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Ausgabe:

1938

Spalte:

153-156

Autor/Hrsg.:

Nielsen, Ditlef

Titel/Untertitel:

Ras Šamra Mythologie und biblische Theologie 1938

Rezensent:

Baumgartner, Walter

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkung von Prof. U. HERMANN DÖRRIES, Göttingen, und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, Berlin

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Bibliotheksrat Lic.Dr.phil. REICH, Bonn, und Bibliothekar Lic. E. STEINBORN, Berlin.

Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

Manimkripte und gelehrte Mitirilunprn Bind aueiichliefilich an Professor D. BAUER, in Göttingen, Düstere Kichenweg 14, in senden,
Resensionitrxeniplare a n s s r h 1 i r 6 1 i r h an den Verlag. Gewlhr für Besprechung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, kann nicht übernommen werden.

Printed in Germany.

J. C. HINRICHS VERLAG, LEIPZIG Cl
63. JAHRGANG, Nr. 9 23. APRIL 1938

Spalte

Beck, Büttner: Die Bistümer Würzburg und
Bamberg in ihrer politischen und Wirtschaft).
Bedeutung für die Geschichte des deutschen

Ostens (Klewitz)..............159

Doerne: Neubau der Konfirmation (Hann) 166
Qrabmann: Handschriftliche Forschungen
und Funde zu den Philosoph. Schriften

Spalte

des Petrus Hispanus, des späteren Papstes

Johannes XXI. (Koch)........... 158

Guttenberg: Das Bistum Bamberg (Klewitz) 159

Krah n: Menno Simons (Bossert)..... 163

Neu mann: Schleiermacher (Wobbermin) . 165
Nielsen: Ras Samra Mythologie und bib-

Spalte

blische Theologie (Baumgartner)..... 153

Peuckert: Die frühchristliche Volksfröm-

migkeit der Nordgermanen (Vorwahl) . . 156

Schlißke: Die singende Kirche (Luther) 168

Schuster: Aus 400 Jahren (Bossert) ... 162

Wendland: Die Kirche der Völker (Knevels) 156

Nielsen, Ditlef: Ras Samra Mythologie und biblische Theologie
. Leipzig: Deutsche Morgenländische Gesellschaft 1936. (117
S.) 8° = Abhaudlgn. f. d. Kunde d. Morgenlandes XXI, 4. RM 4.50.
Nielsen will das Verständnis der Texte von Ras

Venusstern, der in Doppelgestalt, Skr und ^Slm. al
Morgen- und Abendstern auftritt, in ersterer Rolle, kriegerisch
und verderblich, auch als Mt „Tod". Neben
dieser Trias in ihrer südsemitischen Form stehen aber

Samra durch Heranziehung südsemitischer Parallelen för- noch andere Götter, vor allem der nordsemitische Ba'al

dern, indem er einerseits den Zusammenhang ihrer und seine Schwester Astarte-Anat, die Venusgöttin. Ihr

üötter und Mythen mit der südarabischen Religion auf- Verhältnis zu den erstgenannten untersucht der II. Teil

zeigt, die für ihn die altarabische ist, und anderseits („Ras-Samra-Mythen", S. 70—117). Während Epos C,

mit der biblischen Religion, die nach ihm auch nur | das d€n Himmel aus der ungeheuren Zeugungskraft

eine letzte Ausgestaltimg der altarabischen darstellt. Sein des ersten Götterpaares bevölkert sein läßt, die alte

Ergebnis ist, daß wir hier Einblick erhalten „in eine ; Götterwelt hat, schildert Epos B den Einzug der neuen

semitische Religionsform des 2. Jahrtausends, die sehr Gestalten: neben El, der noch oberster Gott, aber auch

primitiv ist und echt semitische Zuge aufweist" (S. 1), i schon Schöpfer ist, steht Ba'al, der einen Tempel erhal-

eine bisher unbekannte Zwischenstufe zwischen der alt- , ten M\t mit sejner Schwester. Der alte Venusgott, der

arabischen Religion und der biblischen und babylonischen | Morgenstern, tritt als böser Feind auf; aus seiner Schlan-

