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Ausgabe: | 1939 |
Spalte: | 241-248 |
Autor/Hrsg.: | Herter, Hans |
Titel/Untertitel: | Altgriechische Göttervorstellungen 1939 |
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Cijeologifdje Xiteratut^eitung
jlonatefdjrift für fcas gefamte bebtet ber Cijeologte tm& Heitgtonstatffenfdjaft
Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor Dr. Gustav Mensching, Bonn
herausgegeben von Dozent Lic. Hans-Georg Opitz, Berlin
Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Bibliotheksrat Lic.Dr.phil. REICH, Bonn, und Bibliotheksrat Lic. E. STEINBORN, Berlin
Jährlich 12 Nummern — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50
J. C. HINRICHS VERLAG/LEIPZIG
NUMMER 7
Spalte
Altgriechische Göttervorstellungen.
Von Hans Herter (Bonn)......... 241
Altaner: Patrologie (Opitz)........ 256
Bach mann: Gottes Ebenbild (Wenning) 264
Coppens: L'Histoire Critique de l'Ancien
Testament (Baumgartner)......... 248
Fendt: Grundriß der Praktischen Theologie
für Studenten und Kandidaten (Schian) . 266
H a t c h : The Principal Uncial Manuscripts of
the New Testament (Bauer)........ 250
Köhler: Erasmus von Rotterdam (Schmidt) 257
64. JAHRGANG
Spalte
Lang: Geschichte der württembergischen
Klosterschulen (Rauscher).........260
Lösch: Die Anfänge der Tübinger Theologischen
Quartalschrift (1819—1831) (Köhler) 261
Müller: Stiftsköpfe (Stumpff).......259
Oepke: Der Brief des Paulus an die Ga-
later (Schlier)...............250
Peterich: Die Theologie d. Hellenen (Herter) 241
Pfannmüller: Jesus im Urteil der Jahrhunderte
(Karowski)............256
Rost: Die Vorstufen von Kirche und Syna-
JULI 1939
Spalte
goge im Alten Testament (Würthwein) . . 249
S t r a s s e r: La pensee theologique de Wolfgang
Capiton dans les dernieres annees de
sa vie (Köhler)............... 253
W e n d 1 a n d : Geschichtsauffassung und Geschichtsbewußtsein
im N. Test. (Bultmann) 252
Wenzl: Philosophie als Weg (Karowski) 263
W e r n 1 e: Der schweizerische Protestantismus
in der Zeit der Helvetik (1798—1803) (Nigg) 262
Zeitschriftenschau............... 268
Mitteilungen.................. 270
Altgriechische Göttervorstellungen1
Von Hans Herter (Bonn)
Peterich behandelt die griechische Religion, die er I erhalten, die uranfängliche Eingottvorstellung hat sich
schon in seiner „Kleinen Mythologie" populär darge- j in polytheistische Vorstellungen aufgespalten. Im Laufe
stellt hatte (s. d. Ztschr. 1938, Sp. 299f.), vom Stand- der Zeit entfernte sich die Religion allerdings noch wei-
punkt des katholischen Christen, aber nicht wie Karl ter von ihrer einstigen Reinheit, indem sich jene Ver-
Prümm, dessen Buch „Der christliche Glaube und die menschlichung der Götterwelt vollzog, die im kleinasiati-
altheidnische Welt" im gleichen Verlag herausgekommen scheu Kolonialland durch die homerischen Epen ihren
ist, im Sinne einer Unterscheidungslehre, sondern mit Kulminationspunkt erreichte. Aber die alte Religion der
dem Ziele, das Wahre und Ewige im Glauben der Hei- reinen Gedanken wurde nie ganz überwunden: im Ge-
lenen zu erfassen. Es ist die Gedanklichkeit einer „Theo- i genteil, der Kampf zwischen den beiden Religionen gab
logie", die er hier sucht; da er nun aber in der homeri- ! der hellenischen Klassik ihre tragische Größe, und da
sehen Zeit eine solche vermißt, postuliert er sie für eine i die vorhomerische Theologie besonders in der späteren
