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Ausgabe:

1939

Spalte:

193-199

Autor/Hrsg.:

Bertram, Georg

Titel/Untertitel:

Philo als politisch-theologischer Propagandist des spätantiken Judentums 1939

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Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack

Unter Mitwirkung von Professor Dr. Gustav Mensching, Bonn
herausgegeben von Dozent Lic. Hans-Georg Opitz, Berlin

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Bibliotheksrat Lic.Dr.phil. REICH, Bonn, und Bibliotheksrat Lic. E. STEINBORN, Berlin

Jährlich 12 Nummern — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

J. C. HINRICHS VERLAG/LEIPZIG
ML'MM ER 6 64. JAHRGANG JUNI 1939

Spalte

Zur Philoforschung. Von Georg Bertram
(Gießen)..................193

Sammelbericht über neuere homiletische
Literatur. Von Werner Schütz (Bonn) 230

Acta conciliorum oecumenicontm (Koch) . . 214
Althaus: Der Herr der Kirche (Schütz) . . 232
Arnold: Der Ursprung des christlichen

Abendmahls (Jeremias)...........211

B e z z e 1: Der Felsengrund des göttlichen

Wortes (Schütz)..............234

Brody: Der Misna-Traktat Tamid (Jeremias) 208
Brunn er: Saat und Frucht (Schütz) ... 231
Clark: A descriplive Catalogue of Greek New

Testament Manuscripts in America (Bauer) 210
Classen: Das Erzbistum Köln, Archidia-

konat von Xanten (Klcwitz)........215

Creed:TheDivinityofJesusChrist(Schneider) 226
Die Deutsche Literatur des Mittelalters, Verfasserlexikon
(Schröder)..........216

D i e m : Luthers Lehre von den zwei Reichen
(Schott)...................222

Spalte

Dörr: Diadochus von Photike und die Mes-

salianer (Dörries)..............213

Fiedler: Zwölf Rundfunkpredigten in grosser
Zeit (Schütz)..............233

Gemser: Sprüche Salomos (Zimmerli) . . 205
Goodenough: The Politics of Philo Ju-

daeus (Bertram)..............193

Herapcl: Das Ethos des Alten Testaments

(Hertzberg).................203

H ofmann: Theologie und Exegese der

Berleburger Bibel (Usener)........218

Kern: Die Religion der Griechen (Breithaupt) 199
K o 11 e: Für die geistliche Rede (Schütz) . 234
M a a ß: Formgeschichte der Mischna (Fascher) 207
Mackay: Die Induskultur (v. Glasenapp) . 201
Matth es: Geglaubt und erkannt (Schütz). 234
— Luther und die Obrigkeit (Wolf) .... 223
Meyer-Erlach : Revolution der Ehe (Engelbrecht
) ..................229

Nygren: Eros und Agape (Kesseler) . . . 220
Porath: Mishnaic Hebrew (Duensing). . . 209
Schreiner: Ehre a. Gottes Händen (Schütz) 232

Spalte

Schreyer: Valentin Ernst Löscher und die
Unionsversuche seinerzeit (Langner) ... 217

Schumann: Die evangelische Kirche und
die geistigen Mächte des 19. Jahrhunderts
(Wünsch)..................228

Sern er: On „Dyß" Burial and Reliefs about
the Dead during the Stone Age with special
Regard to South Scandinavia (Clemen) . . 202

Smith: The Parables of the Synoptic Gospels
(Kümmel)..................210

Trillhaas: Vom Leben der Kirche (Schütz) 231

Tügel: Gottes Weg im Weltenjahr (Ders.) 233

ölraer: Die Predigt im Lutherischen Gottesdienst
(Ders.)................235

Völker: Fortschritt und Vollendung bei
Philo von Alexandrien (Bertram).....193

Wainwright: The Sky-Rcligion in Egypt
(Bonnet)..................201

Zimmer: Weisheit Indiens (v. Glasenapp) 202

Zeitschriftenschau...............235

Mitteilungen..................236

Philo als politisch-theologischer Propagandist des spätantiken Judentums1

Von Georg Bertram (Gießen)

Inmitten der hellenistischen Mischkultur des Römi- Boden und in den Formen einer fremden Weltanschau-

schen Reiches hat es das Judentum verstanden, sien als ung zu tun.

