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Ausgabe:

1938 Nr. 23

Spalte:

424-425

Titel/Untertitel:

Blätter für württembergische Kirchengeschichte; 41. Jahrg. Heft 3/4, 42. Jahrg. Heft 1 u. 2 1938

Rezensent:

Bossert, Gustav

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Theologische Literaturzeitung 1938 Nr. 23.

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Paisij (f 1794), Feofan (f 1832) und Leonid (f 1841) Der deutsche Friedhof im 16. Jahrh. (Hess. Blätter f. Volkskunde 1926);

erscheinen. Das Bedeutsame dieser Epoche ist der große ! H- Grün, Die Leichenrede im Rahmen der kirchl. Beerdigung im 16.

Einfluß der Starzen auf das Klosterleben, wobei Leonid Janrh- <stlld- »• Krit. 1925 S. 289ff.); G. Hilbert, Luthers liturgische

als eine Gestalt an der „Wende" als erster den Wir- i 0™ndsa^e ,""d ih/c Bedeutung f. d Gegenwart 1927; F. Gebhardt,

kungsbereich der geistlichen Führung auch auf Laier.- i Pg^r J^r^t , m T D1eufchtler MesseD(D,iss- "al!f-

, -& , , & . , , ., &. . , ,. r- i iy28) auch H. Lerche, Studien zu den dentsch-evang. Psa mendich-

kreise auszudehnen versteht. Mit ihm beginnt die „Ern- , tuneen des 16. Jahrh s (Diss Breslau I936) und L Corkdjer Der deut.
te" (4. Kap.), bekannt durch ihr lokales Zentrum, die ; sehe evang. Liederpsalter 1929, wären zu nennen. Ferner G. Stuhl-
Einsiedelei von Optina, deren Ruhm durch Leonid be- | fauth, Außer Gebrauch gekommene kirchl. Kultgeräte (Theol. Blätter 1935
gründet wird. Die große Bedeutung der Starzen dieser j Sp. 273 ff.); Karl Müller, Zur Gesch. der Württemberg. Gottesdienst
Zeit für das geistige Leben — Kirejewskij, Gogol, Do- i Ordnung 1Q12; Benrath, die 5 Agendenreformen unter Herzog Albreclit
stojewskij, Solowjew u. a. stehen in persönlicher Ver- i (AHpreuß. Monatschrift 1920'1).

bindung mit der Öptinaeinsiedelei —, erklärt steh wohl Über die Grundgedanken, unter die G. von vorn-

mit dadurch, daß diese Epoche über das Typische hinaus herein sein Buch gestellt hat — Geschichte des luth.

Persönlichkeiten von starker individueller Anziehungs- , Gottesdienstes eine Geschichte seines Verfalls — kann

kraft hervorgebracht hat (Starez Makarij, Ignatij, Feo- . bei der Anzeige der 2. Aufl. nicht mehr ausführlich

fan und Amwrosij, unter ihnen zwei Bischöfe). Die Liebe j gehandelt werden. Daß das große Werk jetzt wieder

des Verfassers gehört aber mit Recht dem Starez Sera- vorliegt, daß es wieder auf den heutigen Stand der

fim, dem Heiligen von Sarow (f 1833), dem typischsten Forschung gebracht ist, daß die Fortsetzung nunmehr

Vertreter des Starzentums, dem Smolitsch das letzte für die nächste Zeit zu erwarten ist, das alles ist sehr

Kapitel seines Buches widmet. In Leben und Lehre Se- j erfreulich und verpflichtet zu lebhaftem Dank an den

rafims werden freilich auch die Probleme am deutlich- Verf. für seine mühevolle Arbeit.

sten, an denen eine kritische Untersuchung einmal nicht | Breslau-Sibyllenort. M. Schi an.
wird vorübergehen können. Die Frage des gegenseitigen

Verhältnisses von Mystik und Glaube und ihres Wertes ! Blätter für württembergische Kirchengeschichte. Im Auftrag
als Voraussetzung tätiger Bruderliebe wie die ablehnende I f" Ver<;ins s württembergische Kirchengeschichte hrsg. von p. Dr.
Stellung der Starben zS Theologie und Verfassung dürfte 2^1 & Ä^sfiSTlffl und

dabei einer vom Evangelium ausgehenden Beurteilung , j g38 2r 8o

der Bedeutung des Starzentums im Ablauf der russi- j das M A führt der Aufsat7 des verstorbenen Ken-

sehen Kirchengeschichte wesentlich erscheinen Die Ab- !iers der württembergischen Klosterbauten A. Mettsicht
des Verfassers „die abendländische Christenheit Ier Zur ßaugeschichte der Stuttgarter Stiftskirche im
auf diesen wichtigen Zweig der orthodoxen Askese und ; i2.—14. Jh." Er berichtigt in manchen Punkten das
Mystik zu lenken", muß m diesem Sinn dankbar be- ^ Buch des Architekten Wilh. Fritz über die Stutt-
grußt werden. j garter Stiftskirche. Fritz glaubte, den frühesten Bau

Oöttingen. Gerhard Deggeller. ! bis ins 11. oder gar 10. Jh. zurückführen zu können,

was m. E. schon durch das Pafrozinium zum hl. Kreuz
ausgeschlossen ist. Aus dem Fehlen der Steinmetzzeichen
und der Behauung der Steine mit der Zahnfläche schließt
nun M., daß der älteste mittelromanische Teil aus der
zweiten Hälfte des 12. Jh.s stammt. Ihm folgte ein
spätrornanischer Bau aus dem zweiten Viertel des 13.
Jh.s, den dann der gotische Neubau verdrängte. J.
Hallers Aufsatz „Der evangelische Dekanatsbezirk

