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Ausgabe:

1939 Nr. 6

Spalte:

216-217

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Titel/Untertitel:

Die deutsche Literatur des Mittelalters 1939

Rezensent:

Schröder, Edward

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Theologische Literaturzeitung 1939 Nr. 6

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folgt die „Topographie" mit: V. Civitates episcopales,
VI. Provinciae, VII. Dioeceses. Die weiteren „Indices"
verzeichnen I. die in den voll. I u. III außer den Verhandlungen
selbst enthaltenen oder erwähnten Konzilsverhandlungen
, Amtshandlungen, kaiserlichen Erlasse,
Briefe, Bittschriften u. dergl. II. Die in den voll. I. 11,2,
III u. V angeführten Schriftstellen und andere Citate,
III. Die ebenda enthaltenen Personennamen (zur Ergänzung
der „Prosopographie"), IV. Die daselbst angegebenen
Örtlichkeiten (Ergänzung zur „Topographie"),
V. Die Dignitates imperii, endlich VI. Kirchliche Dinge.
Vgl. dazu noch die lehrreiche Münchener Akademieabhandlung
Schwartzens „Über die Bischofslisten der Synoden von
Chalcedon, Nicäa und Konstantinopel" 1937.

In der Vorrede dankt der Herausgeber allen, die ihn
in seiner Arbeit auf diese oder auf jene Weise unterstützten
. Den größten Dank der Wissenschaft aber
verdient der achtzigjährige Altmeister selber, der ihr ein
Quellenwerk ersten Rangs in so mustergültiger Fassung
geschenkt und ihm einen so aufschlußreichen Schlüssel
beigegeben hat. Er klagt zwar in der Vorrede über Irrtümer
und Versehen, die ihm unterlaufen seien. Aber
diese haben angesichts des labor improbus, womit er die
größten Schwierigkeiten bewältigt hat, wahrhaftig so
gut wie nichts zu bedeuten.
München Hugo Koch

KIRCHENGESCHICHTE: MITTELALTER

Classen, Wilhelm: Das Erzbistum Köln, Archidiakonat von

Xanten. Erster Teil. Im Auftrag des Kaiser-Wilhelm-Instituts f. dt.
Geschichte bearb. Berlin: W. de Oruyter & Co. 1938. (X, 466 S.)
gr. 8° = Germania Sacra, Histor.-Statist. Darstellung d. dt. Bistümer,
Domkapitel, Kollegiat- und Pfarrkirchen, Klöster u. d. sonstigen kirchl.
Institute, Dritte Abt., Erster Band, I. Teil. RM 28—.

Mit dem Erscheinen des 1. Bandes der 3. Abteilung
der Germania sacra kann schon wieder ein wichtiger
Fortschritt dieser vom Kaiser-Wilhelm-Institut für
deutsche Geschichte unter der Leitung P. Kehr's betreuten
großen wissenschaftlichen Unternehmung angezeigt
werden. Während die erste und zweite Abteilung die
Arbeit für die Kirchenprovinzen Magdeburg und Mainz
mit den Bistümern Brandenburg (1929), Havelberg
(1933) und Bamberg (1937) [vgl. dazu in dieser Zeitschrift
1938 Sp. 159 f.] begann, macht die neue, den
Bistümern der Kölner Provinz geltende Abteilung mit
dem Erzbistum selbst den Anfang. Freilich, der Umfang
des zu bewältigenden Materials ist so groß, daß zu seiner
Bearbeitung mehrere Bände nötig werden, für deren Aufteilung
verständigerweise die Untergliederung der Diözese
gewählt worden ist. Äußere Gründe veranlaßten es, daß
mit dem Archidiakonat des Propstes von St. Viktor
in Xanten begonnen wurde, allerdings zunächst mit Ausschluß
der im heutigen Königreich der Niederlande
gelegenen Stifter und Klöster.

Infolgedessen behandelt der vorliegende Band neben der Übersicht
über den Archidiakonat des Xantener Stiftspropstes die Kollegiatstifter
St. Viktor in Xanten, St. Martin zu Zyfflich, später zu Kranenburg, St.
Maria zu Rees, St. Clemens zu Wissel, St. Balbina zu Rade bei Süchteln,
St. Maria zu Kleve und die Benediktinerabtei St. Vitus zu München-Gladbach
, sowie die Benediktinerinnenklöster Neuwerk bei München-Gladbach
und Hagenbusch bei Xanten. Außerdem wird kurz auf das freiweltliche
Damenstift St. Johannes der Täufer zu Bedburg und die Benediktinerniederlassung
auf dem Fürstenberg bei Xanten verwiesen.

