 13 Gregory). Die 13 ersten Tafeln
bringen Papyrusfragmente, und zwar alles, was wir
davon besitzen, soweit es sich mit einiger Sicherheit
noch in die Zeit bis 300 setzen läßt.

Tafel XIV—LXXVI zeigen Pergamente. Die meisten
sind mit einer Tafel zufrieden, der Sinaiticus verfügt
über zwei (mit Proben von zweien seiner drei
Schreiber), der Alexandrmus über drei (je eine für einen

und nur in der von ihr abhängigen Literatur sich unaen- olihciuci^, uei nicAaiiunuus uuer urei ye eine rur einen
den Wort m» (S. 32—87: Gliederung, Ämter, Funk- | der Schreiber, die das NT. kopiert haben). Manche die-
tionen der rrw). An Hand genauer, alle Vorkommen be- I ser Handschriften waren der Öffentlichkeit bisher dem
rücksichtigender Statistiken und sorgsamer Analysen er- j Aussehen nach noch nicht bekannt; eine, heute in Tiflis,
gibt sich, daß mit dem durch die ganze Breite alttesta- die vier Evangelien enthaltend (9. Jahrh.), ist überhaupt
mentlicher Überlieferung profan gebrauchten und nur im j erst in allerletzter Zeit in unseren Gesichtskreis geDeut
, und an wenigen von ihm beeinflußten Stellen theo- j treten.

logisierten (mm bnp) Wort bnp das „Aufgebot" zu
Kultfeiern, Gerichtssitzungen, Kriegszügen (auch von
Nichtisraeliten) bezeichnet wird, während die rrw die

Auf der Textseite neben der Tafel findet sich jeweils
eine genaue Beschreibung der betreffenden Handschrift
. Ein Versuch ihre Herkunft zu bestimmen, wird

um den "tnabnK s>cn scharende Gemeinde ist, von der ' angesichts der ungemeinen Schwierigkeit dieser Fragen

Priesterschrift für das sonst geläufige djj verwendet. Im nicht unternommen.

weiteren Verlauf untersucht Vf. den Gebrauch bzw. die Das zur Anschauung gebrachte Material ist überaus
Wiedergabe der beiden Begriffe im hebr. Sirach, Tar- 1 reichhaltig. Wir können an seiner Hand die Unziale
gum, LXX (bnp wird hier i. A. mit foatXt)o£o wiederge- durch ein Jahrtausend in ihren verschiedenen Typen
gehen, in Gen.-Num. wohl aus besonderen Erwägungen verfolgen. Wir sehen, wie das Pergament den Pa-
mit owaYcoyr), rrw durchweg mit onwaYcoyri), Philo, Damas- J pyrus ablöst, und was für Gestalten der Pergamentkodex
kusschrift, Mischna und Neuem Testament, wobei natur- ! annehmen kann. Palimpseste werden uns vorgeführt,
gemäß die LXX besonderen Raum einnimmt (S. 107 bis j zweisprachige Handschriften mit verschiedener Anord-
138), während es sich für das Neue Testament nur nung; und auch von der Prachthandschrift, dem Miniadarum
handeln soll, die gewonnenen Ergebnisse anzu- turenschmuck, der Katenenform verspürt man wenigstens
wenden „und Fragen anzuregen, deren Beantwortung einen Hauch.

weiterer Untersuchung bedarf" (S. 149—156). . Eine knappe Einleitung stellt in 10 Abschnitten die

Dabei ist wohl das bemerkenswerteste Resultat dies, wichtigsten Tatsachen der griechischen Paläographie zu-

daß es Vf. gelingt, wahrscheinlich zu machen, daß das sammen. Die Bibliographie will den Zugang zu eindrin-

neutestamentliche faxtaiofa zurückgeht auf den theologi- geifder Forschung eröffnen. Auch Indices sind beige-

sierteii Gebrauch von bnp in Deut. Die von dort her geben.

angeregte und im Judentum schon vor Jesus aufgewor- Das Ganze ist eine Gabe, für die der Verf. un-

fene Frage nach dem mm bnp wird von Jesus mit dem serer aufrichtigen Dankbarkeit gewiß sein darf — viel-

Hinweis auf seine faottoiafa beantwortet. Diese ist von leicht ein wenig gemischt mit Neid, wenn wir hören,

Deut. 23 her als das „Aufgebot Gottes" zu verstehen, daß er die meisten von ihm beschriebenen Stücke in

und es ist sogar wahrscheinlich, daß Jesus dafür das ihrer derzeitigen Heimat hat besuchen dürfen aut einer

von den Targumen aus dem Hebräischen entlehnte Wort Reise durch die Bibliotheken von Europa, Ägypten und

Nbnp verwendet hat (anders noch K. L. Schmidt, Theol. Palästina.

Wörterb. zum N.T. III (1938), der an WTS denkt). Qöttingen w Rqil(,r

Die Arbeit zeigt erneut, wie fruchtbar eine auf strenger
Methodik und genauer Beachtung literargeschicht-

Ficher und soziologischer Gegebenheiten aufbauende Un- Oepke, Prof. D. Albrecht: Der Brief des Paulus an die Galater.

tersuchune sein kann. Daß sie nicht nur dem Neutesta- Leipzig: A. Deichen 1937. (xv, 134 s.) Lex.-8° = Theolog. Hand-

mentler eine Fülle von Material bietet, auf dem er wei- kommentar zum Neuen Testament, ix. rm 5.50; geb. 7.50.

terbauen kann, sondern auch dem Alttestamentier eine Unter den zahlreichen Kommentaren, die in den letz-

Reihe wertvoller Beobachtungen besonders soziologischer ten zwanzig Jahren zum Galaterbrief erschienen sind,

Art zur Geschichte Israels und des Judentums schenkt, nimmt der vorliegende Band des Theol. Handkommentars

nebenbei aber auch zu anderen Fragen wie z. B. zur eine sehr beachtliche Stelle ein. Denn er orientiert nicht

Übersetzungstradition der LXX Anregendes zu sagen hat, nur gut über den gegenwärtigen Stand der Auslegung,

sei zum Schluß mit Dank vermerkt. sondern bietet dem, der sich nicht allzu ausführlich,

Tübingen Ernst Würthwein aber grundlich über den Inhalt des Gal. unterrichten