universalistische, philosophisch durchdachte und mit den Das gilt auch von Philo. Er ist ein undurchsich-

geheimnisvollen Kräften orientalischer Kultbräuche aus- : tiger Charakter, und das Urteil der Nachwelt über ihn

gestattete Weltreligion der Mittelmeervvclt darzustellen, geht weit auseinander. Er soll gar zum Christentum

überall einzudringen, üemeinden zu bilden und sich fest- übergetreten und dann wieder von ihm abgefallen sein,

zusetzen. Propagandistisch kämpfte man im wesentlichen Jedenfalls war er schon für die alte Kirche der Ver-

„mit geistigen Waffen". Griechische Sprache und Pni- mittler und Deuter der antiken Weltanschauung (Plato)

losophie und die religiösen Ausdruckstormen der helle- im Sinne der Bibel. Er ist damit für das Eindringen an-

nistischen Mystericnkulte wurden benutzt, um dem jü- tiker Gedanken In das Christentum verantwortlich, und

dischen Anspruch auf Weltherrschaft Geltung zu ver- seine Nachwirkung ist bis in die Zeiten der Aufklärung

schaffen. Mit zähestem Festhalten an dem jüdiscli ver- und des Liberalismus überall da zu spüren, wo das

standenen üottesgesetz des AT. als der unbedingten Christentum weltförmig wird. Goodenough hat die zahlreichen

Lebensnorm verband sich eine hemmungslose Nachgie- Erwähnungen Philos in Druckwerken des 15. Jahrhun-

bigkeit gegenüber den religiösen Anschauungen des Hei- derts gesammelt, dazu auch die häufigen Philobilder

lenismus. Fine innere Wandlung ist damit zunächst noch in christlichen Handschriften. Rembrandt hat gar sei-

nicht gegeben. Zwar die Leser der LXX und des son- nen Vater als Philo Judaeus dargestellt. Neben antiken

stiger, jüdisch hellenistischen Schrifttums, und das sind Philosophen erscheint Philo als nichtchristlicher Vertre-

vor allem die Proselyten und die wesentlich auf ihm auf- ter der Logoslehre (F. X. Kraus, Gesch. d. christl.

bauenden Gemeinden der jüdischen Missionsreligion,fall- Kunst II, 1, 1897, 404). Seine Puilo-Übersetzung wid-

ten das Judentum vielfach als bloß philosophischen Got- mete Pierre Bellier 1575 dem französischen Kanzler, weil

tesglauben oder auch als eine Art Mysterienreligion, er glaubte, daß Philos demokratisch-monarchistische poli-

die Übersetzer und Verfasser aber sprechen vielfach i tische Ideologie von segensreichem Einfluß auf die prak-

nicht ihren „Glauben" in ihren Werken aus; ihnen ist tische Politik sein könne. Er stellt ihn über Plato als

es vielmehr um die Propaganda dieses Glaubens auf dem Vertreter einer allgemeingültigen Lehre in guter und

frommer Sitte. V. verweist auch auf Philobilder auf rus-

l) Goodenough, Erwin R.: The Politics of Philo Judae- sischen Ikonen und auf seine Nachwirkungen in der

us. practice and Theory. With a general bibliography of Philo by ] russischen Mvstik und Weisheitsspekulation. Moderne

Howard L Goodhart and Erwin R. Goodenough. New Häven: Yale protestantische Gelehrte haben Phflo neben Paulus ge-
Univ. Press; London: Oxford Univ. Press 1938. (348 S.) gr 8. S 3.75. 't ,,t /Qfrort,r |/.,nm,riv r,nnH™niiirh^ ■ man hat ftiti
Völker, Walter- Fortschritt und Vollendung bei Philo von s;el" (UTj-orcr, Kennedy, Goodenough), man hat ihn
Alexandrien h^e su,d* zur Geschichte der Frömmigkeit. Leipzig: als Ver treter der Lehre von der zuvorkommenden Gnade
J. C. Hinrichs Verlag 1938 (XV, 350 S.) gr. 8° = Texte u. Unter- betrachtet oder ihn als den ersten Theologen des Glau-
suchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur. Bd. 49, l. RM 27-. I bens bezeichnet. — Das rabbinische Judentum aber hat

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