Götterlehre (S. 2); ja die alte und ursprungliche Re- ' geri. oder Drachengestalt wird dann der biblische Teu-

ligion Israels, die im A.T. nur in Rudimenten vorliegt tel (S. 101 ff.), womit dessen Geschichte gegenüber dem

sei „hier in vollerer Form belegt" (S. 96). So findet „Dreieinigen Gott" S. 372ff. glücklich auch noch ihren

er seine Auffassung vom Wesen und Entwicklungsgang astralen Ausgangspunkt gefunden hat. Der Kampf der

der ursemitischen Religion, wie er sie des öfteren, na- alten und neuen Götter, ein Kampf zwischen Zeugung

mentlich im seinem „Dreieinigen Gott" I (1922/ "nd und Schöpfung, zwischen Stammespartikularisnuis und

■m V. Kapitel des „Handbuchs der altarabischen Alter- Universalismus, zwischen den rohen Sitten des Wüsten-

tumskunde" I (1927) entwickelt hat, bestätigt und be- ierjen.s und den ethischen Idealen einer beginnenden

nützt die Gelegenheit, sie wie aus neuerschlossenen Weltkultur, endet mit der Harmonisierung beider Sy-

sudarabischen Texten (S. 12 ff.) so auch aus denen steme. Als Jahresmythus vom wechselnden Regiment

von Ras Samra zu ergänzen und weiterzuführen. von Ba'al und Mt ist dieser Götterkämpf auch Gegen-

N. gibt erst einleitungsweise eine kurze Darstellung jtjjd des Epos A vielleicht auch des Epos vom Auf-

ZPfffö? ^^l^^^^ * VB&ZJSfS nehmen fällt nicht leicht,

ihrer UmgeSunt bei den 7ordsem tischen Ackerbau- ; f^pwei1 L8 T ™ Z^amtnenhang mit N.s früheren

yölkern.T aus der Zeugung durch den Gott die Schöp- | ^lt& tj" Dussel ^UHU J^i!

fung wird die Sonne männlich und der Venusstern ae" Aufsätzen von K. Dussaud in RHR und „Syna"

weiblich aufgefaßt ist und zu der entsprechend verän- «*f großzügige Versuch einer religionsge-

derten Tria ? weitere Natur- und Gestirngötter treten ^'chftllchen Durchdringung dieser neuen Texte. Man

(S. 1_18). In einem i Hauptteil „Götternamen" (S. kann fragen, ob, bei deir. gegenwartigen Anfangsstad.um

9-69) SUcht er hinter den riamen und Gestalten des J|i Forschung", wie N. sich selber einmal ausdruckt

n- — ,. ,^ „;t,Q;+ W- 12)> wo man so oft noch um das einfache philolo-

' antheons von Ras Samra die Figuren jener Ureiheit gische Verständnis des Textes zu ringen hat, die Zeit da-

finden: Der Hauptgott El ist nach seinem Epitheton fQr schon gekomrnen sei. Weiter wird man tragen,

»stier", den Namen yrh und '<//-// und der Schilderung wie wejt dje Voraussetzungen, von denen N. hier aus-

■m Epos C der Mond, seine Frau die Sonneilgöttin Sps, geht, auch für andere gelten; sind doch die Akten über

auch unter den Namen 'ilt, 'irt, 'tri ym (nicht „Meer", Charakter, Alter und Geltungsbereich jener südsemiti-

sondern wie nhr „Tag, Licht"). Ihre Kinder, die „Got- sehen Trias noch keineswegs geschlossen, vgl. etwa

tes- (nicht „Götter-"!) söhne", selber Götter niederen H. Grimme OLZ 33,206 f., W. v. Baudissin, Kyrios

Grades, die Sterne, bilden das „Heer der Sonne", das III S. 377'. Und so gewiß N. mit seinem Versuch, die

dem „Himmelsheer" des A.T. entspricht und gleich Geschichte der semitischen Religion aufzuhellen und

ihm (Jos. 5, 13ft.) unter einem Heerführer steht, dem von seinem südarabischen Material aus die Linien bis

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