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Ausgabe:

1938 Nr. 1

Spalte:

279

Autor/Hrsg.:

Stakemeier, Eduard

Titel/Untertitel:

Der Kampf um Augustin auf dem Tridentinum 1938

Rezensent:

Markgraf, Bruno

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279

Theologische Literaturzeitung 1938 Nr. 15/16.

280

an der E.schen Arbeit in methodischer Beziehung ist
die im Gegensatz zur bisherigen Forschung reiche, umsichtige
Verwertung der liturgischen und hagiographi-
schen Literatur. Auch in dieser Hinsicht darf E. der
Zustimmung und des Dankes für seine Arbeit gewiß
sein.

Abgesehen von der terminologischen Frage, ob es
glücklich ist, den Begriff des Kreuzzuges auf alle „kirchlichen
" Kriege auszuweiten, sei zu einem Punkte der
E.schen Darstellung eine Bemerkung erlaubt. Der Gestalt
Hildebrand-Gregors gegenüber fragt E., der sonst
ideengeschichtlkh arbeitet, ob er Staatsmann und Priester
oder auch Kriegsmann gewesen sei (S. 135). Diese Kategorien
reichen aber nicht aus — auch im Rahmen der
E.schen Fragestellung nicht —, um den Mann, der in
besonderer Weise Träger und Gestalter der Papstidee
gewesen ist, zu messen. Dieser Papst nimmt es ja doch
für sich in Anspruch, die göttliche Ordnung der Welt
auch gegen das Kaiser- bezw. Königtum mit Hilfe
geistlicher und weltlicher Gewaltmittel durchzusetzen.
Der aktivistische Gestaltungswille, der die Welt in ihrer
Ganzheit einbeziehen und einordnen will in die göttliche
Weltordnung, ist die treibende Kraft des Reformpapsttums
, das in Gregors Theorie und Praxis seinen freilich
dämonisch übersteigerten Höhepunkt erreicht hat. Von
daher ist m. E. auch seine kriegerische Tätigkeit zu verstehen
und zu beurteilen.
Greifswald. H. Eger.

Stakemeier, Dr. theo]. Eduard: Der Kampf um Augustin auf

dem Tridentinum. Paderborn: Bonifacius-Druckerei 1937. (280 S.)
8°. RM 6.60.

Die Schrift behandelt dogmatische Lehrstreitigkeiten
über die Rechtfertigungslehre auf dem Tridentiner Konzil
. Im Vordergrunde der Untersuchung steht der Augustinergeneral
Hieronymus Seripando mit seiner Einstellung
zu Augustins Lehre von der Rechtfertigung. Öfter
setzt sich St. mit A. V. Müller auseinander, gelegentlich
auch mit Hanns Rückert. Ausführlich wird eingegangen
auf die Lehrkämpfe, die Seripando 1546 auf dem Konzil
mit einer Reihe von theologischen Gegnern durchgefochten
hat. Ergebnis: „Seripando ist in Wahrheit ein
;:userwähltes Werkzeug Gottes gewesen und seine Sondermeinungen
haben auch da, wo sie zu weit gingen,
mit dazu beigetragen, die überlieferte Lehre noch klarer
und vollständiger auszusprechen."

Leipzig-Markkleeberg. Bruno Markgraf.

Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus
im ehemaligen und im neuen Österreich. Begründet
von Theodor Haase, Gustav Trauten berger, C. A. Witz-
Ob erlin, 1889- 1929 geleitet von Georg Loesche, hrsg. von
Karl Völker. 58. Jahrg. Wien u. Leipzig: Manz'sche Verlags- und
Universitätsbuchhandlung 1937. (164 S.) gr. 8°.

Das Jahrbuch beginnt mit einem Nachruf auf Joh.
Loserth, den Katholiken, der die Geschichte des österreichischen
Protestantismus eifrig gefördert hat. K. Völker
schreibt über „die Stände Augsburgischen Bekenntnisses
auf den niederösterreichischen Landtagen" und
fordert eine Geschichte der niederösterreichischen Stände,
deren evangelische Glieder sich um die Anerkennung
der Augustana jahrzehntelang mühten, aber darunter litten
, daß der Adel durch die Maßnahmen der Regierung
von den Bürgern getrennt wurden. Doch zeigt V., daß
bis . zum Toleranzpatent Josefs II. die Evangelischen
im Adel und selbst in den Landtagsvertretungen nie
ganz ausgestorben sind. Doch bedarf es noch eingehender
Untersuchungen, die Existenzrnöglichkeit der Evangelischen
in Niederösterreich von 1647, als 75 Adelsfa-
milien sich um ihre Religionsfreiheit in Osnabrück bemühten
, bis 1781 nachzuweisen. J. Hübel beschreibt
„die Ächtungen von Evangelischen und die Konfiskationen
protestantischen Besitzes im Jahre 1620 in Nieder
- und Oberösterreich". Wir erfahren die Namen der
Adligen, die Ferdinand II. die Huldigung verweigerten
und deshalb für Rebellen erklärt wurden. Die Konfiskationen
brachten der Hofkammer viel Mühe und wenig
Gewinn, da die Güter der Adligen stark verschuldet
waren. Es ist erfreulich, daß wir in einer späteren Ausführung
Weiteres über einzelne der Ausgewiesenen erfahren
sollen. P. Dedic teilt „ein Trostschreiben der
Wittenberger Fakultät an die steirische Landschaft" von
1598 mit. Damals wurde als letzter steirischer Pastor
D. Christoph Schleupner, der später in Hildesheini, Eisleben
, Bayreuth, Hof und Würzburg Dienst tat, auf
Empfehlung der Wittenberger Fakultät nach Graz berufen
, konnte aber nicht aufziehen, da Erzherzog Fer-
: dinand die „gänzliche Einstellung des Kirchen- und
Schulexerzitiums" befahl.

