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Ausgabe:

1938 Nr. 22

Spalte:

401-407

Autor/Hrsg.:

Sauer, Hermann

Titel/Untertitel:

Abendländische Entscheidung 1938

Rezensent:

Nöldeke, Martin

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Theologische Literaturzeitung 1938 Nr. 22.

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menfassung der vorderasiatischen (oder gar zweier vor- „Ökumene") die Vergangenheits- und Zukunftsbedeutung

derasiatischer) und der dinarischen Rasse zu einer neuen eines lebendigen Christentums Ist, das inmitten von

Gruppe auf die Bedenken von M. Heesch (Vergangen- : Gläubigkeit und Christenglauben zur Entscheidung, zur

heit und Gegenwart 1938 Heft 1) verweisen, erscheint „Abendländischen Entscheidung" berufen ist (S. ix, 525.

das Buch trotz des Vorzugs seiner leicht verständlichen 707, 757 u. öfter).

Darstellung für die Lösung der Aufgabe, die der Ver- Denn gerade unserer Generation ist infolge der durch

fasser ihm gestellt hat, nicht ausreichend. i den Weltkrieg ausgelösten Weltkatastrophen und der da-

Quakenbrück. H.Vorwahl. durch geschaffenen Geistesscheide (S. 61 lff.) die Ver-

-■- - j antwortung aufgetragen „mit dem Rätsel einer erschütter-

Die Gründung des christlich-deutschen Königtums und der t jm Chaos kreisenden Welt, mit dem Schicksal fertig

rMf St,prh;devS^en m !,Ur T s*i «!en hS?SS5 We'den m mÜSsen- Nicht die katur - das Schiclsal isl

(Mutmaßlicher Verfasser: Matthias Jos. Scheeben. Hrsg. - rlemricn Ilnc__ w/oif,.;:*,«! „„,,,„rfi„„ii /c i v c caa.. „ r

Raskop. Verf. der Anmerkungen: Hans Schulte). Mainz: Mal- Unser Weih atsel gewoi den (S. ix, S. 544 U. a.). . Darum

thias-Orünewald-Verlag [1936]. (XI, 224 S.) gr. 8° = Veröffentl. d. gehen wir heute einen neuen Gang; wie Faust zu den

Instituts f. neuzeitl. Volksbildungsarbeit. RM 4.20; Hperg. 5.50. Muttern der Natur-Mysterien ging, gehen wir zu den Vä-

Das vorliegende Buch ist der Neuabdruck einer Auf- fern der groben Schicksals-Mysterien, die Gestalt wurden
satzreihe, die 18.75 in der von M. J. Scheeben her- den Grenz- und Binnenkämpfen des Abendlandes von

ausgegebenen Zeitschrift „Periodische Blätter zur wis- : den Tagen der Völkerwanderung („Völkersintflut"), in

senschaftlichen Besprechung der großen religiösen Fra- de».'<amplen nnt Hunnen, Mauren Mongolen, Türken

gen der Gegenwart" erschienen ist. Martin Grabmann , b/s dl? Zerf des Preußens Friedrich Wilhelms i nach

hat nun anläßlich der Neuausgabe von Scheebens „Na- den, J0 ,n ingeu Kriege. So gewinnen wir aus Vater-

tur und Gnade" (1922) nachgewiesen, daß Scheeben «t gnis und Mahnmal aus Glaubensmythen und Sinn-

als der Verfasser fast aller wichtiger Aufsätze seiner Zeidien eine Schicksalskunde, die durch alle Welter-

Zeitschrift anzusehen sei, daß er darum auch mit höchster
Wahrscheinlichkeit als Verfasser dieser Aufsatzreihe zu
betrachten sei. Diese Aufsätze — bezw. das uns vor

schütterung hindurch unter den zarten und harten Zugriffen
Gottes („Heimsuchungen") unsere Väter immer
neu den Weg zur Treuga Dei, zum Gottesfrieden, zum

liegende Buch - stellen eine wohlwollende, durchaus j Stillewerden vor Gott finden ließ und die Kraft der Be
verständige Besprechung von Giesebrechts Geschichte i Wahrung ihres Mannestuiiis in jeder Weise schenkte,
der Peuschen Kaiserzeit dar, allerdings vom kathoii- ! »Volk '".Wehr zu Gottes Ehr" (S. 303 ff. sowie die
sehen Standpunkte aus. Die Haltung dieser Bespre- ; ersten beiden Bucher von S. 1 bis S. 374).
chung geht aus dem Eingangssatze hervor: „Die Seg- i Linter dem standigen Einfluß magischer, unchrist-
nunoen der christlichen Kultur in Deutschland sind heut- lieber, ja widerchristhcher, sowie nicht abendländischer,
zutage mehr als je bedroht durch das moderne Heiden- i ja undeutscher, meistens orientalischer Verblendungsprin-
tum. Mit unsäglicher Mühe, Arbeit und Ausdauer wurde , zipien wie: Imperialismus, Intellektualismus, Rationaliseinst
der Grund zu dieser Kultur gelegt. Es ist gewiß : mus, religiöser Relativismus, Säkularismus, Separatismus
Lehrreich, in unsern Tagen auf jene Zeiten zurückzu- ! und selbst Konfessionalismus sind diese Schicksalsmy-
blicken. Dadurch werden viele angefeuert, auch ihrerseits . sterien einer kraftvoll großen und wahrhaft erhabenen
nach Kräften beizutragen, daß die christliche Kultur ! Schicksalskunde jedoch in den letzten 2 Jahrhunderten

in Deutschland im gegenwärtigen Ringen erhalten und
siegreich bleibe. Dieselbe wurde gegründet durch das
christliche Königtum im engsten Bunde mit der katholischen
Kirche."