vorausliegende Ära. Die Hauptthese seines Buches geht ; Philosophie weiterwirkte, ist sie sogar in das Denken
also dahin, daß den gestalthaften, sichtbaren, persön- j der christlichen Kirchenlehrer und dadurch in das geliehen
Göttern, wie wir sie aus Homer kennen, ungestal- j samte abendländische Denken übergegangen,
tete, unsichtbare, gedankliche Gottheiten vorausgegangen ! In seinen letzten Folgerungen steigt Peterich, geseien
. Im Rahmen dieser These setzt er ein noch in die j leitet von dem kirchlichen Dogma des Urmonotheismus,
Zeit vor der Einwanderung zurückreichendes Stadium zu Fragen auf, die außerhalb des Bereiches der grie-
der griechischen Religion an, in dem die „Danaer" zu chischen Religionswissenschaft fallen; die zugrundelie-
den Mächten der Erde und des Wassers beteten. Dar- gende Hypothese über die hellenische Religion selbst
über hinaus umfaßte diese alte Religion überhaupt Ver- j gibt aber auch dem Philologen das Recht und die
göttlichungen aller möglichen Erscheinungen in Natur , Pflicht der Kritik, umso mehr als sie nicht intuitiv wir-
und Menschenleben, das urgriechische Pantheon baute - ken soll, sondern sich auf einen umfänglichen wissen-
sich aus „göttclfnen Worten" auf, d. h. „Bezeichnungen ; schaftlichen Apparat stützt. Freilich stören die vielen
für Dinge oder Begriffe und zugleich die in diesen Din- j Fehler in den griechischen Wörtern von vornherein
gen oder Begriffsbereichen wirkenden Gottheiten"; trug ' sehr; zudem hat Peterich — an sich nicht unbelesen —
doch im Grunde jedes Wort der griechischen Sprache doch recht viel Literatur besonders des letzten Dezen-
einmal „die göttliche Kraft in sich eine Gottheit zu wer- niums unbeachtet gelassen. Überhaupt fällt es bald
den", ohne daß es freilich in jedem einzelnen Falle ; auf, daß er manche sachliche Gegebenheiten und erst
auch wirklich dazu gekommen oder die so gebildete Gott- j recht viele von anderer Seite vertretene und keineswegs
heit dauernd erhalten geblieben sein müßte. Mit dieser unfundierte Anschauungen nicht berücksichtigt. Wohl
Anschauung knüpft Peterich in seiner Weise an Useners sucht der 1. Teil des Buches die Konstruktionen des
Sondergöttertheorie an, aber er wird dadurch nicht etwa Verfassers zu den historischen Verhältnissen in Be-
auf polytheistische oder auch pantheistische Anfänge Ziehung zu setzen („Tatsachen und Vermutungen"), aber
geführt, sondern im Gegenteil auf einen Urmonotheis- : je weiter man im 2. größeren Teile vordringt („Grie-
mus, den er neben dem Volke Israel auch den Griechen 1 chische Gedanken über das Göttliche"), desto mehr be-
„der ältesten Zeit" noch zuerkennt. Die Sprache der 1 stärkt sich der Eindruck, daß das historische Kapitel
Griechen, in der ihre Religion angelegt ist, beruht nach j ein Vorbau ist, der nachträglich dem Penetrale vorgesetzt
Peterich auf einer göttlichen Uroffenbarung durch den worden ist: die Thesen sind nicht aus dem Material
Logos; die Danaerreligion hat von der einst erkannten j erarbeitet, sondern von einer vorgefaßten Konzeption
„Urwa'hrheit" nur noch trümmerhafte „Teilwalirheiten" ' bestimmt und dann an den Stoff herangetragen. Kein
--I Wunder, daß man bei dem Versuche, eine möglichst
" l) Peterich, Eckart: Die Theologie der Hellenen. Leip- j konkrete Anschauung von der dem Verfasser vorschwe-
zig: J. Hegner 1938. (503 S.) gr. 8°. RM 20—. I benden Entwicklung im einzelnen zu gewinnen, so oft auf
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