Graft, Paul: Geschichte der Auflösung der alten gottesdienstlichen
Formen in der evangelischen Kirche Deutschlands
. I. Band: Bis zum Eintritt der Aufklärung und des Rationalismus
. 2. verm. u. verb. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
1937. (VIII, 471 S.) gr. 8°. RM 15—; geb. 17-.
Die 1. Auflage dieses für die Geschichte des evang.
Gottesdienstes grundlegenden Werks erschien 1921. Das
Vorwort zur 2. Au?l. weist auf die inzwischen entstandenen
Strömungen, Bewegungen, Kreise und Arbeitsge- j Tuttlingen, seine Kirchengemeinden und Pfarrstellen von
ineinschaften wie auf die rege Weiterarbeit auf vielen Ge- I der Reformationszeit bis zur Gegenwart" gibt einen sta

bieten hin, um zu zeigen, daß es sich nicht bloß um eine
Durchsicht unter Benutzung des in diesen P/2 Jahrzehnten
erschienenen Schrifttums handeln konnte. Freilich:
das Buch ist streng geschichtlich gehalten; dadurch war
von vornherein einer Neubearbeitung die Grenze ge

tistisch interessanten Überblick über den Zuwachs des
Bezirks an Pfarreien aus neuwürttembergischen Gebiet
und aus der Diaspora. Dabei wird auch das angrenzende
Baden mit berücksichtigt. Die folgenden Aufsätze gelten
Bengel und seiner Nachwirkung. F. Fritz zeichnet

geben. Das Vorwort äußert die Hoffnung, daß die Zer- das Bild eines Chiliasten: „Joh. Jakob Friederich. Ein
splitterung in Länder und Landeskirchen aufhören werde, j Kapitel vom Glauben an einen Bergungsort und am
richtet sich aber in der Gliederung sehr mit Recht nach das Tausendjährige Reich". Die Eigenart und Sonderden
bestehenden Verhältnissen, bleibt also im Wesent- ! barkeit der stillen frommen Kreise Württembergs wird
liehen beim bisherigen Stand. Schon für diesen Stand | in diesem zwischen 1759—1827 verlaufenden Lebens-
bietet die Gliederung ihre Schwierigkeiten, weil die Zu- , bild sichtbar. Eingehend wird das von Friederich ver-
gehörigkeit mancher Landgebiete wechselte und die Got- 1 faßte Buch „Der Glaubens- und Hoffnungsblick" be-
tesdienstordnungen oft nur für Teilgebiete (Städte usw.) j sprachen, das 1800 erschienen die Zeit von 1800 bis
Geltung hatten. Die Darstellung reicht auch jetzt nur I höchstens 1836 für die wichtigste Zeit der Weltge-
bis zum Eintritt der Aufklärung und des Rationalismus; schichte erklärt. Bengels Einfluß ist deutlich zu erken-
sie ist aber nunmehr ausdrücklich als 1. Bd. bezeichnet; I nen, aber auch der Abstand von seiner nüchternen Art.
der 2. Bd. wird Aufklärung und Rationalismus behandeln, j Friederich nennt als seine Gesinnungsgenossen auch Stil-
also wegen weiterer territorialer Umgestaltungen der hng und den Superintendenten Typke in Dobrilugk. Eine
Gliederung neue keineswegs leichte Aufgaben stellen. i Untersuchung gegen Friederich wegen Verleitung sebwär-
In der Hauptsache kam es doch auf die Verarbeitung der seit 1921 merisch Gesinnter zur Auswanderung nach Palastina,
gewonnenen historischen Erkenntnisse an. Ein Nachtrag zum Verzeich- i nahm einen für ihn gunstigen Verlaut, trst sein Wider-
nis der benutzten Werke umfaßt etwa 180 Titel. Diese Sonderanord- stand gegen die neue rationalistische Agende brachte
nung macht das ganze Verzeichnis etwas mühsam benutzbar, beruht ! ihn lim das Amt, das er in dem neugegründeten Korntal
aber wohl auf praktischen Gründen. Unter den ca. 150 Titeln nennen , wieder aufnehmen durfte. Den Hauptanstoß zur Auswail-
einige vor 1921 erschienene, also jetzt nachgetragene Schriften; weitaus 1 derung der württembergischen Sonderlinge nach Rllß-
die meisten stammen aus den Jahren nach 1921. Sie zeigen, wie eifrig 1 la),d und Palästina sieht der Vf. von Stilling ausgehen.
Graff das liturgische Schrifttum verfolgt hat. Doch sind einige Arbeiten ; w- h b hj dnen wichtigen Beitrag zur Geschichte
ubersehen worden, die nicht unerheblich sind; so z.B. r. Rendtorff, , r^u-y

Luthers ungefährliche Kirchenbräuche (Kawerau-Festschrift 1917 S. 145ff.); 1 d'es *-;nuiapsmuS; x .. u; w , ,■ ■ ••. r.

H. Grün, Die kirchl. Beerdigung im 16. jahrh. (stud. u. Krit. 1933 Wolf g. M e t zg er bietet einen uberb ick über „I e.i-
S. 138ff.); H. Grün, Das kirchliche Beerdigungswesen Deutschlands im gels theologische Entwicklung". Er schildert die Vor-
16. Jahrh. (Diss. Gießen; Teildruck aus Stud. u. Krit. 1930); H.Grün, bildung Bengels im Elternhaus und bei dein Präzeptor