mehr und mehr schuldliaft vertan und der Vergessenheit
preisgegeben. Diese Tatsache hat zu immer größerer
Gott-Entfremdung und Selbst-Vergottung des Menschen
geführt. Davon sind moderne Philosophie seit Erasmus

Während Scheeben im Titel seiner Aufsatzreihe nüch- ! bls hin zur Existenzial-Philosophie, moderne Psychologie,
fern schrieb im zehnten und zu Anfang des elf- rationalistische üeschiclits- und auch rationalistisch beten
Jahrhunderts" heißt es in der Neuausgabe nicht ohne tnebene Kirchengeschichtsforschung, sowie jede instark
programmatische Betonung . . ." zur Zeit der Sach- tellcktuahstisch-rationalistische Theologie und alledem
senkaiser " I zufolge moderne Pädagogik, ebenso sehr klerikal-katho-
Das Nachwort des Herausgebers Heinrich Raskop hsches sowie jedwedes rationalistisch-orthodoxe Denken,
ist schwach - die Anmerkungen von Hans Schulte sind im aber sog. Neuheidentum mit erfaßt und vermögen

Einzelnen sehr fehlerhaft, im ganzen durchaus töricht
Berlin. otto Lerche

von sich aus nicht darüber hinaus zu führen. Vielmehr
fuhrt alles aufklärerische Denken und Handeln schließlich
zu resignierendem Fatalismus oder katastrophalem Fanatismus
iiund wird nicht fertig mit den großen Schicksals-

Sauer, Hennann: Abendländische Entscheidung. Arischer Mythus
und christliche Wirklichkeit. Leipzig: J. C. Hinrichs 1Q38. (XII, 778 S.) rätseln der abendländischen Geschichte ,die heute von der
gr. 8°. RM12-; geb. 14-. . Weltgefahr des atheistischen Bolschewismus im Zeichen

Es ist nur zu wünschen, daß alle noch so verschie- der Massenvergötzung und des Massenelends ständig
denartigen Bearbeitungen dieses umfangreichen Werkes bedroht und umbrandet ist. „Abendland, werde
darin wetteifern, so treu und wahrhaftig wie möglich das ' wieder Christenheit!" ist darum der Ruf einer
Grundanlicgen im Zusammenhang seines geradezu cha- : wahrhaft ökumenischen Theologie, in der die abendliin-
rismatisch wirkenden Gehalts, seiner ganzheitlich ge- ^ dische Wirklichkeit vor die Wahrheit Gottes gerufen
schlossenen, glaubensmächtigen Gestaltung zu erfassen, ; ist (S. 654 ff.). Damit ist uns aber als Theologen
wieder- und weiterzugeben. Ja, es ist zu hoffen, daß vordringlich folgende Aufgabe gestellt: „wir müssen je*
keine Richtung innerhalb der deutschen wie abendlandi- ner entscheidenden Erkenntnis Hitlers folgend, daß'wir
sehen geistigen Auseinandersetzungen an diesem Werte | die Gesetze eines Deformations-Prozesses der letzten beivorübergeht
. Namentlich haben sich alle deutschen Volks- , den Jahrhunderte (Liberalismus-Marxismus) zu erkennen
erzieher eingehend damit zu beschäftigen. Ist es doch
allen gewidmet, die im Vateramte, im Wehr- und Lehrstand
stehen (S. 778), damit sie mit dem Verfasser das

und aufzufangen haben, das Bild des geistigen Deutschtums
vor diesem Ablaufprozeß erfassen" (vergl. die
gewonnenen Gedanken: Mythus und Glaube deutscher
sachliche Anliegen aller am Christentum kritisierenden Geschichte als wegweisend in ihrer Bedeutung zu neuem?

Strömungen zeitoffen erkennen, willig bejahen, sich aber Ethos, ja zur Kultus-Erziehung im Preußentum Fried*

auch mit ihm davon überzeugen, welche meist unbewuß- rieh Wilhelms t. (1. und 2. Buch, besonders S. 404).

ten intellektuellen Hemmungen als Geisteskräfte der Ver- Wir haben außerdem nun aber auch ,,die Linie des an-

gangenheit in unsere heutigen Auseinandersetzungen hm- deren Prozesses zu überblicken, in deren Bann sich die

einspielen. Nicht zuletzt ist klar und deutlich festzustel- , Volkspädagogik der letzten Jahrhunderte bis heute so

len, wie entscheidend für unser Volk, ja, für das ge- stark vollzog, daß das Prinzip der Kultus-Erziehung

samte Abendland und darüber hinaus für die Welt (die | absolut diesem Prinzip weichen mußte" (vergl. 2. bis