Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1938 Nr. 9

Spalte:

168

Autor/Hrsg.:

Schlißke, Otto

Titel/Untertitel:

Die singende Kirche 1938

Rezensent:

Luther, Wilhelm Martin

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

167

Theologische Literaturzeitung 1938 Nr. 9.

168

umbogen. Das Ziel des Katechumenats kann und darf [ ihm auch nicht, was die kirchl. Jugendverbände zum

nur sein, eine Volkskirche zu bilden, deren Glieder wirk- i Katechumenat der Jugendlichen beigetragen haben und

lieh mit Ernst Christen sein sollen. Und die das immer immer noch beitragen. Die Kirche muß eine feste Ord-

wieder darstellen und bekennen in der Feier des hlg. j nung haben und sie vom Evangelium und den lutheri-

Mahles. Nur dann wird die Kirche wirklich Volkskirche i sehen Bekenntnissen her aufstellen. Dieser Ordnung hat

sein und nur dann hat die Eingliedschaft Bedeutung und j sich jeder zu fügen, der Kirche will und in ihr einge-

Wert. Darum fort mit der Mündigkeit und der Eingliederung
der 14j. Jugend! Der kirchliche Unterricht vom
12.—14. Jahre soll bleiben. Die Kirche kann und darf
nicht darauf verzichten. Aber er darf mit seinem Katechismusunterricht
und seiner Abschiedsfeier nur den Sinn
haben, nun die Jugend hinüberzuführen in die eigentliche
Vorbereitung zur Eingliederung. Die soll bis zum 21.
Jahr dauern. In ihr soll der junge Mensch durch Einführen
und Vertiefen in die Schrift, durch seelsorgerliche
Führung und Betreuungen, durch Widerlegen all
der Zweifel und Bedenken, die in diesen Jahren auftauchen
, vor die Gewißheit gestellt werden, daß es in
Kirche und Christusbotschaft um ihn persönlich geht,
um sein Sein oder Nichtsein und er persönlich in eine

gliedert werden möchte. Für solche Ordnung schreibt
D. seine Kampfschrift. Denn das ist sein Buch. Keine
Polemik sondern ein Aufruf zum Kampf um die Seele
der evangelisch getauften Jugend.

Bonn. . Fr. H a u n.

Schlißke, Otto: Die singende Kirche. Begleitstoffe zu Kirchenliedern.
Güttingen : Vandenhoeck & Ruprecht 1936. (87 S.) 8°. Kart. RM 2.40.
Die kleine Sammlung, die Begleitstoffe mannigfachster
Art, „Entstehungsgeschichten, Legenden, alte Überschriften
, Erzählungen aus dem Leben der Lieder, Um-
dichtungen usw." enthält, wendet sich in der Hauptsache
an den Pfarrer, der in der Kinderlehre, dem Konfirmandenunterricht
und in sonstiger, kirchlicher Arbeit
den Choral behandelt. Sie gibt ihm zahlreiche Anregun-
Entscheidung gedrängt wird, die ihm niemand' abnehmen geil) seiner Gemeinde das evangelische Liedgut neben

kann. Als Abschluß dann: das Bekenntnis der 21 jähri- [ der lebendigen Singübung nahezubringen,
gen und die Teilnahme am hlg. Mahl als der großen | Göttinnen. w. M. Luther,

gemeindebildenden Feier der Christusglaubenden. Nur
so erwachsen der Volkskirche Glieder, auf die sie sich
verlassen kann, die wirklich Gemeinde sind und bilden
und wird eine Kirche, die wirklich Etwas bedeutet und
zu sagen hat im deutschen Volk.

D. kennt genau die Schwierigkeiten und Hemmungen
, die seinem Entwurf entgegenstehen. Er schreibt
nicht aus der grauen Theorie heraus und zieht nicht einfach
aus kirchengeschichtlichen Grundlagen Folgerungen,
die unerfüllbar sind. Als Mann der Praxis und als
Erfahrener im Pfarramt setzt er sich mit allen Bedenken
und Nüchternheitserwägungen auseinander. Aber das
Ziel steht ihm ganz klar und fest. Als Kirchenhistoriker
und Dogmatiker und Mann der Kirche. Und wenn das
Ziel eindeutig und fest umrissen ist — besser noch —
wenn es von Schrift und Bekenntnis gefordert wird,
muß der Weg gefunden und begangen werden. Wenn
die Kirche nur Glauben hat und wirklich zu „verkündigen
" versteht, werden alle Schwierigkeiten, die da sind
und da bleiben, überwunden.

