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Ausgabe:

1938

Spalte:

50-51

Titel/Untertitel:

Jahrbuch der Theologischen Schule Bethel; 7 1938

Rezensent:

Usener, Wilhelm

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Theologische Literaturzeitung 1^38 Nr. 3.

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weittragende Folgen, so wenn er z. B. die Wurzel von
jälad mit ld ansetzt oder die von näga' mit g' S. LXXXV.
Die grammatische Terminologie des Autors ist die der
arabischen Grammatiker, wenn auch mit Abweichungen.
Ein Beispiel, das zugleich dartut, daß der Autor dieselbe
Erkenntnis hat wie wir, ist folgendes: Er erklärt S. 102
die Hölzer algummim 2. Chron. 9, 10 identisch mit al-
muggim 1. Kön. 10,11 und bemerkt, daß es zu den Worten
gehöre, in denen die Ordnung der Buchstaben verändert
sei wie in salmäh und simläh. Wie selbständig der
Autor gegenüber der jüdischen exegetischen Tradition
ist, ergibt sich aus folgendem Beispiel: Er erklärt S. 101
beides 'allön und 'elön für Eiche und citiert Genesis
13,18 mit der Bemerkung, daß das eine Eiche sei des
Mannes, der Mamre genannt sei. Hier hat nun das Tar-
güm des Onkelos bemeschere (Ebene) mamre und
Sa'adja Ga'ön entsprechend fi merg (Wiese) mamre. Es
dürfte danach klar sein, daß aus diesem Lexikon auch
für unsere Forschung noch etwas zu holen ist. Man
wird deshalb den Wunsch haben, daß das bis hierher
musterhaft sorgfältig edierte Werk durch Erscheinen
des zweiten Teiles, der mit dem Buchstaben a beginnen
wird, möglichst bald vollständig werden möchte.

Goslar am Harz. Hugo Duensing.

Windisch, Prof. D. Dr. Hans (t): Der Sinn der Bergpredigt.
Ein Beitrag zum geschichtlichen Verständnis der Evangelien und zum
Problem der richtigen Exegese. 2. stark umgearbeitete, erweiterte und
verbesserte Auflage. Leipzig: J. C. Hinrichs Verlag 1937. (VIII, 190
S.) 8°. = Untersuchungen zum Neuen Testament. Herausg. v. H.
Windisch f. Heft 16. RM 9-; geb. 11.50.

Am 8. 11. 1935 starb Hans Windisch ganz plötzlich
. Das ist ein großer Verlust für die neutest. Wissenschaft
. In seinem Nachlaß fand sich die Vorbereitung
zu einer 2. Aufl. des obigen Buches, dessen 1. Aufl.
1929 erschien. Martin Dibelius gibt nun die
2. Aufl. im Auftrag von Frau Sophie W. und des Verlages
heraus. Erich Klostermann las die Korrekturen
. Im Vorwort sagt Dib.: „In zahlreichen Einfügungen
hatte W. die Diskussion mit der inzwischen erschienenen
Literatur durchgeführt" . . . „Ich habe lediglich
die Einfügungen vorgenommen und dabei gelegentlich
einen Satzteil eingeschoben; ich habe die Auswahl getroffen
, wo Paraflelentwürfe vorzuliegen schienen; ich
habe auch gekürzt, um Verlagerungen des Schwergewichts
zu vermeiden. Was der Leser vor sich hat, ist also
wirklich Hans Windischs Werk, keine Bearbeitung seines
Nachlasses von fremder Hand."

Vergleicht man die 2. Aufl. mit der 1., so sieht man,
daß überall redigiert, ergänzt, gekürzt, erweitert ist.
In der Hauptsache ist das Buch dasselbe geblieben, das
es war. Sein Wert liegt 1) in den Literaturangaben
und der Diskussion mit den Meinungen anderer, 2) in
W.s energischer Betonung der „historischen" Exegese im
Unterschied von der „theologischen".

Leider ist es ja nun jetzt unmöglich, mit dem noch
lebenden W. über seine Arbeit und den Fortschritt der |
wissenschaftlichen Arbeit an der Bergpredigt zu diskutieren
. So muß ich mich an die Lebenden wenden |
und möchte das Folgende zu bedenken geben: Man
vergleiche W.s 1. Aufl. S. 56. 57 mit W.s 2. Aufl. S.
56—59. Da sieht man, daß W. meinen Aufsatz „Der
Sinn der Bergpredigt" 1929 (in Stanges Zeitschr.
f- syst. Theol.) genutzt hat, und zwar zu Umarbeitung
und Erweiterung der 1. Aufl. Ich glaube aber auch zu
sehen, daß W. meine Bedenken gegen seine Grund- ]
these von Jesu „richtigen Geboten" und gegen j
die hier bei ihm bestehende Unklarheit nicht in ihrem vollen
Schwergewicht erkannt hat. Hätte er das erkannt,
so hätte die Folge eine durchgreifende Umarbeitung
r ^ricnt'gung seines gesamten Buches sein müssen.
Dasselbe wäre der Fall gewesen, wenn W. den Matth.- !
Kommentar Schlatters (Stuttgart, Calwer Vereinsbuchhandlung
, 1933 2) einer gründlichen Beachtung gewürdigt
hätte. Er erwähnt Schlatter nur sehr nebenher,

