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Ausgabe:

1938 Nr. 26

Spalte:

472-473

Titel/Untertitel:

Kirkehistoriske Samlinger; 1937 1938

Rezensent:

Achelis, Thomas Otto

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Theologische Literaturzeitung 1938 Nr. 26.

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net hat, führt er den geschichtlichen Bericht über den
Kampf Philipps des Schönen mit dem Papsttum weiter
bis zum vorläufigen Abschluß des Streites durch die
Bulle Vas electionis von 1321. Diese Schlußkapitel
gehen mit den voraufgehenden verglichen ein wenig
summarischer vor. Die Seiten 90 ff. werden infolgedessen
nicht wetteifern können mit dem neuen zweibändigen
Werk, das vor kurzem G. Digard unter dem Titel
Philippe le Bei et le Saint-Siege de 1285 ä 1304 veröffentlicht
hat (Recueil Sirey).

Schleyers Buch zeichnet sich durch anerkennenswerte
Klarheit, Übersichtlichkeit und Gründlichkeit aus. Es
zeigt sich im Grundsätzlichen genau so sicher wie im
geschichtlich Faktischen. An entscheidenden Stellen
greift es auf unveröffentlichte Schriften zurück. Was
es an Einzelergebnissen im Text, in Anmerkungen und
mehreren Anhängen bietet, wäre ausführlicher Hinweise
wert. Ich begnüge mich mit wenigen: Schleyer kann
über ein bisher völlig unbekannt gebliebenes Nationalkonzil
der französischen Bischöfe berichten, das im Jahre
1289 stattgefunden hat (72 ff.). Er kann außerdem nachweisen
, daß dieses Konzil mit einer Fälschung der Bulle
Etsi anitnarutn gearbeitet hat (74). Der Verfälschung
widmet er ein besonderes Kapitel des Anhanges. Von
den übrigen Texten dieses Anhanges führe ich wenigstens
die Predigt an, mit der Heinrich von Gent das
Konzil von 1289 eröffnete, außerdem die wichtige Denkschrift
, die dem Papst damals als supplicatio des französischen
Klerus vorgelegt wurde.
Marburg._W. Kalthoff.

Nederlandsch Archief voor Kerkgeschiedenis N. S. Deel XXIX.
s'Oravenhague, M. Nijhoff. 1937. (313 S.)

Der alten Kirchengeschichte gehört an: J. N. Bak-
huizen van den Brink: Kerk en traditie omstrecks
het jaar 200; es wird die katholische Lehre von Schrift
und Tradition als den beiden maßgebenden Offenbarungsquellen
erläutert an Tertullian (de paescriptione
haereticorum) und Irenaeus (adversus haereses). Beide
stimmen überein in der Setzung des regula fidei als
norma interpretandi scripturam und in der Annahme des
Abschlusses der Offenbarung in den Aposteln, deren
Geist in der Kirche lebendig ist.

Der Kirchengeschichte des Mittelalters gehört an:
F. Sassen: De middeleeuwsche bibliotheek der Abdij
Kloosterrade (gelegen in der Gemeinde Kerkrade in
niederländisch Limburg, 10 km von Aachen) erläutert
einen m. a. Bibliothekskatalog, in dem u. a. die h. Schrift
mit 64, Augustin mit 19 Nummern vertreten sind, ferner
Boethius, Scotus Eriugena, das Decretum Gratiani,
sehr reichlich die Scholastik, besonders Rupert von Deutz
(aber Abaelard fehlt!), dann die lateinischen Klassiker,
mathematische, astronomische und naturwissenschaftliche
Literatur. — H. J. Hak: De humanistische Waardering
van de h. Schrift, in het bijzonder bij Marsilio Ficino en
Faber Stapulensis zeigt in sehr wertvoller Weise Linien
in der Geschichte des Schriftverständnisses auf. Ficino
zieht in seiner Exegese neben Hieronymus Ambrosius
und Gregor nicht sowohl heran als vielmehr den Areo-
pagiten, Hermes Trismegistos oder die Kabbalah; auch
plaidiert er für den Gebrauch der sana ratio und wirkt
damit auf Faustus Sozzini. Faber Stapulensis kennt
die Kirchenväter und die Scholastik besser, kennt aber
auch Ficino und Pico, dann den Johannes Mauburnus
(Rosetum: quo enim spiritu scripturae factae sunt, eo
spiritu legi et intellegi volunt) und bemüht sich stärker
als Ficino um einen gereinigten Text und Deutung
e mente auctoris. Beide aber verbinden damit ein Suchen
nach einem mystischen, verborgenen Schriftsinn.
— Der Reformationszeit gehört an: P. Dalm van
Heel: De strijd tusschen de Tertiarissen van het
Utrechtsche Kapittel en de Minderbroeders in de laatste
Helft der zestiende eeuw zeigt in sehr interessanter
Weise einen Konflikt zwischen zwei Klöstern und dem
im Sinne des Tridentinums arbeitenden Franziskanerorden
, die Angelegenheit kam nach Rom, doch ist der