Mit unheimlichem Ernst, mit starker Festigkeit und
gesammelter Klarheit macht D. seine Vorschläge zur
Neuordnung des Katechumenats. Man kann leicht hier
und da seine Bedenken anmelden, man wird Manches
anders sehen als D. es sieht, man wird — wenn man
nicht so fest im Luthertum und der lutherischen Kirche
wurzelt wie D. — zu manchen Dingen auch eine andere
theologische Schau haben können — aber D. Buch will
als Ganzes genommen werden. Und da kann man auch
sagen: Mit diesem Buch wird die Frage des Jugend-
katechumenats und der kirchlichen Erziehung allen, die
in der Kirche stehen und arbeiten, Theologen der Wissenschaft
, Pfarrern im Amt und Kirchenbehörden, so
lebendig und dringend vor das Gewissen gerückt, daß
man die Frage ganz anders neu anpacken und mit ihr
neu fertig werden muß. Solch ein Buch mußte so einmal
geschrieben werden. Und meine Besprechung kann
nur ein Dank an den Verfasser sein, daß er es tat und
wie er es getan hat. Es geht D. um nicht mehr und
nicht weniger als den Bestand und den Aufbau einer
wahrhaft evangelischen Volkskirche. Die hängt nicht zuerst
an ihrer Verfassung und ihrer theologischen Ausrichtung
, die hängt an der Treue und Festigkeit und Bekennermut
des kommenden Geschlechts. Dieses zu erziehen
und in die Ordnung der Kirche einzufügen ist
D. Anliegen.

Es geht ihm immer um Ordnung. Jede Liebhaberei
eines Pfarrers oder einer Gemeinde, jede Freiwilligkeit
der Gemeindeglieder oder Jugend lehnt D. ab. So genügt

Walttyv €td>rofc>t

o. Professor an der Universität Basel

bt$ Otiten Ceftamente

Drei Hände:

I: Gott und Volk. 300S.gr.8°. 1933 RM 6.50; geb. 7.50
II: Gott und Welt. 130S.gr. 8°. 1935 RM 2.50; geb. 3.30
III: Gott und Mensch erscheint Herbst 1938.

Schon aus der Inhaltsangabe sieht man, daß hier alles
unter einen Gesichtspunkt gebracht ist. Und tatsächlich
haben wir es mit einem in sich geschlossenen Werk zu
tun, mit dem sich jeder Forscher ernBtlich auseinandersetzen
muß. Theologische Literaturzeitung (1934,10)

Die Themen werden mit solcher Reinheit und religiöser
Tiefe behandelt, daß man fortgesetzt erstaunt fragt, ob
das alles wirklich im Alten Testament steht. Die Probleme
Gott und Volk, Volkskirche, Staatskirche, Priester-
kirche, Prophetenkirche, welche die deutsche Kirche
der Gegenwart aufs tiefste bewegen, begegnen alle im
Alten Testament, in dem sie im Laufe einer Wechsel-
vollen Geschichte zur Klärung und Reife gebracht sind.
Daß und wie uns Eichrodt das alles erschließt, muß
uns mit tiefem Dank erfüllen . . . Das Ruch müßte
von jedem Pastor gekauft und durchgearbeitet werden.

Die Dorf kirche (1934, 8)

Die Fülle von Problemen, Fragen, Ergebnissen der
alttestamentlichen Forschung, die vom Verfasser bearbeitet
, durchdacht und als Frucht hier zur Anregung
und Weiterforschung veröffentlicht werden, kann kaum
angedeutet werden. Die großen aktuellen Fragen, die
uns heute in der Auseinandersetzung mit den neuheidnischen
Weltanschauungen so stark beschäftigen,
finden in „der alttestamentlichen Glaubenswelt", wie
sie uns vom Verfasser in großen Zusammenhängen
gegeben wird, eine selten wertvolle Beleuchtung.

Dein Reich komme (1935, 8/9)

Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 7. Mai 1938.

Verantwortlich: Prof. D.W.Bauer in Göttingen, Düstere Eichenweg 14.
J. C. Hinrichs Verlag, Leipzig C 1, Scherlstraße 2. — Druckerei Bauer in Marburg.