während er sich gerade mit i h m hätte gründlich auseinandersetzen
müssen. Nur S. 56—59 taucht bei W. —
infolge meines obigen Aufsatzes — der Unterschied von
„juristisch" und „moralisch" auf, wobei W. nicht
erwähnt — offenbar, weil er das nicht gesehen hat —,
daß das dasselbe ist wie „Halakha" und „H ag-
g a d a". Obwohl W. aber sonst hervorhebt, daß man
„Unterscheidungen" machen müsse, um zur Klarheit zu
kommen, biegt er hier S. 56—59 allzu rasch die „Hag-
gada" in „Halakha" und umgekehrt um. Man darf aber,
wenn man über die Bergpredigt zur Klarheit kommen
will, nicht den Unterschied zwischen „juristisch" und
I „moralisch", zwischen „juristischen Gesetzen, Geboten,
Gesetzesparagraphen" und „moralischen Geboten", zwischen
„Halakha" und „Haggada", zwischen „juristischen
j Gesetzesparagraphen" und „Paränese" übersehen und
; verwischen. Hier steckt eine der grundlegenden Unklarheiten
in W.s Buch.

Etwas Entsprechendes äußert sich bei W. darin,
daß er durchweg in seinem Buche die Anwendung des
Begriffes „paradox" auf die Bergpredigt ablehnt. Auch
damit lehnt er einen der Schlüssel zum Verständnis
der Ausdrucksweise Jesu ab. Das ist bei W. umso
merkwürdiger, als ja ihm als vorwiegend „hellenistisch
" eingestelltem Neutestamentier die positive
Wertung dieses Begriffes eigentlich hätte sehr nahe
liegen müssen. Neuerdings hat ihn E. Wechßler
in seinem Buche „Hellas im Evangelium" (Berlin, A.
Metzner) geltend gemacht. Obwohl Wechßlers Buch vielfach
irrtümlich ist, bietet es doch mancherlei beherzigenswerte
Anregungen. Grade von Windisch hätte man erwarten
sollen, daß er das Problem: Die Bergpredigt
und der Hellenismus (die Bergpredigt und) (Seueca
die Hellenisierung der Bergpredigt durch Lukas) noch
mehr beachtet hätte. Deutlich faßbar ist für die „Paradoxa
" Jesu die „rabbinische" Verankerung.

Ich muß mich hier mit diesen Andeutungen begnügen.
Möchte das Buch W.s auch in der 2. Aufl. zu wissenschaftlicher
Besinnung und Unerschrockenheit recht viele
aufrufen! Für eine weitere Aufl. weise ich noch auf Folgendes
hin:

S. 11, Z. 6 v. u. lies für ; den Doppelpunkt: — S. 15, Z. 11 v. o.
ist „Racha" eine falsche Einfügung in S. 16 der 1. Aufl. - S. 31, Z. 13
v.u. lies: geschichtlich orientierte. - S. 36, Z. 16/17 v.u. ist „eine
von jetzt ab nachzufolgende Autorität" schlechtes Deutsch — S. 43, Z.
12 v. o. lies: — S. 43 vermißt man unter den „Voraussetzungen" der
Lehre Jesu die stoisch-kynische Popularphilosophie. — S. 43, Z. 19 v. o
lies: Tora. — S. 55, Z. 10 v. u.: Was soll hier „mehrdeutig" neiden?

— S. 67, Z. 4 v. o. lies: vor ihm. — S. 72, Anm. 1, Z. 3 ist „im
Gegenteil zur Weisheit" schlechtes Deutsch. — S. 97, Z. 19 v. u. lies
für „wegen mir": meinetwegen. - S. 146, Z. 6 v.o. lies: Gerichtsreligion.

— S. 147, Z. 9 v. o. ist „Propädeuse" ein Ausdruck, der seltsam und
vermeidbar ist. — S. 159, Z. 7 v. u. lies: könne. - S. 180, Z. 13 v. o.
lies: in Gethsemane. — S. 182, Z. 16 v. o. ist „simplistisch" ein merkwürdiger
Ausdruck. - S. 183, Z. 3/4 v. u. ist der Fettdruck nicht einzusehen
.

Leipzig. Paul Fiebig.

Jahrbuch der Theologischen Schule Bethel. Siebter Band 1936.
Herausg. von D. G. Merz Bethel-Bielefeld Verlagshandlung der Anstalt
Bethel. (176 S.) 8Ü. geb. 2.80.

Das Vorwort des 7. Bandes betont, daß neben der
wissenschaftlichen Aufgabe, auf der auch in diesem Band
der Hauptnachdruck liegt, die Erinnerung an Vater Bodelschwinghs
Lebenswerk hinfort besonders gepflegt werden
soll; das geschieht hier durch den Abdruck der Briefe
aus Ilsenburg aus dem Jahr 1883, die er dort seinem
Stenographen diktiert hat, und die ein Zeugnis seiner
mannigfaltigen, bis ins kleinste gehenden Sorgen, die sich
u. a. mit einer angebotenen Eismaschine beschäftigen,
sind. Der darin genannte westf. Generalsuperintendent
heißt nicht August, sondern Gustav Nebe.

Die wissenschaftlichen Darbietungen eröffnet Robert
Fr ick mit „Das Wort Gottes über die
Geschichte, Augustins Versucih einer Geschichtsdeutung
vom Worte Gottes her".
Auf Grund des Werkes vom Gottesstaat führt Fr. in die