) dort gefällte Entscheid unbekannt, seit 1572 verstummt
I die Angelegenheit. — W. M. C. Regt: Aanvullingen en
! Verbeteringen op de Naamlijst van Predikanten in Zuid-
| Holland gibt Ergänzungen zur Series pastorum. — Das
ganze vierte Heft der Zeitschrift ist dem Jubiläum der
sogen. Staatenbibel von 1637 gewidmet. L. Knap-
| pert: Enkele opmerkingen bij de geschiedenis der Sta-
j tenvertaling spricht über das Menschlich-Allzumensch-
! liehe dieser Übersetzung, insbesondere über ihre wenig
erfreuliche (ganz anders als die Lutherbibel bei uns!)
I Wirkung auf die niederländische Sprache. — J. M. Bak-
j huizen van den Brink: Kerk en Staat in de onge-
j drukte Prefatie der Statenvertaling van 1637 behandelt
unter Mitteilung der betr. Dokumente die Frage, wie
i Staat und Kirche ihr gegenseitiges Verhältnis zur Bibel-
j Übersetzung — staatliches oder kirchliches Werk? —
ansahen. — G. Serenster: De Statenvertaling en
hare Kantteekeningen prüft die Frage, inwiefern die
| Übersetzung den von der Dordrechter Synode aufge-
; stellten Grundsätzen entsprach, und erörtert besonders
| die Quellenfrage. — W. A. P. Smit: De Statenvertaling
en onze Literatuur stellt fest, daß die Übersetzung in
der Literatur keine Wirkung hinterließ. — N. J. M.
Dresch: Plakkaat betreffende huwelijk, echtbrenk enz.
in Hollands Noorderkwartier, van 13. Juni 1574 gibt
eine der ältesten niederländischen Eheordnungen wieder.

Der neueren Kirchengeschichte gehört an: L. K n a p-
pert: De Hoogleeraren Kist en Suringar in de theologische
Faculteit te Leiden teilt zwei Briefe aus dem
Jahre 1827 mit, die zeigen, wie zwei Kollegen in vornehmer
Weise sich über die Verteilung ihrer Vorlesungen
einigen. — D. de Kok: Louis Hennepin te Utrecht
zeigt erstmalig eingehend die Rolle, die „der große
Entdeckungsreisende von Nord-Amerika" im jansenisti-
schen Streite gespielt hat als fanatischer Gegner von
de Codde („Le moindre des diables qui est en enfer, est
I plus savant que tous les hommes du monde et que tous
les Jansenistes ensemble"); er schrieb auch ein Buch
„La morale pratique du Jansenisme". Vf. ist zu seiner
Studie angeregt durch das für die Geschichte des Alt-
[ katholizismus wichtige Buch von J. Bruggeman: Inven-
I taris van de Archieven bij het Metropolitaan Kapittel
I van Utrecht van de Roomsch katholieke Kerk der oud
| bischoppelijke Clerezie, 1928. — J. Kleyntjens: Een
Mennonieten-Kolonie in Polen erzählt die Geschichte
der noch heute vorhandenen 15 blühenden niederländischen
, „nicht verpoolschten" Mennonitengcmeinden in
Polen. — Den einzelnen Heften sind Bücherbesprechun-
gen beigegeben.

Heidelberg. W. Köhler.

j Kirkehistoriske Samlinger. Sjette Rcekke. Udgivet af Selskabet
for Danmarks Kirkehistorie. Ved J. Oskar Andersen. Andet Binds
andet Hefte Kopenhagen: Q. E. C. Gad, 1937. (240 S.) 8°.

Kr. 6.50; bei Subskr. Kr. 5 —
In dem neuen Heft behandelt Kjeld G alster den

Kampf von Paulus Heliae für die alte Kirche gegen
| König Christian II. in den Jahren 1520—1524. —
! Der umfangreichste Aufsatz ist von Arthur G. Haß
j beigesteuert, der die Krönung König Christians III.
; und der Königin Dorothea am 12- August 1537 durch
; Johannes Bugenhagen schildert. Zu den alten kurzen
| Berichten bei Hvitfeldt, N. Krag, in dänischen Jahrbü-
j ehern und in deutschen Quellen hat Haß im Rostocker
[ Stadtarchiv einen niederdeutschen Bericht über die Krö-
| nuug mit ihren Vorbereitungen und das Zeremoniell mit

dem Wortlaut von Bugenhagen bei dieser Gelegenheit
gehaltenen Reden gefunden und verwertet. — Björn

Kornerup teilt die Autobiographie des Pastors Ras-
I mus Jensen Stage, mit (geb. 1693 in Tranderup auf der
j Schleswigschen Insel Aerröe, Pastor in Snodstrup auf
I Seeland 1727—1757). — Dem Laienmissionar Johann
j Ludolph Lützen aus Oesterby in Nordschleswig hat
| G. N. Rühmann eine Biographie zu seinem 200.
j Geburtstag gewidmet, er wurde unter dem Einfluß der
! Herrenhutergemeine Christiansfeld Missionar und wirkte