Die Gliederung des Stoffes geschieht in der aus den
bereits erschienenen Bänden bekannten übersichtlichen
Weise. Schwieriger war es, der Darstellung einen sinnvollen
Endpunkt zu setzen, da sich die Institute der
alten Kirche im Erzbistum Köln mit wenigen Ausnahmen
bis 1802/12 erhalten haben, soweit sie nicht —
allerdings nur in ganz seltenen Fällen — überhaupt die
Säkularisationszeit überdauerten. In der Regel ist die
Bearbeitung bis zum Jahre 1550 hinabgeführt worden,
weil bei der Errichtung des Bistums Roermond 1559/
61 diesem die zu den Quartieren Roermond und Nym-

wegen des Herzogtums Geldern gehörenden Pfarreien
zugeteilt wurden und um die Mitte des 16. Jahrhunderts

I sich auch stärkere reformatorische Bewegungen geltend
machen, nachdem schon nach 1536 die zur Grafschaft
Moers gehörenden Pfarreien die Reformation angenom-

j men hatten.

Es liegt im Charakter der in diesem Bande dargestellten
kirchlichen Institute begründet, daß ihre unmit-

I telbare Beziehung zur allgemeinen Reichsgeschichte nicht
sehr erheblich ist, da sie in der Mehrzahl sich nicht über
eine lokale Bedeutung hinaus entwickelt haben, mit Ausnahme
des Xantener St. Viktorstiftes, dessen Pröpste
vom 11.—13. Jh. gelegentlich auch im Reichsdienst

| tätig gewesen sind. Umso lehrreicher ist der Einblick,

| den der Band in das innere politisch-kirchliche Leben
dieses Teiles der Kölner Erzdiöse vermittelt. Er recht-

i fertigt alle Mühe, die auf seine Herstellung verwendet
werden mußte und erweist zu seinem Teile, welch unschätzbares
Hilfsmittel für die Erörterung der Probleme
von Reich und Kirche und die Geschichte des „stiftischen
Deutschlands" uns in den Bänden der Germania sacra
heranwächst.

i Göttingen Hans-Walter K1 ew i t z

Die Deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon hrsg.
von Wolfgang Stammler. Berlin: Walter de Gruyter & Cie.
Bd. I: Aalen — Futerer. 1933. (786 Spp.); Bd. II: Der von Gabelstein
— Kyeser, Konrad. 1936. (1006 Spp.); Bd. III: Lief. 1—3.
Laber — Neune. 1938. (Sp. 1—512.) A".

Die erste Lieferung dieses , Verfasserlexikons', das
eine Ergänzung und zugleich, man kann es nicht anders
nennen, ein Konkurrenzwerk zu dem im gleichen Verlag
und von Stammler zusammen mit H. Merker herausgegebenen
,Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte'
vorstellt, habe ich in der ThLZ 1931, Nr. 23, Sp. 538 f.
besprochen, und ich habe an der dort gegebenen Cliarak-
i teristik in Lob und Tadel kaum etwas zu ändern, nach-
J dem ich jetzt mit gutem Grunde gemahnt werde, unsern
j Lesern von dem Fortschreiten und dem wachsenden Um-
j fang des Werkes Kenntnis zu geben. Zunächst muß ich
I den Herausgeber zu seiner Werbekraft und offenbar unermüdlichen
Antriebsstärke beglückwünschen, dann aber
darf ich gleich die Wiederholung meiner Bedenken gegen
die Ausdehnung des Begriffs ,Verfasser' nicht unterdrücken
: denn dieses Prädikat haben inzwischen bereits
ein paar Dutzend Doktoren erhalten, die einmal
ein Rezept niedergeschrieben haben, und ebensoviele
Schreiber, die sich ein paar witzelnde oder zotige Verse
j nicht verkneifen konnten.

Was die ,Konkurrenz' angeht, so führe ich (ohne hier
und weiterhin die Namen der Mitarbeiter zu nennen) die
umfängliche und eminent stoffreiche Abhandlung ,Minne-
reden und Allegorien' (III 404—424) an, durch welche
der kurze Artikel ,M.inneallegorie' im Reallexikon II 381f.
(wo man ihn doch zunächst suchen muß) weit überholt
wird, ohne daß dessen Verfasser ein Vorwurf treffen
kann. Hier liegt eben einer der Fälle vor (auf die uns
vorzubereiten Stammler nicht unterlassen hat), wo ganze
Stoffkreise zwischen die .Verfasser' eingereiht sind, und
das erscheint besonders gerechtfertigt, wo es in weiten
Literaturgebieten des Mittelalters fast ganz an Autornamen
fehlt.

Der Herausgeber hat es seinen Mitarbeitern überlassen
wollen, ob sie in ihrem Artikel ein Referat über den
literarisch greifbaren Stand unseres Wissens geben oder
eine Darstellung auf Grund eigener Arbeit und Stoff-

j künde bieten wollten. Er scheint aber keine bindenden
Vorschriften über den Raumumfang gegeben zu haben,
und das hat dann zu einer recht anstößigen Ungleichheit
geführt, die oft schon äußerlich eine bedenkliche Überschätzung
des Wertes verrät: so wenn etwa in dem

j letzten Heft der tirolische Dramatiker Bartlmä Myn-
ner 30 Spalten erhält (III 468—498), d.h. ungefähr so-

j viel wie Gottfried von Straßburg, Hartmann von Aue

! und Heinrich von Veldeke zusammengenommen!