E. Winkelmann behandelt „zur Geschichte des
Luthertums im untersteirischen Mur- und Draugebiet"
den Geheimprotestantismus, der sich in der Zurückhaltung
vom katholischen Gottesdienst, im Besitz verbotener
Bücher und in auswärtigem Gottesdienstbesuch
! äußerte noch lange nach der gewaltsam durchgeführten
I Gegenreformation von 1600. Erst 1648 erlosch alle
Hoffnung, daß das Blatt sich noch einmal wende. Die
! Nähe Ungarns war vielen eine Hilfe und ein Halt.
P. Dedic gibt eine Darstellung des „Kärntner Protestantismus
vom Abschluß der „Hauptreformationen" bis
zur Adelsemigration 1600—1629 30". Überall zeigen sich
Beispiele von großer Glaubenstreue. Die Familien spalteten
sich. Das Land wurde wirtschaftlich schwer geschädigt
. Der Fanatismus forderte ungeheure Opfer.
Die Fortsetzung soll zeigen, daß der evangelische Glaube
| nicht ganz ausstarb. K. Völker gibt einen Überblick
über „die Zillertaler „Inklinanten" im Spiegel der Ge-
j schichtsschreibung". Die Historiker und Polemiker bei-
S der Seiten kommen zu Wort und es wird festgestellt,
j daß die Inklinanten keine Aufwiegler, sondern Evan-
i gelische waren, denen eine eigene Pastoration versagt
i wurde. Auch die ihnen vorgeworfene Unmoral wird
I auf das rechte Maß zurückgeführt. Die Evangelischen
i wurden zur katholischen Eheschließung nicht zugelas-
| sen und eine andere gab es rechtlich nicht.

Das Toleranzpatent bestand auch für Tirol zurecht,
j was die kaiserliche Entschließung vom 21. April 1832
I ausdrücklich anerkannte. Der „bittere Beigeschmack einer
I ungesetzlichen Handlungsweise" bleibt. B. H. Zimmermann
gibt einen Lebensabriß von „Gottlieb August
| Wimmer, ein Bahnbrecher der Bibelverbreitung in Südosteuropa
" (1791 —1863). Dieser geborene Katholik und
! evangelische Pfarrer von Oberscnützen, der 1848 als
! ungarischer Aufrührer fliehen mußte und dann als freier
I Prediger in Bremen lebte, war ein eifriger Bibelverbrei-
] ter in Ungarn und bei den slawischen Nachbarvölkern,
' der in der Allg. Deutschen Biographie ganz ungenügend
gewürdigt ist. Z. hat viel Stoff gesammelt und
, hofft eine ausführliche Biographie bieten zu können,
j wozu ihm die dargebotene Skizze den Weg bahnen
möge.

Stuttgart-Berg. Q. Bossert.

Norvin, William: Kobenhavns Universitet i Reformationens
og Orthodoxiens Tidsalder. F0rste Bind.-Kopenhagen: Gylden-
dal 1937 (VIII, 336 S.) 8°.

William Norvins Buch über die Geschichte der Kopenhagener
Universität im Zeitalter der Reformation
i und der Orthodoxie, von der evangelischen Erneuerung
1537 bis zu der neuen Fundation 1732, welche das
| Zeitalter der Aufklärung einleitet, ist herausgegeben aus
I Anlaß des vierhundertjährigen Jubiläums der nordischen
' Hochschule im Jahre 1937. Es ist eine Fortsetzung
von Norvins Geschichte der mittelalterlichen Universität
(Kobenhavns Universitet i Middelalderen), die 1929
I zur Feier des 400-jährigen Bestehens der Universität
: Kopenhagen erschien. Es sucht, wie jenes frühere Buch,
i eine möglichst erschöpfende Darstellung der Geschichte
der Universität als Institution, als Unterrichtsanstalt und
j als Forschungsinstitut zu geben. Der vorliegende erste
! Band, dem sich noch eine Auswahl von Urkunden an-
I schließen soll, gibt die Geschichte der Universität als